Rationierung der Neutralen durch Amerika.
Die Lage aus den Kriegsschauplätze».
Die amtliche deutsche Meldung.
Ein neuer großer Angriff der Engländer 'vom. La Basseekanäl bis Arras abgewiesen.
Bemerkeilswerte Erfolge am Chemin des Dames und bei Verdun.
(WTB.) Erotzes Hauptquartier, 29. Juni. (Amtlich.) Westlicher Kriegsschauplatz. Heeresgruppe Kronprinz Rupprecht: In Flandern war nur in wenigen Abschnitten die Feuertätigkeit lebhaft. Heftige Kämpfe spielte« sich gestern zwischen La Basssekanal und der Scarpe ab, in einem seit längerer Zeit von uns als Kampsgelände aufgegebenen in den Feind vorspringenden Raum. Westlich und südwestlich von Lens wnrde ein früh morgens längs der Strohe «ach Arras vorbrechender Angriff starker englischer Kräfte zum Luftstoh, abends griffen mehrere Divisionen zwischen Hulluch und Mericourt und von Fresnoy bis Cavrelle nach Trommelfeuer an. Bei Hulluch sowie zwischen Loos und der Strahe Lens—Lievin wurde der Feind durch Feuer und im Eegenstoh zurückgetrieben. Westlich von Lens kam nach heftigen Kämpfen in den Vorfeldstellungen rin neuer Angriff des Gegners nicht mehr zur Ausführung. Bei Avion scheiterte sei« mit besonderem Nachdruck geführter erster Ansturm völlig. Hier griff er erneut nach Heranziehung von Verstärkungen an. Auch dieser Angriff wurde durch Feuer und im Eegenstoh zum Scheitern gebracht. Zwischen Fresnoy und Cavrelle nährte der Feind seine anfangs verlustreichen, in unserer Artilleriewirkung zusammenbrechenden Eturmwellen dauernd durch Nachschub frischer Truppen. Rach erbitterten Nahkämpfen setzte sich der Engländer zwischen Oppy und der Windmühle von Cavrelle in unserer vordersten Linie fest. Unsere Truppen haben sich vortrefflich geschlagen. Der Feind hat in der gut zusammenwirkenden Abwehr und im Kampf Mann gegen Mann blutige Verluste erlitten.
Heeresgruppe Deutscher Kronprinz: Am Chemie, d e s D a m e s hatten bei Fort de Malmaison südlich von Courtecon und südwestlich von Ailles örtlich« Borstöhe, östlich von Cerny ein gröberes Unternehmen westfälischer Regimenter vollen Erfolg. Hier wurde die französische Stellung in über 1999 Meter Breite und ein zäh verteidigter Tunnel gestürmt und gegen heftige Gegenangriffe gehalten. Im ganzen sind bei diesen Kämpfen über 159 Gefangene und einige Maschinengewehre eingebracht worden. Auf dem westlichen Ufer der Maas kan. «in sorgfältig vorbereiteter Angriff am Westhange der Höhe 394 zur Durchführung. Nach kurzer Feuervorbereitung nahmen posensche Regimenter in kräftigem Anlauf di« französische Stellung beiderseits der Strahe Malancourt—Esnes in 2009 Meter Breite und 599 Meter Tiefe. Ein bald einsetzender feindlicher Gegenangriff wurde vor den gewonnenen Linien zurückgeschlagen. Heute früh stürmte ein württembergisches Regiment im Wald« von Aoocourt einen 399 Meter breiten Etellnngsteil der französischen Befestigung. Bisher find an beiden Einbruchsstellen über 559 Gefangene gezählt worden. Die Beute steht noch nicht fest.
Heeresgruppe Herzog Albrecht: Keine besonderen Ereignisse.
Auf dem östlichen Kriegsschauplatz und an der mazedonischen Front ist die Lage unverändert.
" Der erste Eeneralquartiermeistcr Ludendorff.
Die gestrige Abendmeldnng. gesteigerte Angriffstätigkeit der russischen Artillerie an der galizischen Front.
(WTB.) Berlin, 29. Juni. Abends. Amtlich wird mitgeteilt: Im Westen keine größeren Kampfhandlungen. Im Osten löste gesteigerte Angriffstätigkeit der russischen Artillerie zwischen Strypa und Dnjestr unsere starke Gegenwirkung aus.
Die Abweisung des englischen Angriffs im Raume von Arras.
Die deutschen Erfolge an der Aisne und bei Verdun.
'(WTV.) Berlin, 29. Juni. Ein neuer großer englischer Angriff an der Arrasfront, den schweres Zerstörungsfeuer und zahlreiche Patrouillenvorstöße in den letzten Tagen ankündigten, hat in der Nacht vom 28. zum 29. Juni eingesetzt. Mm 28. Juni, 6 Uhr abends, begannen die Engländer mit allen Kalibern aus die deutsche Front von Hulluch bis Gav- .relle zu trommeln. Um 8 Uhr abends ballte sich das Feuer auf die Strecken Hulluch—Mericourt und Fresnoy—Eavrelle zusammen. Ein viertel bis eine halbe Stunde später griffen die Engländer an. Das Ziel des englischen Angriffs war augenscheinlich eine Umfassung und Abschnürung des Lensbogens in gröberem Mahstabe. Während zwei starke Angriffskolonnen den Lensbogen zu umfassen versuchten, die eine östlich und südöstlich von Loos, die zweite zwischen Fresnoy und Eavrelle, griff eine dritte iin Zentrum zu Leiden Seiten des Souchez-Baches an. Seit der deutschen Frontberichtigung zu Beginn des Arrasangrisfs hat der deutsche Lensbogen allen wütenden englischen Angriffen standgehalten. Die hier massierten deutschen Batterien haben immer wieder durch verheerendes Flankenfeuer den gegen die Linie Mericourt—Gav- relle anstüuucnden Massen schwere Verluste zugefiigt. Die
England fordert Amerika zur Rationierung der Neutralen auf.
(WTB.) London, 29. Juni. Wie das Reutersch« Bureau erfährt, schreiten die Verhandlungen zwischen der englischen Negierung und den Vereinigten Staaten über die Einfuhrgüter, die bisher aus den Vereinigten Staaten nach den neutralen Ländern gingen, fort. Während die Vereinigten Staaten in der Vergangenheit mit den neutralen Ländern unbeschränkt Handel trieben, ohne Rücksicht auf die letzte Bestimmung der Waren, verlautet jetzt, daß die amerikanische Regierung nunmehr von der britischen Regierung aufgefordert wurde, die gleiche Haltung einzunehmen, zu der die alliierten Regierungen nach drei Kriegsjahren gekommen find, nämlich, daß die an Deutschland angrenzenden Länder nur diejenigen Waren empfangen solle«, die für ihren eigenen Verbrauch nötig find.
Pariser Meldung von einer bevorstehenden russischen Offensive.
(WTB.) Berlin. 30. Juni. Während dem „Djen" zufolge die von England und Frankreich verlangte russische Offensive bis zum Herbst verschoben worden sein soll, wird von angeblich bestunterrichteter Seite aus Paris gemeldet, die russische Heeresleitung beabsichtige, in allernächster Zeit die Offensive wieder aufzunehmen.
ehemals blühende Bergwerksstadt ist heute ein Trümmerhaufen. Zwischen den Schlackcnhalden sind in den zerstörten Arbeiterkolonien und Vorstädten neue Schuttberge gewachsen. Die Wahrzeichen des Landes, die Schachttürme, sind zerschossen, die Förderungsmaschinen vernichtet, die Schächte ersoffen. Millionenwerte französischen Nationalvermögens find von den Engländern zerstört. Da auch die deutschen Stellungen entsprechend gelitten hatten, war die Hauptverteidi- gungslinie hier seit längerer Zeit zurückgenommen. So wurde der englisch« Angriff gegen Lens am Morgen des 28. Juni zum Luftstoh, und auch am Abend kamen die Engländer nicht weiter als bis an die vorher gewählte Linie. Schwache Postierungen hatten es die ganze Zeit über verstanden, die Engländer zu täuschen und ihnen überdies noch schwere Verluste zuzufiigen. Auch nördlich von Lens scheiterte der Angriff unter schweren Verlusten. An einer Stelle gelang es den Engländern, in den vordersten Graben einzudringen. Sie wurden aber in erbitterten Nahkämpfen hinausgeworfen. Um 8.35 Uhr abends setzten die Jnfanterieangriffe auf der Front Fresnoy—Eavrelle ein. Seit Mitte April steht hier der englische Angriff auf dem alten Fleck. Der wüst zerschundene Park von Oppy und die Windmühle von Eavrelle, die heute nichts mehr ist, als ein flacher Steinhaufen, sind Wahrzeichen deutschen Heldentums» denn jeder englische Angriff, der hier hat Raum gewinnen können, war stets in elastischem Eegenstoh wieder zurückgeworfen worden. Seit 12 Tagen waren hier die Gräben unter schwerstem Feuer gehalten worden. Trotz aller Verluste führten die Engländer immer neue Reserven heran. Allein die deutschen Bereitschaften fingen jeden Stotz auf. Lediglich zwischen dem Westrand des Parkes von Oppy und der Windmühle von Eavrelle gelang es den Angreifern, in etwa 1009 Meter Breite das bei dem Ansturm gewonnene Gelände zu halten. Die verlustreiche Taktik des Generals Haig hat einen neuen schweren Mißerfolg zu buchen.
Während die Arrasfront gegen einen schweren britischen Stotz gehalten wurde, setzten die Deutschen gegen die Franzosen die Taktik der erfolgreichen Teilangriffe fort. Die Franzosen versuchten bis spät in die Nacht hinein durch immer wiederholte Gegenangriffe die an der Aisne verlorenen Stellungen zuriickzuerobern, wurden jedoch jedesmal abgeschlagen. Oestlich der Maas liegen jetzt die deutschen Stellungen südlich vor der im April und Mai vorigen Jahres so heiß umkämpften Höhe 39t. Am 28. Juni, 6.25 Uhr nachmittags, stürmten posensche Regimenter den kahlen blutgetränkten Hang hinunter und warfen die Franzosen in 1000 Meter Breite und 500 Meter Tiefe zurück. Den Abend und die Nacht über rannten die Franzosen in wütenden, aber vergeblichen Gegenangriffen gegen die neuen deutschen Stellungen an. Die Beute an Maschinengewehren, Waffen und Munition ist noch nicht gezählt. Der schöne Erfolg an der Höhe 304 wurde ergänzt durch einen Borstotz der Württemberger, die bei Tagesgrauen des 29. Juni die französischen Gräben im südöstlichen Teile des Aoocourt-Waldes in einer Ausdehnung von 150 Metern Tiefe und 300 Metern Breite stürmten und 60 Gefangene einbrachten.
Ein Ausruf des französischen Oberbefehlshabers an die Soldaten.
Frankfurt. 29. Juni. Die »Frankfurter Zeitung" meldet aus Genf: Auf eine Bewegung, die sich innerhalb der französischen Truppen zu Gunsten einer beschleunigten Beendigung des Krieges bemerkbar macht, wird plötzlich ein besonderes Licht geworfen durch den Aufruf, den. der Oberbefehlshaber, General Pdtain an die Soldaten richtet und der im amtlichen „Bulletin des arm^es" abgedruckt wird, an der Spitze eines ebenfalls von General Petain Unterzeichneten langen Artikels mit der Ueberschrift „Warum wir uns schlagen?" Der Aufruf „Au die Soldaten (Poilus) Frankreichs!"
lautet ü. a.: „Man weiß zu wenig oder man vergiß: zuweilen zu sehr, warum wir uns schlagen. Wir schlagen uns, weil Deutschland gegen uns angestürmt ist. Wir schlagen uns, um den Feind von unserem Gebiet zu vertreiben und durch einen festen und voM.: ' igen Frieden zu verhindern, daß jemals ein ähnliche: Angriff wiederholt werden kann." Die folgenden Ausführungen Pötains wiederholen die bekannten französischen Darstellungen der Entstehung des Krieges mit der bewußten Lüge, daß die französischen Truppen 10 Kilometer von der Grenze zurückgehalten worden seien, während die Deutschen sie schon vor der Kriegserklärung überschritten hätten. Schließlich macht Pötain den Soldaten Angst vor den Eroberungsgelüsten der Alldeutsche«, die ganz Nordfrankreich und den Rest von Lothringen behalten möchten. Dieser ganze Artikel des Generals Pötain ist nichts anderes als eine Zusammensetzung aller Schlagworte, mit denen die französische Regierung seit Beginn des Krieges ihr Volk betrügt, um zu verhindern, die eigentliche Schuld zu prüfen^ Die Soldaten an der Front haben seit einigen Wocheck wenig Verlangen mehr nach dieser politischen Verleumdungsarbeit. Immerhin ist es bemerkenswert, daß Pö- tain die Frage, die jeden Franzosen gegenwärtig in erster Linie beschäftigt, ob der Kampf um Elsaß-Lothringen aufgegeben werden soll oder nicht, mit Stillschweigen übergeht.
Die portugiesisch« Hilft für Frankreich.
Berlin, 30. Juni. Dem „Berliner Tageblatt" wird aus Genf gemeldet: Der portugiesische Kriegsminister erklärte nach seiner Besichtigungsreise an die Front französische« Ausfragern, daß von 230 000 ausgehobenen Portugiesen 40 009 in Frankreich eingetroffen seien. Von diesen befinde sich ein großer Teil an der der Front. Gegenwärtig würden in Portugal noch 20 000 Mann ausgebildet, die zur Ergänzung der beiden Divisionen an der Westfront dienen sollen.
Reue U-Bootserfolge.
(WTB.) Berlin, 30. Juni. (Amtlich.) Neuerdings sind von unseren Unterseebooten versenkt worden: 1. in den nördlichen Sperrgebieten 28 400 Bruttoregistertonnen. Unter den versenkten Schiffen befanden sich u. a. ein bewaffneter englischer Dampfer von etwa 5000 Bruttoregistertonnen, anscheinend von der D. und O.- Linie, sowie ein grotzer unbekannter, durch Zerstörer gesicherter Dampfer. Ein anderer versenkter Dampfer hatte Lebensmittel nach England geladen.
2. im Mittelmeer 27 042 Bruttoregistertonnen. Unter den vernichteten Schiffen befanden sich der bewaffnete englische Dampfer „Eheltonian" und der bewaffnete italienische Dampfer „Montebello". Soweit bekannt geworden, bestanden die versenkten Ladungen aus Kohlen, Lebensmitteln und Holz.
Der Chef des Sldmiralstabs der Marine.
Die Bedeutung der englischen Schiffsverluste.
(WTB.) Amsterdam. 29. Juni. Nach einer Meldung des „Allgemeen Handelsblad" aus London sagte der Unterstaatssekretär Kellaway gestern in einer Rede, die er in Birmingham hielt, datz England in diesem Jahr bis zum letzten Sonntag durch den U-Bootkrieg 469 Schiffe von mehr als 1699 Tonnen und 71 kleinere Schisse verloren habe. Ein Teil davon müsse durch neue Schiffe ersetzt werden, wenn England nicht durch Hunger zur Uebergabe gezwungen werden solle.
London von de» Engländern selbst als Festung bezeichnet.
(WTV.) Berlin. 29. Juni. Gegenüber den vielfachen Versuchen der englischen Presse, dem feindlichen und neutralen Ausland klar zu machen, London sei eine offene Stadt und unsere Luftangriffe richteten sich nur gegen wehrlose Einwohner, ist folgende Feststellung von besonderem Interesse: Nach einem Londoner Telegramm erklärte Lord Montag» im Oberhaus wörtlich, nach seiner Ansicht sei es absurd, London eine unbefestigte Stadt zu nennen. London, sei der Mittelpunkt für die Munitionsherstellung und infolgedessen sei es ein gutes Recht der Deutschen. London zu bombardieren.
Zur militärischen Lage. — Der neueste Schlag der Entente gegen die Neutralen.
Der neuerliche große Angriff der Engländer im Raum von Arras, vom La Basftekanal bis westlich Arras. zeigt, datz die Engländer unentwegt an dem Gedanken festhalten, die deutsche Front doch noch zermürben und zum Zurückweichen bringen zu können. Die Hauptftotzkrast des Feindes richtete sich diesmal gegen den sog. Lensbogen, der im Zen um des Frontabschnitts La Bassge-Arras liegt, und den die Engländer deshalb in ihren Besitz zu bekommen trachteten, weil die um Lens gegen Westen, also gegen die englische Linie laufende Ausbuchtung der Front der deutschen Artillerie Gelegenheit zu ausgiebiger flankierender Beschießung der eng-