Nr. 258.
Amis- und Anzeigeblall für den OberamlsbezirL Calw.
91. Jahrgang.
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Freitag, den 3. November 1916.
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Die Lage auf den Kriegsschauplätzen.
Wir haben wieder mit starken Anstrengungen unserer Feinde auf allen Fronten zu rechnen. An der Somme probieren die Engländer und Franzosen immer noch, ihren alten Plan zu verfolgen, und es ist wahrscheinlich, daß auch wieder größere Aktionen nach entsprechender. Vorbereitung ausgesührt werden. Im Zentrum der feindlichen Angrifssfront Bapaume—Pöronne, bei ^"M Dorf Sailly. haben unsere Truppen wieder Gelände gewonnen. Anlaß zu großem Getöse wird den Franzosen die Räumung der Feste Vaux Heben, die nran nach der zum größten Teil vollsührten Zerstörung des nordöstlichen Eckpfeilers von Verdun den Franzosen pr zogeben hat, weil ihr Besitz doch nur unnütze Verluste gezeitigt hätte. Der Zweck des Angriffs auf Verdun, den starken französischen Ausfallspunkt niederzu- hämmern. war erfüllt, und so hat man die in der Verteidigung schwer zu'haltende, weil zu sehr exponierte Stellung freiwillig geräumt. Auch im Sundgau, also auf dem linken Flügel unserer Front, ist in letzter Zeit das Feuer wieder stärker geworben, und man rechnet mit neuen Kampfhandlungen von dorther. Gleichzeitig mit den feindlichen Anstrengungen im Westen haben auch die Italiener angefangen, und zwar wiederum am Isonzo. Der alte Plan, von Eörz her nach Triest vorzustoßen, und damit die österreichische Front Eörz— Monfalcone aufzurollen, ist noch nicht fallen gekästen. Zwei ganze Armeen von 8 Divisionen wurden in Massen südöstlich Görz nach stärkstem Vorbereitungsfeuer eingesetzt, sie sind abgewiesen worden. Wir werden jetzt sowohl an der französischen wie an der italienischen Front größte Anstrengungen unserer Feinde zu gewärtigen haben, zwecks „flu-— für die Rumänen. damit wenigstens soviel wie möglich von unfern Truppen gebunden werden. Diese Tendenz scheinen auch die russischen Angriffe verfolgt zu haben, die kürzlich nördlich des Pripjet gegen unsere Linien geführt wurden. Von den rumänischen Fronten wird vorerst nichts Gr ifbares bekannt. Man merkt nur, daß die Verbündeten unter Falkenhayns Führung an den Paßstraßen über die transsylvanischen Alpen auf zähen Widerstand der Ruämnen stoßen, die umfangreiche Verstärkungen erhalten haben, daß aber der Vormarsch überall trotzdem. wenn auch den Verhältnissen entsprechend langsam vorwärts geht. Auch von der Dobrudscha wird nichts Besonderes gemeldet. Unsere Truppen scheinen sich dem Donaudelta zu nähern, womit sich die D^rudschakümpfe eigentlich ihrem Ende nähern dürften. Was aber die Gesamtlage an den rumänischen Fronten anbelangt, so ist alles noch im Fließen, und es wäre ungeschickt, sich über etwaige Pläne nach der oder jener Richtung auszusprechen. In wohl nicht allzuferner Zeit werden wir ja darüber aufgeklärt werden. An der mazedonischen Front trotzen die deutsch-bulgarischen Truppen in frischer aktiver Verteidigung den zögernden Versuchen Sarrails, wieder auf serbisches Gebiet zu kommen, und zugleich die Rumänen zu entlasten. Auf die Offensive der Weft- mächte hin ist auch eine größere Aktion von Saloniki aus möglich, aber sie wird wohl ebenso ausgenommen werden wie die andern feindlichen Angriffe.
0. 5.
Die deutsche amtliche Meldung.
Feindlich« Angriffe nördlich der Somme abgewiesen. Freiwillige Räumung der zerstörten F-"- vaux. Ein erfolgreicher vorstoh in Wolhynien.
(WTB.) Grobes Hauptquartier, 2. Nov. (Amtlich.) Westlicher Kriegsschauplatz. Front des General- feldmarfchalls Kronprinz Rupprecht von Bayern:
Das Haudels-U-Boot „Deutschland" in Amerika.
Newlondon (Connecticut), 2. Nov. (Vom Vertreter des WTB. Verspätet eingetroffen.) Das deutsche Han- dels-U-Voot «Deutschland" ist Mittwoch früh hier eingetroffen.
Frankfurt, 2. Nov. Die „Frankfurter Zeitung" meldet aus dem Haag: Reuter meldet aus Washington: Nachdem von dem Zollamt in New London berichtet worden ist. daß sich keine Waffen und Munition an Bord der „Deutschland" befinden, ist der Befehl erteilt worden, das Unterseeboot als Kauffahrteischiff zu behandeln. Die Ladung besteht aus 75V Tonnen Farbstoffen und Arzneimitteln.
Im nördlichen Sommegebiet frischte die Artillrrictätigkeit teilweise erheblich auf. Ein englischer Borstoh nördlich von Courcelette ist leicht abgewiese». Französisch« Angriff« im Abschnitt Les Boenfs—Rancouri brachten dem Feind Nein« Borteile nordöstlich von Mdrval und am Rordwestrande des Et. Pierre Waldes, wurden in der Hauptsache aber blutig abgeschlagen. Unsere Truppen drangen gegenüber hartnäckigem französischen Widerstand in dem Nordteile von Sailly vor.
Front des deutschen Kronprinzen: Mehrfach steigerte sich der Feuerkampf rechts der Maas zu großer Heftigkeit, insbesondere richteten die Franzosen bisher schweres Zerstörungsseuer gegen die bereits in der Nacht von unfern Truppen beschlsmähig und ohne feindliche Störung geräumte Feste Banx, aus der wir zuvor wichtige Teile gesprengt hatten.
Oestlicher Kriegsschauplatz. Front des Ee- ueralfeldmarschalls Prinz Leopold von Bayern: Bei der Heeresgruppe des Generals von Livfinge« stürmten westfälische und »stfriesische Truppen unter Führung des Generalmajors von Ditfurth die bei und südlich von Witouiez auf das linke Stochodufer vorgeschobenen russischen Stellungen. Neben hohen blutigen Verlusten büßte der Feind an Gefangenen 22 Offizier«, 1588 Mann ein und lieh 18 Maschinengewehre und 3 Minenwerfer in unserer Hand. Unsere Verluste sind gering. Weiter südlich, bei Rlexandrowka, brachten wir von einem gelungenen Erkundungevorstoh 88 Gefangene zurück.
Front des Generals der Kavallerie Erzherzog Karl: In den Karpathen erfolgreich« Unternehmungen gegen russisch« Vorstellungen nördlich von Dorna Watra. An der stebenbürgischen Ostfront ist die Lage unverändert. Rumänische Angriffe gegen die über den Altschanz- und Pre- dealpah vorgedrungenen verbündeten Truppen sind verlustreich gescheitert. Wir nahmen 8 Offiziere und 288 Rann gefangen. Südöstlich des Noteturmpasses dauern die für uns günstigen Gefechte an.
Balkankrtegsschauplatz. Front des General« feldmarschalls von Mackensen: Konstanza wurde von See her erfolglos beschossen.
Mazedonische Front: Serbische Vorstöhe wurden im Cernabogen und nördlich der Nidze Planina abgeschlagen. An der Strumasront lebhafte Vorfeldkämpse.
Der erste Generalquartiermeister: Ludendorfs.
Ein neuer deutscher Vorstoß im Kanal.
(WTB.) Berlin. 2. Nov. Amtlich wird mitgeteilt: Zn der Nacht vom 1. zum 2. November stießen leichte deutsche Streitkräfte aus den flandrischen Stützpunkten gegen die Handelsstraße Themse und Holland vor. hielten mehrere Dampfer zur Untersuchung an und brachten zwei von ihnen, die verdächtig waren, in den Hafen ein. Ein dritter Dampfer, der ebenfalls dorthin folgen s'llte, ist noch nicht eingetroffen. Beim Rückimnsch wurden einige unserer Torpedoboote kurze Zeit erfolglos von
vier englischen Kreuzern beschossen. Unsere Streitkräfte sind vollzählig und unbeschädigt zurückgekchrt.
Der Chef des Admiralstabs der Marine.
Der französische Bericht.
(WTB.) Paris, 2. Nov. Amtlicher Bericht von ge stcrn abend: Nördlich der Somme erzielten unsere Truppen im Laufe des Tages bedeutend« Gewinne. Nordöstlich von Lesboeufs nahmen wir, indem wir die Fortschritte der Nacht ausnützten, nach kurzem Kampf zwei neue feindliche Gräben und machten dabei 125 Ge fangene, darunter 5 Offiziere. Ein anderer Angriff südöstlich Sailly-Saillisle machte uns zu Herren eines stark ausgebauten Erabensystems am westlichen Saum des Waldes von Saint Pierre Vaast. Im Verlaufe dieses Kampfes blieben etwa 50 Gefangene in unserer Hand. Es bestätigt sich, daß der von den Deutschen heute morgen unternommene Versuch, uns aus Sailly-Saillisle zu werfen, ihnen erhebliche Anstrengungen verursachte. Der Mißerfolg war vollkommen und kostete den Feind sehr bedeutende Opfer, wie aus den zahlreichen Leichen aui dem Kampfgelände zu schließen ist. An der Verdunsront blieb der Artilleriekampf besonders heftig im Abschnitt von Douwumont. Nach neuen Mitteilungen beträgt die Gesamtzahl der von uns an der Verdunfront seit dem 2z. Oktober gemachten unverwundeten Gefangenen 601 l. darunter 138 Offiziere. Das dem Gegner allein am 24. Oktober abgenommene, bis jetzt gezählte Kriegsgerät umfaßt 15 Geschütze, darunter 5 großkalibrige, 51 Grabengeschütze, 144 Maschinengewehre. 2 T.SF.-Posten und eine große Menge Gewehre, Geschosse und Kriegsgerät aller Art. Auf der übrigen Front war der Tag ruhig.
Zur Räumung der Beste Baux.
Berli«, 2 Rov. Unser heutiger Hauptquartiersbericht meldet die Räumung der Beste Vaux. Es wird dabei ausdrücklich hervorgchoben, daß die Veste freiwillig und befehls- mäßig von unseren Truppen verlaßen worden ist, ohne Einwirkung des Feindes, nachdem zuvor durch unsere bisherige Besatzung wichtige Teile der Feste gesprengt worden waren. Der .Frankfurter Zeitung" wird dazu geschrieben: Diese Mitteilung überrascht uns nicht,- denn wir waren von zuständiger militärischer Stelle bereits am Abeud des 1. Rov. davon unterrichtet worden, daß das Fort in der Nacht vom 1. zum 2. November planmäßig geräumt werden würde. Nach den bisherigen Erfahrungen, die wir mit den seindli chen Heeresberichten machen mußten, bestand zum mindesten die große Wahrscheinlichkeit, daß unsere Gegner aus de Wiederbesetzung des ehemaligen Forts Vaux einen glänzen den Sieg machen würden und daß die Franzosen behaupte, würden, sie hätten uns aus dem Fort Vaux durch ihren An griff geworfen. Um dem von vornherein ec/ r-azutretk" hat die Oberste Heeresleitung eine Anzahl Personen über ihre Absichten unterrichtet, bevor überhaupt di« Absicht zu Ausführung gekommen ist. Die militärischen taktischen Grün de für die Räumung der ehemaligen Veste Vaux sind ein leuchtend. Das Fort Douaumont und ^>as Fort Vaux spiel ten im Kampfe um Verdun solange eine Rolle, als sie mn voller Kampfkraft als Forts in französischem Besitz waren Deshalb mußten sie zur Lahmlegung der Festung Verdun
von uns un,..,-q gemacht werden. Nachdem dies geschehen
und beide Forts ihrer Kampfmittel beraubt und zum groß ten Teile auch zerstört sind, blieben sie in unserem Besitze nur vorteilhafte Zielpunkte für die französische Artillerie. Der llebergang des Geländes, in dem das ehemalige Fort Douaumont liegt, in französischen Besitz rechtfertigt es angesichts der Bedeutung, die dem Fort geblieben war, nicht mehr, für die Behauptung dieses Eeländestückes starke blu tige Verluste zu bringen. An sich ist das Gelände bei Vaux zur Verteidigung nach Westen und Süden ungeeignet. Aus diesen Gründen ist von unseren Truppen das Fort Vaux frei-