Aus Stadt und Land

Lalw, den 21. Juni 1929.

Bcrbandsvcrsammlung der SchrvarzioaldWasserversorgung.

Unter Leitung des Verbandsvorsitzenden Schultheiß Walz in Altburg und in Anwesenheit von Oberbaurat Dr. Groß vom Bauamt für das öffentliche Wasserversorgungswesen in Stuttgart, der Landräte RipPmann von Calw, Baitin - ger von Nagold und Lempp von Neuenbürg fa»»d nach Zjähriger Pause wieder eine Versammlung des Ges. Verwal­tungsausschusses der Schwarzwaldwasserversorgung im Weitz­schen Saale in Calw statt.

Die Vertreter der 50 Verbandsgemeinden waren vollzäh­lig erschienen. Im Geschäftsbericht gab der Vorsitzende über die erfolgte Erweiterung der Anlagen durch Erstellung einer 2 ten Pumpstation im Kleinenztal sie ge­währt nunmehr eine hinreichende Sicherheit für genügende Versorgung der Verbandsgemeinden im Bezirk Neuenbürg sowie der Gemeinden rechts der Nagold Auskunft und wies auf die noch bevorstehenden Ergänzungsarbeiten an den bestehenden Anlagen, in einigen Fällen die notwendige Ein­legung 2ter Leitungen hin. Den Hauptgegenstanb der Be­ratung betraf die Versorgung der Gemeinde Schömberg. Unter besonders vereinbarten Bestimmungen tritt Schömberg als Mitglied dem Verband unter vorläufiger Anrechnung von 500 Einwohnern bei. Die Kosten -er technischen Einrich­tungen für die Wasserversorgung hat die Gemeinde selbst zu tragen. Hiebei ist ins Auge gefaßt, daß je nach Ausdehnung dieser Versorgung die Gemeinde Schömberg eine 2t« Leitung von Würzbach nach Oberlengenhardt, wo zunächst -er Anschluß erfolgen soll, einznbauen hat. Weiter wurde angesichts des Umstandes, daß die Versorgung einiger Gemeinden im Be­zirk Nagold nicht mehr genügt sei es infolge Inkru­station oder wegen erhöhten Verbrauchs die Legung einer 2ten Leitung vom Hochbehälter Martinsmoos bis zum Hoch­behälter Wenden mit einem Aufwand von ca. 25 000 M., die durch Aufnahme einer Schuld gedeckt werden sollen, beschlos­sen. In der Gemeinde Unterlengenhardt bestehen wegen des ziemlich starken Wasserverbrauchs im Kurhaus Vurghalde der Allgem. Ortskrankenkasse Stuttgart Mißver­hältnisse, für deren Beseitigung der Ortsvorsteher Kugele energisch eintrat. Abhilfe wurde in Aussicht gestellt, wenn sich die Allgem. Ortskrankenkasse Stuttgart bereit erklärt, dem Verband die ca. 8000 M. betragenden Kosten einer weiteren Zuleitung auf 2 Jahre zu billigem Zinsfuß zur Verfügung zu stellen. Seitens der Gemeinde A lze n b e rg lag ein Ge­such an den Verband um Uebernahme der Kosten zu einer Erbreiterung des Ortsnetzes vor, welche dazu dienen soll, eine in Aussicht genommene Siedlung mit Wasser zu versor­gen. Nach längerer Debatte konnte aber dem Gesuch nicht stattgegeben werden, da bisher die Erweiterungskosten in jeder Verbandsgemeinde von der Gemeinde selbst getragen wurden und dies auch künftig so gehalten werden soll. Dem Ges. Vcrwaltungsausschuß wurden dann die Ergebnisse der abgelaufenen Jahresrechnungeu von 1924/27 sowie der Voranschläge 1927/29 wie auch die Besoldungssat­zung zur Genehmigung vorgelcgt. Die vorgenommenen Wahlen brachten fast keine Aenderung, nur die Vertreter des Bezirks Nagold, Schultheiß Seeger in Alten st eig- Dorf und Schultheiß Metzger in Simmersfeld lehnten eine Wiederwahl ab. An ihre Stelle wurden Schultheiß Rentschler in Rotfelden und Schultheiß Schwemmle in Fünfbronn in den engeren Ausschuß auf 6 Jahre ge­wählt.

Vor 30 Jahren fand die feierliche Einweihung der Werks­anlagen durch eine schön verlaufene Feier statt. Der lang, jährige Verbandsrechner Stadtschultheitz Müller, Neu­bulach, nahm daher Veranlassung, in einer kleinen Schrift auf Sie Gründung, die Entwicklung und die segensreiche Aus­wirkung des Verbandes hinzuweisen.

Auch der Fußgänger hat ei« Recht anf die Straße.

Das Reichsgericht hat einen Freispruch eines preußischen Landgerichts zur neuen Verhandlung zurückgewiesen, da der Spruch, der einen Motorradfahrer, der ein Sjähriges Kind überfahren und dadurch getötet hatte, von fahrlässiger Tötung freisprach, dem Reichsgericht zu weit ging Der Motorradfahrer hatte geltend gemacht, daß er wegen Un­übersichtlichkeit der Straße bas Kind zu spät gesehen hätte. Das Reichsgericht stellte sich auf den Standpunkt, baß der Freispruch vom Kraftfahrer viel zu wenig und vom Fuß­gänger, der mit dem gleichen Recht den Weg benütze, zu viel verlange. Der Kraftfahrer dürfe nur so schnell fahren, als es Len Umständen entspreche, und daß er jederzeit zum Hal­ten in der Lage sei.

Kein Paßvisum mehr nach der Schweiz.

Mit Wirkung ab 1. Juli bedürfen Staatsangehörige aus Deutschland, Oesterreich usw., welche nach der Schweiz rei.

sen, keines Paßvisums mehr, und zwar auch dann nicht, wenn die Einreise einem Dienstantritt gilt. Dagegen ist ein gültiger Heimatschein erforderlich. Der Paßinhaber hat sich nach erfolgter Einreise innerhalb acht Tagen bei der Ortspolizeibehörde anzumelden. Die Zttrichsche Behörde macht aber aufmerksam, daß für Dienstantritt im Kanton Zürich die Bewilligung zur Niederlassung bei der Fremden- polizet nach wie vor eingeholt werden muß.

85 vvv Deutsche i« der Fremdenlegion.

In einerim Preuß. Landtag eingebrachten Anfrage wird darauf hingewiesen, daß sich nach einwandfreien Feststellun­gen des Schutzbundes gegen die französische Fremdenlegion in Düsseldorf heute über 35 000 Deutsche in der französischen Fremdenlegion befinden, wovon jährlich über 7000 durch Klinm, schlechte Behandlung, Strapazen und Gefechte ster. ben. Von den verhältnismäßig wenig Zurückkehrenden seien erfahrungsgemäß 70 bis 80 v. H. für den Nest ihres Lebens arbeitsunfähig und müßten von der öffentlichen Wohlfahrt unterhalten werden. Im letzten Jahr seien für die rund 7000 in Deutschland befindlichen arbeitsunfähigen ehemaligen Legionäre 5' Millionen von der öffentlichen Hand ausgegeben worden. Notwendig sei eine Aufklärung im ganzen Reich, da nach Feststellung des Schutzbunds noch in diesem Jahr weitere 10 000 Deutsche angeworben werden sollen. Das Staatsministerium wird ersucht, für die bereits angeordnete Aufklärung in den Schulen einheitlich das vom Schutzbund im Verein mit den Behörden ausgearbeitete Material zu verwenden und die erforderlichen Mittel be­reitzustellen, daß dieses Material auch von den armen Schu­len angeschafft werden kann. Auf die Reichsregierung soll in gleichem Sinne für die anderen Länder eingewirkt werden.

Erfrorene Schwarzwaldsträncher.

Die schönste Zeit im Schwarzwald ist die Zeit der Gin­sterblüte. Im Juni blühten sonst die G in st e r st r ä u ch e an Waldrändern, im Wald und au felsigen Abhängen und boten mit ihren helleuchtenden gelben Blüten einen wundervollen Anblick. Heuer sucht man umsonst nach diesen Blüten. Nur einzelne Sträucher an geschützten Stellen des Waldes zeigen den bekannten Blütenschmuck, die andern alle stehen kahl und dürr da, sie sind ein Opfer des kalten Winters gewor- den. Statt der Millionen zartduftender Schmetterlingsblü­ten, die an Leuchtkraft der Farbe und Vlütenfülle nicht hin­ter den gelbblühenöen Gartensträucheru und Blumen -«- rückstehen, erblicken wir nur dunkle Blätter und Stengel, die äußerlich jedes Leben vermissen lassen. Manche der Sten- gel schlagen am Grunde wieder auS und bedecken sich mit Grün. Die meisten Pflanzen sind aber bis in die Wurzeln abgestorben und werden sich kaum mehr erhole». Ähnlich wie dem Ginster, ist es auch der Stechpalme ergangen. Der Hauptstandort des Stechlaubs ist der Wald; es kommt aber auch vielfach als Zierstrauch in Gärten fort. In ben Wäldern auf den Waldorten trifft man noch eine Menge von Stechlaubsträuchern. In unserem Bezirk findet man Las meiste Stechlaub in Len Waldungen zwischen Oberkoll- wangen, Vreitenberg und Neuweiler. Die Stechpalme ist das einzige immergrüne Laubholz im deutschen Walde. Sie wäre wohl längst ausgerottet, wenn nicht ihre zahlreichen Wurzelausschläge und ihr Samen sie erhalten würde. Der Winter hat der Stechpalme Übel mitgespielt. Die Sträucher stehen grau da und lassen jetzt die Blätter fallen. Die Sträu- cher und die Zweige sind aber größtenteils noch grün, so daß die Hoffnung besteht, daß manche dieser schönen Sträu- cher wieder neues Leben treiben werben. Stechpalme und Ginster gellen für winterhart; der strenge Winter hat aber diese Ansicht widerlegt.

Das He« als Branderreger.

Jahr für Jahr kommt es zu zahlreichen verhängnisvollen Gehöftbränden infolge der Selbstentzündung des Heus. Die Gefahr ist besonders dann groß, wenn sich längere Zeit hin­durch regenreiche Witterung einstellt, die ein trockenes Ein­bringen des Heus oftmals zur Unmöglichkeit macht. Sehr oft entzündet sich zwar der Heustock nicht, aber infolge der starken Gärungshitze im Innern wird das He« gebräunt oder verkohlt. Den Gefahren kann vorgebeugt werden durch zweckmäßige Anlegung des Heustocks, durch Einlegen von Strvhbündeln, sowie durch Einstreuen von Viehsalz in ver­regnetes Futter.

Hütet das Geflügel!

Bei der großen Zunahme des Autoverkehrs, der Kraft­fahrräder und Fahrräder ist es angezeigt, daraus aufmerk­sam zu machen, daß das Geflügel von den Verkehrsstraßen namentlich innerhalb des Ortsetters, fern gehalten wird. In der Zeit der jungen Bruten von Gänsen, Enten und Hühnern muß die sorgsam« Hausfrau acht geben, - für das kleine Ziefer mit den Gluckhennen die Dorfstraße ein

verbotener Weg ist. Der Bauer hatte ganz recht, als er seiner Bäuerin, die durch Autoüberfahren den dritten Teil ihrer Geflügelzucht einbüßte und bös schimpfte, kurzweg er­klärte: Die Straße ist kein Hennenstall.

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Gechingen, 20. Juni. Unter überaus zahlreicher Betritt» gung wurde hier ein beliebter, im Bezirk wohlbekannter Mitbürger, Samuel Vetter, Inhaber einer Baumate­rialien. und Kohlenhandlung zur letzten Ruhe bestattet. Der Verstorbene erreichte ein Alter von 78 Jahren; durch sein offenes, gerechtdcnkendes Wesen, seinen guten Humor und seine Qualitäten als Geschäftsmann erfreute er sich allgemein großer Hochachtung. Dies bewies auch die unge­wöhnliche Zahl der Trauergäste von nah und fern, welche ihm die letzte Ehre erwiesen. Der alte Gesangverein Ge. chingen, Liederkranz und Musikverein folgten der Bahre Gesangs- und Jnstrumentalvorträge gaben der Bestat­tungsfeier die Weihe.

wp. Stuttgart, 20. Juni. Gestern abend wurden im In« selbad in Untertürkheim nach Schluß der Badezeit Klei­der eines 810jährigen, vermutlich beim Baden ertrunkenen Knaben aufgefundenen. Es handelt sich um'ein« grünlich« Bleylehose, ein blaugestreiftes Hemd, Halbstrümpfe und graue Segeltuchsandalen. Da die sofortige Absuchung der Becke« des Jns^bads ergebnislos verlief, kann angenommen wer­den, daß der Knabe ertrunken ist und fortgeschwemmt wurde.

SCB Stuttgart, 20. Juni. Generalleutnant Reinicke, Kommandeur der 5. Division und Befehlshaber im Wehr­kreis 5, wurde mit 1. Juni verabschiedet. Mit Wahrneh­mung der Geschäfte des Kommandeurs der 5. Division und des Befehlshabers im Wehrkreis 6 wurde Generalleutnant HanS Freiherr Seutter v. Lötzen, bisher Jnf.-Führer 7 in München beauftragt. Generalleutnant Reinicke hat es ver. standen, sich in weiten Kreisen Württembergs große Sym­pathien zu erwerben. Besonders erfreulich ist aber, daß nun an die Spitze der 5. Division wieder ein württembergischer General tritt. General v. Seutter ist aus dem Grenadier- Regiment Königin Olga hervorgegangen, dem auch zwei seiner Brüder angehörten. Im Kriege war General v. Seut­ter in Generalstabsstellungen.

SCB Stuttgart, 20. Juni. Generalsekretär Dr. A. Maerz, -er Landesgeschäftsführer der Deutschen Volkspar­tei in Württemberg, wird seinen Posten in Bälde verlassen, um die Leitung der Pressestelle eines Jndustrivkonzerns »u übernehme» Dr. Maerz stand über 5 Jahre im Dienste der Partei.

SCB. Mehrstette« OA. Münsingen, 20. Juni. Zwei junge Leute, ein 27 Jahre alter Bürgerssohn und eine 19 Jahre alt« Bürgerstochter, waren sich in Liebe zugetan. Ihrer eheliche« Verbindung standen Hindernisse im Wege. Sie glaubten da- her, nur im gemeinsamen Tod eine Lösung ihrer Schicksals­frage zu finden. Am Sonntag abend entfernten sich die Lie­benden, sie gingen »auf den Berg", um nie wiederzukehren. Die beiden Toten wurden erst am Dienstag morgen aufge- fundeu. In seiner Hand war noch die abgeschossene Waffe verkrampft. Am Hut stak ein Zettel mit der Aufschrift: »Wir sind auf dem Berg"

Kirchliche Nachrichten

Evangelische Gottesdienste.

4. Sonntag n. d. Dreieinigkeitssest, 23. Juli 1929 (Turmlied: Gesb. 332: Alles ist an Gottes Segen)

8 Uhr: Frühgottesdienst. Stadtpf. Hermann. 9.30 Uhr: Hauptgottesdienst. Stadtpfarrer Hermann Anfangslied: 331 Mein Gott, du bist und bleibst mein Gott. 10.46 Uhr: Sonn- tagsschule im Vereinshaus. 11 Uhr: Christenlehre. Töchter 2. Bezirk, Stadtpfarrer Hermann.

Donnerstag, 27. Juni: 8 Uhr BibelstunSe im Bev» einshaus. Dekan Roos. (Thema:Wenn die Not am grüß, te«, ist Gott am nächsten" nach Jesaja 7 u. 36 u. 87.)

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Katholische Gottesdienste.

Sonntag, 23. Juni.

8 Uhr: Frühmesse mit Homilte. 9.30 Uhr: Predigt, Amt und Christenlehre. 1.30 Uhr: Andacht.

Montag, 8 Uhr: Gottesdienst in Bad Ltebenzell.

Mittwoch, 8L0 Uhr: Gottesdienst in Bad Tetnach.

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Gottesdienste der Methodistengemetnde.

Sonntag, 23. Juni 1929.

9L0 Uhr vorm.: Predigt. 11 Uhr vorm: Sonntagsschul«.

Mittwoch 8.18 Uhr abends: Bibel- und Gebet stunde.

Stammheim:

Sonntag 9L0 Uhr vorm.: Predigt.

Allgemeine OrtsLranLenkafse für den OberamtsbezirL Calw.

Wir empsehlrn unfern Mitgliedern den Besuch der

Mimik. u. Hygiene - AussteüW

in der Tnrnhall« in Lalw vom 32.-28. Juni.

Eintrittskarten zum ermäßigten Preis von 40 Pfg. werden an unserem Kassenschalter Nr. 1 abgegeben. Calw, den 20. Juni 1929. Der Kaffenvorstand.

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Ich bitte um Besichtigung ohne jeden Kaufzwang.

Pou! Aäuchtr, am Markt, Eottv.

W. Forstamt Enzklvsterle.

BeWlr-Berdios

im schriftlichen Aufstreich. Am Freitag, de» 28. Snnl 1929 »ach«. 2 Uh, t» Suzklösterl» i» Gast­haus zu« Waldhor» au» Staatswald rm.: Ti. 1 Aubr; Rotdu.: 18 Rüg. 1,20 m lg, 36 Schtr., 95 Prgl. u. Kloß, 7Anbr.;Nadrlh: 18 Stempel 2 m lg. (3 R. und La, 18 Wfo.) .16 Schtr., 5 Nutzanbr. 626 Anbr. Lororrzeichniff« u. Angebotsvordrucke durch dir Sorstdirrktion, G. s. Stuttgart.

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