(WTB.) Bern, 2». Dez.Corriere drlla Sera" meldet aus Athen: Gestern Abend überreichte dir griechische Regie­rung dem italienischen und dem russischen Gesandten eine Protestnote mit einer Kopie für die englische und die fran­zösische Gesandtschaft, deren Vertreter sich im Piräus befin­den. Die Note verlangt die Rückgabe der Inseln Syra, Naxos, Pharos, Samcs, Kea und Santorin, die von den Venizelisten mit Gewalt und unter Mithilfe der Alliierten unterworfen worden seien, trotzdem die Bevölkerung königstreu gesinnt sei. Die Note verlangt gleichfalls die Wiedereinsetzung der töniglkchcn Behörden'auf den Inseln.

(WTB.) Athen, 2». Dez. Reuter meldet: Griechenland hat eine Note an die Negierungen der Entente gerichtet, ii der es die Lage schildert, die entstanden sei, seitdem den Be dingungen des Ultimatums der Alliierten zugestimmt sei Die Note hebe die Schmierigkeiten hervor, die sich aus der Ereignissen auf den Inseln, aus dem Zögern der Alliierten ihre Sühncforderungen bekanntzugeben und aus der Fort setzung der Blockade ergeben haben. Die griechische Regie rung gibt zu verstehen, dag sie vielleicht gezwungen lein werde, die Truppcnverschiebungen nach dem Süden in Er­wartung einer Lösung der gegenwärtige» Lage einzustcllen.

(WTB.) Bern, 20. Dez.Echo de Paris" meldet aus Athen, die Lage bleibe ungewiß. Die königstreue Presse for­dere die Regierung auf, energisch vorzugehen. Der Berliner Funkspruch über das Friedensangebot habe in Athen unge­heuren Eindruck gemacht.

Die ständige Beschlagnahme der dänischen Post.

(WTB.) Kopenhagen, 20. Dez. Die dänische Ke neralpostdirektion gibt bekannt, daß von'den dänischen DampfernIsland" undTjaldur" bei der Durch­suchung in Kirkwall die gesamte Pakctpost beschlag­nahmt worden ist. Beide Dampfer verkehrten in in­ländischer Fahrt.Island" war auf der- Neise von "Reykjavik nach Kopenhagen,Tjaldur" auf der Neise won Thorshavn nach Kopenhagen. Auch von dem Ame- 'rikadampferFrederik VIII." ist in Kirkwall die gesamte für Dänemark bestimmte Post beschlagnahmt worden.

Ende des spanischen Eenralstrsiks.

(WTB.) Bern, 20. Dez.Echo de Paris" meldet, -der spanische Generalstreik sei ohne nennenswerte Zwi­schenfälle verlaufen. Die Arbeit sei gestern wieder aus­genommen worden.

Vermischte Nachrichten.

Wieder ein Kabinettswechsel in Oesterreich.

(WTB.) Wien, 20. Dez. In Berücksichtigung der poli­tischen Gesamtlage hat der Geheime Rat Dr. von Spitzmüller den ihm erteilten Auftrag zur Bildung eines Kabinetts in die Hände des Kaisers zurückgelegt. Wie wir erfahren, hat -der hierauf mit der Kabinettsbildung betraute Ackerbau minister Graf Clam-Martinitz die Anträge hinsichtlich der Zusammensetzung des neuen Ministeriums dem Kaiser be­reits unterbreitet.

(WTB.) Wien, 20. Dez. Wie verlautet, wird das neue Kabinett wie folgt zusammengesetzt sein: Präsidium und Lei­tung des Ackerbauministeriums: Graf Clam-Martinitz; Me- nisterium des Innern: Freiherr von Handel; Handelsmini­sterium: Dr. Urban; Arbeitsministerium: Freiherr v. Trnka; Kultus- und Unterrichtsministerium: Freiherr v. Hussarek; Minister für Galizien: Dr. Bobrzinskv; Landesverteidigung: Freiherr v. Eeorgi, Finanzministerium: Dr. v. Spitzmüller; Justizministerium: Freiherr n. Schenk; Eisenbahnministe- "rium: Freiherr v. Förster; Minister ohne Portefeuille: Dr Baernreither.

(WTB.) Berlin, 2l. Dez. Zur Bildung des Kabinetts Clam-Martinitz in Oesterreich wird in derVossischen Zeitg." gesagt: So wenig Spitzmüllers Name politisch etwas bedeu­tete, so hochpolitisch klingt der des Grasen Clam-Martinitz. Man kennt ihn als einen energischen Hocharistokraten, der durchaus ein starkes Oesterreich wünscht und als Gegenspieler der Ungarn, als Förderer der Slldslawen und vor allem als Förderer des Trialismus gilt. Ob das neue Regime einen Kurswechsel anstrebt, oder ob man nur daraus schlichen kann, baß sich kein anderer tatkräftiger Mann fand» der zugleich dem Monarchen bequem war, muß abgemartet werden. TerBerliner Lokalanzeiger" sagt: Wenn die bis vor kur­zem noch unbedingt tschechenfreundliche Haltung von Clam- Martinitz etwa die Befürchtung erwecken könnte, daß Lö­sungen in einem der deutschen Sache nicht günstigen Sinne gemacht werden könnten, so steht dem die Tatsache der Er­nennung zweier Minister entgegen, die seit jeher die deut­schen Interessen in Böhmen vertreten haben.

Cambon.

(WTB.) Paris. 20. Dez. (Amtlich.) Zules Cambon wurde zum Generalsekretär des Ministeriums des Aeutzern ernannt. Cambon, der frühere Berliner Botschafter, hat demnach wieder eine sehr bedeutungs­volle Stelle eingenommen.

Generalstreik der Eisenbahner Irlands.

(WTB.) Amsterdam, l9. Dez. Die britische Regie­rung hat die irische Eisenbahn in Staatsbetrieb genom­men, um dem drohenden Streik im Süden und Westen vorzubeugen.

Haag, 20. Dez. In holländischen Schiffahrtskreisen laufen Gerüchte um. daß wegen der Weigerung der

britischen Regierung, auch den irischen Vahnarbeitern eine Kriegszulage auszuzahlen, der Generalstreik auf sämtlichen Eisenbahnlinien Irlands am Montag aus­gebrochen ist.

Aus Stadt und Land.

(?alw, den 21. Dezember 1916.

Das Eiserne Kreuz.

Das Eiserne Kreuz 2. Klasse erhielten: Gefreiter Georg Visel, im Jnf.-Regt. Nr. 125; Gefreiter Mich. Burkhardt, im Nes.-Znf.-Regt. Nr. 119 und Reservist Georg Schönhardt, im Nes.-Jnf.-Negt. Nr. 119, (Letz­terer hat auch die silberne Verdienstmedaille dazu er­halten), sämtliche von Breitenberg.

Kriegsauszeichnung.

Füsilier Friedrich Hübler, im Füs.-Regt. Nr. 122 (befindet sich in russischer Gefangenschaft), Musketier Michael Luz, im Jnf.-Regt. Nr. 189 (schwer verwundet) und Pionier David Hrnnefarth. im Pionier-Batl. Nr. 13, sämtliche von Breitenberg, sind mit der silbernen Verdienstmedaille ausgezeichnet worden.

Weihnachtsfeier im Bereinslazarett Calw.

* Zum dritten Mal beging gestern abend in seiner Eigenschaft als Kriegslazarett des Roten Kreuzes das Bereinslazarett Calw sein Weihnachtsfest. Wieder er­strahlte vor einer grossen Anzahl von verwundeten Kriegern und den erschienenen Gästen der schön ge­schmückte Christbaum, und verbreitete wundertuende warme, stillsrohe Weihnachtsstimmung. Und wieder be­grüßte der verdienstvolle Leiter des Lazaretts, Ober­stabsarzt Dr. Autenrieth, der nun schon seit 2X> Ihren unermüdlich seines schweren, verantwortungsvollen Amtes waltet, die Gäste und entbot seinen Schützlin­gen die Weihnachtswünsche zu der Feier, die auch dieses Jahr im Sinne des Königs und der Verwaltung des Roten Kreuzes veranstaltet wurdt, die beide ebenso wie. die Krankenhausverwaltung Beiträge zum Feste gespendet hatten. Der Redner wies noch darauf hin, daß Angehörige aus allen Gauen des deutschen Vater­landes im Lazarett Aufnahme gefunden hätten, und gab der Erwartung Ausdruck, sie möchten sich immer gern an ihren Aufenthalt in Calw erinnern. Dekan Zeller hielt nach der Verlesung des ewig schönen Weih- nachtsevangelrums die eigentliche Festansprache. Mit seinen weihevollen, warmen ergreifenden Worten redete er sich so recht in die Herzen der Zuhörer ein, als er von dem Charakter des Wihnachtssestes sprach, das in den Wirrnissen und Leiden dieses Lebens dazu bestimmt ist, Freude, Glauben und Liebe im Innern des Menschen neu zu beleben und zu festigen. Aber diese .innere Harnronie im Menschenleben fällt uns auch nicht so ohne Weiteres zu; sie mutz erstritten werden, und winkt uns nur als Siegespreis nach einem harten Kampf über uns selbst. So mutz sich auch das deutsche Volk seinen Frieden erstreiten, gegen Hatz und Neid seiner Nachbarn, damit seine Milder in der Zukunft froh und unbekümmert Weihnachten feiern können. Als Vertreter des Bezirksvereins des Roten Kreuzes und der Amtskörperschaft sprach Regierungsrat Binder. Er wies darauf hin, datz diese Körperschaften bestrebt ge­wesen seien, im Rahmen des Möglichen den Verwun­deten einen Ersatz für die Feier des Festes im Kreise der Familie zu bieten, und gab dem Wunsch Ausdruck, datz bald der vom Kaiser angestrebte Friede kommen möge, aber nur einer, wie ihn unsere tapfereil Feld­grauen sich wünschen. Der Redner sprach auch den herz­lichen Dank des Roten Kreuzes und des Vereins­lazaretts aus für die Opferwilligkeit, die aus Stadt und Land diesen Einrichtungen entgegengebracht wurde, und allen denen, die sich selbst mit der ganzen Arbeitskraft in den Dienst der vaterländischen Sache gestellt haben. Den eindrucksvollen Abend verschönten gesangliche und deklamatorische Vorträge. Ein Quar­tett, bestehend aus den Damen Eidenbenz und Stüber und den Herren Aichele und Schneider» sang die stim­mungsvollen WeihnachtsliederVom Himmel hoch" undEs ist ein Nos' entsrungen", ein Chor der Schwestern und Hilfsschwestern das prächtigeHeilige Nacht auf Engelsschwingen", und als gemeinschaft­liche Lieder wurdenOh du fröhliche, oh du selige" undStille Nacht Nacht, heilige Nacht" gesungen, unter Harmoniumbegleitung von Hauptlehrer Aichele. Wirk­lich schöne erhebende Gedichte, in denen weihnachtliche und soldatische Stimmung feinsinnig vereint waren, wurden von dem Unteroffizier Brcttschneider und einem Gefreiten desselben Namens, sowie von Lokomotivfüh­rer Wächter und dem Pionier Orth mit Ausdruck vorgetragen. Im Namen der verwundeten Kameraden sprach dann Unteroffizier Brettschneider allen SBohl- tätern des Lazaretts und vor allem dem hochverehrten leitenden Arzt den herzlichsten Dank aus. Ein reich besetzter Gabentisch verhieß jedem der braven Feld­grauen ein passendes Weihnachtsgeschenk.

Zur Brotstreckungssrage

teilt das Direktorium der Neichsgetrcidestelle folgendes mit: Wie schon bekannt ist, muß wegen der geringen Kartoffelernte

die Vrotstreckung mit Trocke>ika>toffelcrzeugniflen, die scheiß jetzt größtenteils aufgegeben ist, vom Januar ab gänzlich eingestellt werden. Um die Brotmcngen nicht zu verringern,^ muß ein anderer Zusatz zur Verfügung gestellt werden. Bis­her hat die Reichsgetreidcstelle hierfür Weizenschrot aus de>s Rcstbeständen des vorigen Jahres angewiesen. Vom 1. Ja­nuar ab soll die Streckung mit Eerstenmehl aus der infolge Herabsetzung des Brauereikontingents frei werdenden Ger- stenmenge erfolgen. Nach den schon im Frieden in weiten ländlichen Kreisen gemachten Erfahrungen läßt sich durch Streckung mit Eerstenmehl ein äußerst nahrhaftes und schmackhaftes Brot Herstellen. Die ursprünglich in Erwägung gezogene Verwendung einer durch noch schärfere Ausmah­lung des Roggens zu gewinnenden Mehrmenge an Mehl zur Vrotstreckung ist einstweilen aufgegeben worden, wcii dann die zur Verfügung stehende Kleiemenge noch verringert würde, die zur Aufrechterhaltung der landwirtschaftlichen Betriebe unbedingt notwendig ist. Die Rcichsgetreidestelle wird den Kommunalverbänden das Nähere über die Brot­streckung ab 1. Januar noch in diesen Tagen durch besonderes Rundschreiben mitteiln.

Erhöhung der Fleischraiion.

Mit Ermächtigung des Kriegsernährungsamts wird die Höchstmenge an Fleisch und Fleischwaren, dir in der Woche vom 25. bis 31. Dezember 1916 auf die Fleischkarte entnommen werden darf, für Erwachsene auf 390 Gramm, für Kinder auf 150 Gramm Schlacht­viehfleisch mit eingewachsenen Knochen festgesetzt. Hie- nach entfallen auf die einzelne Fleischmarke 30 Gramm, An Stelle von je 30 Gramm Schlachtviehfleisch mit ein­gewachsenen Knochen können entnommen werden: 2Z Gramm Schlachtviehfleisch ohne - Knochen, Schinken, Dauerwurst, Zunge, Speck, Rohfett oder 60 Gramm Wildbret, Frischwurst, Eingeweide. Fleischkonserven einschließlich des Dosengewichts. Hühner (Hähne und Hennen) sowie junge Hähne sind in gleicher Weise wie sonst auf die Fleischkarte anzurechnen.

Statistik siir die ev. Landeskirche Württembergs.

ep. Nach der für das Kalenderjahr 1815 abgeschlossenes Statistik der ev. Landeskirche wurden in diesem Jahre 32 871 (im Vorjahr 44 185) Kinder evang. Eltern geboren. Di« Taufe unterblieb bei 156 (im Vorjahr 415) Kindern. Rei» evangelische Ehen wurden 4188 (10 145) geschlossen, ge­mischte 1134 (1644). Evangelisch getraut wurde» 3545 (8645) Paare, darunter 330 (624) gemischte Paare. Die große Zahl von ungetrauten Paaren rührt auch Heuer davon her, das bei vielen Ehen Ausmarschterter die kirchliche Trauung vor­erst unterblieb. Erstorben sind 27 544 (26 471) Gemeinde- glieder, kirchlich bestattet wurden 24 577 (24 788). Unter de« ohne kirchliche Mitwirkung Bestatteten sind 58 (208) Erwach­sene; die andern sind Kinder. In 606 (646) Fällen von Feuerbestattung wurde ein ev. Geistlicher beigezogen. Konfir­manden waren es 37 713 (34 010). Die Gesamtzahl dei Kommunikanten betrug 708148 (826 766). Uebertritts zui ev. Kirche fan^n statt 168 (186) und zwar von der katho­lischen Kirche 115 (157), von sonstigen christlichen Gemein­schaften 27 (34), von dem Judentum 4 (6). von sonstige« nicht christlichen Gemeinschaften oder ohne Austritt au« einer Gemeinschaft 22 (18). Ausgetreten sind 308 (717) Per­sonen und zwar 57 (68) zu der katholischen Kirche, 200 (413j zu sonstigen christlichen Gemeinschaften, 46 (237) zu sonsti­gen, nicht christlichen Gemeinschaften oder ohne Eintritt i« eine Gemeinschaft. Die Gesamtsumme des Ertrags der kirch­lichen Opfer beläuft sich auf 1487 814 (1 405 614) Mark. Da­runter befinden sich 813 807 (733 304) Mark für die eigene« Zwecke der Kirchsngemeinden. Auf den Kopf der ev. Be­völkerung kommen durchschnittlich 88,78 (84.24) Pfennig Opfer. An kirchlichen Bauwesen, welche einen Zuwachs a« kirchlichen Gebäuden bedeuten, sind 5 zu verzeichnen, die Ge­meindehäuser in Adelmannsfelden, Wiernsheim, Pfedelbcich, Schramberg und Nußdorf. Ferner wurden 7 größere und 41 kleinere (meist Einrichtung elektrischer Beleuchtung in Kir­chen uiilx clektr. Orgelantriebe) Um- und Erneuerungsbauteil ausgeführt.

(SCB.) Stuttgart, 28. Dez. In der heutigen Sitzung der Zweiten Kammer, der sich nach kurzer Mittagspause ein« weitere Sitzung mit dem Zwecke eines noch heutigen Ab, schlusses der Beratungen anschließen soll, begründete Pflü­ger (S) die Anfrage seines Parteigenossen Keil über das Feuerbacher Explosionsunglück. Der Minister des Innern er­widerte, daß der gefährliche Betrieb den Aufsichtsbehörden nicht angcmeldet gewesen sei und daß die ganze Verantwort tung auf de» Inhaber falle. Wegen der Verhütung eine- ähnlichen Unglücks sei die schärfste Wachsamkeit angeordnei worden. Gegenüber den abweichenden Beschlüssen der Ersten Kammer über die Kriegsfürsorge beharrte das Haus a»§ seinen eigenen Beschlüßen und nahm sodann eine Ablehnung des Antrags Keil, wegen Gewährung staatlicher Zuschuss« für Mietzins- und Abzahlungsschulden, den Ausschußantrag an. Nach weiteren unerheblichen Erörterungen und Beschluß sen wurde die Beratung der Ernührungsfragen mit längere« Ausführungen des Abg. Pflüger (S) zunächst fortgesetzt, ui«, heute in der Nachmittagssitzung beendigt zu werden.

Für die Schriftl. vercmtwortl. Otto Seltmann, Ealm Dttuk u. Verlag der A. Oelschläger'schen Buchdruckerei. Calw.