Erkrankung in ärztlicher Behandlung. Sie ist auch früher wegen Diebstahls bestraft worden, was sie ohne Scheu ein­räumt und dafür nur die Entschuldigung einer mangelhaften Erziehung hat, wie sie auch ihr unsittliches Leben als be­rechtigt ansieht, da ihr Mann vor der Ehe einige Mädchen mit Kindern versorgt habe. Sie erzählte von häufigen Trink­gelagen aller Beteiligten. Kniehl habe in der am 26. Sep­tember rasch verstorbenen Wirtswitwe Leiser eine intime Freundin gehabt, und als diese begraben worden sei, hätten sie selbst, Hennefarth und Kniehl, in der Nacht darauf auf den Wunsch des letzteren den Kopf der Leiser aus dem Grabe holen wollen, seien aber an ein Unrechtes Grab geraten, so- datz sie von dem grausigen Unternehmen Abstand genommen hätten. Kniehl sei auf den Hennefarth wegen der Leiser eifersüchtig gewesen und habe gedroht, einmalauszupacken, "daß alles sich wundere". Die Schäfer und Hennefarth hätten dann wiederholt den Wunsch geäußert, daß Kniehl weg­komme oder ihn jemand ins Wasser' werfe. Die Schäfer habe ihr auch Gift für den Kaffe des Kniehl versprochen. Henne­farth, der sich anfangs gegen die Sache gesträubt habe, sei den Einflüsterungen der Schäfer unterlegen, die auch die Mordnacht festgesetzt habe. Um Mitternacht des 10. Oktober seien dann Hennefarth, sie und Kniehl unter dem Vorwand des Fischfangs an den Wachbach in der Richtung Neun- ktrchen dem Bachufer entlang gelaufen. Nach einem gemein­samen Schnapstrunk hätte Hennefarth einen Hammer her­vorgezogen und damit dem Kniehl de» Schädel eingeschlagen. Nachdem der Mann tot gewesen sei, hätten sie Steine zu- sammcngcsucht und die damit beschwerte Leiche ins Wasser geworfen. Nach der Rückkehr in die Stadt hätten sie noch Kaffee getrunken. Am folgenden Tag wurde, um der Tat vollends den Stempel der Perversität und des Zynismus aufzudrücken, das Totenmahl für Kniehl abgehalten, wozu die Schäfer Wein und Sekt hergegcben habe. Wieder einen Tag später sei die Leiche schon aufgefunden worden. Jetzt seien die blutbeschmutzten Kleidungsstücke Hennefarths, von ihr, der Steingruber, schnell nach Neunkirchen zur Reinigung geschickt worden. Die Angeklagte, Margarethe Schäfer, wälzte, wie die Steingruber, alles Verschulden von sich ab, insbesondere leugnete sie, vor Kniehl Furcht gehabt zu haben: auch von dem Kiftangebot wollte sie nichts wissen. Nun wurde Friedrich Hennefarth vorgerufen. Er ist in Zivil, da er längst aus dem militärischen Verhältnis infolge des auf ihm ruhenden Verdachts entlassen ist. Hennefarth ist seit 1913 selbständig, wurde bei Kriegsausbruch als Gefreiter cinge- zogen, kämpfte in Frankreich und Rußland, wo er das Eiserne Kreuz und die Goldene Militär-Verdienstmedaille erhielt und war in letzter Zeit in Mergentheim in Garnison. Von seinen militärischen Vorgesetzten hat er ein gutes Zeug­nis. Er ist verheiratet und Vater eines Kindes. Auch er hat mit der so rasch verstorbenen Leiser in Beziehungen ge­standen und gab solches auch mit der Steingruber zu. Die Frage, ob er »ach den Aussagen der beiden Angeklagten auch 'jetzt noch auf seinen in der Voruntersuchung gemachten Er­klärungen wegen seiner Unschuld beharre, beantwortete er mit einem lauten Jawohl. Er zog mit aller Bestimmtheit jede Mitschuld an der Mordtat in Abrede. Die Hosen, die die Steingruber waschen ließ, habe er auf der Regiments­kammer tags zuvor beschmutzt in Empfang genommen, doch gab er auf Vorhalt das Unwahrscheinliche dieser Behaup­tung zu. Die beiden weiblichen Angeklagten zeigten maß­loses Erstaunen über die Aussagen Hennefarths und bliebe» dabei, die Wahrheit gesagt zu haben. Nach Eintritt in die Beweisaufnahme wurde zunächst der Sachverständige, Ober- medizinalrat Dr. Walz vernommen. (Forts, folgt.)

Das Geständnis des Mörders.

(SEB.) Hall» 8. März. Nach der Mittagspause des gestrigen Vrrhandlungstages meldete sich bei Eröffnung der Verhandlung der Angeklagte Hennefarth zum Wort und be­kannte, der Wucht der vormittägigen Zeugenaussagen «ach- gebend, seine Mitbeteiligung an der Tat und gab zu» den Kniehl erschlagen zu haben.

Amtliche Bekanntmachungen.

Arbeiter- und Angestellte «-Ausschüsse.

Nach K 11 des Gesetzes über de» vaterländischen Hilfs dienst vom 5. Dez. 1918 müssen in allen für den vaterländi­schen Hilfsdienst tätigen Betrieben, für die Titel Vll der Ge­werbeordnung gilt, und in denen in der Regel mindestens SO Arbeiter beschäftigt werden, ständige Arbeiterausschüsse bestehen. Dieser Vorschrift ist dann genügt, wenn ständige Arbeiterausschüsse im Sinn des 8 1311, der Gewerbe-Ord­nung bestehen, die schon beim Inkrafttreten des Gesetzes (6. Dez. 1916) als solche bestellt waren. Wo dies nicht der Fall ist, sind neue Arbeitsausschüsse zu bestellen. Für sie ist im Gesetz Verhältniswahl durch sämtliche volljährige Ar­beiter beiderlei Geschlechts vorgeschrieben. Bezüglich der Er­richtung von Arbeiterausschüsscn ist am 22. vor. Mts. eine Verfügung des Ministeriums des Innern ergangen, die im Staatsanzeiger vom 21. Februar 1917 Nr. 16 abgedruckt ist. Auf diese werden die in Betracht kommenden-Betriebe hie- Mit hingewiescn.

Für die von den Arbeitgebern zu erlasset,den Bestim- inuugen und für eine Wahlordnung können von der Zentral­stelle für Gewerbe und Handel Muster zu 10 -5 das Stück bezogen werden.

Ealw, den 6. März 1916

K. Oberamt: Binder.

Trinach, 1. März. Uebr die deutschen Wirtschaftskräfte sprach hier gestern abend Herr Gewerbelehrer Aldinger in

einer von Herrn Reg -Rat Binder geleiteten Versammlung im Saale des Gasthauses zum kühlen Brunnen. Der Redner führte aus, wie 'unseren militärischen die wirtschaftlichen Kräfte entsprechen. Wohl haben diese im jetzigen Weltkriege eine beispiellose Belastungsprobe auszuhalten: aber die Kräfte sind derart, daß sie eine solche wohl aushalten können Eine in einem 69 Millionen-Volk ruhende vorzügliche Ar­beitskraft, ein mit 37S Milliarden zu schätzendes Volksver­mögen, ein init 13 Milliarden Mark zu schätzendes jährliches Volkseinkommen, wovon jedes Jahr 10 Milliarden Mark ! dem Vermögen zugcspart werden, eine nicht hoch genug an- ! zuschlagende Betätigungslust auf allen Gebieten, sowie eine , das Ganze übersehende großzügige Leitung, das alles sind erstklassige Bürgschaften dafür, daß wir nicht nur vor einem wirtschaftlichen Zusammenbruch, wie ihn die Gegner wün­schen, sicher sein werden, sondern daß wir nach dem Kriege erst recht unfern Platz an der Sonne b^alten und behaupten und unsern Wirtschaftserfolg noch mehr als bisher steigern werden. Die dem Reiche geliehenen Gelder werden deshalb trotz der vorher noch nie dagewesenen Schuldenlast immer noch eine recht sicher« und bei der hohen Verzinsung auch recht gut« Anlage bilden, selbst dann, wenn wir bei Frie­densschluss unsern wirtschaftlich schlechter gestellten Feinden Teile unserer Kriegsschuld nicht aufladen könnten. Die Völ­ker rüsten sich zum Endkampfe. Ein riesenhaftes Ringen wird anheben, gewaltiger als je werden die Einsätze sein. Bet Freund und Feind werden Heimarmee und Feldarmee aufgeboten. Jedes, ob es dahin oder dorthin zählt, ob es den Acker bebaut und im Ernährungskampfe sich betätigt, ob es die Staatswirtschaft durch Darlehen finanzieren hilft, ob es die Staatsmaschine im Gange zu halten mitarbeitet, ob es die Feinde abzuwehren, Heim und Herd zu schützen oder der Munitionsfabrikatton seine Kräfte zu leihen hat, ob es im Dulden und Leiden sein Opfer bringen muß, jedes hat sein Möglichstes zu geben, auf daß sich auch jedes des Sieges freuen möge, der solches Zusammenhelfen sicher be­lohnen wird. Reicher Beifall belohnte die packenden Aus­führungen des Redners und Herr Reg.-Rat Binder beichte im Sinne der Versammlung deren herzlichen Dank zum Aus­druck, um seinerseits anschließend an die vom Redner auf Grund der Statistik gegebene Herzstärkung, an die in den Volkserlebnissen und Volkserfahrungen der Kriegsjahre lie­gende Stärkung des Glaubens an unsern endgültigen Sieg zu erinnern. Der Redner führte aus, daß die zu Kriegsan­fang bet uns herrschend« Begeisterung, die uns eine rasche Auffüllung vorhandener und Ausstellung neuer Armeen und ein rasches Vorwärtsdringen in Feindesland ermöglichten, I als merkliche Hilfe Gottes angesehen werden muß. daß ein

sichtbares gnädiges Walten Gottes auch darin zu erblicken ist. daß bei uns immer zur reihten Zeit und ain rechten Ort die rechten Führer sich einstellten, daß ein der Lage entspre­chender rascher Entschluß mit sofortiger glücklicher Ausfüh­rung immer bei uns und nicht bei unsern Feinden zu finden war, daß infolgedessen Gottes gnädige Durchhilfe uns im Balkan die uns zu gute kommende Ordnung durchführen ließ, und endlich, daß auch im Endkampfe, im Kampfe zur See, uns Gott sichtbar seinen starken Arm leiht damit, daß er unsere Unterseebootwasfe tm Kampfe gegen die Naiisncn der Heuchelei, der Lüge und des Betrugs sichtlich segnet. Wo Gottes Hilfe so zu spüren ist. da kann der Ausgang nicht zweifelhaft erscheinen und wir haben allen Grund, mit Zuversicht der Austragung des Endkampfes cntgegenznschcn. Lebhafter Beifall wurde dein Redner für seine tiessin- nigen und zu Herzen gehenden Ausführungen zuteil, welche den oben erwähnten Vortrag wirkungsvoll ergänzten.

(SEB.) Tübingen, 5. März. Durch Einberufungen ge­gen das Ende des 5. Kriegssemesters haben sich die Reihen unter der hiesigen Studentenwelt so sehr gelichtet, daß z. B. die sechs Lehrer an der katholisch-theologischen Fakultät ins­gesamt nur noch drei Schüler in ihren Verlesungen hatten.

(SEB.) Rotteuburg, 8. März. Aus den L6. März werde» 28 Geistliche zu kurzer militärischer Aus­bildung einberuse» und dann als Krankenwärter in verschiedenen Lazaretten verwendet. Etwa sechs Wochen später wird eine zweite Reih« (15) zu demsel­ben Zwecke einberufen werden

(STB.) Unterhausen OA. Reutlingen, 7. März. Bei einer Vanersfrau wurden nicht nur 22 Zentuer Getreide gefunden, die in einem ungeeigneten Raume verbor­gen und dem Verderben ausgesetzt waren, sondern auch 28 Zentner Kartoffeln, die zum großen Teil in einer Scheuer dem Erfrieren preisgegeüen waren. Die Orts­einwohner haben vergebens die Hamsterin, die offenbar Angst hat, verhungern zu müssen, um Abgabe von Kar­toffeln ersucht.

(SEB.) Heubach OA. Gmünd. 8. Mürz. Ein von hier gebürtiger Landsturm-Rekrut, der nicht gerne Sol­dat ist, entfernte sich ohne Erlaubnis von seiner Truppe in Gmünd. Als der Landjäger erschien und den Sol­daten in seiner Wohnung festnehmen wollte, sprang dieser auf den Scheuerboden beim Garbenloch und hängte sich an einen Strick. Der Landjäger schnitt den Strick ab, wobei der Lebensmüde auf den Boden siel und sich eine erhebliche Verletzung am Kopf zuzog. Er kommt jedoch mit dem Leben davon.

(SEB.) Geislingen a. d. St., 6. März. Ein in den mittleren Jahren stehendes Fräulein, Las von einem Besuch in Ditzenback auf der Heimreise begriffen war und eine Fahrkarte nach München bei sich trug, kam gestern vormittag unter den Schnellzug und wurde auf der Stelle getötet. Der Körper wurde schrecklich verstüm­melt. Die Leiche wurde nach dem Eintreffen der Eerichts- kommission ins Leichenhaus verbracht.

Evangelische Gottesdienste.

Sonntag Okmli. 11. März. Vom Turm: L19, Predlglli d: 290, Ich weiß "on kei'em ankern vrnnde rc. 9' » Uhr: Vor mitt.-Predigt, D kan Zeller. 1 Uhr: Gbristenlebre nit krn Töchtern der älteren Avtei'ung. 6 Ubr: AI endpred-gt im VereinShcms, Sladtpfarre-Sckniid. Donnerstag. 15. März. 8 Uhr abends: Kriegsbetstunde im Vereinshaus, Stadlpfarrer Schmid.

Katholische Gottesdienste.

Samstaa, den 10. März: von 4 Ubr ab O'erbelckste für Frauen und Jungfrauen. 3. Faste ison «tag den ll. März, g Uhr: Frühmesse 9H, Uhr: Vredigt und M sse. 1'/- Uhr: E -r st - lehre. 2 Ubr: Andacht. Werktags: Pf.irrmelle täglich u n 7'/, Ubr. Mlllwochs um 8 Ubr. Mittwom und Freilaz A end 8H, Ubr: Krie zsbetstunde. Am Sonntag Opfer für arme Erst» komunikanlen.

Gottesdienste in der Methodistenkapelle.

Sonntag vormittags g>, Uhr und abends 5 Uhr: Pred gt. Prediger Firl. Vormittags ll Uhr: Sonntagsschule. Mtit» woch abends 8' « Ubr: Krieasbetbunde.

Für die Schristl. verantwortl Otto Seltmann, Calw Druck u Verlag der A. Oelsckiläger'schen Buchdruckerei Calw

Amtliche nud Prtvat-An zeigen.

Stablgeirielnde Calw.

MW-VkkstMg.

Da die Eladlonwaltung keine weit-ren Karioffell eserungen erhalten kann, und die msprüngi'ch nur für die Z it bis 15. April 1917 bestimmten Borrätr nunmehr bis zur neuen Ernte re ch n müssen, dürfen die

PttsoiWinshereAiglei Mufsg nur WDns '/* Pfd Kartoffeln (Selbstversorgrr höchsten» 1 Pfand Kartoffeln) Wich

aus den Kops ihrer yaushaliungsmilglleter verbrauchen, auch werden Korloss In nur noch gemeinsam mit der doppelten Meng« Kohlraben abgegeben.

Ans di« abzullkferndrn U«b'k'ch''fle kann die S'adtgemeinde unier keinen Umständen ve'zchien. Die deir. Kar off lbesitzer haben die Ihnen fr. Zt. du'ch Postamt« NI tgeieilttn Mengen p'leillch zu behandeln und litt btt demnuchfl staUkindende Ablttseruna bereit zu halten.

3h ermahne bringend, dt« Kart.ffUoonäte soweit irgend möglich mit Kohlra 'en zu streck n.

Wer dielen Anordnungen zuwtderhandelt ha» Strafe und unter Umständen Ausschluß vom Bezug solche« Lebensmittel, welche auf die städi. Lebensmiitrimorl'en verkauft werden, zu gewärtigen.

La'.w, den 8. März 19t7.

Stad sch«lth itzena«1: A. V. Dreiß.

Stadtschullhlißenamt Calw.

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Der Biehmarkt

am 14. ds. Mts. findet wegen Seuchengefahr

nicht statt.

Calw, den 7. März 1917.

Stadtschnltheibenamt: A. B. Dreiß

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au s Land passend, sind zu ve'« Kausen. Zu ersranen in der Ge» schäs «stelle diese» Blastes.

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