Ly

Nr. 230.

Amts- und Anzeigeblatt für den Oberamtsbezirk Calw.

92. Jahrgang.

Erscheinungsweise: Smal wüchenilich. Snzeigenprei«: Im Oberamts« bezirk Ealw wr bie -tnspattla- Zeile 10 Pfg^ außerhalb desselben 12 Psg, Reklamen SL Psg. Schluß iür Anzeigenannahme S Uhr vormittags. Aernspr. S.

Dienstag, den L. Oktober 1817.

BezugSpretLr In der Stadt mit Lrägerloh» M?. I^S vkerteltShrlto,' 'oftbezugSpret- tm OriS- und RachbaeorKverkehr Mk. I.. im Fernverkehr 1.65 Bestellgeld in Württemberg M Psg.

Wieder ein Fliegerangriff auf England.

Die Lage aus den Kriegsschauplätzen.

Die deutschen amtlichen Meldungen.

Wieder ein Fliegerangriff auf London «nd die Küstenstädte am Kanal.

(WTV.) (grosses Hauptquartier. 1. Okt. (Amtlich.) WestlicherKriegsschauplatz. Heeresgruppe Kronprinz Rupprecht: Zn Flandern war der Ar­tilleriekampf an der Küste und im Bogen um Hpern von mittag an stark, er blieb auch nachts lebhaft. Englische und *-onösiscke Flieger haben in letzter Zeit im belgischen Gebiet durch Bombenabwurf erhebli­chen Sachschaden verursacht. Die Angriffe forderten pftter der Zivilbevölkerung zahlreiche Opfer.

Heeresgruppe Deutscher Kronprinz: Längs der Äisne. nordöstlich von Reims und in der Champagne lebte die Feuertätigkeit auf, meist in Verbindung mit Erknndungsaefechten, die uns Ge­fangene sinbrachten. Bor Verdun dielt sich die Kktmvstätiakeit in mässiaen Grenzen. Unsere Flieger warfen wiederum auf die militärische« Bauten und Speicher im Innern Londons Bomben ab. Zahlreiche Brände kennzeichneten diesen Anarisf als besonders rvirksam. Andere Flugzeuge griffen Margats «nd Dover erfolgreich an. Sämtliche Flugzeuge sind un­versehrt zurückaekehrt.

14 feindliche Flieger sind gestern abgeschosfen worden. Leutnant Gontermann errang feinen 37. and 38., Oberleutnant Bechtold seinen 27. Sieg im Luftkampf.

Oestlicher Kriegsschauplatz: Die Lage ist unverändert. Oertliche Znfanteriegefechte riefen in einzelnen Abschnitten vorübergehende Steigerung des Feuers hervor.

Mazedonische Front: Keine wesentlichen Ereignisse.

Der erste Generalquartiermeister Lndendorff« Feindliche Fliegerangrifse auf Stuttgart.

(GKG.) Am Sonntag Nacht zwischen 11.35 und 12.45 Uhr wurde Stuttgart zweimal von feind­lichen Luftfahrzeugen angegriffen. Die abgeworf-'nen Bomben fielen großenteils auf Strassen und freie Plätze und verursachten außer zerbrochenen Fenster­scheiben, Dachziegeln usf. keinen erheblichen Sachscha­den. Auster einigen Leichtverletzten, worunter vier Frauen und ein Knabe, wurden drei Männer, von denen zwei keine Deckung ausgesucht hatten, getötet. Beidemale wurden die feindlichen Luftfahrzeuge durch Abwehrfeuer vertrieben.

(STB.) Stuttgart. 1. Ott. Der König traf heute nachmittag von Bebenhausen hier ein und nahm von den durch die Flieger heute Nacht ange­richteten Schäden selbst Augenschein. U. a. suchte er eine Witwe in ihrer Behausung auf. die gleich zu Beginn des Krieges einen Sohn im Felde verloren hat, um ihr über das neuö Mißgeschick, das sie ge­troffen hat, persönlich sein Beileid auszudrücken. Als er wieder aus dem Hause trat, wurde er von der vielköpfigen Menge überaus herzlich begrüßt Der Ncutcrbericht über die Fliegerangrhft.

(WTB.) London, I. Ott. (Reuter. Amtlich.) Zwei Gruppen von Flugzeuegn und andere, die einzeln kreuzten, überflogen zwischen 6.40 Uhr und 8 Uhr abends die Küste von Kent und Essex und näherten si(h London. 10 drangen durch die äußeren Verteidigungswerke, 4 oder 6 erreichten London. Bombenabwürfe werden aus Kent, Essex und London gemeldet. Menschenverluste und Sachschaden sind noch nicht gemeldet. Ein weite­

rer Bericht besagt: Bei dem gestrigen Luftangriff wur­den 11 Personen getötet und 8 verwundet. Der Sach­schaden ist unbedeutend.

Ein amerikanisches Piouierrsgiment an der Westfront.

Berlin, 2. Ott. Wie demBerliner Tageblatt" von der schweizerischen Grenze gemeldet wird, haben, Pariser Blättern zufolge, die ersten amerikanischen Truppen eines Genieregiments ihren Platz an der Front eingenommen. Das Regiment versteht seinen Dienst an einer Bahnlinie in dem französischen Frontabschnitt. Es wurde vor kurzem von deutschen Fliegern mit Bomben und Maschinengewehren ange­griffen. Tin amerikanischer Soldat, der eine Bombe noch kurz vor der Explosion ergriff (Wers glaubt) und sie in den Fluß warf, erhielt als erster Ameri­kaner das französische. Verdienstkreuz.

Der österreich-ungarische Tagesbericht.

Erfolgreiche österreichische Fliegerangriffe.

MTB.) Wien. L. Okt. (Amtliche Mitteilung vom 1. Ott.: Oestlicher Kriegsschauplatz und Alba­nien: Nichts Neues. Italienischer Kriegsschauplatz: An der Jsonzofront erlahmten die italienischen Jn- fanterieangriffe. Bei Podlaka auf der Hochfläche von Bainsizza wurde ein feindlicher Vorstoß im Keim er­stickt. Die Artilleriekämpfe dauern im Bereich des Monte San Gabriele und nordöstlich davon unver- mirdsrt heftio an. Bei der Heeresgruppe des Feld­marschalls Freiherr von Conrad keine besonderen Er­eignisse. Der Chef des Eeneralstabs.

Ereignisse zur See.

Am Abend des 27. September hatten unsere Seeflugzeuge die Flugstation Brindisi und die in die­sen: Hafen liegenden Torpedoeinheiten und Untersee­boote wirksam mit Bomben belegt. Wie einwandfrei beobachtet werden konnte, erhielten eine Zerstörer­gruppe zwei schwere Bombentreffer und auch die üb­rigen Ziele gute Einschläge. Der erfolgreichen Unter­nehmung gegen die italienischen Luftschiffanlagen von Jesi vom 27. Sept. folgte an: 29. Sept. abends ein vom gleichen Erfolg gekrönter Angriff unserer Seeflieger gegen die Ballonhalle von Ferrar . dem wieder ein Luftschiff zum Opfer fiel, indem es durch zwei Vornbentreffer auf die Halle mit riesiger Stich­flamme verbrannte. Am selben Abend wurden auch die Fabrikanlagen von Pontelagoscuro wirkungsvoll mit Bomben belegt. Der Feind wiederholte am 28. und 29. September abends seine Fliegerangriffe bei Vota, die keinen nennenswerten Schaden militäri­scher oder privater Natur hevorriefen. Zwei Mat­rosen wurden verwundet. Eines der italienischen Flugzeuge wude an: 29. Sept. von einem unserer Jagdflieger im Luftkampf über See brennend zum Absturz gebracht. Die Insassen, zwei italienische Leutnants, sind tot.

D?r Italic« sich« Bericht.

(MTB.) Nom. 2. Okt. Im Heeresbericht vom 1. Ok­tober heißt es u. a.: Auf der Hochfläche von Bainsizza erneuerte der Feind seine Angriffsversuche gegen die kürzlich von uns eroberten Stellungen. Er wurde jedes­mal zurückgeschlagen. Die Zahl der von uns während der Offensiven der drei letzten Tage gemachten Gefange­nen beträgt 2019, darunte 63 Offiziere.

Neue U-Boots-Ersolge.

(WTB.) Berlin, 1. Ott. (Amtlich.) Neue U-Boots­erfolge im Sperrgebiet um Englaich: 21 008 Bruttore­

gistertonnen. Von den versenkten Schiffen wurden drei große Dampfer ans stark gesichertem Geleitzug heraus- geschoffen.

Der Ehef des Admiralstabs der Marine.

Die mazedonische Front und der U-Bootkrieg.

(WTB.) Berlin. 1. Ott. Aus feindlicher Ge­fangenschaft zurückgekehrte bulgarische Soldaten be­richten: Anfangs August traf in Saloniki ein Trans­port von 745 Serben aus Frankreich ein. Bei Ein­schiffung bestand der Transport aus 2300 Mann, wo­von ein Teil aus Amerika gekommen war. Der Transport wurde zweimal durch UntersecL 's ziert urch die 745 Mann waren der Rest, der von einem Kriegsschiff noch gerettet werden konnte. Der ganze Transport war mit Schwimmgürteln ausge­rüstet. Ein geringer Teil der Geretteten konnte an die Front geschickt werden. Der Rest kam in die La­zarette oder in die Etappe infolge völliger Erschöp­fung. Es läßt sich somit verstehen, daß Ententesol­daten, die nach einem überseeischen Kriegsschauplatz transportiert werden sollen, die Reise mit recht wss- mg Begeisterung und sehr gemischten Gefühlen an- tretsn. Durch Nichteintreffen einer Anzahl Dampfer mit Mehl und sonstiger Verpflegung infolge Torpe­dierung wird jetzt schon die mazedonische Ernte ver­braucht. Für die mazedonische und griechische Bevöl­kerung, die jetzt bereits schwer unter Hungersnot lei­det. sind deshalb die Aussichten für den Winter ftbr düster und sie geht entsetzlichem Elend entgehn ' durch, daß die Entente truppen ihre Ernte haben. Die Bewohner Mazedoniens und Griechen­lands Haffen ihre Peiniger und Bedrücker, die ihnen alles zum Lebensunterhalt Nötige wegnehmen, um so mehr, als die Entente mit pharisäischen Reden-- arten (Wilson, Poincarö) sich noch dazu als Beschs - der kleinen Nationen und Kulturbringer auffpie - . Die Mazedonier und Griechen haben nur noch den einzigen Wunsch, so schnell wie irgend möglich vom Schutze «nd der Kultur der Entente befreit zu werden.

Die Kämpfe in Ostafrika.

(WTB.) London, 1. Ott. (Reuter.) Das Krieg­amt telegraphiert vom 29. September: Der Oberbe­fehlshaber in Ostafrika meldet, daß Nahunge, ein wich­tiger deutscher Stapelplatz auf dem Nordufer des Npen- kuru-Flusses, 82 Meilen südwestlich Kilwa, von unseren Truppen am 28. September besetzt wurde. Sie begegne­ten beträchtlichem Widerstand. Ein Geschütz wurde er­beutet.

Zm 7«. GMMU HinLenSnrgs.

Von allen Gauen Deutschlands gehen hcm - d- Generalfeldmarschall v. Hindenburg Gins;-:

urll» Wünsche zu seinem Geburtstag zu. Da ist kein Stand, der ihm nicht zujubelt, wie man einst dem großen Fritz, dem alten Blücher zugejubelt hat, die mit Recht als wirkliche Volkshelden gefeiert werden. Und Hindenburg verdient diese Verehrung des deut- e. Volkes. Wer vermöchi. cs auszudenlen, wie c heute um das deutsche Volk stände, wenn er uns nicht zweimal vor der Ueberschwemmung durch die ruffi­schen Horden gerettet hätte. Bei Ausbruch des Krie­ges säst Hindenburg in: Ruhestand auf seinem Gut in Ostpreußen. Wie so viele seiner Kameraden hatte der 67-Jährige, wie das gerade in der militärisch Laufbahn notwendig ist, jüngeren Kräften den Plk frei machen muffen. Man erzählt sich, daß er auch ein