Eröffnung der intern. Arbeit-Konferenz in Genf

TU. Gens, 31. Mat. Die internationale Arbeitskonferenz hat in der ErössnungSsitzung den Reichsarbeitsminister a. D. Dr. Brauns auf Vorschlag des früheren französischen Arbeits­ministers Godarö einstimmig zum Präsidenten der Konferenz gewählt. Der französische Vertreter hob u. a. hervor, daß Dr. Brauns sich außerordentliche Verdienste auf dem Ge­biete der Sozialpolitik erworben und wesentlich zur Konso­lidierung der wirtschaftlichen Verhältnisse in Deutschland beigetragen habe. Die Bekanntgabe der Wahl Dr. Brauns wurde mit starkem Beifall ausgenommen.

Dr. Brauns nahm darauf das Wort zu seiner Eröffnungs­ansprache, die er in deutscher Sprache hielt. Sr erklärte u. ü., das allerwichtigste Stück der heutigen Sozialpolitik sei, die früher tatsächlich rechtliche Benachteiligung der Arbeit­nehmer zu beseitigen. Die heutige Sozialpolitik führe nicht nur den arbeitenden Maßen die segensreiche Bedeutung des Staates vor Augen, sondern schaffe auch di« Vorbedingungen für die Mitarbeit der Massen am Staate. Die Gewerkschaf­ten seien heute durch Verfassung und Arbettsrecht anerkannt «nd zur Grundlage der Arbeitsregelung gemacht worben. Dies scheine der bedeutendste Wandel in der Sozialpolitik vieler Staaten zu sein. Der Staat trete heute als Echieds- richter in dem Streit auf und zwinge die Beteiligten zum Frieden. Wie der Staat seine politischen Mittel in de« Dienst der organisierten Arbeitsparteien stelle, so ziehe er umgekehrt die Gewerkschaften und die Arbeitgeberverbände zur Mitwirkung an seine» politischen Aufgaben heran. DaS Problem der Betriebsdemokratie sei ein Zukunftsproblem, und diese Frage sei um so bringender, als unter den Nach­wirkungen des Weltkrieges die wirtschaftliche Lage der Mas­sen noch auf lange Zeit hinaus ungünstig sein werde. Brauns wies sodann darauf hin, daß der allgemeine Acht­stundentag trotz aller wirtschaftlichen Schwierigkeiten sich auf die Dauer durchsetzen werbe. Brauns schloß mit dem Hin­weis, daß das Programm der internationalen Arbeits­organisation die Gesamtheit der sozialen Aufgaben der Ge­genwart umfasse.

Präsident Hoover zur Abrüstungssrage

TU. Neuyork, 31. Mai. Präsident Hoover erklärte in einer Rede in Arlington: Wie niemals früher in Frieöens- -eiten, werden heute menschliches Leben zerstörende Werk­zeuge und neue Kriegswassen jenen hinzugefügt, die vor so kurzer Zeit Tod und Zerstörung über den ganzen europäi­schen Kontinent verbreiteten. Jede Regierung fährt fort, trotz der traurigen Erfahrung des Weltkrieges di« Rüstung zu erhöhen und auszubauen. Der Kelloggpakt wurde wohl vor einem Jahre von 40 Rationen unterzeichnet, aber trotz­dem machen die Kriegsvorbereitungen ständig in allen Län­dern Fortschritte. Pessimisten nennen den Kelloggpakt einen Schritt der Staatsmänner, ausgebaut auf den Hoffnungen der Menschheit,- aber er könne mit dieser Ansicht nicht über­einstimmen. Hoover fuhr fort: Wenn der Kelloggpakt seine« hohe« Zweck erfüllen solle, müßten Amerika «ud die ande­re« Mächte seine Konsequenzen annehmen «nd znr Tat schreiten. Der Kelloggpakt bedeute, daß sofort der Wafseu- gcbrauch für die Angriffskriege anfgegcbe» und ehrlich er­klärt werde, daß Waffe« nnr noch für Verteidigungszwecke «»gewandt würden. Das bedeute, daß auch Amerika, wenn es ehrlich sei, die eigene Flottenrüstung und die Rüstung der Welt vom Standpunkt des Gebrauchs für Verteidigung und Nichtangriff betrachte. Trotz des Kelloggpaktes sei jede wichtige Nation damit beschäftigt gewesen, die Flottenwaffe zu stärken. Die Welt befinde sich noch in einer Zeit des Wettrüstens. Furcht und Argwohn verschwänden nur lang­sam aus der Welt. Sie würden auch nur dann abnehmen, wenn dem Wettrüsten Halt geboten werde. Es müßte aber zuerst einmal der Maßstab gefunden werden, wodurch eine Rüstungsbeschränkung ermöglicht werde. Bisher sei dieser Maßstab nicht gefunden worden. Es sei nutzlos, über Rü­stungsbeschränkung zu reden, wenn die Grenze so weit ge­zogen werde, daß in Wirklichkeit die Rüstungen dadurch er­höht werde«. Das Nettoergebnis aller Konferenzen sei bis­her gewesen, daß mehr Kriegsschiffe gebaut werden «nd da­her glaube er, daß die Zeit gekommen sei zu wissen, ob der Kelloggpakt real sei oder ob man z« noch weitere« «nd um­fassenderen Flottenbauprogrammen verdammt sei. Eine Rü­stungsbeschränkung, die nur in die Höhe führe, könne nicht «nser Ziel sein, sonder« nnr eine wirkliche Red«ziern«g der Rüstungen nach unten.

Aus den Parteien

Abstimmungen i« Magdeburg.

Magdeburg, 31. Mai. Der größte Teil der dem sozial­demokratischen Parteitag vorliegenden Anträge wurde gestern der Reichstagssraktion überwiesen, so alle Anträge zur Sozialpolitik, zur Pensions- und Wohnungsfrage. Die Anträge zur Konkordatsfrage wurden mit großer Mehrheit durch Übergang zur Tagesordnung erledigt. De» Berliner Antrag, die Minister zu verpflichten, bei besonders wichtigen Entschlüssen zuvor die Fraktionen, Parteivorstand und Par- teiausschuß zu hören, bat der Vorsitzende abzulehnen, da die Verantwortung bei der Regierung bleiben müsse. Die Ab- stimmung blieb aber zweifelhaft und es mußt« ein« Auszäh. lung erfolgen. Sie ergab die Ablehnung des Antrages mit ISS gegen 167 Stimme». Angenommen wurde ein Antrag, der die Vereinheitlichung der Krankenversicherung verlangt, ferner der Antrag auf baldigen Abschluß der Handelsver­träge mit Polen und Estland. Einstimmige Annahme fand nach kurzer Begründung durch Brauq-Saarbrücken «i« An­trag, wonach der Parteitag erneut dt« ungeteilte und bedin­gungslose Rückgabe des Saargebiets an Deutschland fordert.

Hilferbing zur Pariser Zahleneinigung.

Zur Zahleneinigung in Paris erklärte Reichsfinanz- mtntster Hilferbing auf dem Magdeburger Parteitag, «S sei nicht gelungen, rein nach wirtschaftlichen Gesichtspunk­ten eine Einigung herbsizutMreu, JuuuerM Hs ja Her

Ziffernfrage erreicht worden, was wir noch vor wenige« Tagen kaum erwartet hätten, eine Einigung aller Teil­nehmer. Das eröffnet, so erklärte er weiter, allerdings den Weg zur Fortführung nicht nur unserer Wirt. schaftSpolitik, sondern auch unserer Außen­politik. Wenn es in Paris schließlich zu einer Einigung kämmt, so unbefriedigend st« auch für unsere wirtschaftliche» Wünsche und Leistungen an sich fein mag, so ist damit der Weg für unsere Außenpolitik wieder frei geworden,' der Weg einer sozialen Verständigung und einer iniernationa- len Friedenspolitik.

Aus aller Welt

Ein Pionier der serologische« Wissenschaft.

In Berlin beging dieser Tag« Geheimrat Prof. Dr. Hugo Hergesell, ein Bruder des in Bad Liebenzell wohnhaf­ten Prof. Hergesell, unter ungewöhnlichen Ehrungen seinen 70. Geburtstag. Hergefell ist der erste Vertreter der sero­logischen Wissenschaft, die sich die Erforschung der höheren Schichte» unserer Lufthülle zur Aufgabe gemacht hat, und genießt in -er ganzen Welt einen hervorragenden Ruf. Er hat sowohl für die Wissenschaft als auch für die Praxis Gro­ßes geleistet und als Pionier in den weiten und unbegrenz­ten Gebieten der Luftschiffahrt bahnbrechend gewirkt; ihm gelang es, die Meteorologie zu einer Physik der Atmos^äre zu entwickeln. Die systematische Untersuchung der Passate und der Vorgänge im Polarmeer sind in erster Linie ihm zu verdanken. Vertreter der Retchsregierung wie der Wis­senschaft des In- und Auslandes ehrten den Jubilar in einer Festfeier zu seinem 70. Geburtstag. Professor Hergefell nannte hiebet als drei noch von ihm zu lösende Aufgabe« folgende: Wissenschaft und Praxis, di« teilweise noch ausein­andergingen, zu vereinigen, in den großen Höhen der Stra­tosphäre Flugzeuge für regelmäßige wissenschaftliche Beob­achtung zu betreiben und endlich den internationalen Wetter­dienst noch weiter auszubauen. Zum Geburtstag des Ge» hetmrats hat der Reichspräsident folgendes Hand­schreiben übersandt:

Sohr geehrter Herr Geheimratl Zu Ihrem morgigen 70. Geburtstag sende ich Ihnen in dankbarer Anerkennung Ihrer bahnbrechenden Verdienste um die Erforschung der freien Atmosphäre und ihre Nutzbarmachung für die Luft­fahrt herzliche Glückwünsche. Möge es Ihnen vergönnt sein, noch lange Jahre Ihr von so großem Erfolg begleitetes Wir­ken fortzusetzeu.

Unwetter im Bodenseegebiet.

Nach einem Bericht aus Konstanz hat im Bobenseegebiet ein schweres Gewitter getobt. Recht unerfreuliche Meldungen liegen besonders vor aus den Amtsbezirken Stockach und Ueberlingen. In Stockach ging ein wolkenbruchartiger Re­gen, vermischt mit Hagel, nieder. Um halb 8 Uhr schlug der Blitz in den Turm der katholischen Kirche, ohne jedoch Scha­den anzurichten. Im Bezirk und in der Stadt Ueberlingen wütete das Unwetter ganz ungewöhnlich. Eine Viertelstunde fiel dichter Hagel in der Größe von Taubeneiern, der in den Gärten und an den Blütenbä'umen starke Zerstörungen au- richtete. In den Straßen der Stadt floß das Wasser infolge des strömenden Regens in Bächen. In der Sufogasse führte der Mtthlenkanal eine Menge Geröll mit sich, sodaß die Röh­ren verstopft wurden. Die Wassermassen durchbrachen den Schacht und untergruben eine Mauer, die einstürzte. Die Feuerwehr mußte alarmiert werden und helfend eingrei- fen. Menschenleben kamen dabei nicht zu Schaden.

Ein Urenkel Schillers wegen Versicherungsbetrugs angeklagt.

Vor dem Großen Schöffengericht Würzburg hat sich der 64jährige Schriftsteller und Kunsthistoriker Alexander von Gleichen-Rußwurm, ein Urenkel Schillers, wegen Versiche­rungsbetrugs zu verantworten. Es handelt sich um ein« mysteriöse Perlen-Halsbandgeschichte, die seinerzeit großes Aufsehen erregte. Baron von Gleichen-Rußwurm schickte am 17. Oktober 1S2S ein Perlenhalsband, das er zuvor bet der Versicherungsgesellschaft Agrippina in Köln mit 66 000 Rm. versichert hatte, nach München, wo es von einem Juwe­lier umgearbeitet werden sollte. Als man in München das Paket öffnete, befand sich darin an Stelle der Kette eine tote Maus. Seine Ansprüche, die der Baron gegen die Versiche­rungsgesellschaft und gegen das Postamt stellte, nahm er erst zurück, nachdem das gerichtliche Verfahren eingeleitet würbe. Die Anklage geht dahin, daß er, um in den Besitz der Ver­sicherungssumme zu kommen, nicht das Perlenhalsband, son­dern die tote Maus abgeschickt habe.

Unwetterschädeu i» der Grenzmark PosenWestpreutze«.

Die Provinz Grenzmark PosenWestpreußen wurde von schweren Gewittern heimgesucht. Im Kreis Deutsch-Krone ging ein Hagelwetter nieder, wie es seit Jahren nicht vorge­kommen ist. Die besten Fluren wurden vernichtet. Im Netzekreis fuhr der Blitz in einen Viehstall und tötete meh­rere Schweine, über Krojanke ging ein schweres Gewitter nieder mit molkenbruchartigem Regen, der im Bahnhof­viertel umfangreiche Überschwemmungen hervorrief. In Herzberg ereignete sich während des Unwetters ein bedau­erlicher Unglücksfall. Ein Bauernfuhrwerk wurde bei der Rückkehr aus dem Wald vom Gewitter überrascht. Beim Durchgehen der Pferde stürzten Mutter und Sohn vom Wa­gen und wurden überfahren. Die Frau hatte so schwere in­nere Verletzungen erlitten, daß der Tod bald darauf eintrat.

Raubüberfall i« einem polnische« Z«g>

Wie aus Sielce gemeldet wirb, drang ei« maskierter Räuber bei der Station Olkusz tu ei« Abteil eines Perso- nenzuges ein und zwang dt« Reisenden, ihre Wertsache« herauSzugebe«. Als einer -er Fahrgäste Widerstand leiste« wollte, wurde er von dem Banditen durch drei Revolver» schliffe getötet. Der«ber konnte bisher «och nicht er­mittelt werden.

Sieben Personen in einer Grotte verschüttet.

Aus Rom wirb berichtet: Durch et« heftiges Gewitter wurde in einem Wald bet Lasst» tu der Näh« der bekannte« B ene b ikt i n«r-M t et Mmt» EM« et« Grotk vom Sturm

und von de« Wassermaflen eingerissen, in der siebe« Perso­nen, Köhler und ihre Kinder, vor dem Unwetter Schutz ge­sucht hatten. Alle sieben Personen, fünf Erwachsen« und zwei Kinder, fanden unter den Gesteinsmassen den Tod. Bis­her konnte» noch nicht einmal alle Leichen geborgen werden.

Explosion im rumänische« Erdölgebiet.

Im Erdölgebiet bei Moseni erfolgte «ine schwere Explo­sion auf einer Sonde der Romana-Americana-Gesellschaft. Infolge der Explosion wurde das Bohrmaterial 300 Meter in die Höhe geschleudert. Bevor Hilfe kam, breitete sich daS Feuer auf mehrere Sonden der Astra Romana und der In­dustrie Roumaine du Petrol aus, die völlig vernichtet wur­den. Auch die in der Nähe befindlichen Bürogebäude meh­rerer Petroleumgesellschaften wurden zerstört. Der Brantn ist auf seinen Herd beschränkt, dauert aber noch fort. Der Schaden beträgt bisher mehr als 20 Millionen Lei.

Eine Autostraße mit Stahlbettrmg.

In Colnbrook, einem Vorort von London, ist eine neue Autostraße dem Verkehr übergeben worden, die nach ganz neuen Gesichtspunkten gebaut worden ist. Die Ränder der Straße find von Stahlbändern eingefaßt, die durch weitere, kreuzweise übereinander geführte Stahlstreifen miteinander verbunden find. Die Zwischenräume des so entstandene» Netzwerkes find mit einer Afphaltmasse ausgegossen. Der neue Straßentyp ist den Anforderungen des stärksten Last­kraftwagenverkehrs gewachsen und zeigt «ine außerordent­lich groß« Widerstandskraft.

Ei« Taucherrekorb.

Im Marmarameer auf der Höhe von Tasla wurde et« von der türkischen Kriegsmarine bestellter deutscher Tiessee- taucher geprüft. Der Taucher kam bis auf 200 Meter unter den Wasserspiegel. Die größte von einem Taucher bisher erreicht« Tiefe betrug 136 Meter.

^ ^ - Die arabische Lachpflanze.

Eine der merkwürdigsten Pflanzen, die wir kennen, ist unzweifelhaft die in Arabien heimische Lachvslanze, die ihre» Namen einer sonderbaren Eigenschaft versankt. Die nur mittelgroße Pflanze trägt hellgelbe Blüten, aus denen sich j» zwei bis drei Samenkörner entwickeln. Diese Körner werde» von den Arabern getrocknet, zu feinem Pulver zerriebe» und alsdann wie der bekannte Schnupftabak geschnupft. Wer ein» Prise dieses Pulvers nimmt, empfindet die gleiche Wirkung als ob er Lachgas eingeatmet hätte; er muß «luernd lache» beginnt zu tanzen und zeigt auf jede Weise, daß er sich in sechs gehobener Stimmung befindet. Nach einiger Zeit folgt de» übertriebenen Heiterkeitsausbrüchen eine Reaktion, die z» tiefem Schärfe Mrt.

Württ. Landtag

Finanzfrage« im Finanzansschntz.

Im Finanzausschuß wurde beim Etatkapitel 86 ein Ge­setzentwurf mitbehandelt Letr. Änderungen in den LandeS- steuergesetzen, die dringlich sind und im Ergebnis mit dem Entwurf -es SteuervereinHeitlichungsgefetzes nicht tm Wi­derspruch stehen. Finanzminister Dr. Dehlinger betont«^ baß die Frage znr Entscheidung stehe, ob die solide Finanz- gebarung des Landes Württemberg fortgesetzt werde oder ob die Entwickelung wie im Reich vor sich gehen solle. Di« sozialdemokratische Auffassung sei irrig, daß im Etat noch erhebliche stille Reserven stecken. Der Minister besprach di« Frage des Lastenausgleichs zwischen den Gemeinden und dem Lande. Eine Änderung im bestehenden Verhältnis müsse er ablehnen, nachdem die Regierung bei der Straßen- und Für­sorgelast den Gemeinden und Amtskörperschafteu entgegeu- komme. Württemberg begnüge sich mit dem niedrigsten An­teil an de» Katastersteueru. Das werde immer verschwie­gen, falle aber beim Lastenausgleich entscheidend ins Gewicht, Der Minister will sich mit allen Kräfte» dagegen stemmen, daß die Finanzlage des Staates verschlechtert wird. Er müsse sonst die Konsequenzen ziehen, da er die Verantwor­tung in solchem Falle nicht mehr zu tragen vermöchte. Et« Redner des Bauernbundes und des Zentrums erklärte» ihre Zustimmung zu dem Abänderungsgesetz und bespräche» verschieden« Stenerfragen. Finanzminister Dr. Dehlinger erklärte, daß die Einnahmen aus der Biersteuer noch in der Luft hänge«. Das Reich habe aber dt« Auflassung, daß die bisherigen Leistungen an die drei süddeutschen Länder ent­gegen dem Urteil des Reichsgertchtshofes fortzugewährea feien. Gegen ein« Erhöhung der Kraftfahrzeugsteuer um 100 000 Mark habe die Regierung nichts einzuwenben. Vo» sozialdemokratischer Seite würben mehrere Anträge gestellt. Angenommen wurde dabei der Antrag, die Kraftfahrzeng- steuer auf 7 200 000 Mark zu erhöhen. Ein demokratischer Redner hob hervor, daß vielfach über die Verhältnisse gelebt werde und bas Volk sich über die tatsächliche Lag« noch nicht klar fei. Das gelte für die Gemeinden wie für die Allgemein­heit. Ein Redner des Bauernbundes sagte, daß auf dem Lande mehr gespart werde als in den Städten. Finanz- minister Dr. Dehlinger wies nach, daß die Finanzen der Städte Stuttgart und Ulm in bester Ordnung seien trotz der Umlage von 16 Prozent. Hieraus ergebe sich ohne weiteres die Haltlosigkeit der gegen den Staat erhobenen Vorwürfe. Angenommen wurde auch ein Antrag des Bauernbundes, das Staatsmintsterium zu ersuche«, dem Landtag rechtzeitig vor dem 1. April 1S30 Maßnahmen vorzuschlagen, wodurch di« weit über den Durchschnitt hinansgeHende» Umlagen der leistungsschwachen Gemeinden herabgesetzt werde». Das Ab­änderungsgesetz zu den Landessteuergesetze« wurde i« de» Artikel« 17 nach dem Entwurf angenommen. Beim Ka­pitel 74 Staatsschuld erklärte der Berichterstatter, daß dt» 1,6 Millionen Mark Zinse» zu Unrecht tn den Etat ausge­nommen worden feien, da der Staat keine Schulden Hab«. Der Finanzminister erwidert«, daß tm Fall« der Aufnahm« einer Anleihe der Zinfenvetrag notwendig sei. Ferner teilte der Finanzminister mit, daß »och verschiedene AufrvertungS- prozefse schwebe», auch solche zwischen dem Staat «ub der Stadt Stuttgart. Die Prozesse ruhen zurzeit, weil «tu neue» Reichsgesetz abgewartet werden soll. Es handelt sich dabet mu Ht» Frage Her Bef ri edigung Wer«« Renten« MrsiM,

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