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Nr. 134. ,sr,,-s v>»«>. Amts- und Anzeigeblatt für dm Oberamtsbezirk Calw.

91. Jahrgang.

O«tch«i»ungrweise: Smal wSchentllch. Anzrigrnprri«: Im Obrramts. t^trk Calw sür dt« einspaltige BorgiSzeil« 10 Psg-, außerhalb derselben 12 Pfg-, Mektaineu LS Psg. Schluß sür Jnseratannahme 10 Uhr vormittags. Leteson g.

Samstag, de» 1V. J«ui ISIS.

Ve-ugSpreiS: In der Stadt mtt LrLgerlohn Mk. 1LS viertelsührlich,

'tlr den OrlS- und Nachbarortsverkedr Mk. 1.20, im Fernverk^ esteügeld in Württemberg SO Pfg., m Bayern und Reich 4L Pfg.

Mk. 1.30.

Die wirtschaftliche Blockade Griechenlands.

Die schwierige Lage Griechenlands.

beit die Nieroerbandstruppen sich in Saloniki einge- nistet haben, angeblich zu Hilfe gerufen von der damaligen griechischen Regierung unter Nenizelos, hat Griechenland jeden Tag beinahe eine weitere Verletzung seiner Neutrali­tät durch die Entente erfahren. Nicht nur, daß so ziemlich alle seine im Mittelmeer und im Aegäischen Meer liegenden Inseln als Berpflegungsstationen und Flottenstützpunkte der Ententevorläufig" besetzt wurden, die Alliierten nahmen auch das neuerworbene Griechisch-Mazedonien in Besitz, mit dem Vorwand, daß sie von hier aus den Serben zu Hilfe kommen würden. Griechenland habe entgegen seinem Bünd­nisvertrag die Serben nicht unterstützt, deshalb sei es nicht mehr als recht und billig, daß es die Unterstützung der Ser­ben zulasse. Es scheint nun, daß tatsächlich Venizelos, als er noch am Ruder war, mit der Entente gewisse geheime Vereinbarungen eingegangen war, über die der König nicht unterrichtet worden sein soll, weswegen der Ministerpräsident ja auch dann gehen mutzte. Auf diese Vereinbarungen haben sich aber die Alliierten berufen, als sie in Saloniki landeten, trotzdem die neue griechische Regierung die Politik Vent- zelor' desavouiert hatte. Für Griechenland bestand nur der Ausweg, Krieg oder Unterwerfung. Die griechische Regie­rung hat letzteren Weg gewählt, und zwar in Form formeller Proteste, die sie bei jeder Verletzung ihrer Hoheitsrechte wiederholte. Um nun das in der Neutralität beharrende griechische Volk vollständig in die Hand zu bekommen, wurde der Plan verfolgt, das Land wirtschaftlich kaltzustellen, in­dem man nach Belieben, selbst in den griechischen Gewässern die griechischen Waren beschlagnahmte, und jo die Verpfle­gung des Landes fast unmöglich machte. Selbst der Nah­rungsmittelverkehr wurde aufs schwerste behindert, so datz tatsächlich hier und dort auch große Lebcnsmittelnot eintrat. Durch alle diese Mittel lieh fich aber die griechische Regie­rung, hinter welche das Heer und der größte Teil des Volks fich auf alle diese Gewalttätigkeiten hin fest gestellt hatte, nicht dazu verleiten, aus ihrer militärischen Neutralität herauszutreten, und das wohl umso weniger, als die Erfolge des neuen Bierbundes auf dem Balkan und auf allen Haupt­kriegsschauplätzen keineswegs dazu angetan waren, daß man sich hätte vertrauensvoll in die Arme der Entente werfen können. Das Schicksal Belgiens, Serbiens und Montenegros stand den Griechen zu lebhaft und zu nahe vor Augen. Als dann aber die griechische Regierung den Transport der ser­bischen Heeresreste von Korfu nach Saloniki auf dem Land­weg verweigerte und weiterhin die strategische Sicherung der deutsch-bulgarischen Truppen an der griechisch-mazedoni­schen Grenze durch Besetzung eines griechischen Festungswerks zulietz, weil sie selbstverständlich mit Rücksicht auf die Mittel­mächte nicht anders handeln konnte, nachdem sie sich schon unzählige Neutralitätsverletzungen zu Ungunsten dieser Mächtegruppe hatte gefallen lassen, da kündigten die En­tenteregierungenim Hinblick auf das Verhalten der grie­chischen Regierung"vorbeugende" Maßnahmen gegen dieses Land an, die nun jetzt zur Ausführung gekommen sind, in Gestalt einer richtige« Blockade Griechenlands, die es ver­hindern soll, fich mit den notwendigen wirtschaftlichen Mit­teln zu versehen, und die also wahrscheinlich auch die Rah- rungsmittelzufuhr von der Seeseite her abschnciden soll. Die­ses schärfste Erpressungsmittel der Entente, das von einer Kriegserklärung nicht mehr gut zu unterscheiden ist, läßt sich nur als Babanquefpiel erklären. Die schwierige militärische Lage hatte naturgemäß das Vertrauen der noch neutralen Balkanstatten auf die Entente auf den Gefrierpunkt Herab­finken lassen. Diewiderspenstige" Haltung Griechenlands hatte auch auf Rumänien abgefärdt, das fich sogar, ganz im Widerspruch zu seinem anfänglich der Entente sehr freund­lichen Verhallen, in einen Wirtschaftsvertrag mit den Zen­tralmächten eingelassen hatte, der den Plan unserer Gegner, uns wirtschaftlich vollständig einzuschnüren, gerade an einem feiner wichtigsten Punkte, gegen den Orient zu, durchlöchert hatte. Die neueste Schwenkung Rumäniens war umso ein­

drucksvoller, als man diesen Staat schon sicher auf das En- tentekonto glaubte rechnen zu dürfen, weil erstens Rumänien entgegen seinem Bündnisvertrag nicht sofort an die Seite der Zentralmächte getreten war, und weil man auch hier die Nationalitätenfrage als gute Lockspeise glaubte aus­nützen zu können. Nun ist ja richtig, daß Rumänien seinen Bündnisvertrag nicht eingehaltcn hat, unter dem Vorwand, der BLndnisfall sei nicht gegeben, weil es sich um keine reine Verteidigung handle, in Wirklichkeit aber die rumäni­schen Staatsmänner der Ansicht waren, daß sich die Zentral- mächte gegen eine solche mächtige Koalition nicht würden halten können, und wohl auch im hintersten Winkel ihres Herzens deshalb, weil sie es Oesterreich-Ungarn verübelt hatten, daß es sich im Baltankrieg auf Bulgariens Seite ge­stellt hatte, während Rumänien gewissermaßen als Konkur­rent Bulgariens auf dem Balkan austrat. Selbstverständlich hatte auch die Propaganda der Ententcagenten und deren Presse nicht die kleinste Rolle gespielt. Es scheint auch, daß man in Bukarest über den zu erwartenden Treubruch des italienischen Bundesgenossen unterrichtet war. Als nun wider Erwarten sich das Kriegsglück zu grinsten der Zentralmächte wendete, und für Rumänien die Gefahr heraufwuchs, im Fall« feines Eingreifens aus der andern Seite zum Schlacht­feld der europäischen Heere zu werden, da wendete es seine Politik, und konnte die neue Haltung auch gefahrloser vor­nehmen, da es infolge seiner geographischen Lage weniger als Griechenland der Willkür der Entente preisgegeben war. Der Vierverband hat deshalb auch den wirtschaftlichen Ver­trag mit den Zentralmiichten hinnehmen müssen.

Bor dieser politischen Situation stand nun der Vier­verband, als er sich jetzt zum Vorgehen gegen Griechenland entschlossen hat. Es verlautet, es seien Pläne im Entente­lager zur Erörterung gestanden, namentlich zwischen Eng­land und Rußland, die ein engeres Zusammenwirken auf dem Balkan zum Gegenstand gehabt hätten, und die ein­mal scharfe Maßnahmen gegen Griechenland und wenn mög­lich auch gegen Rumänien bezweckten, um diese Staaten von der immer mehr in Erscheinung tretenden Hinneigung zu den Zentralmächten abzuhalten. Der Anfang ist also ge­macht, und vielleicht soll die russische Offensive mittelbar auch aus Rumänien wirken. Es fragt sich nun, was Griechen­land tut. Wohl hört man. dah es sich diesen neuesten Ee- waltstreich der Entente nicht gefallen lassen will, aber so wie die Dinge liegen, ist doch eher anzunehmen, daß die griechische Regierung nicht zum Aeußersten geht. Darauf deutet schon die Entlassung der 12 ältesten Jahrgänge des griechischen Heeres hin, womit die Regierung der Forderung der Entente nach Deinobilisation des Heeres sehr weit ent­gegengekommen ist. Die Neutralen aber haben doch wieder einmal ein Schulbeispiel davon, wie die Entente denSchutz der kleinen Nationen" auffaßt. 0.8.

Die wirtschaftliche Blockade Griechenlands.

(WTB.) Athen, 9. Juni. (Reuter.) Obwohl noch keine amtliche Kundmachung vorliegt, glaubt man, datz die Blockade der griechischen Handelsflotte seit 7. Juni in Kraft sei. In Schiffahrtskreisen in Piräus habe der plötzliche Schlag eine niederschmetternde Wirkung ge­habt. In amtlichen Kreisen herrsche fieberhaft Tätigkeit. Der Ministerpräsident sei in ständiger Fühlung mit dem König.

(WTB.) London, 9. Juni. (Reuter.)Daily Tele­graph" meldet aus Saloniki: Alle griechischen Dampfer, die auf dem Weg «ach einem griechischen Hafen ange­troffen werden, werden nach Malti oder nach französi­schen Mittelmeerhäfen geschickt. Man weih hier nichts sicheres, was die Alliierte» von Griechenland verlang­ten. ehe sie die Handelsblockade anwandten, es wird aber von maßgebender Seite versichert, dah die sofortige Demobilisierung der Armee zu diesen Forderungen ge­hört«.

(WTB.) Amsterdam, 9. Juni. DieTimes" melden aus Athen, die dortigen Blätter berichten, dah die Fe­tischen Kriegsschiffe, die bei Phaleron signalisiert wur­den, de» griechische» Schiffen verwehrte«, in den Piriiu» und in die Häfen von Syros-Milos einzufahren, oder ste zu verlassen. Man glaubt infolgedessen, datz die Blockade schon in Kraft ist. Nach der Besetzung des Forts Rüpel teilten die Gesandten der Entente der griechischen Re- gierung mit, dah die Folgen ernst sein würden, wenn den deutsch-bulgarischen Truppen gestattet würde, weiter auf griechischem Gebiete vorzudringen.

Die Entente und Griechenland.

Berlin, 10. Juni. Wie dasBerliner Tagchiatt" aus Genf erfährt, wird noch einer Meldung des Lyoner Progres" in Athen versichert, datz infolge diplomati­scher Schritte und Besprechungen zwischen den Eenevü«, Sairvail und Moschopulos die griechische» Truppe« »mr Saloniki in ihren Garnisonen bleiben werde«.

Derjagung griechischer Schisse ans England.

(WTB.) Rotterdam, 9. Juni. Ein hiesiges Biatt berichtet aus London, daß 20 griechischen Schiffe» in englischen Häfen die Lieferung von Dunkerkdhlen ver­weigert wurde. Sie mußten die Docks räume», »» für andeve Schiffe Platz z« machen.

Demobilisatio« von 12 Jahrgängen in Griechenland.

(WTB.) Athen, 9. Juni. (Reuter.) Der Minister- rat beschloh gestern, ein Dekret zu veröffentlichen, durch das die 12 ältesten Jahrgänge, die unter den Fahnen stehen, entlassen werden.

Die Lage auf den Kriegsschauplätzen.

Die deutsche amtliche Meldung.

(WTB.) Großes Hauptquartier, 9. Juni. (Amtlich.) Westlicher Kriegsschauplatz. Unsere Artillerie brachte bei Lihon (südwestlich voa Perouue) feindliche M»- nitiouvlager zur Entzündung, sie beschoß feindlich« Lager und Truppentransporte im Bahnhof Suippes (iu der Cham­pagne), und hatte auf dem westlichen Maasuser sichtlich gute Erfolge gegen französische Batterien, sowie gegen Infanterie und Laftkraftwagenkolonneu. Rechts der Maas schreitet der Kampf für uns günstig fort. Feindliche mit starke» Kräften geführte Gegenangriffe im Gehölz von Thiaumout und zwischen Chapitrrwald und der Feste Baux brachen a»»- nahmslos unter schweren feindlichen Einbußen zusammen. In den Bogesen, östlich von St. Di^> gelang es durch Minen­sprengungen ausgedehnte Teile der feindlichen Gräben z» zerstören.

Oestlicher und Balkankriegsschauplatz. «ei den deutschen Truppen keine verändern«-.

Die U-Boottätigkeit im Mai.

(WTB.) Berlin, 9. Juni. Im Monat Mai würbe» durch deutsche und österreich-ungarische Unterseeboote und durch Minen 88 Schiffe des Bierverbands mit einem Bruttogehalt von 118 8VÜ Registerto«»en versenkt. Der Chef des Admiralstabs der Mariae.

Dorpostevgefecht an der flandrischen Küste.

(WTB.) Brügge, 9. Juni. Am 8. Juni, morgens fand vor der flandrischen Küste ein Artilleriegefecht auf grohe Entfernungen zwischen Borpostenboote« and feindlichen Monitoren «ud Zerstörern statt. Mehrere unserer Geschützsalven wurden als gut deckend beob­achtet. Der Feind zog fich darauf in der Richtung Dün­kirchen zurück. Die deutschen Stteitkväste erlitten keiner­lei Beschädigungen. Nachmittags wurde von einem un-