KPitSLM
91. Jahrgang.
Amts- und Anzeigeblatt für den Oberamtsbezirk Calw.
Nr. 28 .
kLW-MkL
MMN
ML-A-Ä
ML-S,
ide
vrs<h«inung»weise: »mal wSchentlich. Anzeigenvret»: Am vberamt«- Irziri Lalw für dl« einspaltige Borgiszeile IO Pfg., außerhalb desfelbcn IS Pfg-, Ifeklamen 2b Pfg. Schluß für Jnseratannahme 1Ü Uhr vormittag». Telefon S.
Freitag, den 4. Februar 1916.
Bezugspreis: In der Stadt mit TrLgerlohn Mk 1.25 vierteljährlich. Post» bezugSpreiS für den OrtS- und Nachbarortsverkehr Mk. 1.20, im Fernverkehr Mk. 1.30. Bestellgeld in Württemberg 30 Pfg., in Bayern und Reich 4L Pfg.
Die Lage auf den Kriegsschauplätzen
Die deutsche amtliche Meldung.
(WTB.) Erotzes Hauptquartier, 3. Febr. (Amtlich.) Westlicher Kriegsschauplatz. Zn Flandern antwortete die feindliche Artillerie lebhaft auf unsere in breiter Front durchgeführte starke Beschießung der feindlichen Stellungen. Nordwestlich von Hulluch besetzten wir zwei vor unserer Front von den Engländern gesprengte Trichter. In der Gegend von Neuville steigerte der Feind in den Nachmittagsstunden sein Artilleriefeuer zu grober Heftigkeit. Auch an andern Stellen der Front entwickelten sich lebhafte Artillcrir- kämpfc, in den Argonnen Handgranatenkämpfc. Unsere Flieger schossen ein englisches und ein französisches Kampfflugzeug in der Gegend von Heronne ab. Drei der Znsassen find tot, der französische Beobachter ist schwer verwundet.
Oestlicher und Balkankriegsschauplatz: Sie Lage ist im Allgemeinen unverändert.
Oberste Heeresleitu»-.
Der österreichisch-ungarische Tagesbericht.
(WTB.) Wien, 3. Febr. Amtliche Mitteilung vom 3. Februar, mittags:
Russischer Kriegsschauplatz. Nordöstlich von Bojan scheiterte ein gegen unsere Borpositionen gerichteter russischer Handstreich. Zn Ostgalizien und an der wolhynischen Front wurde beiderseits rege Fliegertätigkeit entfaltet. Eines der russischen Geschwader warf Bomben auf Buczacz ab, wobei zwei russische Einwohner getötet und mehrere verletzt wurden; ein anderes verwundete durch eine Bombe nordöstlich von Luck drei eben einge- brachte russische Kriegsgefangene. Unsere Flugzeuggeschwader belegten mit Erfolg die Räume westlich von Czortkow und nördlich von Zbaraz mit Bomben. Tonst stellenweise Geschützkamf.
Italienischer Kriegsschauplatz. An der küstenländischen Front waren die Geschützkämpfe wieder an mehreren Punkten recht lebhaft. Am Tol- m einer Brückenkopf erweiterten unsere Truppen durch Tappenangriffe ihre Stellungen westlich von Santa Ludia. Zn den vom Feinde verlassenen Gräben wurden zahlreiche Leichen und viel Kriegsmaterial vorgefunden.
Südöstlicher Kriegsschauplatz. Die in Albanien vordriugenden österreich-ungarischen Streitkräfte haben mit ihren Vortruppen die Gegend westlich von Kruja gewonnen. Zn Montenegro nichts Neues.
Der Stellvertreter des Chefs des Ecncralstabs: von Höfcr, Feldmarschalleutnant.
Ereignisse zur See. Am 23. Januar haben fünf, am 27. Zanuar zwei und am 1. Februar drei unserer Seeflugzeuge Durazzo und namentlich die Zeltlager nächst der Stadt mit verheerender Wirkung bombardiert und sind trotz heftiger Beschießung der Landbatterien und Kriegsschiffe jedesmal unbeschädigt zurückgekehrt. Am 2. Februar wurde Balona von drei Seeflugzeugen bombardiert, dort Hafenanlagen. Flottillen und Zeltlager mehrfach getroffen. Zm heftigen Feuer der Land- und Schiffbatterien erhielt eines der Flugzeuge in den Motor zwei Treffer, durch die es zum Niedergehen auf das Meer gezwungen wurde. Der Führer der Gruppe, Liuienschiffleutnant Kontovic, lieh sich ohne Zögern neben das beschädigte Flugzeug auf die durch Bora stark bewegte See nieder, und es gelang ihm. trotz des Feuers der Batterien aus Eaneso und zweier mit voller Kraft heranfahrender Zerstörer, die zwei unversehrt gebliebenen Fliegeroffiziere in seinem Flugapparat zu bergen, das beschädigte Flugzeug gründlich unbrauchbar zu machen, mit der doppelten Bemannung gerade noch recht wieder aufzufliegeu nnd nach einem Flug von 226 Kilometern in den Golf von Cattau» heil znrtlckznkehren.
Der Bormarsch in Albanien.
Wien, 3. Febr. Unsere längs der Küste in Albanien vorgehenden Heeresteile stehen bereits fast 50 Kilometer von Skutari. Der Matifluh, der ohne Kampf erreicht wurde, entspringt am Rordfuh der bis 1500 Nieter ansteigenden Gebirgslandschaft Cer- menika südwestlich von Debra, flieht bis zur Mündung seines Nebenflusses Uraka nach Nordwesten, wendet sich dann gegen Westen und ergieht sich etwa fünfzehn Kilometer südlich Alesüo in den Drin-Golf. Hier sind unsere Truppen noch zirka 40 Kilometer von Durazzo entfernt; nach Essad Paschas Hauptsitz Tirana ist es -ungefähr eben so weit. Die Hoffnung der Italiener, die sehr ungünstigen Geländeverhältnisse in 8er Küstenebene würden die Offensive unserer Truppen aufhalten, hat sich als nichtig erwiesen. In Italien hofft man nun wieder, Durazzo Hallen zu können, während man doch vor wenigen Tagen die Räumung dieser Stadt aus strategischen Rücksichten für notwendig hielt. Jetzt spricht man von uneinnehmbaren Stellungen, die zwischen Durazzo und Tirana angelegt worden sein sollen, vergißt aber ganz, dah Truppen Heranrücken, welche vor kürzester Zeit den Lovcen bezwangen, und dah diese sogenannten starken Stellungen unter Umständen von Elbassan her in Flanke und Rücken angegriffen werden können.
Die BaLLanlage.
Griechenland hält sich neutral.
Wien, 3. Febr. Aus Athen berichtet laut Drahtmcldung an die „Deutsche Tageszeitg." der „Abend": Das Regierung?- organ „Neon Asty" veröffentlicht folgende Erklärung: Ein Telegramm aus Rom bestätigt unsere Informationen, denen zufolge man in den Kreisen des Vierverbands davon überzeugt ist. daß Griechenland aus seiner Neutralität heraustreten werde, um im Vereine mit den Engländern und Franzosen gegen die Heere des Vierbundes zu kämpfen. Es ist uns unbekannt, aus welchem Umstand der Vieroerband zu dieser Ueberzeugung gelangt sein könnte. Es steht aber außer Zweifel, dah die Bedingungen, welche die bisher von uns bewahrte Neutralität bestimmt haben, unverändert geblieben sind. Kein noch so unerträglicher und unmenschlicher Druck kann Griechenland zwingen, gegen seinen Willen an dem Krieg teilzunehmen.
Budapest, 3. Febr. „Az Est" meldet, laut „Lokalanz.", aus Athen: Das griechische Blatt des Hofkreises und des Ee- ncralstabes „Proini", schreibt im Zusammenhang mit dem jüngsten Terror folgendes: Griechenland beschloß, endgültig die Neutralität zu wahren. Kein Angriff, keine Kulisten- Zntrigue wird Griechenland in den Krieg zu stürzen vermögen. Der König erklärte feierlich, er verliere lieber den Thron, als daß er die Katastrophe Griechenlands fördere.
Teilweise Demobilisierung des griechischen Heeres.
(WTB.) Bern, 4. Febr. „L'Jnformation" meldet aus Athen, daß nach Versicherungen aus politischen Kreisen eine teilweise Demobilisierung des griechischen Heeres von der Regierung beschlossen worden sei. Ein königlicher Erlaß, der die Entlastung der Jahrgänge 1892—19VV anordne, werde in allernächster Zeit veröffentlicht werden. Die Reserveoffiziere der Zahresklasten 1889—1892 seien jetzt entlasten worden.
Ein bulgarisch-rumänischer Grenzzwischenfall.
(WTB.) Berlin, 4. Febr. Wie dem „Berl. Tageblatt" aus Sofia berichtet wird, ist entgegen anderslautenden Nach- ichten bei der Beschießung rumänischer Flieger, die die bulgarische Grenze überflogen hatte«, kein Flieger getötet oder verletzt worden. Dir bulgarische Regierung hat wegen dieser Vorfälle sogleich in Bnknrep Protestiert.
Bulgarische Donausperre gegen Rumänien.
Budapest, 3. Febr. „Az Est" berichtet laut „Deutscher Tapeszei.tu.ng" aus Bukarest: Einer amtlichen Meldung zufolge erklärte Bulgarien Ruftschuk als Kriegsgebiet, so dah der Verkehr mit Rumänien nunmehr nur über Oboriste möglich ist. über die Donau aber nicht mehr. Dieser Befehl der bulgarischen Regierung wird in politischen Kreisen lebhaft kommentiert.
Mais aus Rumänien.
(WTB.) Budapest, 4. Febr. Der „Pester Lloyd" meldet aus Bukarest: Das neue Geschäft betreffend Lieferung von 1ÜV0Ü9 Waggons Getreide, vorzüglich Mais, an die Mittelmächte gilt als gesichert.
Zur Balkanlage.
(WTB.) Berlin, 4. Febr. Dem „Berliner Lokalanzeiger" wird von seinem Berichterstatter in Sofia gemeldet: In der vorgestrigen Sitzung der parlamentarischen Kommission, die über die Thronrede zu beraten hatte, erklärte der erste Präsident der Sobranje: Aller Wahrscheinlichkeit nach wird Rumänien neutral bleiben. Griechenland bleibt neutral. — Man legt hier dieser Erklärung auch deshalb Bedeutung bei, weil sie in Gegenwart des Ministerpräsidenten gemacht wurde.
Zum Fall „Appam".
Rotterdam, 3. Febr. Die gesamte englische Presse befaßt sich mit der „Appam"-Eeschichte. In den Kommentaren ist deutlich der Sportgeist der Engländer zu erkennen. Sic schätzen den frischen Mut und Unternehmungsgeist der deutschen Seeleute, die kühn einen erbeuteten englischen Dampfer unmittelbar darauf als Hilfskreuzer zur Eroberung weiterer englischer Schisse verwendeten. Diese Anerkennung paart sich mit der Freude, daß kein Menschenleben zu bedauern ist. Man betont, daß es gänzlich von der Auffassung der amerikanischen Regierung abhängt, ob „Appam" als deutscher Hilfskreuzer zusammen mit der Priscnbesatzung interniert wird oder ob das Schiff als deutsche Prise betrachtet und daher frei gegeben wird, nachdem die Prisenbesatzung interniert ist.
(WTB.) Rotterdam, 3. Febr. In einem anderen Telegramnr wird mitgeteilt, dah die „Appam" immer noch im im Bereiche der Kanonen des Forts Monroe liegt und dort verbleiben wird, bis das Staatsdepartement über sie entschieden hat. Die Zollbehörden hoffen, am Mittwoch ein Schiff nach Norfolk oder Newport News senden und den bürgerlichen Passagieren gestatten zu können, an Land zu gehen. Kapitän Harrison der „Appam" erzählte dem Lotsen: Es war hellichter Tag. als wir ein Schiff sichteten, das aussah, wie ein gewönlicher Frachtdampfer. der langsam näher kam. Wir befürchteten nichts und trafen keine Vorbereitungen, um Widerstand zu leisten, da wir gar nicht auf einen Angriff gefaßt waren. Plötzlich feuerte das Schiff als Zeichen für uns, dah wir beidrehen sollten, vor unserem Bug, und zugleich verschwand die falsche Ver- schanzung. die offenbar aus Segelluch hergestellt war, uni» wir sahen eine Batterie großer Kanonen. Wir ergaben uns ohne Widerstand. Eine Prisenbesatzung kam unter dem Schutze der Kanonen an Bord und entwaffnete die Mannschaft, die in Kajüten eingeschlossen wurde. 2V deutsche Gefangene, die sich an Bord befanden, wurden befreit und halfen den Angreifern. Als die Reise nach Hampton allgetreten wurde, wurde ein Deutscher mit dem Dienste in der drahtlosen Station des Dampfers betraut und erhiell den Auftrag, alle Telegramme aufzunehmen, aber keine zu versenden. Besatzung und Passagiere durften täglich in kleinen Abteilungen Luft schöpfen.