Nr. 198. Amts- und Anzeigeblatt für den OberamtsbezirL Calw. 91. Jahrgang.

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Freitag, den 25. August 1916.

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Schöne Fortschritte an der Salonikifront.

Die Deutsch-bulgarische Offensive und ihre politische Bedeutung.

Der Vormarsch der Vulgaren unter Teilnahme deutscher Streitkräfte beginnt einen Umfang zu nehnren, der größtes Interesse in Anspruch nimmt. Unsere Verbündeten melden in ihrem heutigen Bericht von Fortschritten, die auf eine planmäßige Umfassung der ganzen Ententearmee vor Sa­loniki Hinweisen. Die Verbündeten sind auf ihrem linken Flügel bis zur Stadt Angifta vorgedrungen, die an dem gleichnamigen, in den Tachinosee von Osten hereinflicßcn- den Fluß liegt. Nach Prioatnachrichten soll auch die ebenfalls an der Angista liegende Stadt Drama (ungefähr 60 Kilo­meter östlich Serres) besetzt fein, und südlich davon, an der Küste, der Golf von Kavalla in bulgarischen Besitz übernom­men worden sein. Damit hätten sich die Vulgaren unter Ein­willigung der Griechen gegen eine Flankierung ihres Vor­marsches von der Seeseite her gesichert. Zwischen dem Golf von Kavalla und dem Golf von Orfano, in dem die En­tente bekanntlich auch Truppenlandungen vorgenommen hat, Hollen aber englische Reserven stehen. Man spricht null da­von, das; sie in arger Bedrängnis seienen, und das wäre bei einem Blick auf die Karte auch begreiflich, da die Bulgaren, die schon sehr weit an der Ostseite des Tachinosees vorge­schritten sind, von dort nicht mehr weit an den Golf von Orfano haben, der mit dem Tachinosee durch einen kurzen, schmalen Auslauf verbunden ist. Wenn die Engländer also nicht rechtzeitig nach Westen zu abmarschieren, so droht ihnen die Abschneidung von dem Weg nach Saloniki. Das Zen­trum der Front am Wardar, auf der Linie Dojran Eewgheli, wird vorerst festgehalten. Dort machen die Ser- Len und Franzosen zur Zeit heftige aber vergebliche und für sie verlustreiche Angriffe. Auf unserm rechten Flügel dagegen haben die Verbündeten wieder ganz bemerkens­werte Fortschritte gemacht. Die ungefährt 40 Kilometer süd­lich von Florina liegende griechische Stadt Kastorie wurde besetzt. Wir sehen also auch hier die Tendenz, womöglich weit im Halbkreis auszuholen, um den Gegner konzentrisch fassen zu können. Mit dem Fortschreiten der Offensive auf unserm rechten Flügel, entlang der Vistritsa, verbessern sich auch die Vcrbindungsmöglichkeiten mit Alt-Griechenland, was im Hinblick auf die Ententemachenschasten in diesem Land von besonderem Wert ist. So wird der Ententestütz- punkt in weitem Ausholen umstellt, und der Eindruck ver­stärkt sich von Tag zu Tag, daß die Erklärungen der En- itentepresse von Offensivabsichten des Generals Sarrail Vichts als Bluff waren, als was sie von unserer Seite schon von Anfang an gekennzeichnet worden waren. Aus den Be­sprechungen, die von der Ententepresie über den bulgarischen Vormarsch gemacht werden, geht hervor, das; man die stärksten Befürchtungen hegt, es möchte mit der Salonikiexpedition ebenso wie mit der Dardanellenexpedition gehen. Man darf deshalb darauf gefasst sein, daß im Hinblick auf die offen­sichtliche militärische Schwäche des Vierverbands auf den; Balkan alle nur möglichen Versuche gemacht werden, die Leiden noch neutralen Staaten, Griechenland und Rumä­nien, in den Krieg zu ziehen. Es wird ohne Unterlaß ver­bucht, Gegensätze zwischen Griechenland und Bulgarien zu konstruieren, infolge des Vormarsches der Vulgaren auf griellpicyem Gebiet; sogar die Zurückziehung griechischer Trup­pen von dem Kampfgebiet wird als Anlaß zu lächerlichen Brotesten an die griechische Regierung genommen. Die ein­sichtigen Griechen, und namentlich die, die bisher unter dem Druck der Entente zu leiden hatten, wissen aber ganz genau, Laß die wahren Freunde nicht auf der Seite des Vicrver- Lands zu suchen sind. Was Rumänien anbelangt, so kommt -cs guf die Haltung der heutigen Regierung an, ob die Rus­sen wagen werden, den Durchmarsch durch rumänisches Ge­biet zu erzwingen. Der flotte bulgarische Vormarsch an der ßalonikifront, der Stillstand der russischen Operationen im

Südosten, werden aber den Rumänen doch zu denken ge­geben haben. Zwar müssen wir mit allen Möglichkeiten in dieser Richtung rechnen, denn die starke Konzentration ru­mänischer Truppen an der ungarischen und bulgarischen Grenze ist sicherlich nicht ohne Absicht geschehen, wenn auch Brattanu den Gesandten der Mittelmächte und Bulgariens die Erklärung gegeben hat, daß sie keine agressive Tendenz hat, sondern nur als Gegenmaßnahme (?) gegen die von unserer Seite getroffenen Maßregeln anzusehen sei. Die Lage auf dem Balkan wächst sich aber jetzt zu einer Be­deutung aus, die ganz wohl ein Heraustreten Rumäniens aus seiner Neutralität zur Folge haben könnte, und zwar in der allernächsten Zeit, da sonst sein Eingreifen nicht mehr so gewürdigt werden könnte, wie im jetzigen Höhepunkt der militärischen Lage. Rumänien mag sich aber entscheiden, wie es will, der Bierbund wird gefaßt sein. " «0- 3.

Der bulgarische Bericht.

(WTB.) Sofia, 24. Aug. Der Eeneralstab meldet vom 23. August: Auf dem rechten Flügel h>.ben die auf Lerina vordringenden Truppen gestern die Stadt Ka- storia besetzt. Die hauptsächlich einem Freiwilligenregi­ment Lngehörendcn geschlagenen Serben zogen sich nach Süden zurück. Die in Richtung Lerina, Danica, Cor- nitschewo und Ostrovo-See operierenden Truppen rück­ten, nachdem sie am 21. August eine stark befestigte Stel­lung des Feindes auf dem Kamm des Malkanidze-Ber- ges erobert hatten, am 22. August vor und griffen die serbische Donau- und die serbische Wardardivision in ihren neuen Stellungen Kloster des Heiligen Spiridion Höhe 207 Tscheganska-Planina an. Bisher haben wir 7 Offiziere und 200 Mann gefangen genommen. Wir erbeuteten fünf ganz neue französische Schnellfeuer­geschütze, die vollkommen unbeschädigt waren, mit ihren Lafetten und ihren Pferden, 9 Munitionswagen, 6 Ma­schinengewehre, einen Bombenwerfer, viele Gewehre, Muster 1916, und 15 Waggons rollendes Material. Der Kampf geht weiter. Wir haben uns in endgültiger Weise auf der Höhe Demaat Jeri nördlich des Ostrovo- sees und im Moglenicatale eingenistet. Bedeutende Kräfte der Schumadia-Division griffen den Abschnitt Ukuruz-Kowi an. Alle Angriffe wurden unter großen Verlusten für die Serben abgeschlagen. Im Wardar- tals verlief der Tag im allgemeinen ruhig. Tätigkeit der beiderseitigen Artillerien. Nur an der Front süd­westlich des Dojranfees versuchte der Feind gegen 10 Uhr abends, unsere vorgeschobene Stellung anzugreifen, er wurde aber abgeschlagen. Ergänzende Mitteilungen und Gefangenenaussagen ergaben,- daß das 176. fran­zösische Regiment, das am Kampf am 21. August teil­nahm, SO Prozent seines Bestandes verloren hat. 250 Leichen wurden auf dem Schlachtfeld zusammen mit vielen militärischen Gegenständen gefunden. Auf dem linken Flügel säuberten wir im Tale der Struma das linke Ufer des Flusses vollkommen vom Feinde. Die Zahl der gestern von uns begrabenen Feindesleichen übersteigt 500. Zahlreiche Tote und eine große Menge von militärischen Gegenständen, die das Schlachtfeld bedecken, bezeugen die vollkommene Niederlage der Bri­gade Brotier. Bei ihrem Vormarsch südlich von Dr^a begegneten vorgeschobene Abteilungen unserer Truppen einer englischen Schwadron, die von einer Radfahrer- kompagnie begleitet war. Nach einem kurzen Feuerwech­sel zogen sich die Engländer in der Richtung aus Orfano zurück, nachdem sie vorher zwei Brücken über den An­gista fkuß zerstört hatten. Wir besetzten den Bahnhof von Angifta. Gegenwärtig befindet sich die Eisenbahnstrecke OktschilarBukDramaAnListaSeresDemir Hij- iar in unleren Händen-

? Serres genommen?

Berlin, 23. Aug. LautVossischcr Zeitung" schreibt der Eorriere della Sera", daß an der Struma Ruhe herrsche. Die Bulgaren bedrohten Serres, oder seien dort bereits cin- gedrungen. Der englische und der italienische Konsularagent, sowie einige Italiener seien aus Serres in Saloniki ein- getroffen.

Der griechische Hafen Kavalla den Vulgaren ausgeliefert?

(WTB.) Bern, 25. Aug. DerTemps" meldet aus Athen: Drei griechische Divisionen sind in Kavalla ein­geschifft worden. Die griechische« Festungswerke sind den Bulgaren mit Geschütze« und mit Munition ausgelie­fert worocn.

DieTimes- zur Salonikioffensive.

(WTB.) Amsterdam, 25. Aug. Der militärische Mitarbeiter derTimes" schreibt in einem Leitartikel über die Kämpfe auf dem Balkan, daß der für den Be­ginn der Offensive der Mittelmächte gewählte Augen­blick von ganz besonderer Bedeutung sei. Die gegen­wärtige griechische Negierung zeige sehr wenig Neigung, die Partei des Vierverbandes zu wählen. Etwas an­deres wäre es, wenn erst die Wahlen vorüber und zu Gunsten von Venizelos ausgefallen wären. Der Augen­blick sei also für die Mittelmächte günstig. Sollte es ihnen gelingen, der Entente in Mazedonien eine Nie­derlage beizubringen, so wäre das die beste Wahlpropa­ganda gegen Benizelos und für den König, die man sich denken könne. Auch hinsichtlich Rumäniens sei das Er­eignis von größter Bedeutung. Rumänien schwanke noch immer. Wenn es aber erst zulasse, daß die Entente in Saloniki besiegt werde, dann sei der günstige Augen­blick auch für dieses Land vorüber und damit wäre auch der Beweggrund für die ganze Salonikiexpedition der Entente beseitigt und es wäre denkbar, daß sie unter diesen Umständen vielleicht ihre Truppen ohne allzu- ernfte Gefechte zurückziehe, da sie sie an der Somme besser verwenden könne. Schließlich sei auch der Augenblick für den vielbesprochenen Durchzug russischer Truppen durch Rumänien gekommen, um den Vulgaren in den Nucken zu fallen. Für den Fall, daß Rumänien Neigung ver­spüren sollte, diesen Durchzug zu billigen, wüßte es be­reits, daß die Mittelmächte die Hände nicht in den Schoß legen würden.

Die Unverfrorenheit der Entente gegenüber Griechenland.

Lugano, 24. Aug.Eorriere della Sera" meldet aus Athen: Die Gesandten der Entente werden Lei der griechi­schen Negierung gegen den Befehl an die griechischen Trup­pen, sich vor dem eindringendc» Feind zuriickznzichen, in aller Form protestieren.

Die Italiener und die Salonikioffensive.

Berlin, 23. Aug. DemBerliner Lokalanzeiger" zu­folge wollen dieMünchener Neuesten Nachrichten" erfahren haben, daß die in Saloniki gelandeten italienischen Trup­pen nur unter der Bedingung von General Cadorna abge­geben worden seien, daß sie nicht gegen Deutsche zu kämpfen haben.

Ein bulgarischer Appell an Griechenland und Rumänien.

(WTB.) Sofia. 23. Aug.Mir" schreibt: Die militärischen Ereignisse an der Front von Saloniki wer­den für unsere zukünftigen Beziehungen zu Griechenland die größte Bedeutung haben. Bulgarien' hat bereits einmal bewiesen, daß es mit Griechenland nicht nur in , Mten, sondern sogarin BündnisbeLiehlurgenleben kayn.