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Nr. 259.
Amts- und Anzeigeblatt für den Oberamtsbezirk Calw.
91. Jahrgang.
ErtchetnungSweile: 6m<tt wöchentlich. Anzeigenpreis: Im Oberamts» bezirk Calw ftir die einspaltige Zeile 10 Mg., außerhalb desselben 12 Psg.. Reklamen 25 Psg. Schluß sür Anzeigenannahme 9 Uhr vormittags. Fernspr. 9
Samstag, den 4. November 1S16.
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Die Lage auf den Kriegsschauplätzen.
Die deutsche amtliche Meldung.
Wiederholte russische Angrifse an der Narajowka abgewiesen. Rumänische Vorstöße an der siebenbürgischen Front abgeschlagen.
(WTB.) Großes Hauptquartier, 3. Nov. (Amtlich.) Westlicher Kriegsschauplatz. Front des Generalfeldmarschalls Kronprinz Rupprecht von Bayern: Die Kampstätigkeit hielt sich im allgemeinen in mäßigen Grenzen. In einzelnen Abschnitten im Sommegebiet starkes Artilleriefeuer. Die von uns genommenen Häuser von Sailly gingen gestern früh im Nahkampf wieder verloren. Feindliche Vorstöße östlich von Gueudecourt und gegen den nördlichen Teil des St. Pierre Vaast-Waldes sind gescheitert. Das französische Feuer gegen die Feste Baux flaute gegen Abend ab.
Oestlicher Kriegsschauplatz. Front des Ge- neralseldmarschalls Prinz Leopold von Bayern: Außergewöhnlich hohe Verluste erlitten die Russen bei ihren bis zu siebenmal wiederholten vergebliche» Versuchen, uns die am 3l>. Oktober gestürmten Stellungen westlich von Folw. Krasnolesie (links der Narajowka) wieder zu entreißen.
Front des Generals der Kavallerie Erzherzog Karl: An der siebenbürgischen Südfront wurden rumänische Angriffe durch Feuer oder im Bajonettkamps abgeschlagen. Südwestlich Predeal und südöstlich des Roten Tnrmpasses stießen wir nach und nahmen über 3SV Rumänen gefangen.
Balkankriegsschauplatz. Keine Ereignisse von besonderer Bedeutung.
Der erste Eeneralquartiermeister: Ludendorff.
Das bisherige Ergebnis der Sommcschlacht.
Aus dem großen Hauptquartier wird über die große Sommeschlacht, die von unseren Feinden unzweifelhaft als Entscheidungsschlacht allergrößten Stils gedacht und angelegt war, und von der man hoffte, daß sie die deutsche Front zusammenbrechen lasten würde, u. a. folgendes geschrieben: Heute, nach einem Riesenkampfe von vier Monaten, welcher an Zurüstung, Dauer und Ingrimm alles jemals von Menschen bisher Geleistete und Erlebte um ein Erhebliches übertrifft: Was ist der Erfolg? Zwar ist die Schlacht noch keineswegs abgeschlossen. Im Gegenteil kann es nicht zweifelhaft sein, daß unsere Feinde ihre Anstrengungen fortzusetzen, ja noch zu steigern gedenken. Dennoch gibt es einen Umstand, der zu einem vergleichenden Rückblick auf das von unseren Feinden Erstrebte und Erreichte geradezu heraussordert. Dieser Umstand ist die Tatsache, daß während des Monats Oktober die feindliche Offensive trotz wütender Angriffe nur noch Teilerfolge erzielt hat, im ganzen aber seit der Riesenschlacht vom 25. bis 27. September zum zweiten Male ins Stocken geraten ist. Die gewaltigen Anstrengungen dieses letzten, verhältnismäßigen Eroßkampfes hat den Feinden ihren letzten nennenswerten Eeländegewinn gebracht. Er besteht in einer Errungenschaft von etwa 300 Geviertkilometern eines Geländes, das keinerlei Ortschaft von Bedeutung einschließt) keinen strategischen Stützpunkt. Nicht einmal der Besitz der beiden Kleinstädte, deren Namen früheren deutschen Siegen einen gewissen Glanz verdankt, der Städtchen Peronne und Bapaume, ist den Feinden vergönnt worden. Von den entfernteren Zielen St. Quentin und Eambrai ganz zu geschweigen. Wenn wir uns fragen, mit welchen Opfern der Feind diesen Erfolg hat erkaufen müssen, so sind wir naturgemäß auf Schätzungen angewiesen. Wir wissen, daß die Engländer ihre eingesetzten Divisionen erst herausziehen, wenn sie etwa 4000 Mann eingebüßt haben. Da die Engländer unter doppelter bezw. dreifacher Anrechnung derjenigen Divisionen, die zwei- bezw. dreimal einge-
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setzt wurden, an der Somme rund 100 Divisionseinheiten eingesetzt haben, so kommen wir zu einer Verlustziffer von 400 000 Mann allein für die Engländer. Daß diese Schätzungsmethode zutrifst, ergibt sich aus dem Umstande, daß die Engländer in ihren Verlustlisten bis Ende September einen Gesamtverlust von 372000 Mann zugegeben haben. Bei der Annahme, daß die Franzosen ihre Divisionen schon nach Verlust von 3000 Mann herausziehen, kommen wir für sie auf einen Verlust von 180 000 Mann. So kommen wir zu einer feindlichen Verlustzifser von rund 800 000 Mann, d. h. 2000 Mann auf den Quadratkilometer zwar zurückerkämpften, aber in eine grauenvolle Wüste verwandelten französischen Bodens!
Die Erkenntnis, daß diese Opfer zu den bisher erreichten Ergebnisten in einem schreienden Mißverhältnis stehen, hat unsere Feinde schon seit geraumer Zeit veranlaßt, ihre Anfangsabsichten in der Oeffentlichkeit zu verläugncn und dafür ein wesentlich bescheideneres Endziel unterzuschieben. Als solches wird neuerdings die doppelte Absicht hingestellt: einmal auf unserer Westfront soviel Kräfte zu binden, daß es unmöglich sein würde, die uns vorübergehend scheinbar entrissene Angriffskraft unserer Gesamtkriegsführung wiederum voll einzusetzen und gegen den neuen Feind zu wenden, den man uns inzwischen auf den Hals gehetzt hat. Zum mindesten aber durch die Zusammenballung der gesamten Angriffsmacht zweier großer Völker und den Einsatz der Waffen- und Munitionsindustrie des Erdballs den hier gebundenen Bruchteil unserer Kräfte völlig aufzureiben und damit den Zusammenbruch unserer Widerstandskraft herbeizuführen.
Diese wesentlich bescheidener gefaßten Ziele — hat die Sommeschlacht im viermonatigen Riesenkampf sie auch nur zu einem winzigen Teil ihrer Verwirklichung entgegengeführt?
Schlechtes Wetter an der Somme.
(WTB.) London, 3. Nov. Der „Times" wird aus dem britischen Hauptquartier gemeldet: Obwohl das Wetter sich aufgeklärt hat, herrscht an der Scmmefront noch immer große Nässe. Die Eranattrichter haben sich in Weiher und die Laufgräben in T"che verwandelt. Eine größere Znfantericaktion ist deshalb ausgeschlossen. Nur die Artillerie bleibt die ganze Zeit über in Tätigkeit.
Der französische Lügenturm.
(WTB.) Berlin, 3. Nov. (Amtlich.) Eiffelturm meldet am 2. November 4 Uhr nachmittags den Abschuß von 5 deutschen Flugzeugen durch französische Kampfflieger. Tatsache: Wir verloren weder am 1. noch am 2. November ein Flugzeug.
Die voreiligen Hoffnungen in Frankreich.
(WTB.) Bern, 3. Nov. Zur militärischen Lage führt General Lacroix im „Temps" aus, die Ereignisse in der Do- brudscha, die Räumung Siebenbürgens und die Leistungen Mackensens entnervten die öffentliche Meinung. Zweifellos seien die Mißerfolge, die sich die rumänischen Truppen in den letzten Wochen zuzogen, für die Franzosen umso empfindlicher, als diese wieder gewohnheitsgemäß voreilig Hoffnungen gehegt hätten. Die neu bewiesene militärische Kraft Deutschlands habe die Oeffentlichkeit beunruhigt. Man frage sich, ob die Deutschen denn ins Ungemestene neue Heere aufstellen könnten und ob es nicht entmutigend sein müsse, zu sehen, wie sie allen neuen Anforderungen die Stirne bieten. Tatsächlich, meint Lacroix, müsse dieses Schauspiel auch diesen Eindruck machen.
Eine neutrale Stimme über Deutschlands Kraft.
Das Kopenhagener „Ekstrabladet" schreibt: Unbegreiflich ist und bleibt es, wie die Deutschen den Krieg durchführen können, so, wie sie es tun. Tritt ein neuer Gegner auf, so machen die Deutschen kurzen Prozeß: Sie zerschmettern das Land. Erst Serbien, dann Montenegro, jetzt Rumänien. Woher kommen diese Hundertlausende von Solda-
der ZsWsrmt.
ten, diese zahlreichen Geschütze, das ganze Aufgebot vernichtender Kräfte? Ein Militärstaat in preußischer Beleuchtung ist offenbar etwas für sich selbst. Aber hinter dem Staat und dem Militär muß ein Volk stehen, daß auch etwas für sich selbst ist. Wir müssen einsehen, daß wir Deutschland nicht richtig eingeschätzt haben; es gibt in diesem Lande Kräfte, die auch die Feinde nicht hoch genug einschätzen. Jetzt solle« die Deutschen zum Frühjahr 1017 öinen gewaltigen Unterseebootkrieg vorbereiten. Es herrscht kein Zweifel darüber, daß die zwei Kaiserreiche längst den Krieg siegreich beendet hätten, wenn England nicht in die Reihe ihrer Feinde überge- gangcn wäre. Ebenso sicher ist es, daß der einzige Weg für einen Sieg über die Engländer Deutschland sich nur in der Unterseebootwaffe bietet. Wie groß, die Aufgabe, die sich die Deutschen hier stellen, auch sein mag, die Ereignisse der zwei Kriegsjahre haben uns gezeigt, daß so gut wie nichts unmöglich ist. Deutschland wird seine ganze technische Ge- wandheit und seine unglaubliche Kraft einsetzen, um eine Uuterseebootflotte zu schaffen, die mit einem Schlage de« ganzen Welthandel lahmlegt, während sie ihn bisher nur störte.
Der österreich-ungarische Bericht.
Die italienischen Angriffe am Isonzo wiederholt abgcwiesen.
(WTB.) Wien, 3. Nov. Amtlich wird verlautbart vom 3. November:
Oestlicher Kriegsschauplatz. Heeresgruppe des Generals der Kavallerie Erzherzog Karl: In der nördlichen Walachei griffen die Rumänen gestern an zahlreichen Stellen an; sie wurden überall zurückgeworfen. Dem Feind nachstoßend gewannen unsere Truppen südöstlich des Roten Turm-Passes und südwestlich von Predeal erneut Gelände. An der sieben- bürgischen Ostfront und in den Waldkarpathen war die Kampftätigkeit gering.
Heeresgruppe des Eeneralfeldmarschalls Prinzen Leopold von Bayern: An der Bistrycza-Colotwinska Vorfeldkämpfe. An der Narajowka versuchten die Russen in sieben Massenstößen die am 30. Oktober an unsere Verbündeten verlorenen Stellungen zurückzugewinnen. Alle Anstürme des Gegners brachen unter schwersten Verlusten zusammen.
Italienischer Kriegsschauplatz: An der Schlachtfront im Kiistenlande wurde auch gestern mit größter Erbitterung gekämpft. Unter ungeheurem Aufwand von Menschen und Munition setzten die Italiener ihre Angriffe fort. Im Wippachtale waren unsere Stellungen im Panowitzer Walde bei Sober und östlich Vertoiba erneut das Ziel wütender Angriffe. Ueberall konnte der Gegner zurückgeworfen werden. Das Eyulaer Landsturm-Regiment Nr. 2 und das dalmatinische Landwehr-Infanterieregiment Nr. 23 hielten zähestens stand. Auf der Karsthochfläche wurde im Raume um Lokwica ein neuer italienischer Massenstoß, der über die Höhe Pecinco und entlang der Straße nach Constanjevica angesetzt war, unter schwersten Feindverlusten zum Stehen gebracht. Zwei hierbei bis zum Aeußersten ausharrende Batterien fielen, als Mann und Pferde überwältigt waren, in Feindeshand. Im SLdteil der Hochfläche brachen vor der Front des tapferen österreichischen Landsturm-Regiments Nr. 32 und der Infanterie-Regimenter Nr. 15 und 28 alle feindlichen Angriffe zusammen. Die Zahl der gefangenen Italiener ist auf 2200 Mann gestiegen.
Der italienische Bericht.
(WTB.) Rom, 3. Nov. Amtlicher Bericht von gestern: An der Front der Julischen Alpen griffen gestern tagsüber unsere Truppen starke, feindliche Verteidigungsanlagen auf den Höhen östlich von Eörz und neue Linien mehrfacher Gräben östlich von Dallone an. Auf dem Karst rissen vormittags Artillerie und Minenwerfer durch heftiges Vernichtungsfeuer große Lücken in die feindliche Linie. Um 11 Uhr wurde unsere Infanterie zum Sturm angesetzt. In der Gegend von Eörz eroberten wir trotz großer Schwierigkeiten des Geländes, das durch den letzten Regen sumpfig geworden war, und trotz des hartnäckigen Widerstandes des Geg-