Der Widerstand der Militiirkreise gegen die Waffenabgabe.
(WTB.) Bern, 29. Nov. Wie der „Secolo" aus Athen meldet, organisieren militärische Kreise, die für die Neutralität sind, den Widerstand gegen die Entente. Man befürchtet bei der Wasfenübergabe sehr heftige Zusammenstöße. Die griechische Regierung hofft auf das Eingreifen der übrigen Ententeregierungen zur Lösung der Frage, da Admiral Fournet zum Handeln entschlossen scheint. Die griechische Regierung ließ dem Gesandten Euillemin Mitteilen, daß sie die von General Roques festgesetzte neutrale Zone annehme.
Die Entente und die Benizelisten.
(WTB.) Bern, 29. Nov. Der „Eorriere della Sera" meldet aus Athen: Die Kriegserklärung der provisorischen Regierung an Deutschland und Bulgarien wird als kluger politischer Schachzug angesehen, der Griechenland, selbst wenn Athen neutral bleiben sollte, einen Platz auf dem Friedenskongreß unter Vormundschaft der Garantiemächte sichern würde. Es sei jedoch eine traurige Wahrheit, daß die Benizelisten nicht gern hörten, daß die Salonikier Regierung über höchstens 48V» Mann verfüge. Die venizelistisch« Bewegung stelle ein Minimum von militärischer Wirksamkeit dar, trotz aller Bemühungen von Venizelos und der Erleichterungen (!) durch Frankreich und England bei der Rekrutenaushebung. Das Blatt weist auf die Zurückhaltung und das Mißtrauen der Benizelisten gegenüber Italien hin. Die Ansicht der Benizelisten dabei sei, Italien und seine in Mazedonien kämpfenden Truppen zu übersehen, um Glauben zu machen, daß Italien nicht zähle. „Eorriere della Sera" hofft deshalb, daß der Kriegsbeitrag der Benizelisten von den Alliierten nur mit den nötigen Einschränkungen und sicheren Bürgschaften zugelassen werde, die die Benizelisten festzusetzen verschmähten, besonders hinsichtlich Kleinasiens, was jedoch unumgänglich sei.
Griechenland und die Vierbundmiichte.
(WTB.) Köln, 28. Nov. Die „Kölnische Zeitung" medet aus Athen vom 25. November u. a.: Die Abreise der Gesandtschaften bedeutet natürlich keinen Abbruch der diplomatischen Beziehungen des Vierbundes mit Griechenland. Dieses muß sich den unerhörten Gewaltakt, wie schon viele frühere, mit Entsagung gefallen lassen. Daß dadurch seine Sympathien für die Mittelmächte noch wesentlich verstärkt wurden, ist selbstverständlich und verheißungsvoll für die zukünftigen Be Ziehungen des Vierbundes zu Griechenland.
Don unsern Feinden.
Neger für England.
(WTB.) London, 22. Nov. (Unterhaus.) Bonar Law sagte auf eine Anfrage, er stehe mit den verschiedenen Verwaltungen in Verbindung über die Frage, ob es wünschenswert sei, die Arbeitskraft der Neger zu verwenden und man berate mit den früheren Gouverneuren und anderen Leuten, die Erfahrungen mit den jetzt in England befindlichen Eingeborenen hätten. Houston fragte, ob die Farbigen sich nicht für viel weniger Geld für die Armee anwerben lasten würden, als für Arbeiterbataillone. Bonar Law erwiderte, alles dies werde jetzt von dem Kolonialamt und von dem Kriegsamt erwogen.
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71. Fortsetzung. (Nachdruck verboten.)
Um diesen Demütigungen aus dem Wege zu gehen, suchte der Schiffsherr mehr denn je Trost und Teilnahme bei Käpp'n Lembke und man mutz dem kleinen Herrn die Gerechtigkeit widerfahren lassen, daß es keine gröbere Freude für ihn gegeben hätte, als seinem Wohltäter etwas Eules zu erweisen. Er wendete fast alle seine freie Zeit darauf, Pläsie zu seiner Rettung zu schmieden, denen der alte Mann zwar zitternd vor Ungeduld zuhörte, sie dann aber sämtlich'schnöde verwarf.
.-.Das führt zu nichts, Lembke," sagte er, als sie eines Abends im Dämmeriicht der Kajüte zusammensaßen. „Es läßt sich eben nichts machen) wenn noch irgend ein Ausweg wäre, würde mir schon einer eingefallen sein."
„Das ist auch meine Meinung," sagte der kleine Schiffer gefügig.
„Die Frau hat nun einmal ihr Herz an mich verloren," fuhr Käpp'n Bartels mit jämmerlicher Miene fort. „In ihrer Sorge, mich fest zu halten, ist sie eine ganz andere geworden, sie wäre zu allem fähig, um sich meinen Besitz zu sichern."
„Das läßt sich verstehen," warf Lembke ein.
„Ja, es läßt sich verstehen," stimmte Käpp'n Bartels zu, „aber es ist darum nicht weniger schrecklich.
Die kanadische Mißernte.
< (WTB.) Amsterdam, 29. Nov. Nach einem Telegramm aus Toronto an die „Times sind dieses Jahr nur 99 493 78» Bushels kanadischen Getreides für die Ausfuhr verfügbar gegen 248173 »ü» Bushels im Vorjahre.
Italiens volkswirtschaftliche Not.
Malmö, 28. Nov. Nach den hier vorliegenden Meldungen hat zwischen England und Italien auf der letzten Konferenz der Entente eine reinigende Aussprache stattgefunden. Die italienischen Vertreter, insbesondere der italienische Minister Carcano, haben England auf dte schwerwiegenden Folgen» die der Entente entstehen könnten, wenn Italiens Volkswirtschaft in der gegenwärtigen furchtbaren Depression verharre« mühte, aufmerksam gemacht. Sehr schlimm empfinde man in Italien das Fehlen der notwendigen Getreidemengen. Durch das Ausbleiben der in Argentinien für den Ankauf vorgesehenen Getreidemengen würde Italien in eine Hungersnot geraten, die übrigens auch auf das Heer übergreifen würde Von England wurde eine umfangreiche Eetreidelieferung aus den englischen Kolonien zugesagt. (Kriegsztg.)
Die „kriegswiitenden" Portugiesen.
(WTB.) Lissabon, 28. Nov. (Reuter.) Der Kriegsminister sprach bei einem Bankett im Lager von Tancos und gratulierte dem General Tamagmni dazu, daß er das erste portugiesische Kontingent kommandieren werde, das demnächst Portugal verlassen werde, «m das Schlachtfeld zu erreichen.
Vermischte Nachrichten.
Der vaterländische Hilfsdienst im Reichstagsausschnß.
Berlin. 28. Nov. Der Hauptausschuß des Reichstags berstet heute den Entwurf zum vaterländischen Hilfsdienst bei der Entschädigungsfrage weiter durch. Zur Frage der Stillegung und Zusammenlegung der Betriebe führte der Staatssekretär aus, daß weder im Gesetze noch in den Richtlinien von diesen Maßnahmen die Rede sei. Es sei auch weder der Zweck des Gesetzes. Stillegung und Zusammenlegung von Betrieben zu erzwingen, noch gebe bas Gesetz irgend einem ausführenden Organ das Recht, sie im einzelnen Falle zu dekretieren. Es handle sich lediglich um das Herausholen von Arbeitskräften. Wo bei größeren Industriebetrieben die Stillegung oder Zusammenlegung nicht vermieden werden könne, werde es in der Regel gelingen, zu einer gütlichen, die Interessen aller Beteiligten soweit als möglich wahrnehmenden Vereinbarung zu kommen. Was die ganz kleinen Betriebe anlange, so werde man es sich bei ihnen häufig überlegen, ob die Stillegung überhaupt lohne und auf die Heranziehung auch Hilfsdienstpflichtiger Personen verzichten, wenn die Opfer und Schädigungen zu dem Gewinn an Arbeitskräften in keinem Verhältnis stehen. Auch hier werde der Neichstagsausschuß bei der praktischen Durchführung mitzuwirken haben. Von der Aufnahme einer Vestim- muyg über Entschädigung in das Gesetz bitte er dringend, abzusehen. Wenn sich wider Erwarten, als Folge der Einführung der Hilfsdienstpflicht, eine verstärkte Arbeitslosigkeit bei der Arbeiterschaft einzelner Industriezweige zeigen sollte, so verspreche er ausdrücklich, bei den verbündeten Regierungen mit allem Nachdruck
Statt sich als sanfte, liebenswürdige Frau zu betragen, hat die Furcht, mich zu verlieren, sie zu einem eigensinnigen, eifersüchtigen Weibe gemacht, sie hat mir selbst gesagt, daß die Liebe sie so verändert hat."
„Ich kann doch annehmen, dckß du ihr nicht geschrieben hast?" fragte Lembke, indem er seinen Zügen einen möglichst schlauen Ausdruck zu geben suchte.
Käpp'n Bartels schüttelte den Kopf. „Ueberleg dir lieber erst, was du sagst, Lembke," erwiderte er strenge. „Du mußt doch wissen, daß Leute, die in demselben Hause wohnen, sich nicht zu schreiben brauchen."
Der Schiffer bat um Entschuldigung. „Was ich damit sagen wollte," erwiderte er, „ist das: sie hat doch kein schriftliches Versprechen von dir bekommen, und das Gerede geht von ihr aus. Ich bin doch der einzige, mit dem du darüber gesprochen hast, nicht wahr?"
Käpp'n Bartels nickte. '
„Na, schön, dann vergiß es eben ganz," sagte Lembke aufgeregt flüsternd.
„Was soll das nutzen?" fragte er.
„Vergiß eure Vereinbarung," fuhr Lembke in einem theatralischen Flüsterton fort, „vergiß alles, vergiß Blohms Tod, benimm dich genau so, wie zur Zeit, als er noch lebte. Die Leute werden bald merken, daß mit dir was los ist, und ich werde dafür sorgen, daß alle Welt denken soll, du wärst durch das
dafür einzutreten, daß für diese Arbeiter in ähnliche, Art Unterstützungen aus öffentlichen Mitteln bewilligt würden, wie dies für die Textilindustrie und die Leder- arbeiter geschehen sei
Die fremden Fürstlichkeiten bei der Leichenfeier für Kaiser Franz Joseph.
(WTB.) Wien» 29. Nov. Von'fremden Fürstlich keilen werden an der Leichenfeier für Kaiser Franz Joseph u. a. teilnehmen: der König und die Königin von Bayern, der Könige und der Kronprinz von Sachsen, dr König von Bulgarien ,die Eroßherzoge von Baden unk Mecklenburg-Schwerin, Herzog Robert und Herzogin Maria Immakulata von Württemberg, Fürst Wilhclr- und Fürstin Adelheit von Hohenzollern-Eigmaringen die Herzöge von Vraunschweig, Sachsen-Koburg und Gotha, Sachsen-Meiningen und Sachsen-Altenburg, fcr ner der türkische Kronprinz Wahid Eddin und der Kronprinz von Schweden.
Gerard kehrt zurück.
(WTB.) London, 29. Nov. „Daily News" wird cu:. Washington gemeldet, daß der amerikanische Votschastc Gerard nächste Woche nach Berlin zurückkehren werd<
Naumann in Sofia.
(WTB.) Sofia, 27. Nov. Der deutsche Abgeordnete T Naumann hielt vorgestern Abend einen Vortrag über „Dr deutsche Volk im Weltkrieg". Unter den Zuhörern, die d-, großen Saal des Offizierklubs bis auf den letzten Platz füb ten, befanden sich Ministerpräsident Radoslawow, die Meh zahl der Minister, der deutsche Gesandte, der königliche Kam missar Tschopreschtroff, mehrere Generale und zahlreiche A! geordnete. Die Anwesenden, die den Ausführungen de Redners über die inneren Sammlungen des deutschen Vol kes während des Krieges mit gespanntester Aufmerksam?^ folgten, lohnten den Vortragenden mit reichstem Veifaü Gestern Mittag gab der deutsche Gesandte ein Frühstück z Ehren Naumanns.
Eine hohe Geldstrafe.
Hamburg, 28. Nov. Zu 4KOOVO .lt Geldstrafe verurteilte die Zweiter Kammer des Landgerichts den Viehkommissä Karl Serensen wegen Verstoßes gegen die Bundesratsverord- .nung vom 20. Januar 1916 in sieben Fällen. Der Angeklagt hat in den Monaten Februar und März Viehhandel, teü auf eigene Rechnung, teils in Kommission mit Dänemark b- trieben und dabei etwa 375 OVO Mark deutsches Geld b Dänemark in Kronen umgesetzt.
Aus Stadt und Land.
Calw, den 29 November T916.
Das Eiserne Kreuz.
Unteroffizier Albert Stand von Calw, im Reserve-Jnf.- Negiment 218, hat das Eiserne Kreuz erhalten.
Kriegs Verluste des Oberamts Calw.
Aus den wü tlembergiichen Verlustlisten Nr. 505 b!s 507. Res.-Inf.-Regt. 119: M^eb, Wilhelm, Simmozheiin, l. vecw. — Gell, Michael, Rötenbach, l oenv. — Wurster, Theodor, Simmersseld, Nagold, l. ve:w — Hammann, Gs, Mail inmoos, schw veriv. — Höcr-nann, Heinrich, Geir. Sulz, Nagold, l. verm — BnrkhacSt, Martin, Gest., Würz, bach, lchw orrw. — Kuonrth, Iakost)" S ammheim, l. verw. — Vol», Ernst. Wttdberg O>l. Nagold, l. verm. — Zürn, I lius. U ffl., Hirsau, ael — Kleinbub, Karl, Calw, l. verm
Ereignis so ergriffen worden, daß du das Gedächtnis verloren hast."
„Daran habe ich neulich schon selbst gedacht," log Käpp'n Bartels.
„Nach einer Andeutung von dir, schien es mir auch so," versetzte Lembke.
„Ich denke, ich sprach sogar schon davon, oder wollte es wenigstens," fuhr Bartels fort.
„Ja, du sagtest so was," entgegnete Lembke.
„Na, wie wäre wohl die beste Art und Weise, damit anzufangen?" fragte Bartels und blickte ihn durchdringend an.
Aber Käpp'n Lembke fühlte nicht die Kraft, eine neue Verantwortung auf sich zu nehmen. „Es ist dein Plan, Käpp'n Bartels," sagte er nachdrücklich, „und einem Mann wie dir kann niemand raten, wie er sich benehmen soll. Es muß forsch gehandelt werden, und du mußt ein gutes Gedächtnis haben, um dich stets zu erinnern, daß du dem Gedächtnis verloren hast."
„Bitte, sag das noch einmal," antwortete Käpp'n Bartels, vor geistiger Anstrengung keuchend.
Käpp'n Lembke wiederholte die Worte, Käpp'n Bartels schaffte seinen Gedanken Klarheit durch ein neues Glas Branntwein, dann bot er seinem Gefährten mit ernster Miene gute Nacht und wandte sich langsam seinem Hause zu.
(Fortsetzung folgt.)