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Nr 77

DcnnrrStag. den 2. April 1925.

Das Reichswehrunglück auf der Weser.

8V Soldaten vermißt.

Berlin, 2. April. Wie die Morgenblätter aus Hannover melden, betragt nach einer Mitteilung des Jufanterjefiihrers VI die Zahl der bei dem Weseruugliick Vermißten 80 Mann; sie gehören der 1t. Kompagnie des Infanterieregiments Nr. 18 an.

Eine Trauerkmidgebung des Reichstages.

Berlin, 1. April. Am Regierungstisch: Reichrwchrminister Dr. tßehler.

Präsident Loebc

eröffnet die Sitzung um 2.20 Uhr mit folgender Ansprache:Die erschütternde Nachricht von dem furchtbaren Unglückssall, dx, so viele Angehörige der deutschen Reichswehr betroffen hat, hat sich leider bewahrheitet. Ueber 7V Personen find bei der Ausführung ihrer Dienstausgnbe« mit ihren Offizieren in den Fluten der Weser ertrunken, «nd es besteht geringe Hoffnung, daß von den 78 Vermißten noch irgend jemand gerettet werden könnte. Mit der Reichswehr trauert die deutsche Volksvertretung «m die vie­len noch so jungen Opfer ihres Scldatenberufes und spricht den Angehörigen, den Kameraden und der Heeresleitung ihre tiefe Teilnahme aus. (Das Hans hat sich von den Plätzen erhoben.)

Reichswehrm>»tster Dr. Keßler banlt dem Präsidenten für den Ausdruck der Teilnahme und ebenso dem Reichstag, der sich dieser Teilnahme angeschlossen habe. Die Katastrophe an der Weser stehe beispiellos da, vor allem durch die Zahl der Opfer. Er sei noch nicht in der Lage, heute eine verantwortliche Erklärung über die Ursachen des Un­glücks abzugeben, die erst sestgestellt werde» müßten durch eine Untersuchung, zu der er den Chef des Pionierwesens abgeordnet Hab«, und dann auch durch eine gerichtlich« Untersuchung. Der Minister bringt sodann «inen vorläufigen Bericht zur Kenntnis «nd teilt mit, daß 1 Offizier «ud 78 Man« wahrscheinlich er, trunken seien; die Aussicht auf Rettung sei nur sehr gering. Ge­steigert werde die Trauer noch durch einen Unglückssall, der sich gestern bei der Marine ereignet habe, wobei zwei Heizer und zwei Arbeiter ihr Lehen eingrbüßt habe« und ebenso viele Per­sonen Verstünde» worden sind. Der Minister stellt auch hierüber eine« baldigen amtlichen Bericht in Aussicht. Präsident Lorbe dankt dem Hause für dir TrauerkuniMebnng.

Der Bericht des Inspekteur« der Pioniere.

Berlin, 1. April. Der vom Reichswehrministcrium an die Un- glücksstellc an der Weser entsandte Inspektor der Pioniere, Ge­neralmajor Ludwig, hat folgende Meldung erstattet:

Bis 2.47, Uhr nachts vermißt: 1 Offizier, 78 Mann; davon 77 vom Ausbikdungsbataillon 18, einer vom Pionierbataillon 6. Aussicht auf Verringerung der Verluste gering.

Verlauf: 91. März, vormittags, Felddiensrübung von Tei­len der sechsten Division unter Leitung des Artillerieführers 6 im Bestein des Divisionskommandeurs, bei der auch Uebersetzen durch Pionierbataillon 6 zu üben war. Das Uebersetzen geschah durch eine Fähre von vier Pontons nach Bild 51 der Brücken­bauvorschrift. Ab 7.30 Uhr vormittags waren vier Fahrten glatt

verlaufen. Zur fünften Fahrt gegen 10 Uhr vormittags wurde mit etwa 150 Köpfen beladen.

Vorläufiger Eindruck über die

Ursache des Unglücks:

Ungleichmäßige Belastung veranlaßte einseitiges Einsinken der Fohre, Zusammendrängen und Abrutschen der Besatzung. Ret­tung trotz Vorhandenseins von zwei ReUungslahnen uns Schwimnigüneln erschwert infolge Zusammenballens der im Wasser Liegenden und Umichlagens eines überfüllten Reltungs- kahnes. An der Retlungsarbeit haben sich die Bevölkerung und Fahrleitung sofort in hervorragender Weise beteiligt. Leitung des Uebersetzens hatte Oberleutnant Jordan vom Pionierba­taillon 6. der sich auf der Fähre befand und zurzeit noch nicht vernehmungsfähig ist. Vernehmungen werden 8 Uhr vormittags fortgesetzt. Neben die vom Reichswehrministerium durchgcführle Untersuchung über die Ursachen des Unglücks tritt gerichtliche Untersuchung.

Das am schwersten betroffene

Reichswehrrestment 18 in Detmold gibt zu dem Unglück an der Weser einen Bericht heraus, in dem es u. a. heißt:

Aus bisher nicht geklärten Ursachen füllte sich eines der Pon­tons mit Wasser, sodaß die Fähre an diesem Ende unter den Wasserspiegel sank. Warnende Zurufe der Pionteroffiziere kamen zu spät. Nach wenigen Sekunden füllten sich alle Pontons mit Wasser. Die ganze Fähre mit allen darauf befindlichen Offizie­ren und Mannschaften sank. Ein großer Teil konnte schwimmend das Ufer erreichen. Auf sofort vom Ufer abstoßenden Pontons konnte ein Teil der mit den Wellen ringenden Mannschaften aus­genommen werden. Alle in der Nähe des Ufers befindlichen Of­fiziere, Unteroffiziere und Mannschaften beteiligten sich zum Teil unter Einsetzung des eigenen Lebens an dem Rettungswerk. So­weit bis jetzt festgestellt werden konnte, liegt irgend ein Ver­schulden nicht vor. Die Fähre war vorschriftsmäßig gebaut, hatte sich auch bereits bei mehreren Ueberquerungen als haltbar und sicher erwiesen und trug nicht dir zulässige Höchstbelastung. Es hätten nach den Vorschriften auf derselben-Aihre noch etwa 90 Mann übergesetzt werden können."

Halbmast bet der Reichsmehr.

Berlin, 1. April. Es ist anaeordnet, daß sämtliche Dienst­stellen der Reichswehr bis einschließlich 4. April aus Anlaß des Unglücksfalles aus der Oberweser die Flagge Halbmast setzen.

*

Das Unglück Sei der Reichsmarine.

Berlin, 1. April. Der .Lokalanzeizcr" meldet aus W'l- helmshavcn: Auf der Torxrdowerft Wilhelmshaven sollten die Kessel des Torpedobootes 6 Vlll geprüft werden. Als sic unter vollem Druck standen, flog plötzlich der Deckel eines Mannloches heraus und der Dampf strömte in den Heizraum. Dabei wurden zwei Marineheizcr, zwei Werftkesfelschmiede «nd ein Maschinen­bauer getötet, ein Maschinistenmaat und zwei Marinehcizer schwer verletzt.

Benesch über die

Die deutschen Vorschläge.

Der Standpunkt der Tschechoslowakei.

Prag, 1. April. Im Ausschuß des Senats erstattete heute Außenminister Dr. Benesch ein fast zweistündiges Exposee über die außenpolitische Lage. Dr. Benesch gab zunächst eine sehr ausführliche historische Darlegung über die Entwicklung des Sicherheitsproblems seit den Versailler Verhandlungen bis auf den heutigen Tag, legte die einzelnen Phasen der direkten englisch-französischen Verhandlungen dar, verbreitete sich über die parallel laufenden Verhandlungen des Völkerbundes, die zur Formulierung und Ablehnung des Genfer Protokolls ge­führt haben, und ging dann eingehend auf die einzelnen deut­schen Vorschläge zur Lösung deZ Sichcrhettsproblems ein. Er analysierte insbesondere die deutschen Vorschläge, die von Dr. Luther hinsichtlich der Garantie- und Sicherheitsfrage gemacht worden sind. Er sagte biesbezüglich:

Nach unserer Ansich ist der Sinn des deutschen Memoran­dums dev, daß Deutschland im Weste» definitiv und bncvlich een ftatuö quo und die Bestimmungen des Versailler Vertrages anerkennt, bezüglich der Ostgrenze jedoch sich auf den Stand­punkt stellt, auf welchem alle französischen Regierungen vor der» Weltkriege hinsichtlich Elsaß-Lothringens gestanden nämlich Deutschland hat den Versailler Vertrag unterzeichne? und wird ih» cinhalt?» und seinetwegen niemals einen Krieg provozieren."

Dr. Benesch erklärte, er habe Ehamberlain den Standpunkt keiner Regierung folgendermaßen präzisiert:

Wir betrachten die Lölung des Sicherheitsproblems durch das Genfer Protokoll als die beste, aber verlangen eine Prü­fung der deutschen Vorschläge und lehnen Arbitragverträge.nicht grundsätzlich ab. Jedoch stellen wir folgende Bedingungen:

1. Wir müssen den genauen Wortinhalt eines derartigeu Paktes und des vorgeschlagcnen Arbitragevertrages kennen.

2. Wir betrachten es als ««möglich, daß in de» Formulie­rung des Garantiepaktrs die uns durch -i« Friedensverirage

Sicherhettsfrage.

garantierten Rechte irgend wie tangiert werden.

3. Als notwendige Ergänzung des GarantiepalteS betrachten wir den Eintritt Deutschlands in den Völkerbund, womit Deutschland alle Rechte und Pflichten aus dem VSlkerbnnds- pakt übernimmt.

4. Nach meiner Ucberzcugung wird ein solcher Pakt nur der erste Schritt sein und wird zu weiteren Garantiepaktcn führen die schließlich zu einem allgemeinen oder wenigstens europäi­sche« Garantiepatt führe« werden.

Dr. Benesch konnte nicht verhehlen, seine besondere Genug­tuung auszusprechen, daß England, das früher die Regional­verträge bekämpft habe, jetzt selbst zu der Idee der Regionalver­träge zurückkchre. Er sagte über die deutschen Vorschläge, man müsse sie mit der nötigen Reserve prüfen, und diesbezüglich bestehe zwischen England und Frankreich volle Einmütigkeit.

Er sehe keinen Grund für eine Beunruhigung

Bezüglich Oesterreichs betonte er abermals seinen bekannten Standpunkt indem er einen Anschluß an Deutschland oder eine Donautonsörderation oder Zollunion für unmöglich erklärt. Die einzig mögliche Lösung sei eine enge wirtschaftliche Annähe­rung unter vollständiger Wahrung der politischen und wirt­schaftlichen Souveränität, wie dies auch Tin tschechoslawakisch- österreichischen Handelsvertrag bereits zum Ausdruck gelange. DaS Sanierungswerk Oesterreichs stoße auf Schwierigkeiten, aber er hoffe doch, daß cs gelingen werde.

Einen breiten Raum widmete er den Beziehungen zu Polen und betonte seinen guten Willen, mit Polen in gutem Einver­nehmen zu leben. Bezüglich der Konferenz der kleinen Entente in Bukarest sagte er nur, daß sie sich mit aktuellen laufenden Angelegenheiten befassen iverde und auch über das Sicherhetts­problem, obwohl es vor allem nur die Tschechoslowakei angeht, zwischen Prag, Belgrad und Bukarest eine ständige Fühlung­nahme stattfinde. Dr. Benesch schloß mit der Versicherung, die Tschechoslowakei werde keine ihrer erworbenen Rechte aufge^ ben und auf keine Garantie, die sie besitze, verpflichten, aber wie bisher nicht aufhören, im Interesse des Weltfriedens zu arbeiten.

M. Jahrgang.

Tages-Spiegel.

In Berlin finden heure wichtige Srguugeu der Parleivcrftände der republikanischen Parteien statt.

»

Die Doischasterkonsrreuz wird her>tc in Paris zusaminentreten zur Erledigung der laufenden Geschäfte.

Die Reparatienskommijsion ha» sich gestern für nicht zuitäudig erklärt zur Entscheidung über die Berechtigung der rumänischen Forderung an Deutschland.

Frankreichs inoffizielle Weigerung, an der .pce-te.i Washingtoner Abrüstungskonferenz teilzunetzmen, hat in Amerika starke Er­regung hcroorgernfe«.

»

Rach den letzten Meldungen beläuft sich die Zahl der Bermißten bei dem Reichswehrunglück an der Weier auf 80 Mann.

Reichskanzler Dr. Luther sandte an den Reichswehrminister Dr. Keßler aas Anlaß des Unglücks bei Beltheim ein Beileids­telegramm.

Die Vorbereitungen für den zweiten Mahlgang.

Die Sozialdemokraten für eine republikanische Sammelkandidatur Berlin» 1. April. Die »Vosfische Zeitung" meldet: Der Sozialdemokratische Parteivorstand, der heute vormittag zusam­mengetreten ist, hat sich im Prinzip für die Aufstellung einer republikanischen Sammelkandidatur für den zweiten Wahlgang am 26. April ausgesprochen und gleichzeitig beschlossen, mit den anderen Parteien über diese Sammelkandidatur in Ver­handlungen einzutreten.

Die Weimarer Koalition für die Sammrlkandidatnr. Berlin, 1. April. Zwischen den Vertretern der Weimarer Koalition (Sozialdemokraten, Demokraten und Zentrum), haben am Mittwoch Vorbesprechungen über die Präsidentichaftswahl stattgefunden. in denen, wie die Telegraphen-Union erfährt, der Wille zu einer republikanischen Sammelkandidatur zum Ausdruck kam. Eine Entscheidung ist noch nicht gefallen. Die Verhandlungen werden am Donnerstag 11 Uhr vormittags wie­der ausgenommen. Man hofft, sie an diesem Tage zum Ab­schluß zu bringen. Um 10 Uhr vormittags tritt der Partei­ausschuß des Zentrums zusammen. Der Parteivorstand der Demokraten ist zu 2 Uhr nachmittags etnberufen worden; um 3 Uhr nachmittags beginnt eine gemeinsame Sitzung der So­zialdemokratischen Reichstagsfraktion mit dem Sozialdemokra­tischen Parteiausschuß. Wie die Telegraphen-Union aus Krei­sen der Weimarer Koalition hört, steht die Kandidatur Man im Vordergrund der Erörterungen.

Heute Besprechung der republikanischen Parteien? Berlin, 2. April. Staatspräsident Dr. Hellpach ist. wie das Berliner Tageblatt" mitteilt, heute früh in Berlin eingetroffen. Der Vorstand der Demokratischen Partei tritt morgen nach­mittag um 3 Uhr im Reichstag zusammen. Vermutlich wird heute nachmittag eine vorbereitende Besprechung zwischen Ver­tretern der Demokratischen Partei, des Zentrums und der So­zialdemokraten über die Reichspräsidenkenwahl stattfinden.

Die Deutsche Bolksportri für Jarres.

Berlin, 1. April. Vor zuständiger Sette wird mitgeteilt: Der Parieivorstand der Deutschen Volkspartei hat in seiner heutigen Sitzung entsprechend seiner bisherigen Haltung ein­mütig beschlossen ,dcm Reichsblock die Kandidatur JarreS für den zweiten Wahlgang vorzuschlagcn

Die Preutzenkrise.

Hoepter-Ajchoff nimmt nicht an?

Berlin, 1- April. In parlamentarischen Kreisen wird, wie die Germania" mitteilt, damit gerechnet, daß Hoepker-Aschokf die Wahl nicht annehmen wird.

Das Zentrum zur Wahl Brauns bereit.

Berlin, 1. April. In der preußischen Krisis ist heute wieder eine Wendung eingetreten. Die gestrige Ablehnung der Kandi datur Braun durch die Landtagsfraltion des Zentrums wird setz, als das Ergebnis eines übereilten Schrittes der Landtagssraktion dargestellt, der ohne Fühlung mit dem Reichsparteivorstand des Zentrums unternommen worden sei Am Abend fand noch eine Aussprache zwischen dem Reichsparteivorstand des Zentrums und den Vorständen der Reichstags- und Landtagssraktion statt, in der man offenbar die Zusammenhänge zwischen Reichs- und Landespolitrk wiederherzustellen versuchte. Jedenfalls kann heute mittag als Ergebnis inoffizieller interfraktioneller Besprechungen sestgestellt werden, daß das Zentrum zur Wahl des Minister­präsidenten Braun bereit wäre. Das Nähere wird heute nach­mittag in einer interfraktionellen Sitzung noch besprochen wer­den. Herr Dr. Höpker-Aschoff. der gestern gegen seinen Willen zum Ministerpräsidenten gewählt wurde, hat dieses Amt noch nicht angenommen, und wird es in Kürze ausdrücklich ablehnen. Dann wurde die Möglichkeit bestehen, am Donnerstag oder Frei­tag doch noch Braun zu wählen. Es ist klar, daß von einer sol­chen Wendung der Dinge auch eine Erleichterung der Verhand­lungen über die Präsidentschaftskandidatur Marx zu erwarten wäre.