Fremdenbesuch.

Die Zahl der Kurgäste, die in diesem Jahr die Bade- und Kurarte des Oberamts besuchen, ist außerordentlich groß. Es ist eigentlich kein Ort mehr zu nennen, der es gegenwärtig nicht zum Kurort gebracht hat. Auf den entlegensten Dörfern finden wir überall Gäste und Fremde, die ihrer Angehörigen und ihrer Verwandtschaft sich erinnern und die jetzigen An­nehmlichkeiten des Landlebens genießen wollen. Die Ver­wandt- und Bekanntschaft von Landleuten ist bei vielen Leuten neu ins Gedächtnis gerufen worden und der Land­bewohner hat häufig nicht gewußt, daß er so liebe und so viele Verwandten in den Städten besitzt. Selbstverständlich sind aber alle Gasthöfe, die überhaupt Fremde aufnehmen können, vollständig besetzt. Das Bedürfnis nach Ruhe und Ausspan­nung scheint in diesem Jahr besonders groß zu sein, denn tagtäglich und zu jeder Zeit trifft man in den Wäldern, in den Straßen, in den Hotels und Gasthäusern eine Menge von Fremden, denen der Aufenthalt im Schwarzwald sehr gut zu bekommen scheint. Aus allen deutschen Gauen sind die Gäste herbeigeströmt, um im schönen Schwarzwald einen an­genehmen Platz zu finden. Ohne Reklame, die früher von manchen Orten mit Hochdruck betrieben wurde, haben sich die Kurgäste so zahlreich eingefunden, daß erreicht wurde, was Jahrzehnte lange Friedensarbeit nicht vermochte. Das Na- 'ioldtal mit seiner Umgebung ist der Sammelpunkt von einer Menge von Kurgästen geworden und wird in Zukunft, auch seine Anziehungskraft bewahren. Die Wirkungen der Frem­densaison machen sich in verschiedenster Weise bemerkbar. Der Höhepunkt der Fremdenzeit dürste nun wohl glücklich erreicht sein und damit auch die Erfüllung eines heißen Wun­sches der meisten Bezirkseinwohner. Denn es ist allgemein bekannt, daß die Kurgäste die Lebenshaltung für die ein­heimische Bevölkerung tatsächlich ungemein erschweren und aufs empfindlichste beeinflussen.

Meisterbilderkonzert.

Verlagsbuchhändler Richard Jordan aus Riga, der durch seine Lichtbildervorträge über seinen zehnjährigen Aufent­halt in Rußland und seine Meisterbilder-Andachten bekannt ^geworden ist, wird am kommenden Donnerstag imBadi­schen Hof" in Calw unter Mitwirkung geschätzter Künstler ein vaterländisches Meisterbilder-Konzert veranstalten. Es handelt sich hier um eine ganz eigenartige künstlerische Idee, um eine harmonische Verbindung der Schwesterkünste Ma­llere! und Musik, in dem ausgewählte Musikstücke für Klavier, Geige und Gesang gleichzeitig mit farbigen Bildern berühm­ter Meister der Malkunst geboten werden. In den Ostsee­sprovinzen, wo Herr Jordan vor dem Kriege (in Riga) ge­liebt und diese musikalischen Musterbilder-Vorführungen ins (Leben gerufen hat, fanden in Riga, Mitau, Libau und Reval ^zahlreiche Metsterbilder-Konerte statt, außerdem in Peters­burg und Moskau, sowie in Südrußland und im Kaukasus Is(Baku). In Leipzig hat Herr Jordan mit dem bekannten jRöthig-Quartett im Kristall-Palast zu Beginn des Krieges ! vaterländische Meisterbilder-Konzerte veranstaltet. In Süd- ideutschland haben bisher nur in Stuttgart und Heilbronn, ftowie vorigen Sommer in Herrenalb solche Konzerte stattge- kfunden. In Nagold wird am kommenden Sonntag 5)4 Uhr -(im Seminar) ein Meisterbilder-Konzert stattfinden unter ^gesanglicher Mitwirkung von Otto Meßbecher und Fräul. von Josch aus Karlsruhe. Um 3 Uhr geht ei»? K-oervor- istellung voraus.

Lutherschauspiel.

ep. Das fünfaktige Lutherschauspiel von Siaüt- pfarrer l). David Koch, Stutgart, wird in den Monaten Oktober und November am Kgl. Hostheater Stuttgart, Großes Haus, zur Aufführung kommen. Die Presse hat das Drama bereits lebhaft begrüßt. Eine Aufführung an anderen deutschen Bühnen bereitet sich vor.

Lichtspieltheater Calw.

* Wir machen auf die Vorstellungen im Lichtspieltheater aufmerksam. Unter den Vorstellungen sind besonders inter­essantIm Banne des Bösen" undUnsere Marine im Welt­kriege". Beide Stücke werden überall mit großem Interesse aufgeführt.

Vom Landtag.

(STB.) Stuttgart, 9. Aug. (Zweite Kammer.) In fort­gesetzter Beratung der Ernährungsfragen führte heute vor­mittag der Abg. Pflüger (S.) u. a. aus: In Württemberg seien 100 000 Schweine widerrechtlich geschlachtet worden. Seine Partei bitte deshalb die Regierung, die Kontrolle scharf auszuüben. Die Schafzucht müsse mit allen Mitteln gefördert werden. Eine weitere Milchpreissteigerung müsse verhindert werden. Der Milchlieferungszwang müsse einge­führt werden. Die Käser im Oberland, die Käse mit teilweise nur einem halben Prozent Fett Herstellen, seien Betrüger. Der Eierrpeis müsse auf 30 Pfennig herabgesetzt werden. Der Minister des Innern v. Fleischhauer ging zunächst auf die Preisgestaltung für Vieh ein und kam dann auf die Stei­gerung der Tierhaltung zu sprechen. Eine solche Steigerung dürfe nicht auf Kosten der menschlichen Ernährung geschehen. Bei den Hausschlachtungen hätte sich die Notwendigkeit einer schärferen Kontrolle ergeben. Die Milchpreise seien bei uns niedriger als in Norddeutschland, besonders aber als in un­serem Nachbarland Baden. Die Festsetzung von Milchhöchst­preisen werde sich nicht mehr länger hinausschieben lassen. Die Lieferung von Futtermitteln an Hühnerhalter werde von der Regierung im Auge behalten. Der Abg. Laub (Z.) er­klärte, die Molkereien im Oberland seien über die Kontrolle erbittert. Nach Zurückweisung eines Vorwurfs Laubs durch den Minister v. Fleischhauer wies der Abg. Karges (BK.) den Vorwurf zurück, daß die Landwirtschaft nicht ihre Pflicht getan habe. Weiter erklärte der Abg. Hornung (SV.), der Milchviehbestand müsse erhalten bleiben. Nach weiteren Aus­führungen des Abg. Scheef (FV.) schritt das Haus zur Ab­stimmung. Die Ausschußanträge wurden angenommen mit Ausnahme des Ausschußantrags betr. Belastung der festge­setzten Eierpreise mit dem Zusatzantrag Keil, über den na­mentliche Abstimmung beantragt wurde. Sie wurde auf die nächste Sitzung verschoben. Hierauf erstattete der Bericht­erstatter Andre (Z.) Bericht über die Kommissionsverhand­lungen betr. den dritten Teil der Anträge der Vereinigten Ausschüsse, worauf sich der Abg. Löchner (V.) gegen ein zu frühes Dörren von Frischgemüse aussprach. Um -XI Uhr wurde abgebrochen und die nächste Sitzung auf heute nach­mittag X6 Uhr angesetzt. In der heutigen Nachmittags­sitzung begründete der Abg. Graf (Z.) die Abänderungsan­träge seiner Partei zu dem vorliegenden Beratungsgegen­stand und polemisierte sodann gegen den Bauernbund. Der Abg. Dr. Wolfs (BK.) wies die Vorwürfe des Vorredners zurück und erklärte dann, daß vor allem der Erzeuger ge­schützt werden müsse, denn wo nichts erzeugt werde, könne auch nichts verteilt werden. Weiterhin wies der Abg. Fi- scher-Heilbronn (FV.) den Vorwurf derSchwäbischen Ta­geszeitung" zurück, daß zwei volksparteiliche Abgeordnete ge­gen die Milchpreiserhöhung gestimmt hätten. Der Abg. Bau­mann (N.) sprach über die Haltung seiner Partei zu den vor­liegenden Anträgen und meinte, die Reichsobst- und Gemüse- steile scheinen keinen Schimmer von den unterschiedlichen Ver­hältnissen zwischen Nord und Süd zu haben. Minister v. Fleischhauer sprach den Orts- und Bezirkssammelstellen für ihre erfolgreiche Tätigkeit Dank aus. Die Regierung sei in der Ernährungsfrage so sehr angegriffen worden, daß ihn allmählich die Angriffe in Zeitungsartikeln kalt ließen. Hier­auf kam der Minister auf die Maßnahmen zur Regelung der Verpflegung der Kurgäste zu sprechen und zur Verhinderung der Hamsterei dieser Leute. Es seien wirksame Maßregeln getroffen worden, um den wilden Handel der Kurgäste zu verhindern, u. a. sei auch eine Durchsuchung des Reisegepäcks

der Kurgäste nach Lebensmitteln angeordnet worden. Als­dann sprach der Abg. Pflüger (S.) über die Stellung seiner Partei zu den vorliegenden Anträgen. Die Zeitungen litten schwere Not und es wäre gut, wenn man mit der Bezahlung der amtlichen Bekanntmachungen ihnen etwas entgegenkom- men würde. Der Abg. Westmeyer (SV.) bezeichnte die Aus­schußanträge als ein Messer, dem das Heft fehle. Das Ver­derbenlassen von Nahrungsmitteln müsse nicht nur den Ver­braucher, sondern auch den Produzenten verbittern. Der Be­griff Vaterland umfasse für seine Fraktion die Masse der Armen und Geknechteten. Nach weiteren Ausführungen der Abgg. Hanser (Z.) und Stengelin (FV.) wurde die Sitzung um X10 Uhr auf morgen vormittag 9 Uhr vertagt.

(SCB.) Stuttgart, 10. Aug. (Zweite Kammer.) Die Zweite Kammer beendete heute vormittag zunächst die Ab­stimmung über die restlichen Anträge zur Volksernährung. Die Ausschußanträge wurden größtenleits angenommen. Dann begann die Beratung über die Kriegswohlfahrtspflege. Abg. Scheef (FV.) erstattete über die Ausschußverhandlungen Bericht. Minister des Innern v. Fleischhauer sprach über die staatlichen Maßnahmen zur Kriegswohlfahrtspslege und die Stellungnahme der Regierung zu den vorliegenden An­trägen, worauf der Abg. Andre (Z.) die Anträge seiner Par­tei begründete und unter anderem eine einheitliche Rege­lung der Kriegsfürsorge, verlangte, was auch der Wunsch des Landtags und des ganzen Landes sei. Der Abg. Böhm (N.) anerkannte das Verständnis der Behörden dafür, die Not zu lindern. Beschwerden ließen sich wohl nie ganz ver­hindern. Um XI Uhr wurde die Sitzung auf heute nach­mittag XS Uhr vertagt. In der Nachmittagssitzung setzte die Zweite Kammer die Erörterung über die Kriegswohl­fahrtspflege fort. Abg. Westmeyer (SV.) meinte, auf dem Gebiet der Kriegsfürsorge herrsche große Zerfahrenheit. Selbst die Schultheißen und Oberamtmänner wüßten vor lauter Verordnungen nicht mehr ein noch aus. Der Abg. Mattutat (S.) sprach der Regierung die Anerkennung dafür aus, daß sie in der Unterstützungs- und Zuschußfrage alles getan habe, was in ihrer Macht stand. Die Mietssteigerungen seien geradezu planmäßig organisiert worden. Hierauf meinte der Abg. Hiller (BK.), die vorbezeichneten Fälle seien sicher ganz vereinzelt, die Vermieter hätten auch teilweise mit großen Mietzinsausfällen zu rechnen. Der Abg. Groß (Z.) sprach über das mangelnde behördliche Entgegenkommen be­züglich der Gewährung von Reichskriegshilfe und der Abg. Kaiser (FV.) meinte, die Ortsvorsteher hätten ihre Aufgaben sicher zur allgemeinen Zufriedenheit erfüllt. Nach weiteren kurzen Bemerkungen der Abgg. Karges (BK.), Graf (Z), Rübling (BK.) und Scheef (FV.) wurden die Ausschußan­träge durchweg angenommen und die Zusatzanträge abgelehnt mit Ausnahme eines Zusatzantrags Graf (Z.), betr. Mit­wirkung von Arbeiterausschüssen bei der Entscheidung über Beschwerden aus der Familienunterstützung, der angenom­men wurde, trotzdem der Minister schwere Bedenken geltend gemacht hatte. Schluß X8 Uhr. Weiterberatung Samstag vormittag X10 Uhr.

Mutmaßliches Wetter am Sonntag und Montag.

Die Störung dauert noch an. Für Sonntag und Montag ist weiterhin vielach bedecktes und zeitweilig regnerisches, dann aber allmählich wieder aufheitern­des Wetter zu erwarten.

(SCB.) Aalen, 10. Aug, Bei de» Versteigerung des Obstertrages aus den städtischen Obstanlagen wur­den im ganzen 16S52,SV -ft erlöst, in früheren Jahren 56000 -ft. In einzelnen Losen kommt bei diesem noch nie dagewesenen Erlös der Zentner Obst schätzungsweise auf etwa 15 -ft zu stehen.

Für die Schristleitung verantwortlich:

I. V.: Präzeptor Baeuchle, Calw.

Druck u. Verlag der A. Oelschläger'schen Buchdruckcrei, Calw.

Bekanntmachung

des

stell«. XIII. (K.W.) Armeekorps.

Zu der im Staatsanzeiger vom 4. Dezember 1916 Nr. 283 ver­öffentlichten Bekanntmachung über Bestandsaufnahme und Beschlagnahme der Gesamtvorräte von Kakao und Schokolade zu Gunsten der Heeres­verwaltung ist eine Ergänzung der 88 3 und 5 erschienen, deren Wortlaut im Staatsanzeiger vom s. August 1S17 veröffentlicht und riiizusehen ist.

Stuttgart» den 9. August 1917.

^7 Gemeinde Gechlngeik

Für die hiesige Farrenhaltung werden

200 Ztr. gittctngLbi'aLhtLL

Wllt-

Illlll SllMK-

Mlien

aufzukaufen gesucht.

liefert Mlrer unH raub üle

IIIlItltMl lllu. »IM!.

MM

Stadtschultheißenamt Calw.

wonen :"re

Mahlscheine

für die Zeit vom 15. August bis 30. September anr Dienstag» den 14. ds.» nachmittags 2Z Uhr, auf dem Stadtschultheißenamt beantragen.

Spätere Anträge könne» nur in ganz dringenden Ansnahme- fällen berücksichtigt werden. Mit dem Antrag ist eine Dresch- anzeigc vorzulegen.

Calw, den II. August I9l7.

. : . Stadlschttltherb: A.-B. Dreitz.

WM k.IM, W lÄMll,

8lxrvvI»8l«ir«Ivist: 912 2S IH»-.

An 8 onn- üncl sioiertsgsn, sovm Lsmstagst 8680iilo8ssn.

l

1