Nr. 252.

Amis- und Anzeigeblatt für den Oberamtsbezirk Calw.

91. Jahrgang.

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Freitag, den 27. Oktober 1916.

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Die Lage auf den Kriegsschauplätzen.

Die amtliche deutsche Meldung.

Französische Angriffe abgeschlagen. Ergebnislose russische Gasangriffe. Oesterreichisch- ungarische und bayerische Truppen haben den rumäni­schen Gegner geworfen.

(WTB.) Großes Hauptquartier, 26. Okt. (Amt­lich.) Westlicher Kriegsschauplatz. Front des Generalfeldmarschalls Kronprinz Nupprecht von Bayern: Unsere Kampfartillerie hielt wir­kungsvoll Gräben, Batterien und Anlagen des Feindes beiderseits der Somme unter Feuer. Unsere Stellungen auf dem Nordufer wurden vom Gegner mit starken Feuerwellen belegt, die Teilvorstöße der Engländer von Courcelette, Le Sars, Eueudecourt und Les Voeufs ein­leiteten. Keiner der Angriffe ist geglückt, sie haben den Gegner nur neue Opfer gekostet.

Front des deutschen Kronprinzen: Die vorgestrigen französischen Angriffe nordöstlich von Ver­dun drangen durch nebliges Wetter begünstigt über die zerschossenen Gräben bis Fort und Dorf Douaumont vor. Das brennende Fort war von der Besatzung ge­räumt. Es gelang nicht mehr, das Werk vor dem Feind wieder zu besetzen. Unsere Truppen Haben zum größten Teil auf ausdrücklichen Befehl und mit Widerstreben dicht nördlich gelegene vorbereitete Stellungen einge­nommen, in ihnen sind gestern alle weiteren französi­schen Angriffe abgeschlagen worden, besonders heftige auch gegen Fort Vaux

vestlicher Kriegsschauplatz. Front des Generalfeldmarschalls Prinz Leopold von Bay­ern: Nördlich des Miadziolsees Vliesen die Russen er­gebnislos Gas ab. Das gleiche Mittel bereitete südöst­lich von Gorodischtsch einen Angriff vor, der verlustreich scheiterte. Im Abschnitt ZubilnoZaturczy westlich von Luck, machten im Abenddunkel russische Bataillone einen Vorstoß ohne Artillerievorbereitung. Zn unserm sofort einsetzcnden Sperrfeuer brachen die Sturmwellen zu­sammen.

Front des Generals der Kavallerie Erzherzog Karl: Zwischen goldener Bystrzyca und den Osthän­gen des Kelemengebirges wurden feindliche Angriffe ab­gewiesen.

An der Ostsro«^ von Siebenbürgen haben im Trotusultal österreich-ungarische, ans den Höhen südlich des Par. Oituz bayrische Truppen den rumäni­schen Gegner geworfen. An den Straßen auf Sinaia und Campolung haben wir im Angriff Gelände ge­wonnen.

Balkankriegsfchau platz. Front des Ge- neralfeldmarschalls von Mackensen: Die Operationen in der Dobrudscha nehmen ihren Fortgang. Welchen Um­fang die Rumänen ihrer Niederlage bcimessen geht daraus hervor, daß sic die große Donaubrücke bei Cer- navoda gesprengt haben. Unsere Luftschiffe bewarfen in der Nacht zum 25. Oktober Bahnanlagen bei Fetesti (westlich von Cernavoda) erfolgreich mit Bomben.

Mazedonische Front: Südlich des Prespa- sses hat bulgarische Kavallerie Fühlung mit feindlichen Abteilungen. Bei Kraya und nördlich von Gruniste sind Vorstöße der Serben abgeschlagen worden.

Der erste Eeneralquartkermeister: Ludendorff.

Der französische Bericht.

(MTV.) Paris, 26. Okt. Amtlicher Bericht vom 25. Ok­tober nachmittags: Nördlich von Verdun machten die Deut­schen zwei Gegenangriffe auf die Flügel der neuen franzö­sischen ^ront. Der eine, am späten Abend gegen die Stein­brüche von Haudromont, wurde abgeschlagen, der andere heute morgen um 5 Uhr gegen die Batterie von Damloup

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scheiterte gleichfalls. Das ganze von den Franzosen eroberte Gelände wurde vollständig behauptet. Die Säuberung des Forts Douaumont wurde im Laufe der Nacht vollendet. Der Kommandant des Forts wurde gefangen genommen. Amtlicher Bericht vom 25. Okt. abends: Nördlich von Ver­dun unternahm der Feind nacheinander drei Gegenangriffe auf die Gegend HaudromontDouaumont. Keiner dieser Angriffe glückte. Unsere Front wurde vollständig behauptet. Oestlich vom Fumin-Wald und nördlich von Le Chenoi machten wir im Laufe des Tages Fortschritte. Die Zahl der bis jetzt gezählten unvcrwundetcn Gefangenen übersteigt 4500. Von der übrigen Front ist kein wichtiges Ereignis zu melden.Luftkrieg: Im Laufe des 23. Oktober bom- b?. dierten 11 englische Bombardierungsflugzeuge, die von 5 Schutzfliegern begleitet waren, von 11 Uhr vormittags bis 1 Uhr nachmittags die Hochöfen von Hagcndingen, auf die sie 1300 Kilogramm Geschosse abwarfen. Infolge dieser Un­ternehmung ereigneten sich mehrere Brände. Die Flieger konnten feststellen, daß das in der vorhergehenden Nacht von französischen Fliegern an derselben Stelle ausgesührte Bom­bardement gute Ergebnisse hatte. Das Ziel schien stark be­schädigt zu sein.

Unsere Feinde zur rumänischen Lage.

(WTV.) Bern. 27. Okt. DerTemps" schreibt: Die Deutschen, die ihre zentrale Lage ausnutzen, haben in den Karpathen und in der Dobrudscha eine strategische Aktionsfähigkeit gezeigt, deren Bestreitung kindisch wäre, und die wir besser gründlich untersuchen, um daraus Nutzen zu ziehen. Der von Deutschland geleistete Kraftaufwand, dessen Erfolg übrigens nicht auf nume­rischer, sondern auf offenkundiger grtillerrstischer Uebcr- legenheit beruht, zeigt uns von neuem den Weg, den wir einzuschlagen haben.

(WTB.) Bern, 26. Okt. Die Bestürzung der Pariser Presse über die Einnahme Lonstanzas geht soweit, daß allgemein die Einnahme Prcdeals verschwiegen wird. Zum Fall Constanzas selbst schreibt dasPetit Jour­nal": Es hieße dumm sein und die Augen schließen zu wollen, wenn man die Bedeutung des Erfolges nicht anerkennen wollte. Wir haben wieder einmal die deut­sche Taktik vor uns, die darin besteht, die Angriffe nicht zu verzetteln, sondern da, wo man entschlossen ist, zu handeln, mit der größten Kraft vorzugchen. Die Nüs­sen und Rumänen sind durch die Plötzlichleit und Hef­tigkeit der Angriffe Mackensens überrascht worden. Dieser ließ den Russen und Rumänen nicht Zeit, Ver­stärkungen heranzuziehen. Er errang mit einem kühnen Schlag einen Erfolg. An anderer Stelle sagt das Blatt: Wenn es auch sicher ist, daß die russische Mit­arbeit für Rumänien nunmehr einsetzte, ist es doch wahrscheinlich, daß die Russen noch nicht das leisten, was man erwarten muß. Dazu brauchen sie Zeit. Im übrigen haben dis rumänischen Truppen an den Erenz- pässen nicht die Aufgabe, den Einmarsch des Feindes über einen oder zwei Pässe um jeden Preis zu verhin­dern; sie sollen nur für die russisch-rumänische Armee Zeit zum Manövcrieren gewinnen.

Haag, 26. Okt. Der militärische Mitarbeiter der Times", Oberst Nepington, behandelt in derTimes" vom Dienstag die strategische Lage Rumäniens. Es sei bekannt, daß 40 Bataillone unter Falkenhayn in Sie­benbürgen kämpfen und daß die Ankunft von russischen Verstärkungen zu erwarten sei. So sei es wahrschein­lich, daß Hindenburg nicht zuschlagen werde, ohne daß frische Verstärlungen für seine Armee zur Verfügung seien. Nepington glaubt kaum, daß diese Verstärkun­gen vom Westen her genommen werden könnten. Er sagt dann aber weiter,General Brussilow hat bei sei­nen hartnäckigen Angriffen wahrscheinlich die größten Teile der Divisionen festgehalten, die vom Westen

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herangebracht worden sind und ebenso neue Divisionen. Es wird schwierig sein, diese Truppen gegen Rumänien ins Feld zu stellen, ehe die russischen Angriffe aufhören. Zwischen Luck und Wladimir Wolynsk, Halisz und in der Gegend von Dorna Watra hält der Kampf an, aber cs ist eine gewisse Tendenz des Feindes zu bemerken, die angreifende Partei, vor allen Dingen in der Gegend von Dorna Watra, zu werden, wo es in der Absicht der Deutschen liegt, die russische Armee von der rumänischen Linie zu trennen, ein Plan, der bis jetzt noch keinen Erfolg gehabt hat. Der Winter naht nun und Meldun­gen besagen, daß ein halber Fuß Schnee in den Karpa­then liegt und man muß erwarten, daß Hindenburg bald imstande sein wird, von der östlichen Front mehr Leute nach dem Süden zu nehmen. Die Berge, die Ru­mänien im Westen schützen, sind bis zum Dezember gang­bar, wenn der Winter nicht ungewöhnlich früh einsetzt. Und Falkenhayn bemüht sich offensichtlich, diese Pässe zu erobern, die er unbedingt haben muß, so daß er den all­gemeinen Aufmarsch ohne Verzug beginnen kann, wenn alle seine Truppen aus den Bergen stehen." Nepington richtet nun an Rumänien den ernsten Verweis, daß es besser gewesen wäre, wenn es den Zeitraum vom 27. August bis 26. September ausgerrutzt hätte, um die Ber­ge in einen zweckentsprechenden Verteidigungszustand zu setzen. Numerisch betrachtet seien die russisch-rumä­nischen Streitkräfte in Rumänien stark genug, um den Vormarsch Falkenhayns aufzuhalten. Aber die Frage des numerischen Uebergewichts sei starken Schwankun­gen ausgesetzt, da dieses von der Ankunft neuer Verstär­kungen auf der einen oder anderen Seite abhänge.

(WTB.) London, 27. Okt.Daily Chronicle" schreib in einem pessimistischen Leitartikel über die Niederlage der Rumänen: Die schlechten Nachrichten von der siebenbürgi- schen Front seien in mancher Beziehung noch iinang 'hine: als die aus der Dobrudscha. Es entstehe die ernste Frage, ob man den Feind, nachdem er die Pässe forciert habe, in der Ebene werde. anhalten können Man dürfe den Wirt oer Schlappen, die an anderen Fronten den Deutschen zn- gefügt werden konnten, für Rumänien nicht überschätzen. Deutschland sei offenbar darauf vorbereitet, viel zn ris­kieren, ehe es seine Offensive auf dem Balkan vm ''men lasse.

(WTB.) London, 27. Okt. (Reuter. Unterhaus.) Asquith sagte in Beantwortung einer Anfrage Carsons über die Lage in Rumänien: Ich halte es nicht für möglich und wünschenwert, im gegenwärtigen Augen­blick mehr zu sagen, als daß die militärische Lage Ru­mäniens die sorgfältigste Aufmerksamkeit der britischen Negierung und aller ihrer Verbündeten in Anspruch nimmt. Wir haben seit vielen Wochen jeden möglichen Schritt unternommen und tun es noch, um unsere tapfe­ren Kameraden in Rumänien bei dem mutigen Kampf, den sie führen, zu unterstützen. Ich hoffe, daß wir uns nicht zu übertriebenem Pessimismus verleiten lasten. In Frankreich, Rußland, Großbritannien und Italien wurden und werden noch gemeinsame Maßregeln er­griffen, bei denen jeder von uns alles was in seiner Macht liegt, tut, um Rumänien in seinem Kamps um die Unabhängigkeit zu unterstützen.

Köln, 26. Okt. DieKölnische Zeitung" in ^et von der italienischen Grenze: DieTribuna" (die zurzeit ebenso wie dasGiornale d'Jtalia" einen offiziösen Charakter trägt) schreibt: Der deutsche Plan, gegen Rumänien einen vernich­tenden Schlag zu führen, wäre nach den bisherigen Kriegs­erfahrungen leicht vorauszusehen gewesen, wenn die Regie­rungen der Verbandsmächte nicht mit unglaublicher Blind­heit geschlagen gewesen wären. So aber gebe ihr Verhalten zu recht bitteren Betrachtungen Anlaß. Das Blatt "chrt dann in einer längeren Abhandlung aus, in dem ersten Ab­schnitt des europäischen Krieges hätten die Erfolge der Mit­telmächte auf dem westlichen Kriegsschauplatz Frankreich und