rere Stützpunkte, so aus dem Massiv von MorouvikllerS, trotz dem erbitterte» Widerstand des Feindes. Seit dem 16. April brachten wir zwischen Caissons und Aubery über 19 666 Ge­fangene ei». Die Zahl der in der gleichen Zeit erbeutete» Geschütze wird noch festgestellt und überschreitet 100. In den Argonnen drangen nach einem lebhaften Kampf unsere Ab­teilungen in die zweiten feindlichen Gräben vor, wo sie zahl­reiche Leichen fanden. Von der übrigen Front ist nichts zu melden.

(WTB.) Paris. 22. April. Im Heeresbericht von gestern abend heitzt es n. a.: Zwischen Somme und Oise heftige Kümpfe der beiden Artillerien, besonders in der Gegend von 6t. Quentin. Ein Handgranatenkampf hat uns im Abschnitt Hurlebise ermöglicht, Gelände zu gewinnen. Unser Sperr­feuer hat vier verschiedene Versuche des Feindes vereitelt, aus den Schützengräben nördlich von Braye-en-Laonnais hervorzubrechen. Die Zahl der vom 9. bis 20. April von den französischen und englischen Truppen gemachten Gefangenen übersteigt 93 000, die Zahl der in der gleichen Zeit erbeuteten Geschütze übersteigt 330.

Ein Fliegerstückchen.

* Der Berichterstatter derFranks. Zeitg." erzählt in einem Bericht über die letzten Kämpfe im Westen von dem kühnen Angriff eines deutschen Fliegers auf eine französische Flugzeugstation. Er schreibt: In derselben Nacht, als Laon (von den Franzosen) mit Bomben heimgesucht wurde, erhielt ein deutscher Flieger den Auftrag, eine Ladung von MO Kilo­gramm Dynamit auf einen wichtigen Verkehrspnnki hinter der feindlichen Front abzuwerfen. Er stieg auf, juchte sein Ziel, konnte es aber im aufsteigenden Nebel nicht erkunden und flog zurück, um ein« bessere Stunde wahrzunehmen. lieber der Höhe von Laon sah er Sprengpunkte von Abwehr­geschütze» in der Luft und entdeckte auch alsbald das betrof­fene französische Geschwader. Da kommt ihm ein Gedanke: vorsichtig hängt er sich.dem Geschwader an den Schwanz und folgt ihm unbemerkt in der Dunkelheit über di« feindliche Linke. Er vertraut darauf, das; man ihn für einen ausge­pichten Franzosen halten werde, und so war er wohl auch. Nicht lange, so sah er unter sich die Landungsseuer des fran­zösischen Flughafens. Die Piloten des Geschwaders gingen im Eleitflug zur Erde, und als letzter schickte sich auch unser Flie­ger scheinbar dazu an. Er steuerte i» sonderbarem Ungeschick recht nahe über die Flugzeugschupp«» hin, lieft aus geringster Entfernung. !»0 Meter vielleicht nur, seine Ladung fallen, rift die Steuerung hoch und entschwand in der Nacht. Die Sprengladung, mit sechzig Sekunden-Zeitziinder versehen, kre­pierte genau, und mit furchtbarer Wirkung.

Zur Lage im Westen. Die Bedeutung des türkischen Sieges bei Gaza.

Auch heut« kann wieder festgestellt werden, daß die schwersten Anstrengungen der Franzosen an der AisneChampagne-Front keinen beachtenswerten Er­folg gehabt haben. Trotz größten Einsatzes von Truppen kommen sie nicht vorwärts, und wenn sie einnral ört­liche Erfolge erringen, so werden sie wieder durch Ge­genstöße vertrieben. Es ist sclh»n zu Anfang der Schlacht von der deutschen Heeresleitung darauf aufmerksam ge­macht worden, daß wir von dem gewissermaßen starren System der Verteidigung in den Schützeirgrabenlinien zu dem elastischen System der offenen Verteidigung übergegange» sind. d. h. unsere Truppen haben nicht mehr die Aufgabe, in den zusamnrengetrommelten Unterständen bis zum Letzten anszuhalten, sie gehen bei zu starker artilleristischer Wirkung auch zurück und erwarten die feindlichen Infanteriemassen an einem ihnen geeignet erscheinenden Platz, wo dann die leben­digen Kräfte gegeneinander anftreten, und wo sich dann die bessere militärische Ausbildung und die größere geistige und körperliche Ueberlegenheit des deutschen Soldaten kundgibt. Wenn man auch ein paar Stellun­gen, Dörfer oder Höhenpunkte verliert, die Hauptsache bleibt die Zurückweisung des Angriffs im Ganzen und die fühlbare-Schwächung der Angriffskrast der feind­lichen Sturmkolonnen. Dabei konnte sich der persönliche Akut und die Zähigkeit und Selbständigkeit des deut­schen Soldaten wieder in größtem Umfang betätigen, und alle Führer unserer Truppen haben nur ein Lob über die soldatischen Tugenden unserer Feldgraue», de­ren bis zum Tode getreues Ausharren auch vom Kaiser iu einem Tagesbefehl durch Worte wärmster Dankesbezeugung anerkannt wurde. Wohl ist der Kampf erst in seinem Ansangsstadinm. aber wir sind doch heute schon in der Lage, zu behaupten, daß die feindlichen Pläne ebenso wie diejenigen der Engländer im Raum von Arras, (die übrigens nach de» neuesten Berichten nun bald wieder angreifen werden) schon beim ersten Anhieb stecken geblieben sind. Im Lager unserer Feinde ist man sich über den Mißerfolg einig; die Agence Havas, die zu Beginn der großen Offensive mitgeteilt hatte, ganz Paris fiebere in zuversichtlicher Erwartung der kommenden Entscheidungsschlacht, muß jetzt zu ihrem Leidwesen bekennen, daß der Vormarsch der Truppen infolge der großen Hindernisse, die das Cchlachfeld biete, lvr-ex zerschmetternd npch evtjcheidend

sei. Die Deutschen würden noch immer zu energischen Angriffen übergehen.

Dieselbe Enttäuschung, die wir den Engländern an der Westfront bereitet haben, haben ihnen fast gleich­zeitig unsere tapferen türkischen Bundesgenossen an der Sinaifront zuteil werden lasten. Es ist bekanntlich englischer Grundsatz in diesem wie in allen Koalitions- kriegeii. die England geführt hat, seinen Bundesgenos­sen die Hauptarbeit überlasten, während englische Truppen nur da in größerem Umfange eingesetzt wer­den, wo John Bull seine besonderen I-rteresten ver­folgt. In diesem Kriege ist das ja nnu dem perfiden Albion nicht so ganz gelungen; seine Verbündeten haben ihm recht deutlich zu verstehe» gegeben, daß sie nicht weiter kämpfen werde»., wenn England nicht entsprechend seiner Bsovlkerungszahl am Kampfe teil­nimmt. Aber doch haben cs die schlauen Engländer fer­tiggebracht, daß sie einen großen Teil ihres Heeres für eigene Zwecke verwenden können. So haben sie be­sonders in Mesopotamien nach ihrer schweren Schlappe bei Kirliba.ba starke Kräfte eingesetzt, und zusammen mit den Rüsten erreicht, daß die Türken ihre Stellun­gen in Persien und auch in Mesopotamien (unter Auf­gabe von Bagdad) zurückgenommen haben. Die engli­schen Pläne in jenem Kampfgebiet sind ja genügend bekannt. Mesopotamien brauche» die Engländer als Zwischenglied auf dem Landwege von Aegypten nach Indien. Arabien soll durch Bestechung der arabischen Stämme gewonnen werden, was zum großen Teil schon geschehe» ist, die Südhälfte von Persien ist in dem persischen Vertrag zwischen England und Rußland ja schon de» Engländern zuerkannt. es fehlt also in dem Landweg nur noch das Stück im Bereich von Bagdad, dann ist auch dieser Teil des englischen Weltplanes, die Verbindung des großen englischen Afrikabesitzeg (der noch durch die deutschen Kolonien abgerundet werden soll) mit den asiatischen Besitzungen, dem indische» Riesenreich, erfüllt. Denselben großzügigen Gedanke», nur auf eine»«, anderen Gebiet, verfolgte England, als es an der Siuaifrout seit Monaten Vor­bereitungen traf zum Angriff auf Palästina. Vom Suezkanal her wurden Bahnen an die syrische Grenze geführt und mit diesen alle nötigen Kriegsmittel an die Front geschafft. Ende letzten Monats wurde dann der Angriff mit weit überlegenen Kräften begonnen. Es waren etwa drei englische Infanteriedivisionen und Kavallerie in Stärke von mindestens zwei Divisionen, also ungefähr 100 OVO Mann, deren stärkster linker Flügel gegen die etwa 200 Kilometer von der Mündung des Suezkanals ins mittelländische Meer gelegene Küstenstadt Gaza eingesetzt wurde, während die eng­lische Flotte den rechten Flügel der Türken energisch unter Feuer nahm. Infolge ihrer ungeheuren zahlen­mäßigen Ueberlegenheit gelang cs den Engländern in der Nacht vom 20. zum 27. Mürz die Türkei» zu um­gehen und voll Norden her iir Gaza einzudriugen. Die dadurch entstandene gefährliche Lagee wurde aber durch türkische Ersatzkräfte von Oste» her beseitigt, die Engländer wurden unter schweren Verluste» zurückge- schlagen. In der Nacht von» 18. auf 19. April ist nun bei Gaza eine zweite Schlacht entbrannt. Nach dem türkischen Bericht hatten zwei englische Divisionen und starke Kavalleriekräfte auf der ganze» Linie bei Gaza angegriffen, und sind nach dreimaligem vergeblichen» Ansturm von unsere,l tapferen Bundesgenossen zum Zurückweichen auf der ganzen Linie gezwungen wor­den. Der türkische Bericht meldet auch die zweite Schlacht bei Gaza als gewonnen. Mit dem Angriff an der Siuaifrout verfolgt England zweifellos die Er­oberung Jeursalems, aus der man dann bei den christ­lichen Völkern Kapital zu schlagen versuchen wird. Hier Bagdad, die Stadt des Kalifen, dort Jerusalem, die heilige Stadt der Christenheit, das wären zwei wert­volle Plätze, deren Besitz »ran politisch in unerschöpf­licher Weise ausnützen könnte. Nun haben die Tücken vorerst die englischen Pläne gegen Jerusalem vereitelt und über die englischen Eroberungen in Mesopotamien »oird wahrscheinlich auf dein europäischen Kriegsschau­platz entschiede», O. 8.

G

Die englischen Plan« bezüglich Deutsch-Ost- und Südwest-Aftita.

(WTB.) Berlin, 23. April. Wie deinBerliner Lokal­anzeiger" aus Haag berichtet wird, laufen in Kanada Ge­rüchte um, wonach auf der britische» Reichskonferenz in Lon­don Veränderungen in Bezug auf territoriale Vereinigung der großen britischen Kolonien besprochen worden seien. So sei die Vereinigung von Neufundland mit Kanada beabsich­tigt, dem auch der deutsche Südseebesitz angegliedert werden solle. Deutsch-Siidwestasrika und Deutsch-Ostafrika sollten der Südafrikanischen Union zugetcilt werden.

Die Lage in Rußland.

Keine Sondersriedensgedanten bei de» Sozialisten. (WTB) Petersburg. S2. April. Der Sozialist Mayer, Mitglied des aMrfkgpischen Kongreße^ W an dg« Dmna-

mitglied Tscheidse, den V-nsitzenden des Arbciler und Sok. datcnratcs, folgendes Telegramm geruhte!: Als einziger sozi­alistischer Abgeordne!:r des anieci-anischci» Kongresses bitte ich Sie kategorisch, die beunruhigenden Gerüchte zu wider­legen, Lcift die russische,! Sozialisten einen Ssndersricde» mit Lcutschland begünstigen. Der Vollzugsausschuß des Ar­beiter- und Soldcrtenratcs sandte an Mayer folgende Ant­wort: Wie In dem Ausruf des Arbeiter- und Sokdatenratcs an die Völker der Welt und in der Enlschlieftn-'g des allge­meinen Kongresses der ö.tlichcn Arbeiter- und Soldat:»Ver­treter erklärt worden ist, erstrebt die gesamt; russisch-: revo­lutionäre Temolratie keine» Se>»Le.frieden, sonder» einen internationalen Frieden ohu: offene oder urrsiyl.iert-: Li-ruek- tioncn und Entschädigungen m s der Gc.mdU.ge einer freie» Ei-twicklnng der- Böller. Im Tan»'-scheu Palast hat eine Zusammenkunft von Vertretern der ganz:» 6. und T-.ilcn der -!., !>., 7., 8. ilird 12 .Armee und der 1. Grene.dierdivision unter Teilnahme von Vertretern der Arbeiter- und Soldatenaus schlisse stattgesunden. Die Bevollmächtigten stellten unter anderem die Frage, ob der Arbeiter- und Soldatrn-russchus; von Petersburg wirklich für einen Sonderstieecir einirete. Das Aussch-uftmiiglied Sololom nntwertete, der Ausschüs­se-werfe jede» Gedanken an eine» Eottderfr'.edcn.

dlntersrützi-ng der- Freiheitosnleiye durch di« Sozialisicu.

(WTB.) P-t-esbura. 23. April. (Peters-:. Tel. Agent.) Der Vollziehungsausschnft der Petersburger Arbeiter- und Soldatendelegierten Hai mit 21t gegen 11 Stirn-neu be­schlossen, die von der provisorischen Negierung au-gegebene sogenannteFrriheitsonlcihe" mit allen Kräften za unter­stützen.

Dir falsche Auffossimg voll der Freiheit.

(TdA.) Berlin, 22. April. General Klcmbswsly. der Chef des Gsneralstaos des Generalissimus erklärte nach der Birschewja Wjedomosti", als er gefragt wurde, ob die Ge­rüchte über Masscudesertieruuge» aus dem russischen Heere richtig seien: Desertieruugen im eigentlichen Sinn fanden nicht'statt. Die Front steht ebenso fest, wie vor der Revolu­tion. Es ko»nmt nur vor, dah Svldajen sich ohne Erlaubnis aus den Truppentoileu hinter der Front entfernen uv» ent­laufe«. Aber das ist das Resultat einer falschen Auffassung der Soldaten von der Bedeutung der Freiheit. Jedenfalls kann ich behaupten, das; es bei uns lein« Soldaten gibt, die die Schützengräben verlassen, weil sie sich keinen Gefahren aussetzen und keine Opfer bringen wollen. Sie gehen nur fort, uni ihre Verwandten und ihre Heimat wieder zu sehen. Es ist die Pflicht aller russischen Bürger, diesen Soldaten, die sich ohne Erlaubnis entfernt haben, die Unzulässigkeit ihres Benehmens klar zu machen und Maßnahmen zu er­greifen, damit di« Soldaten sich nicht zu lange in der Heimat aufhalten und möglichst bald zu ihren Truppenteilen zurück- kehren.

Die Unabhängigleitsbestrebungen der Ukrainer.

(WTB.) Kiew. 23, April. (Peiersb. Tel.-Ag.) Di- nkrainische Nationalversammlung hat sich für eine russische Föderativrepublik, sowie für die Autonomie der Ukraine aus­gesprochen.

Vertreter der englische« Presse nach Rußland.

(WTB.) Petersburg. 22. April. (Petersb. Tel.- Ag.) Nachdem der Minister des Aeußeren der provi­sorische» Negierung, Miljukow, die Absicht von Ver­tretern der englischen Presse mitgeteilt hatte, Rußland im Laufe des Monats Mai zu bssmhen. hat sich die Ne­gierung bereit erklärt, aus jede Weise die Verwirk­lichung des Wunsches der englischen Sozialisten zu er­möglichen, sich persönlich über die Lage und die Zu­stände in dem demokratischen Rußland zu unterrichten.

Amerika.

Die Türkei bricht die Beziehungen z« den Vereinigte«;

Staaten ab.

Konstantinopel, 21. April. Die Agentur Milli meldet: Infolge der Erklärung des Kriegsznstandcs zwischen den Vereinigte» Staaten und dem Deutschen Reiche hat die os> niLnische Regierung der amerikanischen Botschaft in Konstan. tinopel mitgeteilt, daß sie nach dein Beispiel der verbündeten österreichisch-ungarischen Monarchie dir Beziehungen zu den Vereinigten Staaten aügebrcche« Hab«.

Erniihrtmgsmahnahmcn.

(WTB.) Bern, 23. April. Nach einer dein Pariser Journal" aus Washington zugegangenen Meldung hat der Ackerbauminister dein Kongreß einen Antrag vorgelegt, wo nach die Kontrolle über die Lebensmittel von der Regierung übernommen werden soll, sodaß die Mitglieder des Landes- vcrteidigungsrats tatsächlich Lebensmitieldrktatoren würden. D ie Regierung habe für die Gesetzesvorlage den Dringlich - keitsantrag gestellt. Nach derselben Quelle ist es wahr­scheinlich, daß ein Verbot des Alkoholgenusies erlaßen wird.

Roosevelt der Ruhmsüchtige.

(WTB.) Bern. 22. April.Petit Journal" meldet aus Newyork, Roosevelt werde angesichts des Verbots, eine regu­läre Division an der französischen Front zu befehligen, ein» Brigade New-orker Miliz in Frankreich ansühren.