Die von de» deutschen geretteten englischen Seeleute.
MTB.) Berlin- 7. Juni. (Amtlich.) Nach der Seeschlacht beim Skagerrak sind von deutschen Seestreit- t rüsten eingebracht worden: Von „Queen Mary" 1 Fähnrich, 1 Mann; von „Indefatigabl-e" 2 Mann; von „Tipperary" 7 Mann, davon 2 verwundet; von „Nestor" ;! Offiziere, 2 Deckoffiziere. 75 Mann, davon 6 verwundet; non „Nomod" 4 Offiziere, 68 Mann, davon 1 Offizier und lO Mann verwundet; von „Turbulent" 14 Mann, alle verwundet, diese insgesamt 177 Engländer wnrven von unseren kleinen Kreuzern und unseren Torpedobooten gerettet. (Auch ein Beweis, daß unsere Flotte nicht geflüchtet ist.)
Das Linienschiff .König-.
Wie die „Kieler N. Nachr." Mitteilen, hat das Unieaschiff „König" bet der Schlacht in der Nordsee im Kampfe gegen Las englische Srotzkampfschiff „Warspite" gestanden und durch gute, schwere Treffer eine ungeheure Explosion auf dem feindlichen Schiffe verursacht, das kurz darauf sank. Das deutsche Linienschiff „König" gehört unserer neueste«, fertigen Stnieuschiffklafse an und wurde in Wilhelmshaven a« 1. März 1913 von dem König von Württemberg als Vertreter des deutschen Königtums getauft und vom Stapel gelassen. Die Einreihung des Schiffes in die deutsche Kriegsmarine erfolgte im August 1914. Die Besatzung des Linienschiffs besteht wesentlich an- Württembergeru.
Bon den Neutralen.
Die Machenschaften der Entente in Griechenland.
MTB.) Bern, 7. Juni. Der Mailänder „Secolo" meldet aus Saloniki: Der Vicrverband hat gestern die Blockade Aber die griechischen Küsten verhängt.
(WTB.) Bern, 7. Juni. „Corriere della Sera" schreibt, es scheine, daß eine wirkliche Blockade ganz Griechenlands nicht beschlossen sei, denn sonst hätte auch Italien befragt werden müssen (!!), was nicht geschehen sei. Die Maßregel werde sich wahrscheinlich nur auf das Tätigkeitsgebiet der Alliierten erstrecken. Die Mailänder Blätter melden aus Saloniki: Die Hafcnbehörden haben die amtliche Mitteilung von der Handelsblockade der griechischen Häsen bekommen. Kein griech. Schiff dürfe die hellenischen Häfen verlassen.
Athen. 8. Juni. (Reuter.) General Sarrails Forderung, daß Oberst Messala und zwei andere Offiziere aus Saloniki abberufen werden sollen, wird als unstatthafte Einmischung eines ausländischen Offiziers in die Angelegenheiten der griechischen Armee betrachtet. Die Regierung nimmt in dieser Angelegenheit eine sehr feste Haltung ein. Skuludis besuchte gestern den britischen Gesandten.
Budapest, 7. Juni. Einer Athener Drahtung des Buda- pcster Abendblattes zufolge erregt in der griechischen Hauptstadt ein bedeutsamer Zwischenfall, der sich in der letzten Sitzung der Kammer ereignete, großes Aufsehen. Als ein Abgeordneter der Theotokis-Partei von den Hebelgriffen
6« Von Inan von Ser Asrmltsnte
von A. W. Zscovr
7. Fortsetzung. (Nachdruck verboten.)
DrittesKapitel.
Hinter Blankenese kam Kapitän Blohm, dem Fritz gemeldet hatte, daß die Luft rein wäre, an Deck und übernahm das Kommando, wobei er das Unbehagen, das auf ihm lastete, hinter einer besonders herrischen Miene verbarg. Mit steigendem Unmut bemerkte er, daß der Steuermann sich mehr wie ein Helfershelfer als wie ein Untergebener benahm, und daß die Leute öfter nach ihm hinschielten als nötig oder wünschenswert war.
„Sagte ihr, wir segelten nach Frankreich," flüsterte ihm der Steuermann bedeutungsvoll zu.
„Ihr?" sagte Blohm kurz. „Wem?"
„Dem Fräulein, das du nicht sehen wolltest," sagte Brodersen aufgebracht.
„Du bist nicht recht bei Tröste, Paul," sagte Blohm gähnend. „Sollte ich etwa aufstehen und mich anziehen, um mir irgend ein junges Mädchen anzusehen, das du dir an Bord einzuladen beliebtest!"
,^>der sie gar durchs Sprachrohr anzubrüllen," erwiderte Brodersen, ihn fest anblickend.
„Was war sie denn für 'ne Art von Dirn?" fragte Blohm, indem er eifrig nach der anderen Seite blickte.
„Sah wie ein Mädchen aus, das entschlossen ist, den Mann zu finden, den sie sucht, und sollte es zehn Jahre dauern," antwortete der Steuermann bissig. „Fünf Mark will ich wetten, daß nicht sechs Wochen vergehen werden, bis sie ihn gefunden hat, diesen Herrn Riedel, oder wie er sonst heißen mag."
des Bierverbands gegen Griechenland sprach, unterbrach ihn der Minister des Innern, Gonaris, mit folgenden Worten: Die Usurpatoren werden nicht mehr länger sich auf griechischem Boden Herumtreiben. Lebhafter Beifall folgte den Worten des volkstümlichen Staatsmannes.
(WTB.) Mailand. 7. Juni. Der Korrespondent des „Secolo" in Saloniki bemerkt zu der Verhängung der Blockade über Griechenland, sie könne genügen, um Griechenland zu einer richtigen Einschätzung der eigenen Interessen zurückzubringen da die Teuerung aller Lebensmittel direkt unerträglich geworden sei. In Athen eingetroffene Pariser Nachrichten, wonach Frankreich, England und Rußland infolge des deutsch-bulgarischen Vormarsches auf griechischem Gebiet energische Maßregeln zur Aufrcchterhaltung der griechischen Verfassung (!) ergreifen wollten, hätten in Athen große Bewegung hcroorgerufen. Einige glauben, daß die Maßnahmen, falls die griechische Regierung sich ihnen widersetzcn sollte, selbst Las Königshaus in ernste Verlegenheit bringen könnten. Dasselbe Blatt meldet ferner: Die Lage in der griechischen Hauptstadt ist kritisch Die Minister halten fast ununterbrochen Beratungen ab. Die veni- zelistische Presse greift die Regierung aus das heftigste an. Venizelos beschuldigt den Eeneralstab offen, den Boden für ein deutsch-griechisches Bündnis vorbereitet zu haben. Venizelos fügt hinzu, da die Regierung über ein mobilisiertes Heer verfüge, sei sie bereit, die Aeutzerungen des Volkswillens zu unterdrücken.
Schweden.
(WTB.) Stockholm, 6. Juni. Der Reichstag faßte gestern über die verschiedenen Berteidigungsfragen Beschluß. In Uebereinstimmung mit der Regierungsvorlage wurden für dieses Jahr 75 Millionen Kronen zur Reutralitätsvertcidigung bewilligt. Ferner beschloß der Reichstag die Bewilligung von sofort disponiblen Mitteln für gewisse dringende Verteidigungszwecke und sprach außerdem auch die Hoffnung aus, daß gewisse andere Verteidigungsbedürfnisse baldigst gebührend vorbereitet und geprüft werden. Während der Debatte wurde von verschiedenen Parteien betont, daß durch die Beschlüsse der Wille Schwedens, sein Sclbftbestimmungs- recht und seine Neutralität zu verteidigen, ausgesprochen werde.
Eine niederländische Stimme
gegen die Ententeheuchelei
Amsterdam, 6. Juni. „Nieuws van den Dag" fühlt sich veranlaßt, in einem Leitartikel gegen Vorwürfe aufzutreten, die in der französischen Presse den Niederlanden gemacht wurden, vor allem aber wegen einer Stelle im „Temps", ie folgendermaßen lautet: Die Völker, die die Ehre, an dem Triumph des Rechts über die brutale Gewalt mitzuarbeitcn, ihrer Ruhe zum Opfer gebracht haben, müssen es sich versagen, andere, die ihr Blut für die Zivilisation vergießen, aufzufordern, die Waffen niederzulegen, ehe sie ihre Arbeit vollbracht haben. „Nieuws van den Dag" fragt: Wer hat seit Ludwig XIV. fortwährend das Gleichgewicht
Europas bedroht? Zugegeben, daß der deutsche Mili-- taris jetzt eine Gefahr ist, glaubt der „Temps", daß Holland das Napolconische Regime vergessen hat, von dein unsere Großeltern noch zu erzählen wußten, nicht ohne vor dem Gedanken an die französische Zeit zu schaudern. Müssen wir dem „Temps" die französische diplo malische Geschichte aus der Periode Napoleon IN. in Erinnerung bringen, oder ihn an gewisse Intriguen Del- cassäs erinnern, oder müssen wir ihn auf den Fortbestand des französisch-russischen Bündnisses, nachdem die französisch-englische Entente eingegangen worden war, verweisen, was in Deutschland natürlich als fortwährende Bedrohung betrachtet wurde und zweifellos sehr dazu deigetragen hat, daß dieser Krieg sich nicht verhindern ließ. Hat der „Temps" vergessen, wie England und Frankreich sich das beste Kolonialgebiet erwählt, unter sich verteilt haben, und wie England und Italien in Afrika aufgetreten sind, um den Triumph des Rechtes über die brutale Kraft zu sichern? Es wäre zu wünschen, daß die niederländische Regierung dem „Temps" zum Trotz rasch die Friedensvermittlung in die Hand nähme. Glücklicherweise hängt letzten Endes die Entscheidung nicht von der französischen Presse ab, noch auch von Frankreich selbst, Las nicht einmal das Uebergewicht im Rate der Verbündeten besitzt.
Wilsons Friedensbestrebungen.
Berlin, 8. Juni. Wie das „Berliner Tageblatt" aus Lugano erfährt, sagt die vatikanische „Correspondenza", die Friedensvermittlung Wilsons scheine auf beinahe unüberwindliche Hindernisse zu stoßen. Dennoch dürfte Wilson im Einverständnis mit dem König von Spanien, der Königin von Honlland und Len skandinavischen Königen die Vermittlung im Juli mit größerer Energie wieder aufnehmen.
Vermischte Nachrichten.
Ehrungen des Reichskanzlers.
(WTB.) Berlin. 7. Juni. Amtlich wird mitgeteilt: Se. Majestät der Kaiser und König machte heute nachmittag dem Reichskanzler Dr. von Bethmann Hollweg einen länge ren Besuch.
(WTB.) Berlin, 7. Juni. Dem Reichskanzler sind, wie die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung" mitteilt, nach seiner Reichstagsredc aus allen Teilen Deutschlands so zahlreich« Glückwünsche zugegangen, daß es ihm leider unmöglich ist, allen Absendern für die Kundgebung ihrer patriotischen Ge sinnungen einzeln zu danken.
Strafe für Höchstpreisüberschreitung.
Berlin, 8. Juni. Zu einer Geldstrafe von 1S ÜVV Mark wurde gestern der Händler L. Pinczowski, Berlin verurteilt, weil er bei Metall-Lieferungen in 60 Fällen den festgesetzten Höchstpreis in verschleierter Form überschritten hatte.
Die irische Frage.
Rotterdam, 8. Juni. Der „Nieuwe Rotterdamjche Courant" meldet aus London: Der unionistische Rat von Ulster hat sich vorgestern in Belfast versammelt, um über die Vor-
„Nun schön," sagte Blohm sorglos.
„Das war ihr erster, aber nicht ihr letzter Besuch auf der „Möwe", denk' — an mich," sagte Brodersen feierlich. „Wenn sie auf die Suche geht nach diesem Schurken von Riedel-"
„Was?" unterbrach ihn Blohm scharf.
„Ich sage, wenn sie auf die Suche geht nach diesem Schurken von Riedel," wiederholte der Steuermann förmlich mit Behagen, „so kommt sie natürlich dahin, wo sie die letzte Spur von ihm hatte."
„Weiber denken nie nach," fuhr Brodersen in absprechendem Tone fort, „sonst müßte sie doch froh sein, solch einen verfluchten Schweinehund los zu sein."
„Was weißt du denn von ihm?" fragte Blohm.
„Kenne ihn nur aus ihrer Erzählung," sagte Brodersen, „als einen Mann, der ein junges Mädchen beim Kuchenbäcker stehen läßt und ihr einen Narrenspossen spielt. Und dafür wird er seine Strafe kriegen, das weiß ich auch. Er ist ein ganz rücksichtsloser, leichtsinniger Kerl, aber er hat auch gleichzeitig das beste Herz von der Welt, und ich denke, ich werde alles für ihn tun, was ich kann."
Blohm grinste vergnüglich in der schützenden Dunkelheit. „Na, was ich dir dabei helfen kann, Paul, das will ich gern tun," sagte er sanft. „Beim Frühstück wollen wir die Sache noch einmal überlegen."
Der Steuermann verstand den Wink; auch er hatte den Wunsch, allein zu sein. Er begab sich nach dem anderen Ende des Schiffes, lehnte sich über die Reeling und versank bald in behagliche Träumereien. Gleich dem Pharisäer dankte er Gott, daß er nicht so wäre wie andere Leute, und bei dem Gedanken an
j Käthe fühlte er sogar etwas wie Mitleid mit dem ! Schiffer und der scheußlichen Lage, in die dieser sich - gebracht hatte. Er blickte eifrig in der Richtung, wo i hinter ihm in der undurchdringlichen Finsternis die große Stadt lag, und fühlte eine neue Zuneigung für das Ungetüm in sich keimen in dem Bewußtsein, daß das Mädchen dort schlummerte.
Beim Frühstück saßen sich die beiden Männer zuerst schweigend gegenüber. Blohm aß so schnell und so viel, daß Brodersen sich zu einer unzarten Anspielung auf die Henkersmahlzeit eines Verurteilten veranlaßt sah.
„Mach Tür und Fenster zu," sagte der Schiffer schließlich, nachdem er die dritte Tasse Kaffee geleert hatte.
Brodersen gehorchte schweigend. Dann setzte er sich wieder und sah den Schiffer voll ironischer Ermattung an. Blohm tat Zucker in eine neue Taffe Kaffee, rührte ihn nachdenklich um und seufzte beweglich.
„Ich Hab mich selbst zum Narren gemacht, Paul," sagte er schließlich. „Auf Abenteuer war ich ja immer ein bißchen versessen, aber dies geht doch zu weit, selbst für mich."
„Aber wozu hast du dich denn mit ihr verlobt?" fragte Brodersen.
Blohm schüttelte den Kopf. „Sie hat sich gleich so schrecklich in mich verliebt," sagte er kläglich. „Sie ist die Wirtin zum „Frohsinn" in Wandsbeck. Der Vater hinterließ den Gasthof ihr allein. Sie beherrscht ihre Stiefmutter, ihren Bruder und alle Welt. Ich war wie ein Kind in ihren Händen. Du weißt ja, wie leicht ich zu leiten bin." (Fortsetzung folgt.)