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Nr. 88.

Amts- und Anzeigeblatt für den Oberamtsbezirk Calw.

91. Jahrgang.

ßrschetnrrngswels«: Smal wöchentlich. Unzeigenprett: ym Vderaml». jirk Lalw für die einspaltige vorgiSzeile 10 Pfg., außerhalb desselben 12Pfg., Pfg. Gchluß für Jnseratannahme 10 Nhr vormittags. Telefon 9

Freitag, den 14. April 1918.

B e>ug«pre<«: In der Stad« mit LrLgerlohn Mt I.2S vierteltdhrltch, Post» bezugsprei» für den Ort«- und Nachdaroriroerkebr Mt. 1.20. IM Fernverkehr Mk. I -90. Bestelltzeld in Württemberg go Pfg-, in Bayern und Reich «2 PfL»

Der deutsche A-Boolkrieg.

Die März-eute unserer U-Boote.

(WTB.) Berlin, 13. April. Amtlich wird mitge- leilt: Im M-onat Akärz 1916 sind 80 feindliche Handels­schiffe mit rund 207 000 Vruttoregistertonnen durch deutsche U-Boote versenkt worden oder durch Minen

verloren gegangen.

(WTB.) London, 13. April. Lloyds melden, daß der DampferAnfu" (3809 Tonnen) am 11. April tor­pediert wurde und sank. Ferner wurde der Dampfer Roberts Adamson" (3VVV Tonnen) torpediert und ver­senkt. Die Besatzung wurde gelandet.

England und der deutsche U-Boolkrieg.

Rotterdam, 13. April. Einer der größten englischen Meder, das Parlamentsmitglied Houston, erklärte laut Lokalanzeiger" einem Vertreter derDaily News", die Frage der Sicherung der britischen Handelsflotte sei so ernst, daß sogar die Frage der Bekämpfung derZep­peline" ihr gegenüber als bedeutungslos zu betrachten sei. Nicht nur hänge von der Beseitigung dieser Schwie­rigkeit der Preis der Lebensmittel für die ganze Na­tion ab, sondern es handle sich darum, ob cs überhaupt möglich sein werde, die Nation auf die Dauer mit hin­reichenden Lebensmitteln zu versorgen. Houston schätzt die Zahl der seit Anfang des Krieges aus verschiedenen Ursachen versenkten britischen Handelsdampfer auf 950 mit 3 500 080 Tonnen Laderaum. Schon jetzt werde ein Drittel dis zur Hälfte der Lebensmittel für England mit neutralen Schiffen nach England gebracht. Wenn es Deutschland gelänge, die neutrale Schiffahrt derart einzuschüchtern, daß jene den Verkehr mit England auf­gibt, über wie viel Schiffsraum würde England dann noch verfügen können? fragt Houston und fordert weiter, daß jedes Schiff, welches man für militärische Zwecke oder für die Kriegsflotte nicht dringend brauche, für den Handel sreigegeben werden müsse. Ferner ver­langt er, daß man in neutralen Häfen liegende deutsche Schiffe in den Dienst stelle. In Spanien z. V. liegen deutsche Schiffe, aber dieses Land führe Getreide von Australien auf britischen Schiffen ein. England soll diplomatische Abkommen schließen, um für jedes ver­senkte Schiff der Alliierten oder der Neutralen ein deut­sches Schiff in neutralen Häfen zu beschlagnahmen und weiter solle England jede Ladung, welche Besitz des Feindes ist, beschlagnahmen, gleichgültig unter welcher Flagge sie fährt. (DerLokalanzeiger" bemerkt hierzu: weiß denn Houston nicht, daß das seit langem geschieht?)

Genua, 13. April. Der hiesigeEecolo" berichtet, daß 90 000 Tonne» Kohle für Italien nicht in Genua und Savona eingetroffen sind, weil sie versenkt wurden.

DieTimes" über denSchreckensfeldzug".

London, 13. April. Heber die Tätigkeit der deutschen Tauchboote bringt dieTimes" einen Artikel, in dem es heißt: Während des Monats März, für dessen Beginn der neueSchreckensfeldzug" angekündigt worden war. sind 30 britische Dampfschiffe durch den Feind versenkt worden, was einen Berlust von mehr als K8VV« Tonnen mit sich bringt und ungefähr die Hälfte dieser Verluste ist auf Minen zurück­zuführen. Aber die Unterseeboote sind für den größten Teil dieses Schadens verantwortlich zu machen. Die Untersee­bootblockade von 1915 hatte wohl einigen Erfolg, aber im großen und ganzen war sie doch zwecklos, wenn man bedenkt, was ihr eigentliches Ziel war. Dieses führte sie zu Schwie­rigkeiten mit neutralen Mächten, die der Urheber des Unter­seebootkrieges, dieTimes" macht hiefür Herrn v. Tirpitz verantwortlich, überhaupt nicht kannte oder gar nicht vorausgesehen hatte. Die jetzige Tätigkeit scheint größer von Kraft zu sein und länger anzuhalten als bei früheren Gelegenheiten und die kann dann den Verbesserungen zuge­schrieben werden, die av de« deutsche« Unterseeboote« vor- r^iwmmcn worden sind. In den letzten 6 Monaten ist eine

kroße Zahl von Echiffsunglücken durch Minen verursacht worden und dies kann dadurch erklärt werden, daß die Un­terseeboote imstande sind, Mine« in lebhaft befahrene« Ge­wässern anszustreuen. Es muß zugegeben werden, daß einige der ;etzt im Gebrauch stehenden deutschen Unterseeboote eiue größere Wirkung haben als di« älteren.

DerTubanlia"-Fall.

(WTB.) Haag, 13. April. Das Marincdepartement teilt mit, daß der DampferWodan" am Dienstag, den 11. d. M. von der Untersuchung des Wracks derTuban- tia" nach Maaslouis zurückgekehrt ist. Das Deck liegt ungefähr 10 Meter unter der Oberfläche. Die Taucher untersuchten die Oberdecks und stiegen durch die er­wähnte Oeffnung in das Schiff. Reste eines Torpedos oder einer Mine wurden nicht gefunden. Es wurden auch keine Besonderheiten entdeckt, die Licht in die Sache bringen könnten. Aus einer anderen Quelle aber hat man sehr wichtige Anhaltspunkte für die vermutliche Ursache des Unglücks erhalten. Außer den schon in der Mitteilung vom Sonnabend, den 25. März, erwähnten Metallstücken, die in zwei Booten derTubantia" ge­funden wurden, wovon eines mit ziemlicher Sicherheit als Teil einer bronzenen Luftkammer eines Torpedos erkannt wurde, würden auch in einem anderen Boot derTubantia", das am t. April von dem niederländi­schen TorpedobootE. 3" nach Terschelling gebracht wurde. Metallstückc gefunden. Eines davon ist ein Stück von einem Torpedomechanismus und mit einer einge­preßten Nummer versehen, wodurch zusammen mit der Tatsache, daß, soweit bekannt, Torpedos mit bronzenen Luftkammern nur von der Firma Schwartzkopff ver­fertigt werden, vermutlich die Identität des Torpedos, das dieTubantia" getroffen hat, feststellbar sein wird. Um die Mitwirkung der deutschen Regierung zu diesem Zweck wurde ersucht.

(WTB.) Amsterdam, 11. April. DasHandelsblad" schreibt: Wenn die Sachverständigen mit der Annahme, daß dieTubantia" von einem Schwartzkopff-Torpedo getroffen wurde, recht hätten, so bestünden drei Möglichkeiten, näm­lich: 1) daß es nicht möglich ist, trotz der Nummer, die auf einem der Metallstücke gefunden wurde, herauszubekommen, welches Schiff diesen Torpedo benutzt hat, 2) die Nummer kann zu einem Torpedo gehören, der schon früher abgeschossen aber nicht explodiert ist, oder der in einem Unterseeboot auf­gespeichert gewesen ist, das den Engländern in die Hände gefallen ist, 3) der in Frage stehende Torpedo kann an ein deutsches Torpedoboot abgegeben und nicht in andere Hände gefallen sein. Bei der Ordnung, die in der deutschen Marine herrscht, ist die deutsche Regierung gewiß in der Lage und im Hinblick auf die sehr ernsten Konsequenzen auch zweifel­los gerne bereit, der niederländischen Regierung so deutliche wie mögliche Beweise zu liefern, damit unsere Regierung über die Antwort auf die Frage, ob die englische oder die deutsche Regierung uns über dasTubantia"-Verbrechcn falsch unterrichtet hat, keinen Zweifel mehr hegen kann.

DieTimes" jammert.

(WTB.) London, 13. April. DieTimes" melden aus Washington: Die vorsichtige Haltung des Präsiden­ten ist sehr natürlich, denn nur im Osten wird eine an­gemessene Aktion verlangt. Der Westen und Süden da­gegen scheinen ihr einziges Interesse darin zu erblicken, daß Verwicklungen vermieden werden. Ein Zeichen da­für ist, daß die Republikaner von Michigan den Frie­densfreund Ford als Kandidaten für die Präsidenten­wahl nominiert haben. Ein anderes Zeichen ist. daß sogar die republikanischen Führer hier von einem Teil ihrer provinziellen Wähler aufgefordert werden, die Geduld des Präsidenten nicht zu sehr zu kritisieren, da­mit er sich nicht in eine gefährliche Politik Hinein­treiben lasse. (Es ist natürlich mißlich, daß das ameri­kanische Volk in seiner Mehrheit keine Neigung besitzt, für englische Interessen in den Krieg zu ziehen.)

Die Lage auf den Kriegsschauplätzen.

Die deutsche amtliche Meldung.

W.T.B. Großes Hauptquartier, 13. April. Amtlich. Westlicher Kriegsschauplatz: Im allge­meine« tounte sich bei den meist ungünstige« Beob- achtungsverhältniffen des gestrigen Tages keine be- dcutendere Gefechtstäligkeit eutwickelu. Jedoch blieb beiderseiis der Maas, in der Woevreebene und ans der Cöte südöstlich von Verdun die Artillerie lebhaft tätig. Südöstlich von Albert nahm eine deutsche Patrouille im englischen Graben 17 Mann gefangen. Ein französischer Gasangriff in der Gegend von Pnisaleiue (nordöstlich von Compiegne) blieb ergeb­nislos.

Oestlicher Kriegsschauplatz: Südlich des Rarocz- seeS verstärkte sich das russische Artillerieseuer gestern nachmittag merklich. Oestlich von Baranow tschi wur­den Vorstöße feindlicher Abteilungen von unser« Vorposten zurückgewiesen.

Balkaukrtegsschanplatz: Keine wesentlichen Er­eignisse.

(WTB.) Großes Hauptquartier,^14. April. Der Kaiser wohnte gestern einem vom Erzbischof von Köln. Kardinal von Hartmann, geleiteten Kriegsgottesdienst bei.

Oberste Heeresleitung.

Heftige deutsche Angriffe nördlich von Ypern.

(WTB.) London, 13. April. Amtlicher Bericht von ge­stern: Gestern abend führten wir eine erfolgreiche kleine Un­ternehmung gegen die feindlichen Gräben in der Nähe von Richebourg und Laooutz durch, bei der wir 10 Deutsche töteten Der Feind griff gestern abend dreimal hintereinander west­lich der Straße Pilkem-Ppern an. Beim ersten Angriff ge laug es ihm, in unfern Gräben Fuß zu fassen. Er wurde aber rasch vertrieben. Seine anderen Angriffe wurden abgeschla­gen, wobei er 25 Tote und 3 Gefangene zurückließ.

Die französischen Militärkritiker über Derdun.

Bern, 14. April. Mit dem jüngsten deutschen Erfolg vor Verdun fertig zu werden, fällt den französischen Militärkriti- kcrn schwer. Sie können jedoch nicht umhin, die deutschen Ge­winne zu bestätigen. So sagt General Berthaux imPetit Journal": Trotz blutiger Schlappen gelang es den Deutschen doch, sich an einein Punkte festzusetzen, und dieser Punkt ist wichtig. Wenn es dort weiter geht, so ist ein ernster Vorteil nicht abzuleugnen. Jedenfalls, solange die Deutschen die Initiative in der Hand behalten, haben sie den Vorteil, die Angriffe nach ihrer Wahl ansetzen zu können. Auch Rousset betont die Initiative auf seiten der Gegner, befürchtet die Ausdehnung der Operationen ostwärts und warnt, auf ein Nachlassen zu vertrauen, denn bevor sich der Feind nicht ge schlagen gebe oder auf ein Vorschreiten verzichte, würde -r gewiß feinen ganzen Heerbann aufbieten. Die Franzosen sollten also sich keinen Täuschungen hingeben. Die Kritik im Homme Enchain^" hat die Zensur arg zerstückelt. Die Kritik weist darauf hin, wie trotz aller Schlappen die Deutschen den Feind immer mehr zum Zurückweichen zwingen. Die Schlacht werde noch manche Ueberraschungen bringen. Man habe doch schon allerlei lernen müssen.

General Rußki zur Kriegslage.

Petersburg, 13. April. DerRußkoje Slowo" gibt eine Erklärung des Generals Rußki wieder, wonach der Krieg auf der Hauptfront entschieden würde, d. h. im Westen. Dem russischen Kriegsschauplatz komme für die cntgültige Entscheidung nur eine sekundäre Be­deutung zu. Ferner erklärte der General, daßDeutsch­land noch genügend Kräfte besitze, die nicht so bald er­schöpft würden". General Rußki ist der Meinung, daß Deutschland zunächst mit den Franzosen und Engländer« werde abzürcchnen suchen, um sich dann in einer großen Offensive gegen Rußland zu wenden. Deutschland fügte