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Nr. 267.

Amis- und Anzeigeblatt für den Oberamtsbezirk Calw.

91. Jahrgang.

Ersche »nung sw eise: bezirk Calw für die einj Reklamen S5 Pfg. Schlu

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paltige Zeile 10 Dsg., außerhalb dcöfekben 12 Psg.. für Anzeigenannahme 9 Uhr vormittags. Fecnspr. 9.

Dienstag, den 14. November 1316.

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Das kommende

Zivildienstpslichtgesetz

* In nächster Zeit soll der Reichstag trotz seiner Ver tagung bis zum 13. Februar wieder zusaminpntreten, um ein Gesetz zu beraten und zu genehmigen, durch welches die Ar­beitskräfte in der Heimat planmäßig herangezogen werden sollen, zu einem vaterländischen Hilfsdienst für Erzeugung von Kriegsbedarf aller Art. Es wird ein Kricgsamt ge­schaffen, das die Organisation der Herstellung der gesamten Kricgsbedürfnisse umfaßt, also die ganze Kriegswirtschaft beherrschen soll.

Durch die Einführung der Zkvildienstpslicht bis zu einem gewissen Alter soll es ermöglicht werden, daß alle Waffen­fähigen nach Möglichkeit für den eigentlichen Kriegsdienst freigemacht werden, und daß alle verfügbaren Kräfte in der Heimat für die siegreiche Durchführung des Krieges bereit- gestellt werden. Deshalb sollen auch die weiblichen Nrüeitc- krästr, soweit das ihr hauswirtschaftlichcr Beruf und ihre Ge­sundheit zulassen, zur Arbeit für den Kriegsbedarf hcrange- holt werden. Allerdings soll auf die Frauen kein Zwang in irgend welcher Form ausgeübt und zunächst versucht werden, diese Arbeitskräfte auf Grund freiwilliger Meldung zu ge­winnen, was wohl bei richtiger Aufklärung auch zum großen Teil gelingen dürfte. Es wird bei diesem Plan von Seiten der Regierung mit Recht darauf hmgewiesen, daß die eng­lische Rüstungsindustrie in weitgehendem Maße die Frauen zur Mitarbeit herangezogen hat. In der englischen Rüstungs­industrie waren im Sommer 1916 doppelt soviel Frauen ein­gestellt wie im Jahr zuvcr. In den staatlichen Geschoß fabriken steigt die Beteiligung der Frauen sogar bis zu 9', Prozent. Und mit berechtigtem Stolz hat der englische Mu niticnsmiiiister betont, daß auch die Frauen in England in hingeüendster Weife ihren Anteil an den notwendigen Opfern gebracht haben. Daß die Arbeiten von Frauen geleistet wer­den können, das beweist der englische Munitionsminifler ebenfalls, indem er betont, daß mehr als 300 der verschie­denen Arbeitsarten bisher nie von Frauen ausgeübt wurden, während sie jetzt anstandslos vollbracht werden. Bon amt­licher Seite wird deshalb auf die vaterländische Pflicht jeder deutschen Frau, ob verheiratet oder nicht, aufmerksam ge­macht, daß sie sich die Frage vorlegt, ob sie nicht auch ihre Kräfte im allgemeinen Interesse nutzbar machen will, sofern das ihre häuslichen und gesundheitliche» Verhältnisse zu­lasten. Es fehle besonders in der Kriegsindustrie an jünge­ren kräftigen Frauen, und manche junge kricgsgetraute Frau, die jetzt Unterstützung von Staat und Gemeinde in Anspruch nehme, sollte bedenken, daß das Vaterland ihrer Kräfte be­darf: außerdem werden sie gut bezahlt und können doch eine innere Befriedigung über ihr vaterländisches Verhalten haben. Auch der alte törichte Kastengeist müsse überwunden werden: leine Frau dürfe es jetzt unter ihrer Würde halten, in die Fabrik" zu gehen, wo cs im Interests des Vater­landes ist. Die Männer bis zu gewissem Alter werden na­türlich, soweit cs notwendig ist, durch das Arbeitspjlichtgesetz zum vaterländischen Hilfsdienst für Erzeugung von Kriegs­bedarf herangezogen werden.

Das neue Kricgsamt, das alle die freien Arbeitskräfte in der Heimat planmäßig zusammenfasftn soll, wird zugleich den ganzen Apparat zur Versorgung des Heeres zu organi­sieren unh zu überwachen haben. Das Amt gliedert sich in ein Kriegsarbeits- und Ersatzamt und ein Waffen- und Mu- nftsonsüeschaffungsamt. Weiter gehören zu dem Kriegsamt die bisherigen Kriegsrohstoffabteilungen, die Abteilung für Ans- und Einfuhr, die Abteilungen für volkswirtschaftliche, landwirtschaftliche und Ernöhrungsftagcn. Man sieht also, es sollen jetzt auch im Innern alle verfügbaren Kräfte an­gespannt werden, damit auch der innere Kricgsorganismus, der für die siegreiche Beendigung des Kriegs fast ebenso wich­tig ist wie die eigentliche militärische Organisation, auf den

Bevorstehende Veröffentlichung der Abmachungen der

Alliierten bezüglich der Tarda,lellenfrage.

Berlin, 14. Ncv. Wie demBerliner Lokalanzeiger" aus Stockholm gemeldet wird, erfährtGolos Nossij" aus dem russischen Ministerium des Auswärtigen, das llcScreinkommen der verbündeten Regierungen über die Meerenge» und Konstantinopel werde in der nächsten Zeit veröffentlicht werden. Die Veröfsent- lichung solle der in der russischen Gesellschaft herrschen­den Unruhe ein Ende machen.

Ei» schärferer Ton von Washington her?

(WTB.) Rotterdam, 14. Nov. Nach einer Londoner Depesche desNieuws Rotterdcrmsche Courant" erfährt dieMorning Post" aus Washington unter dem 12. d. M., man erwarte, daß in der nächsten Woche über die auswärtige Politik der Vereinigten Staaten für die weitere Daupr des Krieges entschieden werde. Der Prä­sident werde sich mit den Mitgliedern des Kabinetts und den hervorragendsten Führern seiner Partei im Kongreß beraten und danach die zukünftige Politik be­stimmen. Der Korrespondent meldet ferner, ein Mit­glied der Negierung habe ihm gesagt: Unsere Hände waren wegen der bevorstehenden Mahlen und der Un­sicherheit, die sie mit sich brachten, für einige Monate gebunden und cs war unmöglich, viel zu tun. Jetzt haken wir wieder freie Hand bekommen und können, ohne uns gehindert zu fühlen, weitere Schritte tun. Der Korrespondent teilt mit, es liege noch keine An­deutung darüber vor, wie di? neue Politik der Ber­einigten Staaten ausschen werde. Man habe ihm aber zu verstehen gegeben, das; die Verhandlungen sowohl mit Deutschland als auch mit England energischer ge­führt worden Würden. Vermutlich würden zuerst die zwischen Deutschland und den Vereinigten Staaten schwebenden Fragen zur Verhandlung gelangen. (Aha!) Der Korrespondent derTimes" meldet, daß der Präsident jetzt wahrscheinlich Deutschland gegenüber in der llnterscebsotssrags energischer auftreten werde.

höchstmöglichen Grad der Betätigung im Sinne der Erring- und des endgültigen Sieges gebracht wird. Wir haben kürzlich darauf hingewiescn, daß die Entente anscheinend be­absichtige, für das Frühjahr noch einmal alle ihr zu Gebote stehenden Kräfte und Mittel zu sammeln, um doch noch eine Wendung des Kriegsglücks herbeizuführcn, und wir haben auch zugleich betont, daß Deutschland und seine Verbündeten selbstverständlich ebenfalls das Ihre tun werden, um den Plänen zu begegnen, wenn nicht zuvorzukommcn. Die große Mobilmachung der Kräfte in der Heimat ist schon ein Finger­zeig dafür, daß die dazu nötigen Vorbereitungen getroffen werden. Und deshalb ist es Pflicht eines jeden, ob Mann oder Frau, nach bestem Können, sich in den Dienst des Vater­landes zu stellen. O. 8.

Organisierung des vaterländischen Hilfsdienstes.

Berlin, 13. Nov. Wie wir hören, wird dem Leiter des neuen Kriegsaintcs ein militärischer und ein tech­nischer Stab zur Seite stehen. Als Chef des technischen Stabes ist Dr. Curt Sorge aus Magdeburg, Direktor des Eruson-Werkes, ausersehen. Auch ein Vertreter der Arbeitnehmer wird ins Kriegsamt berufen werden. Ferner wird das Kriegsamt bei allen stellvertretenden Generalkommandos Vertretungen haben, außerdem in Düsseldorf für den rheinischen, und in Metz für den luxemburgisch-lothringischen Jndustriebezirk. Wie weiter verlautet, ist beabsichtigt, alle verfügbaren Ar­beitskräfte entwedcr auf freiwilligem Wege oder, so­weit dies bei den Männern notwendig erscheint, durch Einführung einer Arbeitspflicht zu einem vaterländi­schen Hilfsdienstes für die Erzeugung von Kriegsbedarf nutzbar zu machen.

Zur Lösung der polnischen Frage.

Vorbereitung einer polnischen Staatsnersassuug.

(WTB.) Warschau, 13. Nov. Der aus allen Schichten der Bevölkerung geäußerte Wunsch, an den Aufgaben der Landesregierung mitzuarbeiten, noch bevor ein geordnetes verfassungsmäßiges Staatswcscn Platz greifen kann, hat den Eeneralgouverneur bestimmt, eine Verordnung zu erlassen, die die Bildung eines aus Wahlen hervorgehenden Staate- rates im Königreich Polen airbahnt. Die Teilnahme der in österreichischer Verwaltung stehenden Gebietsteile des . .onig- reichs Polen an dem Staatsrat wird noch durch Verein­barungen mit den österreichisch-ungarischen Behörden ge­regelt werden. Im Generalgouvernement Warschau finden die Wahlen zum Staatsrat in folgender Weise statt: In den ländlichen Bezirken wählen die Kreistage, in den Stadt­kreisen Marschau und Lodz die städtischen Körperschaften ins­gesamt 70 Abgeordnete. Diese Abgeordneten wühlen ihrer­seits nach den Grundsätzen der Verhältniswahl 8 Mitglieder des Siaatsrats, 4 weitere Mitglieder werden von dein Ge- ncralgouvcrneur ernannt werden, der auch den Vorsitz über­nimmt. Der Stautsrat berät die ihm vorgelegten Gesetz­entwürfe, hat Las Recht von Initiativanträgen und bereitet die Beschlüsse des Landtages vor. Dem Landtag rönnen ebenfalls (Gesetzentwürfe oder sonstige für das Land wichtige Fragen zur Beratung und Beschlußfassung vorgelegt werden. Ihm steht ein Steuer- und Anleiherecht zu. Damit er schon von vornherein bestimmte Aufgaben hat, ist ihm die 3ör- schlußfassung über den in der Kreisordnung vorgesehenen ? otationsfonds, über einen Landesmeliorationssond und über einen Fond zum Aufbau der zerstörten Ortschaften übertragen. Die Verhandlungen des Staatsrats und Land­tags, an denen der Vcrwaltungsches als Kommissar der Re­gierung tcilnimmt, werden in polnischer Sprache geführt. Es soll damit ein erster Schritt zur Vorbereitung einer pol­itische» Staatsverwaltung getan werden. Da die Durch­führung der Wahlen und die erforderliche Vereinbarung mit dem k. und k. Generalgouvernement noch längere Zeit in Anspruch nehmen, soll sobald als möglich im Einverneh­men mit den österreichisch-ungarischen Behörden ein prooi­serischer Staatsrat für das Königreich Polen ber: fen werden.

Dir zukünftige polnische Armee.

(WTB.) Warschau, 13. Nov. DieDeutsche Warschauer Zeitung" schreibt: Aus amtlicher Quelle erhalten wir fol­gende Angaben über die zukünftige polnische Armee: Die Uniform läßt glücklicherweise die Erinnerung an die ruhm­vollen polnischen Soldaten Napoleon I. und an die der heu­tigen polnischen Legionen wieder aufleben. Die Bluse ist ähnlich der der Soldaten der letzteren. Auf dem linken Ober­arm befindet sich der polnische Adler in Metall mit einem amarantrotcn Stein. Dieses Abzeichen befand sich auf den Lanzenfähnchen der polnischen Ulanen der Zeit Napoleon I. Als Kopfbedeckung dient die Konfederatla mit dem pclni- scheu Adler im amarantroten Felde. Die Wickelgamaschen der polnischen Legion sind beibehaltcn. Als Kopfbedeckung sür Kavallerie dient außer der Konfederatla die Ezapka dec polnischen Ulanen mit dem weißen Adler. Die bisherige Le­gion wird als Grundstock der neu zu bildenden Armee dienen. Damit werden die von der Legion in zweijährigem ruhm­vollem Kampf erworbenen hervorragenden soldatischen Eigenschaften der neuen Armee voll und ganz zugute kommen.

Die Lage auf den Kriegsschauplätzen.

Die amtliche deutsche Meldung.

Erneute Erfolge au der nordrumänischen Front.

(WTB.) Großes Hauptquartier, 13. November. (Amtlich.) Westlicher Kriegsschauplatz. Front des General»