Am Höllenschlund in der Picardie.

Ueber die gewaltige Schlacht an der Somme berichtet lautNational-Zeitg" der Kriegskorrespondent derLi­berty" foglendermaßen: Ein gewaltiger Artilleriekampf be­reitete die letzten Angriffe der französischen und englischen Armee auf Rancourt vor. Bon allen bisherigen Artillerie­vorbereitungen an der Somme war keine von einer so phan­tastischen Heftigkeit wie diese 72 Stunden dauernde Be­schießung. Die deutschen Stellungen beiderseits des Flusses wurden mit Tausenden und aber Tausenden Geschossen aller Kaliber überschüttet. Ich war bei der Verdun-Schlacht, habe zwei Monate den gewaltigen Kämpfen in der Picardie bei­gewohnt, aber nie habe ich Solches oder Aehnliches gesehen. Es geht über die physischen und moralischen Kräfte des Menschen, diese Hölle zu ertragen. Was unsere Feinde seit drei Tagen erduldeten, was sie ertrugen und dort aushiel­ten, ist unbeschreiblich. 30 Kilometer hinter der Front zittert noch die Erde von dieser gewaltigen Schlacht.

Der österreich-ungarische Tagesbericht.

(WTB.) Wien, 26. Sept. Amtliche Mitteilung vom 26. September, mittags:

Oestlicher Kriegsschauplatz. Front gegen Rumänien: Der Vulkan- und der Szurduk-Paß wurden vor weit ausholender Umfassung starker rumänischer Kräfte geräumt. Bei Ragy Szeben (Hermannstadt) ent­wickeln sich neue Kämpfe. Oesterreichisch-ungarische und deutsche Truppen greifen an. An der siebenbürgischen Front kam es stellenweise zu Zusammenstößen. Südlich von Szekely-Udvarhely (Oberkelle») schlug ein kroati­sches Landwehr-Bataillon mehrere Angriffe überlegener Abteilungen in erbittertem Kampfe zurück.

Front des Generals der Kavallerie Erzherzog Karl: An der Dreiländerecke südwestlich Dorna Watra wurden russisch-rumänische Vorstöße vereitelt. Im Süd­ostwinkel Galiziens setzt der Feind seine Angriffe mit unverminderter Heftigkeit fort. Alle Anstrengungen scheiterten vor dem heldenhaften Widerstand der im Ludowtgebiet kämpfenden deutschen Truppen.

Heeresfront des Generalfeldmarschalls Prinz Leopold von Bayern: Auch gestern brachen nord­westlich von Perepelnikj zahlreiche Angriffe des Geg­ners zusammen. Bei Watyn (nördlich Swiniuchy) wurde ein russisches Farman-Grotzkampfflugzeug durch unsere Flieger in die Flucht gejagt.

Italienischer Kriegsschauplatz. Der Siidteil der Kar st Hochfläche stand zeitweise unter starkem Feuer der feindlichen Artillerie. An der Fleims- talfront beschossen die Italiener das Werk Dossaccio und den Abschnitt Cardinal-Coltorondo. Auf dem Cancena- gol wurden 27 Alpini, darunter 2 Offiziere, gefangen genommen. Der zur Rettung der Verschüt­teten am Cimone angebotene Waffenstill­stand wurde vom Feind abgeschlagen. Die aus diesem Anlaß im Wege eines Parlamentärs gewechsel­ten Noten lauten wörtlich:Der Kommandant der k. und k. österreichisch-ungarischen Streitkräfte im Raume des Tonnezza-Cimone-Eebiets an den Kommandanten der gegeniiberstehenden königlich italienischen Truppen. Unter den Trümmern des von uns in die Luft gespreng­ten Monte Cimone befindet sich noch lebend eine grö­ßere Anzahl italienischer Soldaten, die um Hilfe schreien. Wir sind bereit, ihnen zu helfen und sie aus ihrem Grabe zu befreien, wenn die italienische Artillerie und Infanterie heute, den 25. September 1916, zwischen 2 Uhr nachmittags und 7 Uhr abends das Feuer auf den Monte Cimone einstellt. Selbstverständlich betrifft dies ebenso die italienischen Batterien im Tale des Aftico, wie jene auf den Höhen westlich und östlich dieses Flusses. Während dieser Zeit dürfen sich italienische Patrouillen zwischen dem Astico und dem Rio Freddo nicht über ihre Befestiguugslinirn vorwagen, widrigenfalls wir die Hilfsaktion einstellen und die Feuerpause für gebrochen erachten. Falls der königlich italienische Kommandant hierauf nicht ein­geht, verfallen die italienischen Soldaten ihrem Schick­sal. Die bezüglich« Antwort wolle bis 25. September, 12 Uhr mittags, bei unserer Vorpostcnlinie bei Forni abgegeben werden. Eile geboten. 25. September 1916." Abschnittskommando Pedeszala, 25. Septemb. 1916. 16.15 Uhr vormittags. Zn der Erwägung, daß die öster­reichisch-ungarischen Truppen, ebenso wie sie ihren Ver­wundeten zu Hilfe eilen konnten, in der langen Zeit zwischen der Minenexplosion und dem beginn des itali­enischen Feuers aus Menschlichkeit auch den italienischen Verwundeten hätten helfen können, findet es Seine Ex­zellenz der Armeekommandant für angezeigt, die ver­langte Einstellung des Feuers nicht zu bewillige«. Der Generalstabschef: Generalmajor Albricca.

Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabs: von Hoefer, Feldmarschalleutnant.

Erfolge eines österreichisch-ungarischen U-Bootes.

(WTB.) Madrid, 26. Sept. Die Agence Havas mel­det: Ein österreichisch-ungarischer Unterseeboot versenkte die italienische BriggGaribaldi" (1374 Bruttoregister­tonnen), deren Besatzung gerettet ist, den englischen DampferCharterhouse" (3021 Bruttoregistertonnen) und dn norwgischen DampferBurford". Das italieni­

sche SchiffBega" (3026 Bruttoregistertonnen) wurde gleichfalls torpediert. Die Besatzungen sind gelandet worden.

Zur Lage rn Siebenbürgen.

Der Berichterstatter desStg. Tagbl." schreibt: Die militärischen Verhältnisse in Siebenbürgen haben sich nach der ersten Ueberrumpelung stetig gebessert. Die Rumänen, die mit einer völlig unfertigen Armee in den Krieg traten, haben infolge dieses Wagnisses uns wohl überrascht, konnten aber dann die errungenen Vor­teile nicht voll ausnutzen. Statt überall energisch vor­zugehen, mutzten sie sich eingraben und zunächst die Mo­bilisierung vollenden. Heute sind wir im Gebiet von Hoetzing bei Petroseny wieder im Vormarsch, und Her­mannstadt hat nach der ersten Husarenpatrouille, die einritt» keines rumänischen Soldaten Fuß betreten. Die Stadt liegt zwischen den Fronten und ist ziemlich un­beschädigt, obwohl gegen 50 rumänische Granaten ein­schlugen. Die Rumänen werden durch ihre bedenkliche Lage in der Dobrudscha, deren Rückwirkung sich in Siebenbürgen bemerkbar macht, in allen siebenbürgi­schen Eroberungsplänen gestört,.umsomehr als die nach Aussage aller Gefangenen heitz ersehnte und als nah verheihene russische Hilfe wenig wirksam ist. Man hat an der siebenbürgischen Front bisher weder russische Gefangene gemacht, noch die Leichen russischer Soldaten gesunden. Die bessere Lage an der Front verstärkt im Hinterland das Gefühl der Sicherheit. Viele Flücht­linge kehren in die minder bedrohten Komitate zurück. Dennoch sind alle Landstraßen voll von sächsischen und Szekler Dauern, die mit hochbepackten Wagen und mit großen Viehherden landeinwärts ziehen. Es ist, wie mir der Kommissar der ungarischen Regierung ver­sichert, gelungen, den grüßten Teil des Viehbestandes der besetzten Grenzgebiete zu bergen Die Flüchtlinge sind alle überzeugt, daß sie bald im Gefolge unserer Truppen in die befreite Heimat heimkehren können.

Heinrich Wadnik, Berichterstatter.

Italienischer Bericht.

(WTB.) Nom, 26. Sept. Im Heeresbericht vom 26. Sept. heißt es u. a.: Unsere Offensive zwischen dem Avista und dem Vanoi und Cismon zeitigte einen neuen glänzen­den Erfolg. Am Nachmittag des 23. Sept. nahmen unsere Alpenjäger den 2456 Meter hohen Gipfel des Cardinal, nordöstlich vom Cauriol, im SSturm. Der Gegner, der hart­näckigen Widerstand leistete, ließ zahlreiche Tote auf dem Gelände und einige Gefangene in unseren Händen. Die kräftige Beschießung der schweren feindlichen Geschütze, die darauf einsetzte, verhinderte die Unsrigen nicht, die Stel­lung stark zu befestigen.

Allsfischer Bericht.

(WTB.) Petersburg, 26. Sept. Amtlicher Bericht vom 25. Sept. nachmittags: Von der West- und der Kaukasus- sront ist nichts Wichtiges zu melden.

Für England und den Zaren ins Gras gebissen.

DieNational-Zeitg." meldet von der russischen Grenze: Die russischen Verluste in der letzten Woche sind wieder ganz bedeutend in die Höhe gegangen. Wie aus der letzten Ab­schlußliste des Kiewer Spezialerkennungsdienstes ersichtlich wird, schließt die Liste mit einem Gesamtverlust (seit dem 1. Juni 4916) von 9V152V Mannschaften, 74 474 Offizieren, Feldpopen, Sanitätsoffizieren und Hilssschwestern. Unter den neuerdings gefallenen oder schwer verwundeten Offi­zieren befinden sich drei Generale und neun Regiments kommandeure.

Der strategische Vertrauensmann wieder unterwegs.

Dnewnik" berichtet von der rumänischen Grenze, daß General Pau über die russisch-rumänischen Truppen in der Dobrudscha den Oberbefehl übernommen hat. General Iwa­now, der nicht mit Pau Zusammenarbeiten wollte, kommt an die russische Nordfront zurück.

Der bulgarische Bericht.

(WTB.) Sofia. 26. Sept. Amtlicher Bericht vom 25. September: Mazedonische Front: An der Front LerinHöhe Kajmakcalan lebhafte Artillerietätigkeit. Ein Versuch der feindlichen Infanterie, auf der ganzen Front vorzurücken, scheiterte. Im Moglenitzatal schwache, für uns günstige Jnfanteriegefechte. Zu beiden Seiten des Wardar schwaches Artilleriefeuer. Feindliche Ar­tillerie, die Brandgranaten aus die Stadt Dojran schleuderte, rief dort einen Brand hervor. Am Fuße der Belasica-Planina Ruhe. An der Strumafront lebhafte Artilleriekämpfe. Ein Versuch der feindlichen Abteilun­gen, auf das linke Ufer des Flusses östlich von Orliak vorzudringen, scheiterte. In dem Kampf vom 25. Sep­tember ließ der Feind allein vor dem Dorfe Dolnolaa- radjowo mehr als 400 Leichen liegen. An der Küste des Asgäischen Meeres herrscht Ruhe. Rumänische Front: Längs der Donau Ruhe. In der Dobrudscha rückten unsere Truppen auf der rechten Flanke erfolg­reich vor und besetzten die Linie AmzarchtPerveli. Der Feind zog sich in nördlicher Richtung zurück. Auf den übrigen Teilen dieser Front schwache Artillerie- und Jnfanterietätigkeii. Au der Küste des Schwarzen Meeres Ruhe.

Bericht des türkischen Hauptquartiers.

(WTB.) Konstantinopel, 26. Sept. Amtlicher Bericht vom 25. Sept. Kaukasusfront: An unserem rechten Flügel wurde ein überraschender Feuerangriff des Feindes erstickt und durch Erwiderung unserer Artillerie zum Schweigen gebracht. Im übrigen fanden an diesem Flügel Scharmützel, Artillerie- und Jnfanteriefeuer mit Unterbrechungen statt. Wir wiesen einen Ueberfall auf dem linken Flügel mit Ver­lusten für den Feind ab, den dieser mit schwachen Kräften unternahm. Kein wichtiges Ereignis von den anderen Fronten. Die Russen unternahmen am 24. Sept., nachdem sie unsere Truppen an der galizischen Front unter das hef­tige Feuer ihrer leichten und schweren Artillerie nahmen, mit vielfach überlegenen Kräften einen Angriff gegen sie. Dieser feindliche Angriff, der den ganzen Tag über an­dauerte, scheiterte vor dem heldenmütigen Widerstand un­serer Truppen vollständig. Der Gegner erlitt schwere Ver­luste. Anfangs gelang es den Russen, in gewisse Teile un­serer weiter vorgeschobenen, schwach besetzten Gräben östlich von Mijetzstechow. einzudringen, sie wurden indes durch Ge­genangriffe, die unsere tapferen Truppen mit dem Bajonett unternahmen, wieder hinausgeworfen und blutig zurückge­schlagen. Unsere Truppen stellten die ursprüngliche Lage wieder vollständig her und nahmen dem Feinde 139 Ge­fangene, darunter 2 Offiziere, ab.

Untergetaucht und aufgejaucht.

LautBasler Nachrichten" vsröfentlicht Lloyds Register die englischen Verluste an Damps- und Segelschiffen im letz­ten Quartal. Sie betragen hiernach 341 ökv Tonnen. Hier­von waren 250 000 Tonnen reine Kriegsverluste.

Aus London melden dieBasler Nachrichten": Die Marinekritiker berichten über das Aujtauchen eines neuen U-Boottyps auf deutscher Seite. Die Zahl ihrer Torpedos ist um ein Mehrfaches gestiegen; sie können von allen Seiten gleichzeitig abgefcuert werden.

Aus Stadt und Land.

Calw, den 27. September 1916.

Zur 5. Kriegsanleihe

wird uns mitgeteilt, daß durch die Neichs-Kriegsdar- lehenskassen Vorschüsse auf Grund der gezeichneten Reichsanleihe und anderer Wertpapiere gewährt wer­den. Auf die Reichsanleihe werden 75 Prozent des Nominalbetrags gegeben. Der Zinsfuß ist zurzeit 5)4 Prozent. Da die tatsächliche Rentabalität der fünf­prozentigen Kriegsanleihe 5,10 Prozent ist, so hat ein Zeichner nur 14 Pfennige auf 100 Mark jährlich dräuf- zuzahlen, um dem Reich die nötigen Mittel zu ver­schaffen. Die hiesigen Banken sind gerne bereit, ihren Mitgliedern solche Vorschüsse zu geben, ebenso stellen sie die bei ihnen auf Kündigung angelegten Gelder provisionsfrei zur Verfügung, wenn Neichsanleihe da­für gezeichnet wird. Ferner nehmen die Banken auch solche Zeichnungen an, die erst im Januar bezahlt werden; sie strecken das Geld so lange vor, ohne etwas dafür in Anrechnung zu bringen und begnügen sich mit den laufenden am Zinsschein hängenden Zinsen. 6.

Die Eoldanlausstrlls,

deren Eeschütsrcmm im 2. Stock des Obcramtsgebäudes sich befindet, hat gestern mit dem Ankauf von Gold und Gold- schmuck begonnen. Eoldschmuck von mehr als 700 oll wurde angekauft, gewiß ein erfreulicher Anfang. Goldene Tauf­dukaten, Erinnerungsmedaillen .Urketten, Armspangen, An­hänger, Uhrgehäuse und Eoldschmucktcile wurden abgegeben. Es ist nur zu wünschen, daß der Erfolg ein anhaltend guter sein wird. Die Goldankaufstelle nimmt Eoldsachen entgegen an Dienstagen von 1012 Uhr und an Donnerstagen von 5 Uhr.

Mutmaßliches Wetter am Donnerstag und Freitag.

Die Wetterlage bleibt günstig, da die Störungen nur leichter Natur sind und nur vorübergehende Trübung ver­ursachen. Für Donnerstag und Freitag ist daher weiterhin in der Hauptsache trockenes und tagsüber mildes Wetter zu erwarten.

(SLV.) Haiterbach, 26. Sept. Der von dem Sägerlehr­ling Kübler Erstochene ist der ledige Fritz Schrägle, der Sohn des verstorbenen Hirschwirts in Tun lingen. Schrägle kam mit seinem leeren Holzfuhrwerk von Nagold her. Bei der BösingerSägmiihle entspann sich zwischen Bösinger Bur­schen und dem Schrägle ein Streit, wobei dieser einen Stich ins Herz bekam, der seinen sofortigen Tod zur Folge hatte. DieTäter sind in Haft.

(SLB.) Spaichingen, 26. Sept. Das etwa fünfjährige Söhnchen des zur Zeit in der Garnison Stuttgart befind- lichenKarl Hagen begab sich letzten Samstag Vormittag auf den Bahnhof. Da die Mutter des Kindes in der Frühe zu ihrem Manne nach Stuttgart fuhr und das Kind einer ver­trauten Person überließ, hatte es offenbar Sehnsucht nach Vater und Mutter, begab sich unbeachtet in ein Wagenabteil des über Jmmendingen fahrenden Zuges und kam bis nach Karlsruhe, wo es jetzt der Heimfahrt entgegensr.7'

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