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Nr. 239.

Amts- und Anzeigeblatt für den OberamtsbezirL Calw.

91. Jahrgang.

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Donnerstag, den 12. Oktober 1916.

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Starke italieuW MM m Mm ZsWzs.

Die Lage auf den Kriegsschauplätzen.

Die amtliche deutsche Meldung.

Weitere feindliche Angriffe im Zentrum der Straße

BapaumePäronne und südlich der Somme. Weiteres Zurückweichen der Rumänen in Siebenbürgen.

(WTB.) Erotzes Hauptquartier. 11. Okt. (Amt­lich.) Westlicher Kriegsschauplatz. Zn ein­zelnen Abschnitten der Armee des Herzog Albrecht von Württemberg und auf der Artoissront der Heeresgruppe des Eeneralfeldmarschalls Kronprinz Nupprecht von Bayern entfalteten die Engländer wieder lebhafte Pa- trouilleutätigkeit. An der Schlachtfront nördlich der Somme folgten dem starten weit über die Ancre nach Norden iibergreifenden feindlichen Feuer abends und nachts zahlreiche Teilangriffe, die auf der Pinie MorvalVouchavesncs besonders heftig mehr­fach wiederholt wurden. Hier hat sich südwestlich von Sailly der Gegner auf schmaler Front in unserer ersten Pinie festgesetzt, während er im übrige« durch Feuer j»dcr im Nahkampf abgeschlagen wurde. Nordöstlich bon Thiepval ist der Kampf um einen kleinen Stütz­punkt noch nicht abgeschlossen. Südlich der Somme tzelang es den Franzosen nach dem mehrere Tage an­dauernde» Vorüereitnngsfeucr in den auf Vermando- hillers vorspringenden Vogen unserer Stellung einzu- ^ringen und unsere Truppen auf die vorbereitete, den Aogen abschneidende Linie zurückzudrücken. Zn der aus- kegebeuen Stellung liegen die Höfe Genermont und k^ovent. Unsere Flieger schossen 4 Flugzeuge hinter der feindlichen und 4 hinter unserer Linie ab.

Front des deutschen Kronprinzen: Bei Prunay (südöstlich von Reims) stieh eine deutsche Erkundungs» vbteilung bis in den 3. französischen Graben vor und machte Gefangene. Die bereits in den letzten Tagen er­höhte Feuertätigkeit im Maasgebiet nahm beson­ders östlich des Flusses zeitweise noch zu, abends kam es zu kurzen Handgranatenkämpsen. Zm Abschnitt Thi- irumontFleury, östlich von Fleurq. wurde ein französi­scher Borstoh abgewiesen.

Oestlicher Kriegsschauplatz. Von beiden Heeressronteu nichts Neues.

Kriegsschauplatz in Siebenbürgen: Zm Marsstale leistet der Feind noch zähen Widerstand, in rgenytale und nordöstlich von Parajd gab er er­neut nach. Oestlich von Csik-Szereda und weiter südlich im Alttal wurde er geworfen. Die Verfolgung der bei Kronstadt (Brasso) geschlagene» zweiten rumänischen Armee wurde fortgesetzt.

Balkankriegsschauplatz. Front des Er- neralfeldmarschalls von Mackensen: An der Donau und in der Dobrudscha keine Ereignisse. Unsere Flugzeugge- schwader bombardierten mit Erfolg Truppenverkehr bei Konstanza.

Mazedonische Front: Neben stellenweise lebhafterem Feuerkampf kam es an der Cerna, an der Nidze-Planina und in der Gegend von Liumnica (west­lich des Wardar) zu ergebnislosen feindlichen Vor­stößen.

Der erste Eeneralquartiermeister: Ludendorff.

Der französische Bericht.

(WTV.) Paris, 11. Okt. Amtlicher Bericht vom 10 . Okt. nachmittags: Südlich der Somme beiderseitige Tätigkeit der Artillerie. Zu Anfang der Nacht legte der Feind schweres Feuer auf Deniecourt und beschoß die Umgebung von Lihons mit tränenerregenden Granaten. Von der übrigen Front ist nichts zu melden. Amtlicher Bericht von 10. Okt. abends: Nördlich von der Somme große Urtillerietätigkeit auf beiden

Seiten. Ein Handstreich südlich von Sailly-Saillisel hat uns 50 Gefangene eingebracht. Südlich von der Somme haben wir auf einer Front von 5 Kilometern zwischen Bcrny-en- Santerre und Chaulnes angegriffen. Unsere Infanterie hat die feindliche Stellung, die ihr Angriffsziel bildete, in star­kem Ansturm genommen und sie an einzelnen Stellen merk­lich überschritten. Der Weiler Bovcnt, die Waldränder nörd­lich und westlich von Ablaincourt und der größte Teil des Waldes von Chaulnes sind erobert worden. Der Feind hat beträchtliche Verluste erlitten, namentlich in der Gegend von Ablaincourt. 1250 Gefangene sind bis zum gegenwärtigen Augenblick gezählt worden. Von der übrigen Front ist nichts zu melden. Flugwesen: In der Nacht vom 9. auf den 10. Okt. hatten der Feldwebel, Flugzeugführer Baron und Feld­webel Chezart in Stuttgart die Fabrik von Bosch beschossen. Man sah starken Rauch infolge der Beschießung von dieser Fabrik aufsieigen.

Enientepessimisinus über die Kriegslage.

I (WTB.) London, 11. Okt. Der militärische Mitarbeiter devTimes" schreibt: Weun wir bedenken, daß Rumänien eine Million gedrillter Soldaten hat und die russischen Di­visionen und eine serbische Division an der Donau find, so ist es klar, daß nur ein guter Heerführer und Einheit im Kommando nötig sind, um diese vorteilhafte Lage auszu- niitzen, denn ohne diese sind Armeen nichts wert und je grö­ßer sie sind, desto größeres Hemmnis werden sie. In der Wochenübersicht desManchester Guardian" vom 7. Oktober heißt es: Die Lage in Osteuropa ist nicht sehr befriedigend. Während die Russen angreifen» ohne entscheidende Erfolge zu erringen, werden die Rumänen allmählich aus Sieben­bürgen herausgedrängt. Rußland tut alles, was es kann, ohne jedoch auf die Verteidigung des Feindes großen Ein­druck zu machen. Der Verfasser erklärt, ein oberflächlicher Optimismus über den Krieg sei gefährlich. DieTimes" vom 9. Oktober schreibt im Leitartikel: Aus zwei Gründen sollten wir uns eines übertriebenen Jubels über die Somme­schlacht enthalten. Der erste liegt in der möglichen Gefahr für Rumänien, dem unmittelbar zu helfen schwer ist! der zweite Grund ist, daß die Alliierten trotz ihrer großen Er­folge in den letzten Monaten ihrem Ziele, die deutschen Straßen nach dem Osten abzuschneiden, nur wenig näher ge­kommen sind.Daily News" vom 10. Okt. schreiben: Es war eine populäre Auffassung, daß die Intervention von Rumänien einen bemerkenswerten Einfluß auf den Verlauf des Krieges haben würde. Diese Erwartung war nicht sehr begründet und hat sich nicht gerechtfertigt. Auch die Schlacht an der Somme erfüllt nicht ganz das Versprechen einer bal­digen Entscheidung, die im August möglich erschien. Die Be­wegung ist langsam und der Oktober ist schon vorgeschritten.

(WTB.) Bern, 11. Okt.Popolo d'Jtalia" spricht in einem Leitartikel von der furchtbaren und entschlossenen Of­fensive der Deutschen gegen Rumänien. Es sei vorauszusehen, daß die deutschen in Rumänien siegreichen Divisionen auf einen anderen Kriegsschauplatz geworfen würden, wo sie die Handlungsfreiheit der Entente lähmen und ihr vielleicht gar die errungenen Vorteile wieder entreißen könnten. Dadurch würde das Prestige der Entente stark leiden und niemand könne Voraussagen, welche Folgen das Lei den feindlichen Staaten und Neutralen haben würde. Vis jetzt habe Frank­reich allein ernstliche und wirksame Hilfe gebracht. Auch Ruß­land habe die nötigen Truppen nach Rumänien entsandt. England aber habe nicht geleistet, was man von ihm habe erwarten dürfen. Italiens Beteiligung komme noch kaum der des kleinen Montenegro zu Anfang des Weltkrieges gleich. In der Entente streiten die Minister zuviel und handeln zu wenig. Auch die römische Presse betont einstimmig die Dringlichkeit einer kräftigen Hilfeleistung für Rumänien. Vor allem sei ein entschlossenes Vorgehen Sarrails wün­schenswert,Tribuna" sagt, es ist unerläßlich notwendig,

daß die Alliierten das rumänische Problem mit allem Ernst betrachten, im jetzigen Augenblick könne der Viervcrband der Lage in Rumänien weder gleichgiltig noch teilnahmslos gegenüberstehen.

Der österreich-ungarische Tagesbericht.

Starke italienische Angriffe am Zsonzo.

(WTB.) Wie«, 11. Okt. Amtlich wird veranlbart vom 11. Oktober: Oestlicher Kriegsschauplatz. An der siebenbürgischen Südfront keine besonderen Ereignisse. Bei Brasso (Kronstadt)) wird der Erenzrauni ge­säubert. Esik-Szereda ist wieder besetzt. Im Eoergeny- Gebirge hielt der Widerstand des Feindes an. Nördlich von Kirlibaba wurde ein russischer Borstoh abgeschlagen.

Italienischer Kriegsschauplatz. Die Schlacht am Südslügel der küstenliindischen Front dauert Tag und Nacht fort und erstreckt sich auf den Raum nördlich der Wippach bis St. Peter. An der ganzen Front zwischen diesem Ort und dem Meere griffen sehr starke italieni­sche Kräfte an. Dem Feind gelang es an mehreren Stellen, in unsere ersten Gräben einzudringen. Südlich von Nova Vaast gewann er sogar anfänglich gegen Za- miano Raum. Unsere Gegenstöße warfen die Italiener aber überall wieder zurück. Am einzelne, in feindlichem Besitz gebliebene Grabenstücke wird noch gekämpft. 1-100 Gefangene blieben in den Händen unserer Truppen. Die Kampftätigkeit an der Fleimstalfront hat nachgelassen. Die Italiener haben hier in den letzten Kämpfen nichts erreicht. Das Gefecht am Pasubio ist noch nicht abge­schlossen.

Südöstlicher Kriegsschauplatz. Bei den k. u. k. Trup­pen nichts von Belang.

Der Stellvertreter des Chefs des Eeneralftaäs: von Hoefer, Feldmarschalleutnant.

Zur Schlacht von Kronstadt.

(WTV.) Berlin, 11. Okt. (Amtlich.) Aus dem Großen Hauptquartier wird uns über die dreitägige Schlacht von Kronstadt geschrieben: Am Westrand des Eeisterwaldes war die zweite rumänische Armee am 5. Oktober zum erstenmal« geschlagen. Sie hoffte, sich auf den Höhen beiderseits von Kronstadt erneut festsetzen zu können, umsomehr als sie nen­nenswerte Verstärkungen herangezogen hatte. Aber bereits am 7. Oktober wurden ihre Nachhuten, die am Ost... de des Geisterwaldes Zeit gewinnen wollten, von den scharf nach­drängenden verbündeten Truppen geworfen. Noch am-glei­chen Tage drangen diese bis in die Hauptstellung vor, in der die Rumänen hartnäckigen Widerstand leisteten und durch Gegenstöße der Verfolgung ein Ziel zu setzen versuchten. Am 8. Oktober morgens war der Rand von Kronstadt genommen. In der Stadt entbrannte ein 24stiindiger erbitterter Straßen- und Häuserkampf. Am Morgen dse 9. Oktobers fiel die Ent­scheidung. Der Feind wich der von Westen aus Richtung Toerzburg (Toerczvar) und von Nordosten über Spashev- nany angesetzten doppelten Umfassung. Er wird im Gebirge rastlos verfolgt. Die blutigen Verluste des Feindes waren auch in dieser Schlacht wieder sehr schwer.. Hinzu kommen die 1175 Gefangenen. Unter den erbeuteten 25 Geschützen be­finden sich 9 Haubitzen und vier 19 Zentimeter-Kanonen. Die in unsere Hand gefallenen 810 Eisenbahnwagen sind fast alle mit Lebensmitteln, einige mit Bekleidungsstücken be­laden.

Von der Salonikifront.

Uasel, 11. Okt. Die Basler Blätter melden aus London: Die Telegramme aus Saloniki lauten seit gestern wenig zuversichtlich. Die Vulgaren ziehen nach derTimes" und derMorning Post" an der Struma­front starke Artilleriemassen zusammen und haben um Serres Bestärkungen versammelt. Südlich Monaktir seien frische deutsche Trnppen-Kontingente aufgetreten. (EKG.)