Ammschte Nachrichtcu.

Polnische Forderungen.

Berlin, 23. April. DieDeutsche Zeitung" erfährt aus zuverlässiger Quelle, dos; sämtliche politischen Parteien des ncugcschaffenen Königreiches Polen vor wenigen Tagen in Warschau eine Sitzung abhieltcn, in deren Verlauf auf die Erhebung von Forderungen an die deutsche Regierung inan sich einigte und zwar folgende Forderungen: 1. Abberufung des derzeitigen Eeneralgouverneurs von Beseler und Er­setzung durch einen Polen. 2. Ucbcrgabe der gesamten Ver­waltung an die Polen. 3. Die polnische Legion darf nicht zur Kriegführung gegen Deutschlands Feinde verwendet wer­den. 3. Falls die Forderungen nicht bewilligt werden, ist ihre Durchsetzung durch die Tat anzustreben. Gegen die An­nahme dieser Forderungen hat nur eine kleine Gruppe pol­nischer Politiker gestimmt und zwar hauptsächlich jene Per­sönlichkeiten, die seinerzeit in Berlin die Verhandlungen über die Schaffung des neuen Königreiches Polen führieu. (Bescheiden sind die von uns befreilen Herrschaften ja gerade nicht'

Ein Abkomme» der Entente über die zu zahlenden Preise für Schiffe.

Berlin, »23. April. Der italienische Verkehrsmi­nister gibt bekannt, dass zwischen den Ententeregierun- gen ein Abkommen gcirofsen worden sei bezüglich des Ankans von Dampfschiffen, um. wi» es imBerliner Lokalanzeiger" heißt. Las Anziehen der Preise dieser Schiffe zu verhindern.

Unbequeme Russenqäste in Frankreich.

ImFigaro" liest man:Nicht in Rußland bloß wird fetzt das Leben für gewisse Diener der gestürzten Regierung hart und schwer werden, die russische Revolution wird auch uns eine Anzahlarbeitsloser" Ausländer auf den Hals schicken. DieseArbeitslosen" von heute waren gestern noch sehr beschäftigte Leute, denen man überall begegnete, ohne sie immer zu erkennen: da waren falschegentlemen", die sich ick den Bars hernmtrieben, falsche Künstler, falsche Studenten, falsche Touristen, die an der Riviera oder svnstmv anftauchteii,' ü»e ganze große und vortrefflich verkleidete geheime Polizei, welche die russische Regierung unter großen Kosten l ei »ns unterhielt, und die es ihr ermöglichte, über alle Worte, 'Talen und Bewegungen gewisser Landsleute genau unterrichtet k'.: sein. Was wird uiiii jetzt wohl aus dieser Armee entlassener Diener imrde»? Vielleicht kann ihnen das Kino einen ihren Bedürfnisse» entsprechende» Verdienst bieten, denn man darf wohl aiinehnien. daß die meisten von ihnen nicht alltägliche Films erlebt haben . . . ." Wer den Schaden hat. braucht für den Spott nicht zu sorgen. Ob aber wohl der edle Figaro" vor drei Monaten auch so freimütig von russischen Slaatsemrichluiige»" zu sprechen gewagt hätte?

Aus Stadt und Land.

Das Eiserne Kreuz.

Gefreiter Kottlieb Pfeiffer von Holzbron» hat zur silbernen Verdienstmedaille das Eiserne Kreuz er­halten.

Beförderung.

Zum Leutnant der Reserve der 3. (Kgl. W.) Komp, des Kgl. preuß. Telegraphcii-Bataillons Nr. 3 wurde der Vize­wachtmeister Erich Herzog vo» Ealw befördert.

Kriegsverluste des Oberamts Calw.

'Aus der Wiirltembergischen Verlustliste Rr. 559.

Auer, Christian, 23. II. 90, Alzcnberg, bist), in Gesgsch. (V. L. 105 172/203), jetzt Res.-Laz. Hirsau. Bahlinger, Christian, Gefr., 31. 7. 80, Sulz, O.-A. Nagold schw. vcrw. Böttinger, Ollo. 17. 12. 97. Gechingen, l. verw. b. d. Tr. Gehring, Gotlhils, Gcsr.,. 9. 90, Ostelsheim, gef. Golt- schalk, Adolf, lllfsz., 2l. 8. 89, Untcrrcichcnbach, l. verw. b. d. Tr. Lutz, Friedrich, 18. 0. 96, Laliv, gef. Schaible, Wilhelm, lllsfz. 8. 5. 83, Aichelberg, (nicht Hiihnerberg) gef. iV. L. 101). Schulz, Friedrich, (nicht Fakob Friedrich), Gefr., 12. 4. 83, Alzenbcrg, gef. (V. L. 45).

Eoldonlausstag.

* Heute von )33 bis 5 Uhr werden auf dem Oberamt wieder Geldsachen angenommen. Es ist schon verschiedentlich daraus hingewiesen worden, welche große Bedeutung die Stärkung des Goldschatzes der Reichsbnuk für unsere wirt­schaftliche Kriegführung hat. Es sollte sich deshalb niemand der vaterländischen Pflicht entziehen, Schmuck oder sonstige Wertsachen von Goldwert, auch wenn dieser gering ist, ab- zulicfern gegen Entschädigung des Metallwcrtes. Also ans zur Eoldankaufsstelle!

Friihjahrsversaminluug des Bezirksoereius für Geslügelzucht und Vogelschutz, Calw.

Der Bezirksverei» für Geflügelzucht hielt am Sonntag nachmittag im Gaflhof z.Rößle" in Hirsau seine Frühjahrs- vcrsammluiig, die sich eines außerordentlich zahlreichen Be­suches, namentlich auch von Frauen, zu erfreuen hatte. Die sehr schwierigen Verhältnisse, mit denen der einzelne Ge­flügelzüchter bei der Fiitiermittelbeschafsung zu kämpfen hat, führten dem Verein, dessen Hanptbestreben während der Kriegszeit darauf gerichtet ist, seinen Mitgliedern sür Be­schaffung der notwendigen Futtermittel behilflich zu sein, immer mehr Mitglieder zu, so daß derselbe seit Kriegsaus­bruch seinen Mitgliederstand mehr als verdreifacht hat und außer der Oberamtsstadt Angehörige aus 22 Bezirksorten zu seinen Anhängern zählt. Es ist dies zugleich ein schönes Zeugnis für die Tätigkeit der an der Spitz« des Vereins steh­enden Männer. Nachdem Vorstand Storr die Versamm­lung mit herzlichen Worten begrüßt hatte, erstattete er einen eingehenden Bericht über die am 18. Mürz in Stuttgart statt- gefundene Landcsversainmlung des Verbands württ. Ge­flügelzuchtvereine, deren Verhandlungen sich in der Haupt­sache auch um die alle Geflügelzüchter bewegenden Fragen: wie beschaffe ich mir Futtermittel und wie kann ich der vom Ministerium des Inner» festgesetzten Lreferungspslrcht von Eiern genüge». Das gleiche Thema hatte sich Vorstand Störr z» seinme Vortrag gewählt, in welchem er die Gefügel- züchter zuerst eingehend auf die bestehende Eierlieserungs­pflicht und die Folgen der Nichtbeachtung hinwies, sodann ater auch auf die von viele» gemachten Fehler aufmerksam

machte, die es ihnen unmöglich mache», ihrer-Pflicht nach­zukommen. Als größten Fehler bezeichnet« er das Beibe­halten des vielen alten Geflügels, das nur das teure Futter megfresse und als Eieroroduzcnt kaum mehr in Betracht komme. Er ermahnte daher die Geflügelzüchter eindringlich im Herbst scharfe Ilmschau in den Eeflügelhöfen zu halten uud alles wegzuschasfen, was als nicht mehr produktiv an­gesehen werden könne, und für eine entsprechende Nachzucht zu sorge», so daß es den Geflügelzüchtern im nächsten Jahr« möglich sein werde, einer etwa wieder an sie heraniretevden Liefernngspslicht leichter nachzukommen. Die Futtermittel knappheit, sowohl an Körncrfutter wie an Kleie und Kac- toffelii, nötige die Geflügelzüchter, auf Ersatzstoffe zu greifen; als solche empfahl er namentlich die Verfiiiterung von Klee­mehl, Tierkörpermehl oder Tierkörpermelasse, auch die Ver- fütterung von Knochcnschrot, Zuckerschnitzeln, Rüben, Ge müseabfalle», Anlegen von Wurmgrubcn müsse der Geflügel züchtcr in Rechnung nehmen: wenn dies auch keine ideale Geflügelsiitierung darstelle, so könne sic doch als Notbehelf in Betracht kommen, man müsse eben mit den bestehenden Verhältnissen rechnen. Auch für die Aufzucht von Jungge- slügel gab er nützliche Winke und ermahnte die Anwesenden auch uuier den schwierigste» Verhältnissen der Sache der Ge flügelzucht treu zu bleiben und sich dieselbe nicht entleiben zu lassen und auch in ihrem Teil zum Durchyalien aller über die Kriegszeit beizutragen. Die zu Herzen gehenden Aus­führungen fanden allseitige Zustimmung. Ans Empfehlung von Schriftführer W. Dinglcr wurde sodann eine Ent­schließung angenommen, in welcher das K. Oberamt ersucht wird, höheren Orts zu bejllrworlcn, daß die Lieserungspslicht süür den Bezirk Calw von Lv aus 3V Stück Eier herabgesetzt wird. Das Gesuch wurde ausführlich' begründet. Nach Be sprechung weiterer kleiner Geflügelznchtsragcn fand zun Schluß eine Verlosung vo» Angcrse» und Zuckerschnitzel» statt, welche vielen eine erwünschte Zugabe zu ihren Futter Mittelvorräten brachte.

(SCB.) Stuttgart, 23. April. Am Samstag ^xn 13. April abends ist der 12 Jahre alte Werner Wagner von hier durch die See- und Jägerstraße bis zur Kreuserstraße vor. einem jüngeren, großen und schmächtige» Mann, der eine» Arbeitsanzug trug, verfolgt, zu Boden geworfen und durch Schnitte und Stiche an beide» Unterschenkeln verletzt wor­den. Von deni Täter hat man bis jetzt keine Spur. Der Ilebcrsallene ist der Sohn des Direktors Konrad Wagner, der seit kurzem von Calw fodtgczogen ist. Nach den Begleit­umständen wäre es möglich, daß cs sich um denselben Täter handelt, der bei Wangen vor etwa einer Woche den schreck­lichen Mord an einem 12jührigen Knaben von Wangen ver­übte, dessen zerstückelte Leiche aufgesundcn wurde. Es dürste sich also um ein sittlich heruntsrgekommenes gemeingefähr­liches Individuum Handel», das man schon so schnell wie möglich fassen sollte.

Für die Schristl. oerantwortl. Otto Seltmann, Calw. Druck u. Verlag der A Oelschläger'schcn Buchdruckerei. Calw.

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Bestellungen wollen umgehend beim K. Oberaml gemacht werden Calw, den 24. April 1917.

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Bezil'kMttin vl»« Noten Kreuz Calw.

Mil Bezug aus meine Bekanntmachung vom 28. März 1917, Calwer Tagblatt Nr. 74, betreffend

SMMlW ektbehrlilh. MtWr.

ersuche ich die Herren Ortsgeistlichen und Ortsvorsteher, die ersammeltcn Handtücher oder die erhaltene Leinwand, da diese abgelicfert werden sollen.

bis spätestens 26. ds. Mts. an Fräulein Pfrommer im Georgenäum einzusenden.

Calw, den 19. April 1917.

Der Bezirksvertreter:

Reg.-Rat Binder.

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