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Nr. 164.
Amis- und Anzeigeblatt für den Oberamtsbezirk Calw.
91. Jahrgang.
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Die Lage im Weste». — Die Bedeutung des deutschen Handels-U-Boots.
- Die Kämpfe auf den Leiden Hauptfronten haben an Heftigkeit immer noch nicht abgenommen. An der Somme haben namentlich die Engländer ihre Kräfte verdoppelt und greifen nördlich des Flusses mit starken Ersatztruppen andauernd mit Ungestüm an, in der Hauptsache ohne Erfolg. Südlich der Somme haben sich die Franzosen in den letzten Tagen Lei ihren Angriffen unter Assistenz von schwarzen Kulturträgern gehörige Schlappen geholt, und der letzte deutsche Tagesbericht kany sogar eine teilweise Rückeroberung des Dorfes Waches, 2 Kilom. westlich von PSronne melden; weiter südwestlich, auf der Linie Barleux—Estrees wurden französische Angriffe blutig abgewiesen. Die englisch-französische Offensive hat also nicht im entferntesten den Verlauf genommen, den man im feindlichen Lager erwartet hatte. Die '„Times" spricht sogar, ohne dem Zensor zu verfallen, von der Rotwendigkeit, den Osfenstvplan zu ändern. Das könnte natürlich nur mit der etwa zu Tage getretenen Einsicht der Ententeführung Zusammenhängen, daß der beabsichtigte Durchbruch an der Somme nicht möglich ist. Vielleicht sind aber auch an di esu anscheinenden Sinnesänderung der englisch-französischen Heeresleitung die Ereignisse schuldig, wie sie sich in den letzten Tagen vor Verdun gestaltet haben. Die Franzosen und Engländer bringen seit den deutschen Erfolgen gegen die Festen Souville und Tavannes, die den Angreifer noch ein paar Kilometer vom Festungskern trennen, diesem Kampfabschnitt regstes Interesse entgegen. Die wütenden Gegenangriffe der Verteidiger gegen den von Norden („Kalte Erde") gleichzeitig ausgehenden Druck haben bisher zu keinem andern Ergebnis geführt, als zu schweren blutigen Verlusten des Feindes. Die Gegenstöße der Franzosen in jener Gegend sind natürlich begreiflich, denn je mehr unser Angriff von der Höhe „Kalte Erde" her fortschreitet, uniso unsicherer wird die südöstlich davon liegende Verteidigungslinie auf dem ganzen rechten Maasufer. Seit dem neuesten deutschen Erfolg, der gezeigt hat, daß die deutsche Offensivkraft vor Verdun noch ungebrochen weiter wirkt, beginnt nun ein Teil der sonst gut unterrichteten französischen und englischen Presse, die Bevölkerung auf einen möglichen Abbau der französischen Stellungen vor Verdun vorzubereiten, wenn es sich erweise, daß das Halten dieser Festung zu viel Verluste erfordern würde. Andererseits wird allerdings gesagt, daß Verdun bis auf das letzte Haus verteidigt werden würde, wenn es dem Feind gelänge, in den innersten Befestigungskreis hereinzukommen. Offiziell wird zwar trotz dieser für das französische Kriegsziel keineswegs rosig aussehenden Lage an der Irreführung des Volkes festgehalten. Poincarrä hat am 14. Juli, dem französischen Nationalfeiertag wieder große Töne geredet. Er meinte, die Zentralmächte dürsten sich nach den bisherigen Ergebnissen der großen Offensive keiner Illusion mehr hingeben, daß sie die Alliierten auf die Knice zwingen könnten. Die Stärke der krieg- führenden Nationen sei weniger nach der geographischen Lage der Schützengräben zu berechnen, als nach dem Zustand der Kämpfenden und der Reservetruppen. Frankreich werde kämpfen für die völlige Wiederherstellung der heute und vor 46 Jahren geraubten Provinzen. Wir glauben, wenn Herr Poin- carrö dieses Ziel erreichen will, dann wird er Wohl die weibliche Wehrpflicht einsühren müssen, denn inzwischen dürften die männlichen Kräfte aufgcbraucht sei». Was cs übrigens mit den deutschen Herrschaftsgelusten über Europa auf sich hat, das sagt den Herren Franzosen ein neutrales Blatt, das holländische „Vaaderland" mit wünschenswerter Deutlichkeit. Er schreibt auf die Bemerkung des französischen Senators Pörard, daß man in Frankreich über die Niederlande empört sei, weil sie neutral bleiben, während Frankreich sein Blut für die Freiheit der ganzen Welt vergieße, den Franzosen u. a. folgende Antwort ins Stammbuch: „Bei aller Hochachtung für die Tapferkeit der Franzosen dürfe man nicht
vergessen, daß sie ihre eigene Freiheit und picht die holländische verteidigen. Wenn Senator Börard einmal holländische Zeitungen zu Gesicht bekommen würde, würde er finden, daß es hier von vielen Seiten bezweifelt wird, daß ein Sieg der Franzosen überhaupt im Interesse Hollands liege. Ein deutscher Imperialismus könnte zwar Holland gefährlich werden, aber die Geschichte des Landes wisse von einem französischen Imperialismus zu erzählen, den es am eigenen Leibe kennen gelernt habe. Was uns aus Senator Vürards Aeußerung ontgegentritt, ist der größte Imperialismus, der sich unter der Losung von einer Befreiung, die wir nicht brauchen, verbirgt. Es ist die griechisch« Freiheit, mit der man Holland beglücken will. Möge cs vog einer solchen Freiheit verschont bleiben."
Dann hat Herr Poincarö gemeint, man dürfe nicht nur auf die Kriegskarte schauen, mann müsse auf die Meereskarte schauen. Was das anbelangt, so hätte Herr Poinearö besser geschwiegen, denn was die französische Flotte bisher auf dem Meer geleistet hat, ist kläglich, und die Erinnerung an die Nordseeschlacht ist auch zweifellos nicht dafür geeignet, auf diesen Kriegsfaktor der Alliierten besonders groß hinzuweisen. Und der neueste deutsche Effo'g zur See, die Eröffnung des Unterseehandelsvrrkehrs mit Amerika hat den Alliierten auf diesem Gebiet vollends einen Schlag versetzt, den sie nicht sogleich abzuschütteln vermögen. Wir werden nach Anerkennung des deutschen Handels-ll-Voots durch Amerika einen verhältnismäßig regen Verkehr mit Amerika unterhalten können, aber neben diesem wirtschaftlichen Gewinn kommt der Sache noch eins große politische Bedeutung zu im Zusammenhang mit dem Völkerrecht. Die von den Alliierten widerrechtlich ausgesprochene Blockade über die deutschen Küsten und gleichzeitig auch über die an Deutschland grenzenden neutralen Länder besteht nun tatsächlich nicht mehr, weil deutsche Schiffe nach neutralen Ländern Waren zu führen vermögen, den neutralen Schiffen also auch vom Standpunkt des Völkerrechts aus das Recht eingeräumt werden muß, mit Deutschland Handel zu treiben. Die neutralen Schiffe dürfen also nach dem Völkerrecht nicht mehr aufgebracht werden. Es fragt sich nun, ob Amerika jetzt bereit ist, seine Rechte in diesem Punkt zu vertreten, wobei es zweifellos die Unterstützung der ouropäischcn Neutralen finden würde. Staatssekretär a. D. Dernburg schreibt über diese Frage einen beachtenswerten Artikel im „Berliner Tageblatt", und meint, wenn Amerika jetzt nicht seine Neutralität vertrete, indem es diese Forderung an die Alliierten stellt, dann müsse man von der deutschen Regierung wieder die Verschärfung des ll-Bootkricgs verlangen, weil Amerika sich dann als wirklich unneutral kennzeichnen würde. Auf die zukünftige Haltung der Amerikaner in dieser Frage darf man demnach gespannt sein. 0.8.
Die Lage auf den Kriegsschauplätzen.
Die deutschen amtliche« Meldungen.
Schwere Kämpfe gegen die Engländer nördlich der Somme.
- (WTB.) Großes Hauptquartier, IS. Juli. (Amtlich.) Westlicher Kriegsschauplatz. Die nach der ersten blutigen Abweisung fortgesetzte« englischen Angriffe nördlich der Somme haben zu schweren Kämpfen geführt. Zwischen Pozieres und Longueval gelang es dem Gegner, mit hier zusammengezogenen Kräften trotz stärkster Verluste in unsere Linie einzudringcn und zunächst Boden zu gewinnen, sowie sich im Troneswäldchen festzusetzen. Der Stoß ist aufgefangcn. Der Kamps wird heute fortgesetzt. Südlich der Somme keine Jnfanterictiitigkeit. Von der übrigen Front sind» abgesehen von ergebnislosen Unternehmungen kleinerer englischer Abteilungen südöstlich Armen- ti'Lres, in der Gegend von Ancre, Neuville und nordöstlich vou Arras keine Ereignisse von Bedeutung zu berichten.
Oestlicher Kriegsschauplatz. Heeresgruppe des Eenrralfeldmarschalls o. Hindenburg: Russische Abteilungen, die bei Lenewaden, nordwestlich von Friedrichstadt, die Düna zu überschreiten versuchten, wurden abgewirjcn. Auf die mit starkem Verkehr belegten Bahnhöfe an der Strecke Smorgon—Molodetschno wurden zahlreiche Bomben abgeworfe«.
Heeresgruppe des Ecneralfeldmarschalls Prinz Leopold von Bayern: In Gegend von Skrobowa wurden Teile der vom Gegner feit seinem ersten Angriff am Morgen des 3. Juli noch gehaltenen Stellen der ersten Verteidigungslinie im Kampfe zurückgewonnen und hiebei 11 Offiziere und über 180 Mann gefangen genommen.
Heeresgruppe des Generals von Linsingen: Die Lage ist unverändert. Kegen Truppentransportverkehre auf dem Bahnhof von Kiweocy, nordöstlich von Luck, erzielten unsere Flugzeuggeschwader gute Treffergebniffe.
Heeresgruppe des Generals Grafen von Both- mer: Keine besonderen Ereignisse.
Balkankriegsschauplatz: Eine feindlich« Abtei, lung, die eine« vorgeschobenen bulgarischen Posten südwestlich von Eewgheli angriff, wurde abgewiesrn. Durch Feuer aus Eulemenli, nordöstlich des Dojransees wurden 7 Einwohner, darunter 4 Kinder, getötet.
(WTB.) Großes Hauptquartier, 16. Juli. Westlicher Kriegsschauplatz. Beiderseits der Somme starke Artillerietätigkeit. Im Laufe des Nachmittags brachen vier starke englische Angriffe im Abschnitte Ovillers—Bazentin—Le Petit vor unseren Linien ebenso restlos zusammen wie am Vormittag ein östlich von Bazentin angesetztcr Angriff. Südlich der Somme entspann sich abends ein lebhaftes Gefecht bei und südlich von Biaches; ei« Teil des Dorfes ist wieder von uns besetzt. Es wurden über IVO Gefangene gemacht. Französische Angriffe wurden bei Bar- leux sowie in Gegend von Estrees und westlich davon, dieser bereits im Sperrfeuer unter großen feindlichen Verlusten, abgewiesen. Oestlich der Maas setzten die Franzosen nachmittags starke Kräfte gegen die Höhe «Kalte Erde" und gegen Fleury an. Sie hatten keinen Erfolg. Bei ihrem abends wiederholten Anlauf drangen sie südwestlich des Wäldchens Thiaumont in kleine Teile unserer vordersten Linie ein, um die noch gekämpft wird. Auf der übrigen Front wurden feindliche Patrouillenunternehmungen, nördlich von Oulches-Cra onelle auch der Angriff größerer Abteilungen abge- wiesen. Nördlich Chilly brachte eine deutsche Patrouille 24 Franzosen und ein Maschinengewehr ein. Westlich von Loos wurde ein feindliches Flugzeug durch Infanterie abgcschossen. Es stürzte in unser Hindernis ab. Ein durch Abwehrfeuer beschädigter Doppeldecker fiel bei Nesle in unsere Hand.
Oestlicher Kriegsschauplatz. Heeresgruppe des Ecneralfeldmarschalls von Hindenburg: Keine besonderen Ereignisse.
Heeresgruppe des Ecneralfeldmarschalls Prinzen Leopold von Bayern: Russische Gegenangriffe gegen die von uns wiedergewonnencn Linien in Gegend von Skrobowa blieben ergebnislos. K Offiziere, 114 Mann fielen in unsere Hand.
Heeresgruppe des Generals von Linsingen: Südwestlich von Luck sind deutsche Truppen im Gegenstoß gegen angreifende russische Kräfte.
Bei der Armee des Generals Grafen von Both- mer ist die Lage unverändert.
Oberste Heeresleitung.
^ Der Kaiser an der Somme.
(WTB.) Großes Hauptquartier, 16. Juli, abends. (Amtlich.) Se. MLjestät der Kaiser weilte heute wieder rm Kampfgebiet an der Somme. Er nahm vom