Berlin im Namen aller vlämischen Gruppen vorsprach, und die Beschlüsse und Wünsche der Blamen vortrug, die der Rat von Flandern am 4. Februar allen Kriegführenden und neutralen Staaten durch eine» Aufruf vom 4. Februar 1917 zur Kenntnis gebracht hatte. (Nach den von Wilson in seinem Friedensvorschlag aufgestellten Grundsätzen des Selbstbe- stimmungsrechtes der kleinen Völker mühte also Amerika auch für die Blamen eintreten, was aber wohl kaum in der Richtung der amerikanischen Politik liegt, denn die Vlamen mühten sich doch natürlicherweise an Deutschland anlehnen, und das bekämpft England selbstverständlich aufs entschiedenste, weil wir so indirekt nach Ansicht der Engländer an die belgische Küste kommen könnten.) Der Sprecher der Abordnung dankte der deutschen Regierung für den bisher vom deutschen Generalgouvernement für die vlamische Sache getroffenen Maßnahmen und bat uni weitere Maßnahmen in dieser Richtung. Der Reichskanzler erinnerte in seiner Antwort an die innige Kulturgemeinschaft der Vlamen mit Deutschland in früheren Zeiten, und begrühte es ,dah das Bewußtsein der Verwandtschaft und Wesensgemeinschaft, das die beiden Völker verknüpfe, wieder erwacht sei. Mitten im blutigen Kampfe habe es Gott gefügt, das, Deutsche und Vlamen sich bewußt werden, daß in dem Ringen gegen das Vordringen des Welschtums gleiche Wege uns zu gleichen Zielen führen müssen. Es würden vorbereitende Maßnahmen erwogen und eingeleitet, die darauf Hinzielen, dem vlämischen Volke die ihm bisher versagte Möglichkeit einer freie« industriellen und wirtschaftlichen Entwicklung zu geben. Zur Erringung der inner» Selbständigkeit des vlämischen Volkes würden im Einklang mit den Grundsätzen des Völkerrechts Maßnahmen mit dem Ziele der völligen Verwaltungstrennung durchgeführt, ln dem Sinne, daß die Sprachengrenze möglichst auch zur innerpolitischen Erenzscheide werde. Um das erstrebte Ziel zu erreichen, werde man mit dem Rat von Flandern die geeigneten Mittel beraten. Das deutsche Reich werde bei den Friedensverhandlunge« und über den Frieden hinaus alles tun, was dazu diene» könne, die freie Entwicklung de» vlämischen Stammes zu fördern und sicherzustellen.
Also auch hier entspricht das Verhalten Deutschlands ebenso wie bezüglich Polens de» von Wilson ausgestellten Grundsätzen. Auch hier wird es die Entente, und namentlich das durch die bisherige amerikanische Politik bei jeder Gelegenheit geschützte England sei», das sich einer Unabhängigkeitserklärung des vlämischen B"1es mit aller Macht entgegensetzen wird, weil es dem Charakter dieser Gesellschaft für Lünderraub und Unterdrückung schwacher Völker keineswegs entspricht, Völker freizugebcn, die von ihren Mitgliedern unterjocht werden. Und oh Ironie des Schicksals, gerade dieser Gruppe der Kriegführenden beizutreten, ist jetzt der Friedenstheoretiker Wilson drauf und dran. Nach den Reutermeldungen, die uns heute nur noch zugänglich sind, hat die Hetzpresse jetzt wohl bald ihr Ziel erreicht im Einverständnis mit der amerikanischen Regierung, die allen Anzeichen nach den, bewaffneten Konflikt zutreibt. Wie wir schon Samstag voraussagten, hat die amerikanische Regierung ganz ihrer bisherigen heuchlerischen und hinterlistigen Politik treu den geplanten deutschen Bündnlsvorschlag an Mexiko gehörig ausgenützt, um die noch Zögernden für ihre Pläne zu gewinnen. Nach der Bewaffnung der amerikanischen Handelsdampfer wird wohl auch bald die Begleitung der Munitionsdampfer durch Kriegsschiffe kommen, was selbstverständlich von Deutschland entsprechend beantwortet werden müßte. Daß die Wilsonsche Regierung von Anfang an mit Vorbedacht für unsere Feinde tätig war, dafür haben wir ja unzählige Beispiele und nicht zuletzt an dem neutralitätswidrigen Verhalten des amerikanischen Botschafters in Berlin, der sein Amt nach den vorliegenden Meldungen geradezu zur Errichtung einer Spionagezentrale größten Umfangs benützt haben muß. Was übrigens den letzten Schritt Amerikas anbelangt, so scheint man da noch Beschwerden zu haben. Man will wißen, daß Deutschland nicht nur in Mexiko bezüglich eines Bündnisses angefragt hat, sondern daß in Rücksicht auf die japanischen Interessen in Mexiko auch Japan in dieser Frage angegangen worden sein soll. Japan hat ja nun amtlich bekannt gemacht, daß es rein gar nicht im Sinne habe, sein Verhältnis zu den Verbündeten zu ändern, und ebensowenig die freundschftlichen Beziehungen zu Amerika. Danach dürfte die heutige japanische Negierung wohl der Ansicht sein, daß sie auf diese Weise ihre Forderungen bezüglich Chinas und der Inseln des stillen Ozeans auch erreichen kann. Und England und Amerika worden natürlich alles getan haben, um diesen unbequemen Mahner vorläufig zufrieden zu stellen.
O. 8.
Voi rrnscrn Feinden.
Die Lebcnsmittelfrage in Frankreich.
karte« einzuführen, müsse Mangel herrschen. Dann sek es aber unverantwortlich, warum man mit der Einführung noch volle zwei Monate warte. Entweder solle man, wenn alles da sei, das Volk nicht durch neue Maßnahmen beunruhigen, oder aber energisch, ja sogar drakonisch handeln.
Di« französisch« Kohlennot.
(WTB.) Barcelona, 4. März. Nach hier eingetroffenen Nachrichten ist die Kohlennot in Frankreich bereits so groß, daß die Kriegsschiffe schon von den für den äußersten Notfall aufgesparte» Reserven nehmen müssen.
Frankreich und Italien verlangen russisches Getreide.
(WTB.) Bern, 4. März. Wie der Petersburger Mitarbeiter des „Corriere della Sera"" meldet, haben Italien und Frankreich von Nutzland 7,5 Millionen Doppelzentner Getreide verlangt, davon 3 bis 4 Millionen Doppelzentner für Italien. Die russische Negierung wird dieser Tage die Frage der Aussuhrerlaubnis dieses Getreides prüfen.
Di« unvorsichtige» Italiener.
Bern, 4. März. Der „Avanti" veröffentlicht ein« Tagesordnung des Abgeordneten Enrico Ferrq, die besagt: Die Kammer behält sich jedes Urteil über die politische Tätigkeit derjenigen vor, di« Italiens Mitwirkung an» Kriege vorbereitet haben, und stellt jetzt fest, daß die hauptsächlichste Ursache des Berproviantirrungsmangels und der hohe« Valuta in der unvorsichtigen Art besteht, in der Italien in den Krieg eintrat, und in dem Fehlen eines vorherigen Prooi- antierungsabkoinmens mit den Verbündeten in wirtschaftlicher und finanzieller Hinsicht.
Der aufgesrischt« Plan der Verbindung der russischen und rumänischen Herrscherhäuser.
(WTB.) Berlin, 5. März. Aus Budapest wird dem „Berliner Lokalanzeiger" gemeldet: Einem Drahtbericht aus Petersburg zufolge wird die Verlobung des rumänischen Thronfolgers Carol mit der Tochter de» Zaren, Großfürstin Tatjana, auf Wunsch des Zaren nicht eher amtlich publiziert. vis die Kriegslage «ine ersrevlicherr Wendung nehmen wird. (Hoffentlich erkaltet bis dahin die Liebe der Verlobten nicht.)
Vermischte Nachricht n.
Die vlämischen Führer in Berlin.
(WTB.) Berlin, 4. März. Der Staatssekretär des Innern Dr. Helfserich empfing heute die vlämischen Gäste in seinem Haus«. Außer dem Staatssekretär Zimmermann und dem Staatsminister von Trott zu Solz waren hierzu auch der Präsident des Reichstages Dr. KLmpf und eine Reihe von Parteiführern und hohen Bcainten erschienen.
Die Gewerkschaften in der Ernährungsfrage.
Berlin, 4. März. Die „Berliner Zeitung" nieldet aus Berlin: Die verschiedenen deutschen Gewerkschaften, die Generalkommission der Gewerkschaften Deutschlands, der Eesamtverband der christlichen Gewerkschaften Deutschlands. Verband der deutschen Eewerkvereine, Polnische Berufsvereinigung. Arbeitsgemeinschaft für einheitliches Anoestelltenrecht und die Arbeitsgemeinschaft der technischen Verbände haben in Eingaben an den Reichskanzler und das Kriegsernährungsamt eingehend auf die Mitzstände in der heutigen Lebensmittelversorgung der Bevölkerung hinoewtesen und verschiedentlich Vorschläge zu ihrer Abstellung gemacht.
Anbauzwang für Kartoffeln.
Berlin. 5. März. Im Regierungsbezirk Trier ist. wie dem „Berliner Lokalanzeiger" berichtet wird, der Kartoffelzwang eingefiihrt worden. Die Landwirts müssen eine dem Durchschnitt der Anbaufläche in den Jahren 1914—1916 entsprechende Fläche mit Kartoffeln bepflanzen. In jeder Gemeinde wird ein Ausschutz von Vertrauensleuten gebildet, die den Anbau zu überwachen haben.
Neue Kälte.
(WTB.) Berlin, 5. März. Die neu aufgetreten« Kälte lietz das Ther,nometer im Weichselgebiet auf 16 Grad unter Null sinken. In Stettin wurden gestern 8 Grad Celsius Kälte gemessen.
Die dänischen Ausfuhrdampfer.
(WTB.) Kopenhagen, 4. März. Die Blätter bringen eine Mitteilung der Vereinigten Dampffchiffahrts- gesellschaft, wonach die Ausfuhrdampfer „Anglodane", „Holmblad" und „Nidaros" von hier in Bergen einge- troffen sind.
Der Ententedruck aus China.
stand und nach einer Zoüreform in wohlwollende Erwägung zu ziehen, wenn China die Beziehungen zu Deutschland und Oesterreich abbreche.
Alls Stadt und Land.
Cal», den S. März 1917.
Beförderung,
Zum Leutnant der Reserve wurde befördert Vizefeldwebel Oskar Schweikhardt von Calw.
Das Eiserne Kreuz.
Landwehrmann Friedrich Lorch von Calw, hat das Eiserne Kreuz erhalten.
Kriegsverlufte de« Oberamts Calw.
Aus der Württembergischen Verlustliste Nr. 547.
Herre, Karl, 29. 8. 78, Calw, gef. — Stetff, Robert, Ltn. d. L., 31. 10. 83, Calw, schm. verw.
Die gegenwärtige Wirtschaftslage Deutschlands.
* Am Samstag abend sprach iin „Georgenäum" Dr, Hausmann von Straßburg über die gegenwärtige Wirtschaftslage Deutschlands. Der Redner war i» letzter Zeit für ein paar Wochen an der Westfront und hatte da Gelegenheit gehabt, Eindrücke über die Stimmung unserer Feldgrauen zu sammeln, die er dahin wiedergab, daß in Be- zug auf unsere militärisch« Lage alle von freudigster Zuver sicht erfüllt seien, aber bezüglich ihrer wirtschaftlichen Zu- kunft nach dein Kriege hätte er bei vielen unserer Soldaten trübe Gedanken und Zweifel gefunden, weil sie meinen, es würde nach dem Kriege an genügender Arbeit fehlen. Solchen Anschauungen trat nun der Redner im Hinblick aus die bisherigen Leistungen unserer Volkswirtschaft vor dem Kriege und während des Krieges entgegen, und wies auch darauf hin. daß wir iin ureigensten Interesse unserer Volkswirtschaft bestrebt sei» müßten, alle vorhandenen Arbeitskräfte wieder in vollem Maße zu beschäftigen. Nach kurzem Rückblick auf die wirtschaftliche Entwicklung des 19. Jahrhunderts, die uns ungleich stärker, reicher und freier als je zuvor gemacht hat. besprach der Redner zuerst di« Einwirkung des Krieges auf die einzelnen Privatwirtschaften. Da ist vor allem der Verlust von unzähligen Arbeitskräften zu beklagen, wobei aber tröstlich ist. daß für die heimkehrenden Invaliden schon jetzt möglichst gesorgt wird, durch die großen Fortschritte der Kriegschirurgie und durch gute Organisation des Arbeitsmarktes. Die zahlreichen kleine» uird selbständigen Gewerbetreibenden, die ihr Geschäft schließen mnßten, werden sicher nicht für immer verloren sein, unverzinsliches und dann amortisierbares Darlehen wird ihnen nach dem Kriege die Wiedererlangung der Selbständigkeit ermöglichen. Von der ungeheuer gewachsenen Frauenarbeit brauchen unsere braven Feldgrauen auf die Dauer keinen unlauteren Wettbewerb zu befürchten, da wird schon der Staat und das Eingreifen der Arbeiterorganisationen zu sorgen wissen. Die Teuerung aller Bedarfsartikel wird nach dem Kriege zwar leider wohl nicht ganx verschwinden, aber doch bald auf erträgliche Grenzen zurückgehen. Schwer wird nach dem Kriege die richtige Einrichtung des ganzen Arbeitsmarktes sein, »vas aber jetzt schon für die Kriegsverletzten geschieht, läßt uns das Beste hoffen. Die Einrichtung des Staatssozialismus hat sich im Kriege bewährt und muß auch für die erste Uebergangszeit beibehalten werden, aber nicht länger als notwendig. So zeigt sich auf privatwirtschast- lichein Gebiete: schwere Wunden sind uns geschlagen, aber keine tödlichen, zum Verzweifeln besteht absolut kein Anlaß. Noch günstiger steht es hinsichtlich der Volkswirtschaft als Ganzem. Die erste Grundlage bildet eine genügend zahlreiche und intelligente Bevölkerung. An Intelligenz aber werden wir Deutsche von keinem andern Volke übertroffen. Unsere Bodenkräste sind außerordentlich groß, an Getreide und Kartoffeln haben wir 1913 zusammen 84 Millionen Tonnen geerntet, gegen 32 in Frankreich und, nur 12 in England. Unser Viehstand, von dem wir jetzt zehren müssen, wird bald wieder auf der Höhe sein. Reiche Schätze haben wir unter dem Boden,- Stein- und Braunkohlen, mit den wichtigen Nebenprodukten wie Anilinfarben, unsere Eisenerzlager, unsere Kalilager, in denen wir eine Art Monopol haben, die Milliardenwerte, die in den Industrien stecken, wurden nur beispielsweise berührt, in den Eisenbahnen steckt ein erwerbendes Kapital von rund 39 Milliarden, dazu die Kanäle; in den Sparkasien, diesen „Banken der kleinen Leute", lagen Ende 1915 fast 21 Milliarden, fast eine Milliarde mehr als beim Ausbruch des Krieges, trotz der starken Beteiligung an den Kriegsanleihen. An all diesen Schätzen hat der Krieg unmittelbar nichts geändert, nut daß sie zum Teil nicht ausgehpntet werden können, wegen Mangels an Arbeitskräften, an Rohstoffen und an Transportmitteln; immerhin wird während des Krieges viel mehr gearbeitet als man gewöhnlich denkt. Wir haben aber auch reiches Feindesland in festem Besitz, so in Frankreich den industriell wichtigsten Teil. Das ganze deutsche Volksvermögen schätzt man auf rund 375 Milliarden, wovon nach Befriedigung der notwendigen Lebensbedürfnisse mindestens 10 Milliarden freies Einkommen bleiben. Somit haben wir auch jetzt noch eine mehr als genügende, gesunde Grundlage für unsere
(WTB.) Bern, 5. März. Die von der französischen Regierung in den letzten Tagen getroffenen Maßnahmen und Beschränkungen in der Lebensmittelfrage veranlaßen viele Pariser Blätter, erneut gegen die kurzsichtige Wirtschaftspolitik der Regierung Stellung zu nehmen. „Journal", „Rä- veil" und „Eaulois" erklären, wenn man daran denke, Brot
(WTB.) Amsterdam, 3. März. Nach einem hiesigen Blatt meldet die „Times" aus Peking, datz die Gesandten der Alliierten der chinesischen Regierung am Mittwoch eine Denkschrift überbrachten, in der sie versprechen. die Bitte Chi,ras nach Suspendierung der Zahlung der Entschädigungsgelder aus dem Boxerauf-
Bereitet Euch auf die 6. Kriegsanleihe vor!