Amerika und der russisch-japanische Vertrag.

Berlin. 18. Juli. Nach einem Telegramm derRas­sischen Zeitung" wird derNeuen Zürcher Zeitung" Lus Haag gemeldet, Präsident Wilson habe die ja­panische Negierung ersucht, ihm den Wortlaut des neuen russisch-japanischen Vertrages mitzuteilen. Man befürchte in Amerika, daß der Vertrag die amerikani­schen Handclsiateresiev verletze.

Von unjern Feinden.

Lloyd George über die Munitionserzeugung der Alliierten.

(MTV.) London, 14. Juli. Reuter meldet: In der Kon­ferenz der Verbündeten im britischen Kriegsamt führte Lloyd George u. a. aus: Jetzt hat die gemeinsame Offensive im Westen und Osten dem Feind die Initiative entrissen, die ey, wie ich hoffe, nie wieder zurückerhalten wird. Wir haben die Wasserscheide, wo der Sieg sich uns zuzuneigen beginnt, überschritten. Es gehört zu den Aufgaben dieser Konferenz, zu untersuchen, warum die Aussichten sich gebessert haben. Die Antwort ist, daß die Ausrüstung unserer Armeen enorm verbessert worden ist und fortfährt, verbessert zu werden. Lloyd George fuhr fort: Bis vor kurzem hat die Marine mehr als die Hälfte der Metallarbeiter dieses Landes in An­spruch genommen. Die Aufgabe, neue Schiffe für die riesige Flotte zu bauen, und die alten zu reparieren, beschäftigt eine Million Mann. Zu Beginn des Krieges zählte die Armee wenige hunderttausend Mann, und unsere Arsenale und die Ausrüstung für die Armee hielten sich in entspre­chenden Grenzen. Wir mußten mit fast nichts anfangen und Arsenale errichten, die die Munition für die riesige Armee, die jetzt im Felde steht, beschaffen müssen. Die meisten un­serer neuen Fabriken sind jetzt fertig, und die meisten Ma­schinen sind aufgestellt. Hunderttausende von Männern und Frauen, die vorher von der Metallarbeit und chemischen Ar­beit nichts verstanden, sind in der Munitionserzeugung ge­schult worden. Jeden Monat werden Hunderte von leichten, mittleren und schweren Kanonen und Haubitzen hergestellt. Die Zahl unserer schweren Kanonen nimmt rasch zu und uns-re Artillerie verschießt'in einer einzigen Woche beinahe zweimal soviel Munition und fast dreimal soviel schwere Geschosse wie bei der großen Offensive im September. Die neuen^ Fabriken uni) Werkstätten die wir errichtet haben, haben noch ni<bt ein Drittel ihrer vollen Produktionsfähig­keit erreicht. Sie steigt jetzt mit großer Geschwindigkeit. Die Hauptfchwicrigköit^der Organisation, Konstruktion, Ausrüst­ung und Beschaffung von Arbeitskräften sind aus dem Wege geräumt. Wenn die Beamten, Arbeitgeber und Arbeiter mit demselben Eifer bei der Sache bleiben wie bisher, werden die erzeugten Mengen bald überwältigend sein. Die Tat­sache, daß Frankreich nach Monaten furchtbarsten, ununter­brochenen Munitionsverbrauchs bei Verdun noch über ge­nügend Vorräte verfügt, um eine selbständige Offensive in beträchtlichem Umfang zu unternehmen, ist der beste Beweis für den Erfolg der Bemühungen des Unterstaatsfekretärs Thomas. Ich nehme an, daß die Verbesserung der russischen Munition für den Feind eine der größten und unangenehm­sten Ueberraschungen gewesen ist. Wir kennen die Anstreng­ungen, die Italien machte, und die glücklichen Resultate die­ser Anstrengungen bei den jüngsten Kämpfen in den Alpen. Lloyd George kam dann auf die Bedürfnisse der verbündeten Armeen zu sprechen und saate: Wir müssen einander durch gegenseitige Ausfuhr helfen. Wir müssen sorgfältig die Er­fordernisse der verschiedenen Armeen untersuchen und uns oeaenseitig mit dem Nötiaen aushelfen. Sieg an einem Punkt bedeutet den gesamten Sieg.

^ Der Zar an Rumänien.

(WTB.) Bern. 14. Juli. Der Petersburger Bericht­erstatter desEiornale d'Ztalia" meldet, der Zar habe dem rumänischen Ministerpräsidenten telegraphiert, ein bewaffnetes Eingreifen Rnmäniens käme zurzeit sehr gelegen. Später aber würde ein solches Eingreifen Rumäniens Rußland nicht mehr interessieren. Diesem Telegramm messe man besonders deswegen grr^: Be­deutung bei, da eine weitere Verzögerung der rumäni- schn Intervention für nutzlos gehalten und von Ruß­land abgeschlagen werde.^

Portugiesen an die Wcstfror.» ^

stWTB.) Bern. 18. Juli. DieNeue Zürcher Zeitung" meldet aus Haag, daß die ersten portu­giesischen Truppen nach Bordeaux verschifft wurden und für die Westfront bestimmt sind.

(WTB.) Bern, 18. Juli. Nach demTemps" ver­läßt in einigen Tagen die erste portugiesische Division von 22 000 Mann das Lager in Tancos. Die zweite Division wird gegenwärtig mobilisiert und soll in zwei Monaten abmarschbereit sein. Ihr soll eine dritte Di­vision aus Tancos folgen. Der Mitarbeiter des Temps" hebt hervor, daß man in gewissen Kreisen die Aussicht auf ein militärisches Eingreifen, das nicht zum unmittelbaren Ziel die Verteidigung des portu­giesischen Bodens hat, unleugbar mit einer gewissen Kälte betrachtet.

Vermischte Nachrichten.

Deutsche und russische U-Bootkommandanten.

(WTV.) Amsterdam, 14. Juli. Hiesige Blätter ver­öffentlichen einen Bericht des Kapitäns Hekman des holländischen SchiffesNeerlandia", das in der Ostsee von russischen U-Booten beschossen und havariert wurde. Darnach begegneten derNeerlandia" nacheinander drei U-Boote. Das erste und dritte waren russische Schiffe, des zweite ein deutsches. Die Russen gaben ohne Warnung Schüsse auf dieNeerlandia" ab, so daß sie mit schweren Beschädigungen von einem Motorboot nach dem Malaroe geschlevvt werden mußte. Der Kom­mandant des deutschen U-Bootes begnügte sich mit den üblichen Fragen, wünschte den Holländern, als die Antwort befriedigend ausfielen, glückliche Reise und ließ sie unbehelligt weiter fahren.

Ein Verräter gerichtet.

(WTB.) Innsbruck, 14. Juli. Wie dieInnsbrucker Nachrichten" melden, ist der frühere sozialdemokratische Reichstaqsabgeordnete für Trient, Dr. Battisti, der bei Ausbruch des Krieges nach Italien geflüchtet war und als italienischer Offizier letzthin gefangen genommen worden ist, vom Trienter Militärgericht wegen Hoch­verrats zum Tode verurteilt worden. Das Urteil ist gestern vollstreckt worden.

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dar LaMait lnr feliU

Aus Stadt und Land.

Calw, den 18. Juli 1916;

Dienstnachricht.

* Pfarrverweser Blanz von Holzbronn, der seit 1911 dort tätig ist, erhielt die Pfarrei Noßfeld, Dn kanat Crailsheim.

Die Bolksspende für die deutschen Kr:rZ?gefangenen.

Das Ergebnis der Volksspende für unsere Kriegs­gefangenen ist noch nicht endgültig festgestellt. In der Stadt Stuttgart wurden bis jetzt etwa 186 000 -1t ge­zählt. Die Zusammenstellung der Gaben aus dem Laude wird erst in einigen Tagen erfolgen, da noch fortwährend Gaben emlaufen. Doch kann heute schon mit Bestimmtheit gesagt werden, daß das Gesamtergeb­nis der Sammlung in Württemberg glänzend sein wird. Der schwäbische Opfersinn hat sich auch diesmal aufs beste berührt. Für Calw und Oberamtsbezirk sind noch nicht alle Beträge von den verschiedenen Sammelstellen eingegangen', wir werden jedoch in den nächsten Tagen darüber Mitteilung machen können.

Kriegshilfe für die Arbeiterschaft.

Unter dem TitelKriegshilfe für die Arbeiter­schaft in Württemberg" ist jetzt in Württemberg mit dem Sitz in Stuttgart ein Verein ins Leben getreten und in das Vereinsregister des Amtsgerichts Stutt­gart eingetragen worden. Vorsitzender ist Rechtsanwalt Dr. Wälz, Schatzmeister Eemeinderat Ernst Fuchs in Stuttgart; dem Vorstand gehört u. a. der sozialdemo­kratische Landtagsabgeordnete Mattuttat an.

Mutmaßliches Wetter am Sonntag und Montag.

Die Störungen machen sich wieder stärker bemerk­bar und haben die begonnene Besserung der Wetterlage aufs neue unterbrochen. Für Sonntag und Montag ist wieder vorwiegend bewölktes und etwas kühleres aber nur mit vereinzelten Niederschlägen verbundenes Wet­ter zu erwarten.

(SCB.) Leonberg, 13. Juli. DieLeonberger Zeitung" erzählt: Fleischermeister E. ist zum Land­sturm eingezogen, während seine Gehilfen seit Anfang der Mobilmachung im Felde stehen. Da seine Frau das Geschäft allein nicht weiter treiben kann, macht sie ein Neklamationsgesuch, das aber abgelehnt wird. Es wird ihr nun angeraten, es doch mit einem Kriegsgefangenen zu versuchen. Die Frau unternimmt die nötigen Schritte, und nach einigen Wochen öffnet sich die Türe, es er­scheint ein Franzose und hinterdrein, zur Bewachung, ihr so sehr vermißter Ehemann Landsturmmann E.

(SCB.) Mm, 13. Juli. Die durch die Stadt vor­genommene Kinderspeisung ist in letzter Zeit be­deutend erweitert worden. Während bis vor kurzem täglich etwa 270 Soldatenkinder unentgeltlich gespeist wurden, erhalten jetzt nahezu 1000 Kinder Suppe, wo­bei die Bedürftigkeit der Eltern nicht erst festgestellt wird. Wie Oberbürgermeister Dr. v. Wagner in der heutigen Sitzung auf dem Nathause mitteilte, haben verschiedene der zugelassenen Kinder mehrmals Suppe geholt, woraus hervorgeht, daß sie tatsächlich gehungert hätten. Es sei wohl eine Pflicht der Stadt, diesem her­vorgetretenen Bedürfnis abzuhelfen. Einen Teil der Kosten trägt der Verein zur Speisung hilfsbedürftiger Kinder, die anderen Kosten übernimmt die Stadt. Wie der Ctadtvorstand weiter bemerkte, habe er auch alles vorgekehrt, um Massenspeisungen einzurichten, sobald sich ein Bedürfnis, etwa gegen den Wint.er hin einstelle. "

Für die Schriftl. verantwortl. Otto Seltmann, Lalm Druck u. Verlag der A. Oelschläger'fchen Vuchdruckerei, Calw

6mt«g. de« is. Ssli. . . '/-s Uhr

Müioiis-keit

in Neubulach.

verloren

gingen am Sonntag auf dem Wege von Teinach «ach Brei- tenberq

3 Xörbs,

einer mit K. W. gezeichnet. Man bittet sie abzugeben bei

Milchfuhrmann I. Greule, Breitenberg.

Freundliche Einladung zum Varlrag

des Herrn Prediger R. Mobilh aus Stuttgart.

Th-ma iMe Lehre« des Krieges für «ss".

in der Methodistenkapelle in Slammhelm,

am Sonntag, dm 16. Juli, nachmittag« Vs 3 Uhr.

MMtOrei! Eintritt frei 1

Ich bitte meine werte Kund­schaft, die schon

längst gefärbten Gegenstände innerhalb llHag. ^ abzuholen,ZZ

andernfalls ich selbst darüber verfügen werde.

Luise Lntz, Witwe, Färberei zurJungfer".

«Mo»

MM

Altvnrg, den 15. Juli 1916.

Todes - Anzeige.

Unser lieber Sohn, Bruder und Enkel

. Hans Eidenbenz,

stnd. theol.,

Unteroffizier im Ref.-Juf.-Regt. 122, Inhaber der silberne« Verdienstmedaille,

hat, wie sein einziger Bruder Eberhard, sein Leben dem Vaterland geopfert. Er stckrb am 10. Juli in einem Kriegslazarett im Alter von 20 Jahren.

In tiefer Trauer:

Pfarrer Eidenbenz mit Frau und Kinder«.

Tür Beileidsbesuche wird herzlich gedankt.

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