lung der Vereinigten Staaten zur Anfhevung der Lonvsner Seerechtsdeklaratisn durch England hat der Reichskanzler nach Newyorker Meldungen in englischen Blättern bemerkt, daß schon zu Beginn des Krieges die Engländer tatsächlich zu erkennen gegeben hätten, daß sie sich überhaupt nicht an die Bestimmungen der Londoner Seerechtsdeklaration binden wollten. Es sei bedauerlich, daß damals die Regierung der Vereinigten Staaten zu erkennen gegeben habe, daß sie es bei dieser Ablehnung Englands bewenden lassen wollte. Wären die Vereinigten Staaten damals für die Behauptung ver Rechte der Neutralen eingetreten, dann wären ihnen die meisten Kränkungen und Verletzungen ihrer Interessen erspart geblieben. Jetzt, wo die Engländer offenkundig jede Rücksicht auf die Rechte neutraler Staaten beiseite gesetzt hätten, würde» vielleicht die Augen mancher geöffnet werden. Der Reichskanzler stellte dann die Frage, wie lange wohl die neutralen Staaten die Tyrannenpolizri Englands aus dem Meere dulden wollten. Für den neutralen Handel fei nun wohl noch wenig Hoffnung vorhanden, in diesem Kriege in den Vereinigten Staaten einen Vorkämpfer zu finden. Vielleicht werde aber doch die Unabhängigkeitserklärung der Vereinigten Staaten von der englischen Vorherrschaft dem Volk der Vereinigten Staaten ein Beispiel für ein kühnes und würdiges Austreten gegenüber England sein,.
Eine Z.E.E. in Österreich.
(WTV.) Wien, 13. Juli. (Wien. Kor.-Bur.) Um 0em Gedanken der Gemeinnützigkeit vollauf Rechnung zu tragen, hat das Ministerium des Innern an Stelle der bestehenden, vom Ministerium des Innern legitimierten „Einkaufsstelle E. m. b. H." eine Aktiengesellschaft unter dem Namen „Oesterreichische Zentraleinkaufsgesellschaft" ins Leben gerufen, die unter wesentlich verstärktem staatlichen Einfluß auf ihre gesamte Eeschäftsgebarung den erzielten Gebavrmgsiiberschuß mit Ausnahme der Kapitalverzinsung dem Ministerium des Innern zur Verwendung für gemeinnützige Zwecke, insbesondere zur Herabsetzung der Verkaufspreise der Gesellschaft, zur Verfügung zu stellen hat.
Aus Stadt und Land.
Calw, den 13. Juli 1916.
Kriegsvrrluste des Oberamtebezirks Calw.
Au», den wörttembergischen Verlustlisten Nr. 415 bis 419.
' Grenadier-Regiment Nr. 119, Stuttgart
Müller VI, Ernst, Simmozhcim, l. verw. — Memm- inger. Gottlob, Gefr., Wildberg O.A. Nagold, schw. verw. — Talmon-Gros, Heinrich, Gefr., Neuhengstett, l. verw. — Karle, Karl, Wtldberg, O.A. Nagold, gef. — Fischer, Christian. Gech in gen, gef. — Rothacker, Josef, Weil- derstädt, O.A. Leonberg, l. verw.
2. Seld-Piouier-Kompagnie.
Müller. Lothar, Weilderstadt, O.-A. Leonberg, l. verw. — Knöri, Eugen, Möttlingen, schw. verw.
Infanterie-Regiment Nr. 180, Tübingen Gmünd.
Pfrommer, Johannes, Würzbach, I. verw., b. d. Tr.
Grsatz-Feldartillerie-Regiment Nr. 65.
Wurster, Johann, Gefr., Agenbach, l. verw.
Jnfanterie-Regimeut Nr. 1L6, Straßburg.
Kalmbach. Christian, Lützenhardt,!, verw.—F enchel, Karl, Liebenzcll, schw. verw. — Beck, Friedrich, Stamm-
kln vsn Juan »s« an AarmliSlile
von Ä. Ä. Zaeovr
22. Fortsetzung. (Nachdruck verboten.)
Der Herr der „Möwe" sah ihn an, erwiderte aber nichts, und so mußte Fritz abermals langsam den Rückzug antreten. Seine Genossen, die sein Beginnen nus der Ferne mit Spannung verfolgt hatten, gewährten ihm eine Gnadenfrist von fünf Minuten; als sich aber der Schiffer wieder dem Heck zuwandte, kamen sie einer nach dem anderen aus der Kambüse hervor.
„Ich Hab' getan, was ich konnte," sagte der Jüngling verzagt.
„So, du hast getan, was du konntest?" meinte Karl höhnisch. „Nichts hast du getan, rein gar nichts."
„Tja, mehr konnte ich nich' sagen," sagte Fritz, „ich bin nich' so dreist, als du, Korl."
'„Der Deubel Hot dich und deine Dreistigkeit," entgegnete der Matrose. „Da war mal ein Maat," erzählte er, „es ist schon lange her, und als das Schiff am Untergehen war, da stiegen sie in die Böte und trieben auf dem Meer herum, un' denen ging das Esten aus, und dann würfelten sie darum, wer von ihnen die anderen zuerst auffressen sollte, un' der junge Maat verspielte. Was meinst du woll, was er da tat? Denkste, er hätte sich gedrückt? Nich' ein bischen. Als aufrechter Kerl gab er jedem die Hand, wünschte ihnen viel Glück, und dann fraßen sie ihn auf."
„Lieber will ich aufgesresten werden, als den l Kapitän noch mal fragen,"' stöhnte Fritz.
„Laß das man gut sein," entgegnete Karl. „Solange du ihn nicht gefragt hast, soll keiner von uns Was mit dir zu tM Mell. Außerdem Mr sollst du!
Helm.:. verw, b. d. Tr. — Schnierle, Hermann, Martins- moos, l. verw. — Lörcher, Johannes, Breitenberg, l. verw. — Schneider,Karl, Gechingen.1. verw.- Schrai, August, Weilderstadt. O.A. Leonberg, l. verw.
Berichtigungen:
Reserve-Iafanterie-Regiruent Nr. 122.
Zu Verlustl. Nr. 299: Baus er, Mlhelm, Simmozheim, bish. verm., gef.
Reserve-Infanterie-Regiment Nr. 119.
Zu Verlustl. Nr. 403: Großhans, Adam, Hünerberg, bish. schw.^verw, gest.
Zum Kaufmannserholungsheim.
* Verschiedenen Gerüchten gegenüber, als wenn die Entscheidung über den Platz der Errichtung eines Kaufmannserholungsheims in Urach noch nicht gefallen wäre, sind wir in der Lage mitzuteilen, daß die Vertreter der württembergischen Handelskammern tatsächlich den einstimmigen Beschluß gefaßt haben, Urach als geeigneten Ort vorzuschlagen. Die Stadtgemeinde Urach hat einen sehr günstig gelegenen Platz gegen das Seeburger Tal zu mit einem Flächengehalt von 3 Hektar zur Verfügung gestellt, der allen Ansprüchen der Kommission gerecht wurde. — Wie wir erfahren, sind in Württemberg über 600 000 -st für das Kausmannserholungs- heim gesammelt worden. —
An die von der zweiten Front.
Unsere Brüder stehen draußen in den schwersten aller Schlachten. Hüben und drüben im Angesicht des Todes. Wir, die nicht bei ihnen sein können, nicht mit ihnen streiten dürfen, wollen uns an das Herz greifen: Sind wir der Stunde würdig?
Am Sonntag kam in ein Gasthaus der Tagesbericht von dem Angriff der Engländer. Es saßen, wie es am Sonntag so ist, Männer und Frauen beim Trunk. Das gedruckte Blatt wurde von manchen gelesen und wieder weggetcgt. Die Rede aber ging weiter vom Fleisch, von Eiern und Kartoffeln. Niemand spürte, daß er im Sturm der Weltgeschichte saß. Keiner schauerte, keinem geriet das Auge in Glanz. Unerregt nahmen die Menschen das Geschehene hin, wie einen Knopf, der vor sie hingelegt wurde. Als das Selbstverständliche, gar nicht anders Mögliche, Billige empfingen sie das Wunder, daß dort in Frankreich die ungeheuerste aller Sturzwellen seit Weltbestehen ihren ersten Kamm an der Entschlossenheit deutscher Soldaten brach.
Was ist alle Entbehrung, die wir ertragen, gegen auch nur einen Blutstropfen in solchem Kampf verspritzt, eine Schweißperle aus solcher Glut getrieben? Sie aber redeten fort von Fleisch, von Eiern und Kartoffeln.
Wahrlich es wird hohe Zeit, daß Ihr Euch den Spiegel der Scham vor das Gesicht hebt! Ihr von der zweiten Front.
(„Frkf. Ztg."j Hans Heinrich Ehrler.
Biehmarkt in Calw.
Auf dem gestrigen Vieh- und Schweinemarkt waren zugeführt: 228 Stück Rindvieh und zwar 12 Paar Ochsen, 60 Stiere, 68 Kühe, 73 Stück Jungvieh, 3 Kälber: ferner 328 Stück Milchschweine und 30 Läufer. Verkauft wurden: 7 Paar Ochsen, das Paar zu 2760 bis 3400 -st, 32 Stiere, das Paar
soviel Prügel von mir besehen, als du noch nie in deinem Leben bekommen hast."
Nach diesen Worten nahm er mit Hein und dem Koch wieder seinen Veobachtungsposten vorn am Bugspriet ein, da sich der Schiffer ihnen wieder näherte. Fritz, auf dem die Verachtung seiner Kollegen schwer lastete, machte einen neuen Versuch.
„Nehmen Sie mir das nicht übel, Herr Kaptain, wenn ich gestern was verkehrt gemacht Hab," sagte er demütig.
„Ach was, is' ja schon gut," sagte Vlohm und ging weiter.
Fritz blickte erst verzweifelt zum Himmel empor, dann flehend auf seine Kameraden.
„Man wieder," flüsterte ihm Hein ganz leise von ferne zu.
„Ich weiß nich, Herr, ob Sie wissen, was ich damit meine," sagte er zitternd. „Ich meine nämlich die Droschkenfahrt."
„Ich habe dir ja schon gesagt, daß das bereits vergeben ist, dir und den anderen auch."
„Ich bedank mich auch schön, Herr Kaptain," stotterte der Jüngling.
„Aber nu steck' auch deine Nase nich mehr in meine Sachen rein," sagte der Schiffer, „das nächste Mal Lin ich am Ende nich' mehr so gemütlich."
„Die ganze Zeit über hat es mir das Herz bedrückt, Herr," beharrte Fritz, obwohl er sich vor Angst kaum mehr aufrecht hielt, „ob ich den Damens woll auf all ihre Fragen hätte antworten sollen, oder ob ich recht daran getan habe mit dem, was ich ihnen gesagt habe."
,„t.. Wie d ex Witz drehte sich der Schiffer, um. «Was
zu 1400—2000 A. 43 Kühe pro Stück 720-1600 A. 82 StüF Jungvieh pro Stück 400—850 -st, 3 Kälber pro Stück 100 bis 160 -st. Auf dem Schweinemarkt wurden Zweidrittel abge« seht: es wurde bezahlt für 1 Paar Milchschweine 78—130 -st; für 1 Paar Läufer 150—248 -st.
Zur Einkommensteuererhöhung. '
In der Frage der württembergischen Einkommen- steuererhöhung gelangte gestern der Finanzausschuß zu folgendem einstimmig angenommenen Vermittlungsvorschlag:
Die Erhöhung beträgt für
Einkommen
von
3 050
bis
3 500 A
4
. 1?L
3 000
„
4100 ,.
.
. 2H
„
4100
„
4 700 „
.
. 3H
„
„
4 700
5 800 .,
.
. 6?L
„
„
5 800
„
7 000 ,
.
. 7?L
7 000
„
8 200 .
.
. 10
„
8 200
9 400 ,
. 13
„
„
9 400
,,
12 000 ,
. 17
„
12 000
20 000
.
. 21
20 000 -st und mehr.
. 25 H
Hierauf wurden die
weiteren Kapitel des
Steucretats
ohne Widerspruch erledigt und mit Rücksicht auf!> Kriegerheimstätten eine Aenderung des Umsatzsteuerge-j setzes in dem Sinne angeregt, daß Kriegsteilnehmer,! wenn sie von einer Genossenschaft Heimstätten er-- werben, von der Umsatzsteuer frei bleiben. — Morgen! steht der bisher zurückgestellte Etat des Departements, des Innern zur Beratung.
Die Z.E.E. und die Lebensmittelversorgung.
Vom Stadtschultheißenamt Stuttgart wird geschriebene Auf Veranlassung des Stadtschultheißenamis Stuttgart hielt am letzten Samstag der bekannte Frankfurter Stadtrat und Volkswirtschaftslehrer, Professor Dr. Stein, der als Vertreter des Deutschen Städtetags in die Zentraleinkaufsgesell- schaft delegiert ist, einen mit Interesse aufgenommenen Vortrag über die Lebensmittelversorgung der Städte und ihre Beziehungen zur Zcntraleinkaufsgesellschaft. Dem Vortrag wohnten Vertreter aller staatlichen und militärischen Stellen, die mit der Lebensmittelversorgung zu tun haben, bei. Oberbürgermeister Lautenschlager, der Mitglied des Aufsichtsrats der Zentraleinkaufsgesellschaft ist, wies auf die gewaltigen Leistungen der Zentraleinkaufsgesellschaft hin, die erst nach dem Kriege in ihrem vollen Umfang gewürdigt werden können. In einem Rückblick über die Entwicklung unserer kriegswirtschaftlichen Verhältnisse am Lebensmittelmarkie führte Profesior Dr. Stein die verschiedenen Abschnitte der organisatorischen Maßnahmen vor Augen. Dabei wies er nach, daß die straffe Durchführung der Zentralisation» die selbstverständlich im einzelnen nicht ohne Härten abgehen kann, dem deutschen Volke allein in den letzten Monaten gegenüber dem Zeitpunkt, wo durch den Wettbewerb deutscher, österreichischer und ungarischer Aufkäufer die Preise im Ausland wahnsinnig in die Höhe getrieben waren, Hunderte von Millionen erspart wurden trotz der Steigerung der Zufuhr. Wer immer auch aus den Kreisen des Handels Einblick in die Organisation der Z.E.E. habe, müsse die Berechtigung und Not- Wendigkeit dieser Organisation anerkennen. Profesior Dr.
ist das?" stotterte er. „Was hast du ihnen gesagt?"
„So recht weiß ich das auch nicht mehr," antwortete Fritz, von der heftigen Frage verwirrt. „Das kam alles so plötzlich un' dann das Gefühl in 'ner Kutsche zu fahren, davon wurde mir ganz verdreht im Kopfe."
„Wonach hat sie dich denn gefragt?" forschte der Schiffer weiter.
„Sie frugen mich, wie Kapitain Vlohm aussähe, un ob ich einen Herrn Riedel kennen täte."
Da er eine Pause machte, sah Vlohm ihn voll ungeduldiger Erwartung an.
«Ich sagte ihnen, ich hätte nicht das Vergnügen, Herrn Riedel zu kennen," sagte Fritz mit großartiger Gebärde. „Ich wollte gerade anfangen, ihnen etwas von Ihnen zu erzählen, aber Korl kniff mich in den Arm."
„Und dann?" fragte der Schiffer mit dem Fuß stampfend.
„Ich kniff ihn wieder," sagte Fritz, in der Erinnerung an die gelungene Abwehr freudig lächelnd.
„Fritz ist ein Döskopf," fiel Karl da plötzlich ein, der bemerkt hatte, daß der Käpp'n sich der Kambüse zuwandte. „Soviel ich sehen konnte, wußte er nich, was er sagen sollte, darum sagte ich ihnen lieber, was ich von Ihnen wußte."
„So hast du das wirklich getan? Donnerwetter!" sagte Vlohm wütend.
«Ich sagte ihnen," fuhr Karl unbeirrt fort, „Sie wären ja wohl kahlköpfig und pockennarbig, un' wenn Sie daheim wären, was aber nur selten vorkäme, dah Sie dann in Rostock lebten."
.(Fortsetzung jolAt.) ' ' .