Nr. 256.
Amis- und Anzeigeblati für den Oberamtsbezirk Calw.
91. Jahrgang.
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Mittwoch, den 1. November 191k.
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Von den Kr eg schaup ätzen im Südosten und auf dem Balkan.
Wir stehen allen Anzeichen nach wieder vor ..:uen Missen an der Südostfront und auf den Balkan 'eMschauplätzen. Daß Neugruppicrungen im Gange . meldeten schon seit einiger Zeit die feindlichen Ritter, nach welcher Richtung sie sich aber auswirken würden, darüber verlautete nur allgemein zu Gunsten Rumäniens. Auf der Ostfront, vom Zentrum (Barano- witschi) bis zu den Karpathen sind nach den neuesten 'chten lebhafte Bewegungen zu beobachten, die ans Ka ,:pshandl"-Mn größeren Stils schließen lassen. Nur locff, man beute noch nicht, wer eigentlich der Angreifer werden soll, denn von beiden ist bisher angriffsweise lwrMgangen worden. Gr mag ja auch sein, daß die ganze Sache nur den Charakter von Demonstrationen hat, um den Gegner zu beschäftigen. Der Gedanke aber, daß die Russen vor Winteranfang noch einmal im Südosten an- greiscn könnten, wird nicht so ohne Weiteres von der Hand zu weisen sein, es sei denn, daß sie ihre ganze Kr.' ft vielleicht auf eine Unterstützung Rumäniens verwenden wollt.u. Offiziös wird das ans dem Ententelager ja gemeldet, aber wir wissen, daß in Bezug ans die Hilfeleistungen für die kleinen verführten Bundesgenoffen die Ententemächte mit Versprechungen immer schnell zur Hand waren. Allerdings hätte Rußland ja großes Interesse, die Rumänen zu halten, denn nur von dieser Seite aus könnte es sein Kriegsziel, die Eroberung von Kenstantinopel, noch letzten Endes erhoffen, nachdem die Versuche der Entente von der Seeseite her so kläglich gescheitert sind. Ob aber die russischen Staatsmänner an diesem holden Traum überhaupt noch fest- halten? Jedenfalls wäre es ein Utopist ischer Gedanke, den man da hegen würde, denn das wissen die Ruffen heute doch ganz genau, die Türkei werden die Mittelmächte unter keinen Umständen mehr aufgeben, und auch Bulgarien hat nach seiner Verständigung mit den Türken das größte Interesse daran, daß die Ruffen nicht auf dem Balkan an Einfluß gewinnen, und die Stellung Bulgariens gefährden. Es ist also eine einheitliche Phalanx, die dort den Russen entgegentritt, das haben ff-' ' schon an den Dobrudscha-Kämpfen gemerkt. E.s verlautet nun, Rumänien habe die Verteidigung der Nord- Dobrudscha den Ruffen allein überlaffen, und diese würden auch große Verstärkungen dorthin werfen. Nach dem erneuten starken Widerstand, den die Rumänen an der ficbenbürgischen Grenze den vordrängenden Deutschen und Ungarn entgegenstellen, kann man allerdings wohl annehmen, daß sie jetzt ihr Hauptaugenmerk auf die Verteidigung ihrer Nord- und Nordwestgrenze legen, da ein Ginbruch pon dorther in großem Stil natürlich das ganze Land gefährden würde, während die Süd- gxenze mit Ausnahme der Dobrudscha durch die Donau viel bester geschützt und auch zu verteidigen ist. Aus die- b Gründen möchten wir eher, — falls überhaupt ausreichende Hisse von Rußland eintrifft — annehmen, dasj»die Ruffen vielleicht direkt Verstärkungen an die sielrenbürgische Front schicken, oder aber in den Süd- korpathen gegen die sieüenbijrgische Ostgrenze nochmals Lnrennen werden, die Dobrudscha würde für sie doch mcnig Aussicht bieten, weil die Verbündeten dort die hrptMsch wichtigsten Punkte schon in der Hand haben. Diese Annahme würde jedoch nicht zutressen, wenn die Alliierten in elfter Stunde doch noch mit einer großen Offensive pon Saloniki aus beginnen würden. Dann wäre das Zusammenwirken einer starken Dobrudscha- üftinc? mit Sarrails Truppen das Gegebene. In den O chsn Tugen war die Tätigkeit der Entente an der Ea- lon^ffrpnt auch sehr rege. Aber deutsche und bulgarische Truppen haben alle feindlichen Angriffe sofort ab-
U 53 oo» Amerika zurück.
(MTV.) Berlin, 31. Okt. Amtlich wird mitgeteilt: 2R Unterseeboot U 53 ist von seiner Unternehmung über Len Atlantischen Ozean wohlbehalten in die Heimat znrii?a--?ehrt.
Deutschland, Holland und England.
(WTB.) Berlin, 1. Noo. Beim Reichstag sind folgende Anfragen eingegangen: 1. vom Abgeordneten Bassermann: Die englische Negierung beabsichtigt die Gründung eines FinanzsyndUats in Holland, welches die Margarine-, Fett-, Butter-, Fleisch- und Gemüse- produkticn für den englischen Konsum zu monopolisieren und den deutschen Bezug aus Holland auszuschalten bestimmt ist. Ist dem Herrn Reichskanzler dieser Plan beim...t und ist er in der Lage und bereit, nähere Mitteilungen darüber zu «"-^en? Sind Ecgenmaßregeln seitens des Deutschen Nciches geplant und können darüber Mitteilungen gemacht werden? 2. vom Abgeordneten Müller-Meiningen: England hat dem Vernehmen nach Briefe, die von Holland aus nach Deutschland abgff"vdt worden sind, auf holländischem Bcd... rechts- rviiwig an sich bringen «zu Zwecke« sei - schwarzen Listen kopieren lasten. Was hat der Herr Reichskanzler getan, um dieses völkerrechtswidrige Treiben Englands auf neutralem Boden aufzukl" en?
gewiesen, und wir zweifeln nicht daran, daß unsere Heeresleitungen im Interesse der Eesamtbalkanlage die nötigen Vorkehrungen trefftn. Welche Schwierigkeiten, übrigens einer sollen Offensive entgegenstehen, darüber hat sich General Sarrail einem vertrauten Freund gegenüber geäußert. Er verteidigt sich gegen den Vorwurf, daß er nicht angreife mit der Begründung, daß er schon soundsoviel Leute durch Krankheiten und Seuchen ver-? loren habe, daß er ein buntscheckiges Völkerßemisch von. babylonischer Eprachenverwirruug vor sich habe, und dazu sei ihm noch von allen Staaten der Abschaum der Heere geschickt worden. Solche Kräfte seien auf diese große Strecke nicht zu einen: entscheidenden Schlag zu verwenden, wo besonders noch im Rücken des Heeres die unzuverlässigen Griechen ständen. Herr Sarrail wird aber wohl doch mit diesem Bölkergemisch, verstärkt vielleicht noch durch Italiener, angreifen müssen, denn dis E Rente wird wahrscheinlich mit- allen Mitteln ver-, suchen, auf dem Balkan sich eine günstigere Lage zu schaffen, und vor allem Rumänien vor dem Schicksal Serbiens zu retten. O. 8.
Dle Lage auf den Kriegsschauplätzen.
Die deutsche amtliche Meldung.
Erfolgreich in Wolhynien und Galizien. Die bisherige Beute an der sirbenbürgische« Front.
(WTB.) Großes Hauptquartier, 31. Oktober. (Amtlich.) Westlicher Kriegsschauplatz. Front des Eeneral- feldmqrschalls Kronprinz Rupprecht von Bayern: Ungünstige Witterungsverhältnisse schränkte die Eefechts- tätigkeit an der Somme ein. Abteilungen des Gegners, die gegen unsere Stellungen nordöstlich und östlich von Les Boeufs vorgingen, wurden durch Feuer zurückgetrieben. Die gegen La Maisonette gerichteten Angriffe einer französischen Kompagnien scheiterten; ebenso mißlangen Versuche mit Handgranatentrupps in unsere neuen Gräben südlich von Viaches einzudringen. Ein Angriff stärkerer französischer Kräfte gegen Ablaincourt und beiderseits der Straße Chaulnes—Lihons kam in unserm Abwehrfeuer nicht zur Durchführung.
Front des deutschen Kronprinzen: Auch >m Maasgebiet war es ruhiger als an den Vortagen. Nur in der Gegend von St. Mihiel erreichte das Artillcriefeuer zeitweise größere Stärke.
Oestlicher Kriegsschauplatz. Front des Ee- neralfeldmarschalls Prinz Leopold von Bayern: Im Morgengrauen griff der Rüste nach kurzer Feuervorbe- reitnng unsere Szarastelluyg bei Kraschin an. Er ist blutig abgewiosen worden. Nordwestlich von Berestetzko am oberen Styr hatten Vorfeldkämpfe einen für uns günstigen Ausgang. Aus dem Ostnser der Narajowka nahmen ottomanische Truppen im Sturme mehrere Stellungen des Feindes nordwestlich von Molochow. Weiter südlich bemächtigten sich die deutschen Regimenter wichtiger Höhenstellungen westlich von Folw Krasnolefie und wiesen Gegenangriffe der Russen ab. 4 Ossiziere, 17« Mann, 2 Maschinengewehre sind eingebracht. Südwestlich von Stanislau blieb ein Vorstoß russischer Infanterie ohne Erfolg.
Front des Generals der Kavallerie Erzherzog Karl: An der siebenbiirgischen Ostfront Ruhe. Im südlichen Grenzgebiet dauern trotz starkem Nebel und zeitweisem Schneesturm die Kämpfe an. Nördlich von Eampo- lung und bei Boerzeny, nördlich von Orsowa, versuchten die Ruigänen vergeblich ihnen entrissene Höhen zurückzugewin- nen. Seit dem 10. Oktober hat die Armee des Generals der Infanterie von Fallenhayn 151 Offiziere, 9920 Mann zu Gefangenen gemacht und außer vielen anderen Lriegs- geräten den Rumänen an Beute 37 Geschütz«, 47 Maschinengewehre und eine Fahne abgenommen.
Balkankriegsschauplatz. Front des Eencral- feldmarschalls von Mackensen: Zn der Dobrudscha ist die Lage unverändert.
Mazedonische Front: Nach anfänglichen Erfolgen wurden serbische Abteilungen am OstteUe des Cerna- bogcns durch Gegenstoß bulgarischer Infanterie verlustreich in ihre Ausgangsstellungen zurückgeworsen.
Der erste Eeneralquartiermeister: Luvender ff.'
* Kraschin liegt direkt nördlich von dem wichtigen Eisenbahnknotenpunkt Baranowitschi.
Der französische Bericht.
(WTB.) Paris, 31. Okt. Amtlicher Bericht vom 39. Oktober nachmittags. Nördlich der Somme nahmen die Franzosen ein deutsches Schützengrabennetz nordwestlich von Sailli - Saillisel. Eine andere lebhafte Kampfhandlung führte die Franzosen in die Nähe der Kirche von Sailly. Etwa 60 Gefangene blieben r» ihrer Hand. Südlich der Somme vervielfältigten die Deutschen im Laufe der Nacht ihre von einem heftigen Bombardement eingcleiteten Angriffe auf die französischen Stellungen von Braches bis Mai- sonnette. Sie wurden mehrere Mal« mit schweren Verlusten zurückgeschlagen. Im Laufe des letzten äußerst heftigen Angriffs gelang es ihnen, in Grabenstücke der ersten Linie nördlich von Maisonnette einzudringen und in den Gebäuden dieses Gehöftes Fuß zu fasten. Alle deutschen Versuche, die Franzosen von der Höhe 97 zu vertreiben, wurden durch Feuer gebrochen. Auf dem rechten User der Maas geht der Artilleriekampf auf der gesamten Front weiter, jedoch weniger lebhaft in der Gegend von Douaumont. Keine Znfan- terietämpfe. Neberall sonst verlief die Nacht ruhig. Entsprechend ihrer Angewohnheit haben die Deutschen aus Rache für ihre Niederlage vor Verdun Reims heftig bombardiert. Unter der Bevölkerung wurden einige Zivilpersonen getroffen.
Zur Lage in der Dobrudscha.
(WTB.) Budapest, 31. Okt. Das Blatt des bulgarischen Kriegsministeriums „Voenni Isvestia" bringt, wie einem hiesigen Abendblatt gemeldet wird, einen langen Artikel über die Läge in der Dobrudscha, in dem es heißt: Rußland hat durch die Operationen in der Dobrudscha kein Gebiet verloren, aber diese Niederl"«* bot feine Träum«