Nr. 63. Amts- und Anzeigeblatt für den Oberamtsbezirk Calw. 91. Jahrgang.

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Donnerstag, de» 18. März 1918.

>e,ug«prei«r 3" der Stadt mit Trbgerloh» Mt I2S vterteljührltch, PvL. »«ugLret» für den Ort«, nnd rrachb.rort«verkehr M. 120, im 8erru»«r>«r . 120. Bestellgeld in Württemberg Sll Pfg.. in B-qern nnd «eich MPL.

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Wertpapiere als Konterbande. Schweden und Rumänien. -

Teil England merkt, daß seine Absichten, die deutsche Wehrkraft und den deutschen Handel zu vernichten, nicht so ohne Weiteres in die Wirklichkeit umgesetzt werden können, greift es zu den Mitteln, die nicht nur den internationalen Vereinbarungen Hohn sprechen, sondern die auch besonders die bisher geltenden Rechte der Neutralen vollständig bei­seil« schieben. Nachdem es den neutralen Staaten, die in­folge der eigentümlich neutralen Haltung der Vereinigten Staaten zur Ohnmacht verdammt worden sind, die famosen Einfuhrtrusts aufgezwungcn hat, kam die Beschlagnahme der neutralen Post und die Erweiterung der Bannwarcnliste nach dem Belieben der englischen Machthaber. Auf diese Weise hat England infolge seiner Uebermacht zur Sec die Neutralen nicht nur zu einseitiger Stellungnahme auf wirt­schaftlichem Gebiet zu Gunsten Englands gedrängt, es hat sich auf diese Weise auch in den Besitz der Geschäftsgeheim­nisse der Neutralen gesetzt, wovon diese erst nach dem Krieg den Schaden haben werden Die willkürliche Ausnützung seiner Macht hat England nun aber durch einen weiteren Schritt zu einem gewissen Höchstgrad gebracht, indem die britische Regierung Wertpapiere von neutralen Staaten, von denen sie annimmt, daß sie von Deutschland über neutrale Häfen zum Verkauf in neutrale Länder für Rechnung Deutschlands verschickt werden, einfach beschlagnahmt. Die englische Regierung läßt sich dabei von dem Gesichtspunkt leiten, daß die deutsche Regierung sich durch den Verkauf fremder Wertpapiere in den neutralen Ländern Kredit ver­schaffen wolle.Gold nnd Geld überhaupt aber seien, weil damit Kredit geschaffen werde, Konterbande. Durch die An­haltung der Wertpapiere werde also der Kreditbeschaffung entgegengetreten, und überhaupt werde den Neutralen da­durch nur wenig (!) oder gar kein Schaden zugefügt, da diese Papiere (Wechsel, Coupons und Efffekten) nur be­schlagnahmt würden, wenn die bestimmte Annahme (!) be­stehe, daß sie feindlichen Ursprungs sind. Wiewenig" die Neutralen durch dieses englische Vorgehen geschädigt werden, mag eine einfache Ueberlegung zeigen. Wir nehmen an, Deutschland hat Waren, die es von einem neutralen Staat erhalten hat, mit fremden Wertpapieren bezahlt, die anzu- nehmcn jeder neutrale Staat das Recht haben sollte. Die meisten dieser Wertpapiere tragen aber den Stempel der deutschen Börse, an der sie gehandelt wurden, sie sind also gezeichnet". Solche Wertpapiere also beschlagnahmt Eng­land auf jedem neutralen Dampfer, mit dem echt englischen Vorbehalt allerdings, daß wenn ein Neutraler beweisen könne, daß er tatsächlich Besitzer dieser Papiere ist, die Papiere freigegeben würden. Wenn das englische Priscn- gericht den Versicherungen natürlich keinen Glauben schenkt, dann kann er lange warten, bis er wieder in den Besitz der Papiere kommt. Tatsächlich bedeutet also dieses Vorgehen den schärfsten Eingriff Englands in den neutralen Handels­verkehr, und man kann sich denken, daß die betroffenen Handelskreise darüber in größte Erbitterung geraten sind. Die Proteste, die namentlich von der holländischen Re­gierung gegen die Beschlagnahme der holländischen Post und dadurch auch der Wertbriefe verschiedentlich erhoben worden sind, sind bisher ungehört verhallt. Es ist aber interessant, und läßt dm Fall in einem noch grasseren Licht erscheinen, daß England selbst seit Ausbruch des Krieges massenhaft aus­ländische Wertpapiere, die in seinem Besitz waren, in den neutralen Staaten verkauft hat. Als es aber damit fertig war, erklärte es derartige Verkäufe in neutralen Ländern nicht für erlaubt. Auch hier haben wir also wieder ein Beispiel, wie England feine Uebermacht zur See miß­braucht, indem es nicht nur alle internationalen Verein­barungen gegenüber dem Feinde außer Acht läßt, sondern auch die Neutralen in brutalster Weise vergewaltigt.

Nachrichten aus Bukarest zufolge ist der schwedsche Ge- 'andte in Wim Baron Brck-Frilis. der gleichzeitig mit der

Rücktritt des Staatssekretärs Tirpitz.

(WTB.) Berlin, l5. März. Wie wir hören, hat der Staatssekretär des Reichsmarineamts, Großadmiral von Tirpitz, seinm Abschied eingereicht. Zu seinem Nachfolger ist der Admiral von Capelle in Aussicht genommen

(WTB.) Berlin, 16. März. Zum Rücktritt des Staats­sekretärs von Tirpitz von der Spitze des Reichsmarineamts, an der er fast 2V Jahre lang gestanden hat, sagt dasBcrl. Tageblatt"' Tirpitz sei unbestreitbar eine der wenigen starken Persönlichkeiten, die in der nachbismarckischen Zeit in einer Amtsstcllung tätig gewesen seien. Er sei in der Ausführung seiner Ideen ein unermüdlicher Organisator gewesen von un­gewöhnlicher Willenskraft und glänzenden Geistesgaben. Er habe Offiziere und Mannschaften mit bewundernswertem Ta tendrang erfüllt. DerBert. Lokalanzeigcr" stellt fest, daß Tirpitz in 6 Flottengesetzen den Plan verwirktlicht hat, mit dem er in das Amt cintrat, aus dem er jetzt scheide. Zu Be­ginn des Weltkrieges sei das Flottenprogramm noch nicht durchgeführt gewesen. Das Maximum ihrer Stärke sollte erst 1920 erreicht werden. Nichtsdestoweniger habe der unsere See­leute beseelende Geist gegen ungeheuer überlegene Gegner Wunder gewirkt, die unserer Marine die Bewunderung der ganzen Welt bringen und den Namen des scheidenden Groß­admirals unvergeßlich machten. In derRassischen Zeitung" heißt es, der Rücktritt in schicksalsschwerer Zeit werde nicht nur in der Marine, sondern überall im Lande ohne Unter­schied der Parteirichtung lebhaft bedauert. In Tirpitz ver­körpere sich die deutsche Marine des Weltkrieges mit allen ihren herrlichen Waffcntaten.

Vertretung Schwedens in Rumänien betraut wurde, mit dem Militärattachee Major von Ström dort eingetrosfen. Beide Herren wurden vom Minister des Aeutzcrn empfangen. Das würde in normalen Zeiten kein sonderliches Interesse erregen, heute aber wird diesem Ereignis seitens der öffent­lichen Meinung der beteiligten Länder eine gewisse politische Wertung gegeben, und das umsomehr als Schweden und Rumänien als direkte Nachbarn Rußlands doch in beson­derem Maße an der Sicherung ihrer Grenznn gegenüber diesem unruhigen Staat interessiert sind. Ob nun irgend welche tatsächlichen Vereinbarungen zwischen den beiden Staaten geplant sind, oder ob es sich nur um einen Meinungaustausch handelt, es ist doch festzustellen, daß bei beiden Staaten das Bestreben vorhanden ist, ihre gemein­samen Deffensiointcresscn zu besprechen, nnd wohl auch ge­meinsam zu vertreten. O. Z.

Die Lage auf den Kriegsschauplätzen.

Die deutsche amtliche Meldung.

(WTB.) Großes Hauptquartier, 15. März. (Amtlich.) Westlicher Kriegsschauplatz. Bei Neuve Chapelle sprengten wir eine vorgeschobene englische Verteidigungs­anlage mit ihrer Besatzung in die Lust. Tie englische Ar­tillerie schickte schweres Feuer aus Lens. Die französische Ar­tillerie war sehr tätig gegen unsere neue Stellung bei Bille aux Bois und gegen verschiedene Abschnitte in der Cham­pagne. Links der Maas schoben schlesische Truppen mit iräftigem Schwung ihre Linien ans der Gegend westlich des Raben Waldes aufdic Höhe Toter Mann vor. 25 Offiziere und über 1000 Mann vom Feind wurden nnvrrwundct gefangen. Bier­mals wiederholte Gegenangriffe brachte« den Franzosen keinerlei Erfolge, aber empfindliche Verluste. Auf dem rech­ten Maaöufrr und den Osthängen der Cütes rangen dir beiderseitigen Artillerien erbittert weiter. In den Vogesen und südlich davon unternahmen die Franzosen mehrere kleinere Erkundungsvorstöße, dir akgewicsen wurden. Leut­nant Leffers schoß nördlich von Bapaume sein 4. feind­liches Flugzeug, einen englischen Doppeldecker ab. Bei

Bimp (nordöstlich von Arras) und bei Sivrv («« hier Maas nordwestlich von Verdun) wurde je ein feindliches Flugzeug durch unsere Abwehrgeschütze heruutergeholt, über Haumont (nördlich von Verdun) stürzte ein feindliches Flugzeug nach Lustkampf ab, seine Insassen find gefangen, die der übrigen sind tot.

Oestlicher - und Balkan kriegsschauplatz. Die Lage ist unverändert.

Oberste Heeresleitung.

Die Franzosen über Derdun.

Basel, 15. März. Der Basler Anzeiger" schreibt: Die Ans­sichren stehen heute bei Verdun trotz eingetroffener französi­scher Verstärkungen für das deutsche Heer noch unvergleichlich günstiger, als vor dem ersten Angriff. Eines hat die Schlacht von Verdun schon jetzt zuwege gebracht, es ist merkwürdig, die Boches und Barbaren sind wie auf Zauberschlag in den mei­sten französischen Blättern verschwunden, dafür findet man sogar imTemps" Worte der Anerkennung für die deutsche Tapferkeit und imJournal de Peuplc" erläßt Henri Fabre einen Aufruf an die Franzosen, in sich zu gehen und auch dem Feinde für seinen Mut und seine Todesverachtung jene Be­wunderung zu zollen, welch« Frankreich selbst erwarte.

Eens, 15. März. Die Schweizer Blätter melden: In Pa rijer Kreisen ist man über die Einberufung der Zahresklasse 1888 sehr enttäuscht. Hero^ erinnert daran, daß er unlängst vergeblich verlangte, England müsse die französischen Front Verluste ersetzen, was Kitchencr abwies. Es sei zweifellos, daß die Iahresklasse 1887 Nachfolgen werde, weil die Schlacht bei Verdun noch lange dauern könne. Die Folge sei die gänz­liche Zerrüttung des französischen Wirtschaftslebens. Di> jranzösischen Militiirtritiker prophezeien nunmehr den Ge­neralangriff gegen die Festung Verdun. Das Borgelände uns die stärksten Forts seien für die Franzosen jo gut wie ver­loren, und eine Reihe wichtiger Stützpunkte erscheine ernstlich bedroht, zumal da der deutsche Vormarsch von mehreren Sei­ten aus vor sich gehe.

Genf, 15. März. Die vornehmlich an die englische Adresse grichtete Aufforderung des Senators Humbert, dem franzö­sischen Kräfteoerlust an der Westfront durch britische Nach­schübe adzuhelsen, entspricht, wie demLokalanzeiger" von hier berichtet wird, vollkommen der im parlamentarischen Heeresausschuß vorherrschenden Stimmung. Die Unsicherheit der fachkritischen Erörterungen dauert wegen des ständigen Mangels orientierender amtlicher Angaben fort.

Genf, 15. März. Das Hauptergebnis des gestrigen Rach mittags, die amtlich zugestandene Verdrängung der Franzosen durch deutsche Infanterie aus dem für die liuksusrige Gr- samtaktion weitaus wichtigsten Abschnitt zwischen Bethin- court und demToten Mann", wird lautLokalanz." von einer Havas-Note wie folgt gedeutet: Die Deutschen zielen darauf ab, unsereTote Mann"- und Borrus-Batterien zum Schweigen zu bringen, weil das die wesentliche Voraussetzung ihres beabsichtigten Zentralvorstoßes von der Cote du Poivre aus ist, deren Zugänge gestern noch von den Geschossen der er wähnten linksusrigen Batterien erreicht wurden. Uebrigcns sei auch ein konzentrischer Angriff gegen die Gesamtheit der französischen Stellungen nicht ausgeschlossen. Die beweist, daß man sich im französischen Hauptquartier über die ausreichende Befestigung der jüngsten deutschen Geländeeroderung an bei­den Maasufern einschließlich des Woeore-Gebiets keiner Täu­schung mehr hingibt. Die Erkenntnis der seit Beginn der Woche erheblich gesteigerten Verdun-Gefahr veranlaßte Se­nator Humbert imJournal" offen auszusprechen, daß rasche Hilfe Seitens der Verbündeten dringend geboten sei.

Wien, 15. März. Ans dem Kriegsrat des VicrverbanSes soll, so meint eine von hier an dieDeutsche Tageszeitg." gegangene Drahtmeldung, im Namen der französischen Re­gierung die Erklärung abgegeben werden, daß Frankreich angesichts der Lage bei Verdun nur an sich denken und an