Aus Stalit und Land.

Calw, den 22. März 1917.

Warum jeder Kriegsanleihe zeichnen muh.

Wen» der Eigentümer eines Anwesens sich vor Dieben schützen will, so läßt er sich eine» Zaun aus irgend welchem Material darum machen, wenn der Besitzende sein Geld sichern will, so kauft er sich einen Geldschrank oder er iiber- giebt sein Vermögen solchen Instituten, die ihm dafür sicher­stehen, kurz, jeder, der etwas hat, ist darauf bedacht, seineil Besitz zu erhalten, und er läßt es sich auch was kosten, damit er die größtmögliche Sicherheit vor Raub und Diebstahl seines Gutes erreichen kann. Das sind Tatsache», deren Not­wendigkeit heute jeder Vorsichtige als selbstverständlich be­trachtet und danach handelt Was aber für den Einzelnen im Kleinen gilt, das gilt in größtem Ausmaß des Vergleichs auch für ein Staatswesen, dessen Rechts- und Schutzeinrich­tungen dem Einzelnen seine Existenz seinen Erwerb, seine Güter und sein Leben garantieren. Es ist deshalb nichts mehr und nichts weniger als reiner Selbsterhaltungs­trieb, der jeden veranlasse» sollte, sein Möglichstes zu tun, wenn dieses Staatswcsen, das sein Dasein und Fortkommen bisher gesichert hat, in Gefahr gerät, durch äußere Feinde beraubt und bestohlen zu werden. Der eine opfert sein Le­ben, seine Gesundheit, deckt die heimatliche Scholle mit seinem Körper, der andere hilft den Feind abwehren durch die Ent­faltung seiner Kräfte im inneren Dienste des Vaterlandes. Das alles aber allein würde nicht genügen, wenn wir nicht das nötige Geld hätten, die ungeheuren Materialien und Waffen zu beschaffen, die wir brauchen, um den raubgierigen Horden der Feinde den Einbruch in unser Land zu verweh­ren. Deshalb muß jeder in seinem eigenen Interesse dem Va­terland geben, was er erübrigen kann, und was er nicht für seinen notwendigsten wirtschaftlichen Bedarf braucht.

Wer sich über die Tragweite eines schlechten Ausfalls unserer 6. Kriegsanleihe nicht klar ist, folge einmal nach­stehender Ueberlegung: Wenn wir nicht genügend Kriegsan­leihe ausbringen, so vermindert sich damit die Möglichkeit der Beschaffuirg von Kriegsmaterial, unsere heldenmütigen Feldgrauen draußen komme» dadurch um die geeigneten Mittel, dem übermächtigen Feinde erfolgreich gegenüber- treten zu können, der sie mit allen Erfindungen der Technik bekämpft, und dem sie dann nichts Gleichwertiges entgegen­stellen können, weil man dann in der Heimat, die sie ver­teidigen sollen, den Wert des Mammons über das Wohl des Vaterlandes gestellt hätte. Die nächste Folge aber wäre die Erlahmung des Kampfeseifers unserer braven Kämpfer, und was dann folgen würde, ist nicht auszudenken. Habt ihr «von den Schlachtfeldern an der Somme gelesen, wo der Bo­de» zerwühlt ist, daß jahrelang nicht mehr daran zu denken ist, ihn für die menschliche Ernährung brauchbar zu machen? 'Habt ihr gelesen, wie Städte und Dörfer aussehen, wo heute Schlachten geschlagen werden? Habt ihr von dem Jammer, dem Elend und der Not der Bewohner jener Gegenden ge­lesen, die ihre Heimat verlassen müssen, und meist nichts retten können, als ihr nacktes Leben? Seit über 1Ü0 Jahren haben wir keine Feinde mehr in unserem Vaterland gehabt, wir haben deshalb keine rechte Vorstellung mehr davon, was es heißt, unter der Fuchtel der feindlichen Gewalt zu leben. In Ostpreußen hat mans verspürt, unsere ostpreußischen Brü­der könnten es uns erzählen, was wir zu gewärtigen hätten, wenn die wilden Horden unserer Feinde in unser Land ein­brechen würden. Wenn wir aber unsere alten Chroniken nachschlagen, da finden wir Beschreibungen, die dartun, was auch unser engeres Vaterland schon in früheren Kriegen zu

leiden hatte und speziell auch Stadl und Bezirk Calw. Schon im 30jährige» Krieg hatte die Stadt Lalw schwer zu leiden gehabt; im September 1634 wurde sie geplündert, und wäh­rend der Raubkriege Ludwigs des XlV. im Jahre 1692 von- den Franzosen am 19. September ausgeplllndert und nieder­gebrannt, nachdem sie am 17. von de» Einwohnern unter Hinterlassung von Habe und Gut größtenteils schon verlassen worden war. Nur 4 Privathäuser im Bezirk der Mauern und außerhalb derselben36 hin und her an den Bergen klebende mehr Hütten als Häuser" blieben verschont. (Ge­schichte der Stadt Calw, von Dr. Paul Friedrich Stalin). Und wenn heute der Feind in unsere Gegend käme, gings nicht anders. Würde die Gegend zufällig nicht unmittelbar durch die Wahl als Schlachtfeld verwüstet, so würden die Requisitionen" des Feindes in Stadt und Land das Ihre tun. Der Bauer müßte seine Produkte hergeben, und nur noch für den Feind arbeiten, der Städter könnte nicht genug Kriegskontributionsgelder aufbringen. Und dazu noch die Be­handlung durch die einquartierten feindlichen Truppen.

Solche Bilder muß sich jeder vor Auge» halten, der noch im Zweifel ist, ob er auch diesmal Kriegsanleihe zeichnen will. Gerade jetzt muß gezeichnet werden, um dem Feinde zu zeigen, daß wir unter allen Umständen bereit sind, alle Op­fer zu bringen, die die Verteidigung unseres Vaterlandes erfordert. Wer jetzt nicht zeichnet, hilft den Krieg ver­längern, den» unsere Feinde würden bei einem schlechten Ausfall der 6. Kriegsanleihe daraus schließen, daß wir kriegsmüde sind, und dann erst recht nocheinmal ihre Be­mühungen fortsehen. Zeichnen kann jeder, denn wir brauchen nicht nur Hunderte von Millionen, sondern auch Millionen von Hunderten, und das Ergebnis der letzten fünf Anleihen hat gezeigt, daß die Zeichnungen von 100 bis 5000 Mark in der Gesamtsumme alle andern übertroffen haben. Also jeder zeichne auf die Kriegsanleihe in seinem eigenen wirtschaft­lichen Interesse, denn nicht nur den Krieg soll sie uns zu siegreichen Ende führen helfen, sondern st« ist auch noch dazu die beste und sicherste Sparanlage. o. 3.

Hauptversammlung des Bezirksobstbauverrin».

Der Verein hielt am Sonntag unter dem Vorsitz von Präzeptor Bäuchle seine Hauptversammlung imBadischen Hof" ab. Voraus gingen im Dereinsgartcn praktische An­weisungen im Schnitt der Formbäume, ausgeführt von Obst­bauinspektor Winkelmann-Ulm. Der erfahrene Praktiker wußte in lebhafter und anschaulicher Ausführung großes In­teresse für den wichtigen Vaumschnitt zu erwecken und zur Nacheiferung anzuregen. Nach einem Hinweis des Vorsitzen­den auf die Notwendigkeit der Anpflanzung von Kriegsobst­bäumen sprach Obstbauinspektor Winkelmann in eingehender und sachgemäßer Weise Uber den Anbau der wichtigsten Ee- mvsearteu. Er betonte den hohen Nährwert der verschiedenen Gemüsesorte», die Wichtigkeit der Beschaffung neuer Lebens­mittel zum Durchhalten und die sorgfältige Ausnützung des Gemüsegartens. Bei Anbau der Frühkartoffeln sei das beste Land auszuwählen, als Dünger seien zu verwenden Jauche, gutverrotteter Stallmist, Kalisalz und Superphosphat. Em­pfehlenswerte Sorten seien Kaiserkrone, Paulsens Juli und Atlanta. Ein Vorkeimen der Saatkartoffeln biete große Vorteile; dies sei jetzt schon vorzunehmen, wenn die Kar­toffeln Ende April gesteckt werden sollen; die Stufen sollen 40 bis 48 Centim. von einander entfernt und nicht tiefer als 10 Centim. bedeckt sein. Ein hoher Nährwert komme den Erbsen zu. Frische Düngung sei zu verwerfen, dagegen seien Erbsen sehr dankbar für Kali und besonders für Holzasche; von 40 A Kalisalz rechne man 4 Kilogr. auf 1 Ar und eben­

soviel Superphosphal; auch Thomasmehl leiste gute Dienste. An besten Sorten kommen in Betracht: Allcrfrühestc Mai- erbsc, Buchsbaum-Schnabelerbse, Telephon und vcrl. .rte Folgererbse. Mit der Aussaat der Erbsen solle man sobald als möglich beginnen. Ende Juni tönne die Maierbse noch­mals gepflanzt werden. Die Bohnen seien Sttckstoffpflanzen und vertragen keinen natürliche» Dünger, am besten eigne sich Kali und Phosphor. Die Aussaat der Bohnen solle nie­mals zu früh erfolge», jedenfalls nicht vor dem 10.15. Mai. Empfehlenswert sei besonders der Anbau von Buschbohnen, da diese einen früheren Ertrag abwerfen als die Stangen­bohnen. Die Stufe» dürfen nicht höher als 3 Centim. be­deckt werden; man unterscheide breitschotige und rundschotige Sorten; letztere verdienen de» Vorzug. Die griinschotigen Bohnen seien nicht so empfindlich wie die gelbschotigen, ob­gleich letztere feiner seien. Bewährte Sorten von Buschbohnen seien: Kaiser Wilhelm, Alpha, Schlachtschwert und Hinrichs Niesen. Von den Stangenbohnen, die reichere Erträge als die Buschbohnen liefern, seien Feuerbohnen die härtesten und deshalb auch empfehlenswert, obgleich das Zarte der Bohnen fehle; weitere Sorten seien Korbfüller, Schlachtschwert, Mei­sterstück und Kapitän Weddigen. Der Spinat sei nicht an­spruchsvoll und gedeihe überall; für 1 qm genügen 56 Gr. Samen. Die besten Sorten seien Viktoria und Triumph; sehr empfehlenswert sei der Neuseeländer Spinat, der aber in Töpfen vorgekeimt werden müsse; 1012 Pflanzen geben den ganzen Sommer hindurch Gemüse für eine mittlere Familie. Ein vorzügliches Gemüse sei auch der Mangold, besonders die Sorte Silbermangold, der möglichst bald zu säen sei Bon den Karotten wurden Pariser Treib und Nantes besonders empfohlen. Beim Anbau verdiene die Reihensaat den Vor­zug, da man das Beet besser bearbeiten könne; auf 1 qm rechne man 1 Gramm Samen. Nachdem der Redner noch die Kohlgewächse besprochen hatte, schloß er mit der Mahnung, möglichst viel Land mit Gemüse anzubauen und recht bald Frühgemüse zu erzeugen. Reicher Beifall lohnte die äußerst interessanten und nachahmenswerten Ausführungen. Der Vorsitzende dankte dem Redner und empfahl besonders den Anbau von Erbsen in Verbindung mit dem Stecken der Kar­toffeln. An den Vortrag schloß sich eine Aussprache an, an der sich der Vorsitzende, Sattlermeister Widmaier, Kaufmann Knecht, Oberamtsbaumwart Widmann und Fabrikant Sann- wald beteiligten. Kassier Knecht erstattete hierauf den Kassen­bericht, worauf der Vorsitzende die Versammlung schloß mit dem Wunsche, daß der Vortrag reiche Früchte bringen und daß dem deutschen Reich auch die finanziellen Mittel zum Durchhalten des Kruges nicht versagt werden mögen. Den Schluß bildete eine Verlosung von Obstbäumen, Beeren­sträuchern und Nistkästchen. Die Versammlung war außer­ordentlich zahlreich namentlich auch von Frauen und Mäd­chen besucht.

(SLV.) Horb, 21. März. Auf dem Bahnhof wurde eine Schleichhändlerin aus Pforzheim abgefaßt und ihr ein gro­ßer Korb mit Butter und Eiern, sowie ein saftiger Schinken abgenommen.

(STB.) Gerftctten OA. Heidenheim, 21. März. In der Nähe des hiesigen Ortes haben Kinder die roteHülle eines Luftballons mit der Aufschrift Alderschot (England) auf­gefunden. Welche Bewandtnis es mit dem Luftballon hat und woher dieser kommt, konnte bis jetzt noch nicht ermittelt werden.

Für die Schriftl. verantwortl. Otto Seltmann, Calw Druck u. Verlag der A. Oelschläger'schen Buchdruckerei. Calw

Ortsbehörde für die Arbeiterversicherung Calw.

Die

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werden aufgesordert,

ihre Betriebe,

soweit »och nicht geschehen, spätestens bis 31. ds. Mts.

M '. 7 "7 ««Melde«.

Vordrucke sind bei der Ortsbehürde erhältlich. Versicherungs­pflichtig sind Betriebe, in denen mindestens ständig 2 kaufmännische Angestellte (Verkäufer, Verkäuferinnen, Kontoristen, Lehrlinge, Lehr­mädchen auch ohne Gehalt) oder 1 gewerblicher Arbeiter ifLanfbursche, Lanfmüdchen, Kutscher nsm.) beschäftigt werden. Familien­angehörige, mit alleiniger Ausnahme des Ehegatte», sind, auch wenn st« kein Gehalt beziehen, als Angestellte im Sinne des Gesetzes anzusehen.

Die nicht rechtzeitige Anmeldung versicherungspflichtiger Betriebe kann von der Berufsgenossenschaft durch Verhängung von Geldstrafen bis zu 300 Mark geahndet werden.

Calw, den 2l. März 1917.

Stadtschnttheisteuamt: A.-B. Dreist.

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