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HEIMATBOTE FÜR DEN BEZIRK NAGOLD
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SAMSTAG, 21. OKTOBER 1950
ÜBERPARTEILICHE HEIMATZEITUNG
6. JAHRGANG , NR. 164
Moskau gegen deutsche Remilitarisierung
Sowjetische Antwortnote auf Beschwerden der Westmächte gegen ostzonale Volkspolizei
MOSKAU. Die Sowjetregierung hat, wie Radio Moskau am Freitag bekanntgab, die Beschwerden der Westmächte, die Volkspolizei in der Ostzone übe keine Polizeifunktionen aus, sondern sei eine militärische Formation, als „unbegründet“ zurückgewiesen. Die westlichen Beschwerden dienten nur dem Zweck, die Wiederaufstellung einer westdeutschen Armee zu bemänteln.
Die Volkspolizei sei 1945 zur Ausübung der üblichen Polizeifunktionen aufgestellt worden und ihre Organisation wie Bewaffnung gemäß den Bestimmungen der Direktive Nr. 16 des alliierten Kontrollrats in Deutschland vom 6. November 1945 erfolgt. Die Volkspolizei bewache und schütze die demokratische Ordnung, die gemäß den Beschlüssen der Potsdamer Konferenz geschaffen worden sei.
In den gleichlautenden Noten, die den Regierungen der USA, Großbritanniens und Frankreichs zugestellt wurden, heißt es weiter: „Gleichzeitig lenkt die Sowjetregierung die Aufmerksamkeit auf das Bestehen von Polizeiformationen in den Westzonen Deutschlands, die tatsächlich Militäreinheiten sind. Die Bewaffnung dieser Formationen, ihr organisatorischer Aufbau, die Ausbildung der Offiziere in Sonderschulen und die Tatsache, daß sie eine regelrechte Armeeausbildung erhalten, und zusammen mit den Besatzungstruppen der Westmächte an militärischen Manövern teilnehmen, lassen keinen Zweifel, daß diese Formationen keineswegs zur Ausübung der normalen Polizeifunktionen bestimmt sind.“
Die westlichen Außenminister hätten auf ihrer New Yorker Konferenz am 19. September Westdeutschland das Recht zugestanden, motorisierte Polizeieinheiten aufzustellen, die ihrem Wesen nach militärische Einheiten seien. Außerdem sei vorgesehen, daß deutsche Truppen in die gemeinsame Westarmee eingegliedert werden sollten.
Die Sowjetregierung werde „derartige Maßnahmen der Regierungen der USA, Großbri
tanniens und Frankreichs, die einen Wiederaufbau der regulären deutschen Armee in Westdeutschland zum Ziel haben, nicht dulden“.
Rußland im Wachhundaussdiuß
Errichtung eines unabhängigen Lybiens
"*LAKE SUCCESS. Der politische Ausschuß der UN-Vollversammlung hat einstimmig (bei 8 Stimmenthaltungen) am Donnerstag beschlossen, die Sowjetunion und die Tschechoslowakei zur Arbeit im Friedensüberwachungs-
er auch genannt wird —, der im Siebenausschuß — dem „Wachhundausschuß“, wie mächteplan zur Stärkung der UN vorgesehen ist, heranzuziehen. Ferner billigte der politische Ausschuß die revidierte Siebenmächteentschließung insgesamt bei fünf Gegenstimmen und drei Enthaltungen. Die Entschließung kommt nunmehr vor die Vollversammlung.
Der zweite politische Ausschuß billigte am Donnerstag mit großer Mehrheit den 13-Mäehte- Vorschlag zur beschleunigten Errichtung eines unabhängigen Lybiens. Als einziges Land stimmte Frankreich dagegen.
Die Vereinigten Staaten unterrichteten die UN davon, daß amerikanische Flugzeuge versehentlich sowjetisches Hoheitsgebiet angegriffen haben. Die US-Regierung hat sich wegen dieses Zwischenfalls entschuldigt.
35 km nördlich von Pjoengjang
Nordkoreanische Hauptstadt gefallen / „Pufferzone“ in Nordkorea
PJOENGJANG. Amerikanische Fallschirmjäger sind am Freitag im Raum zwischen Sun- chon und Sukchon, 35 km nördlich von Pjoengjang, abgesprungen, um den aus dem Gebiet der nordkoreanischen Hauptstadt entfliehenden kommunistischen Verbänden den Rückweg nach Norden abzuschneiden. In Sunchon soll sich zurzeit das Hauptquartier der Nordkoreaner befinden.
Ein Sprecher des amerikanischen 1. Korps gab am Freitag bekannt, daß sich die nordkoreanische Hauptstadt Pjoengjang nunmehr völlig in der Hand der UN-Streitkräfte befinde. Ein nordöstlich von Pjoengjang gelegener Flughafen wird bereits von alliierten Jägern zu Feindeinsätzen benutzt.
Nach den Angaben eines Sprechers der
8 .
Regierungsumbildung in London?
Schatzkanzler Gaitskell will den Kurs Cripps beibehalten
LONDON. Der neue britische Schatzkanzler Hugh Gaitskell, der, wie in einem Teil der Ausgabe bereits gemeldet, am Donnerstag an die Stelle von Sir Stafford Cripps getreten ist — Cripps hat sein Amt aus Gesundheitsrücksichten zur Verfügung gestellt, erklärte, der Rücktritt von Cripps werde keine Aenderung der britischen Finanz- und Wirtschaftspolitik mit sich bringen: „Wir stehen jedoch dem Problem gegenüber, mehr für die Verteidigung zu tun und das erlegt unseren Hoffnungen auf eine Hebung des Lebensstandards zwangsläufig gewisse Beschränkungen auf.
Gaitskell ist am Donnerstagabend von New York abgeflogen, um nach London zurückzukehren. Der neue britische Schatzkanzler ist mit seinen 44 Jahren einer der jüngsten Finanzminister. Gaitskell, der nach 1938 an der Londoner Universität Vorlesungen über wirtschaftspolitische Themen hielt, begann seine politische Laufbahn als Privatsekretär des Ministers für Kriegswirtschaft im Jahre 1940. 1946 wurde dr parlamentarischer Staatssekretär im Ministerium für Brennstoffversorgung, dessen Leitung er Ende 1947 übernahm. Im zweiten Kabinett Attlee erhielt er am 28. Februar 1950 den Posten des Wirtschaftsministers.
In London rechnet man damit, daß der Rücktritt Attlees zu einer größeren Regierungsumbildung führen wird. So wird davon gesprochen, daß Gesundheitsminister Bevan Kolonialminister werden und Sir Hartley
Vertrauensvotum für Pleven
PARIS. Nach einer ausgedehnten Nachtsitzung sprach die französische Nationalversammlung der Regierung für ihre Indochinapolitik am Freitagmorgen mit 353 gegen 215 Stimmen ihr Vertrauen aus. Ein kommunistischer Antrag, in dem die Regierung der „Kolonialkriegführung“ beschuldigt und die sofortige Aufnahme von Friedensverhandlungen mit dem Kommunistenführer Ho Tschi- minh verlangt wurden, verfiel mit 408 gegen 171 Stimmen der Ablehnung.
Ministerpräsident Pleven beschuldigte Peking, die indochinesischen Rebellen durch Ausbildung und Bewaffnung zu einer regulären Truppe gemacht zu haben.
Gesetj über Finanzausgleich
SPD- und LDP-Anträge an den Landtag
TÜBINGEN. Das Kabinett hat dem Landtag von Württemberg-Hohenzollern den Entwurf eines Gesetzes über den Finanz- und Lastenausgleich für das Rechnungsjahr 1950 zugeleitet. Der Entwurf will den Gemeinden und Kreisen den Haushaltsausgleich ähnlich der in Württemberg-Baden getroffenen Regelung ermöglichen.
Shawcross Bevin als Außenminister ablösen soll.
Fast die gesamte britische Presse sprach dem zurückgetretenen Schatzkanzler Cripps ihre Anerkennung aus.
Emil Sandström gewählt
MONTE CARLO. Der Schwede Emil Sandström ist am Donnerstag zum Vorsitzenden der Liga der Rot-Kreuz-Gesellschaften gewählt worden. Seine Amtsdauer beträgt zwei Jahre. Vorher hatte die Konferenz fünf Resolutionen zurückgewiesen, die von den Ostblockstaaten eingebracht worden waren und in denen es u. a. heißt, die amerikanischen Luftangriffe in Korea würden gegen die Kriegsregeln verstoßen.
Der neu gewählte Vorsitzende Emil Sandström ist ein international bekannter Jurist und Nachfolger des Grafen Folke Bernadotte.
amerikanischen Armee besteht ein endgültiger Plan, wonach die UN-Truppen nördlich von Pjoengjang ihren Vormarsch einstellen wollen, um eine 65 km tiefe „Pufferzone“ zwischen sich und der mandschurischen Grenze offenzulassen. Dies solle geschehen, um Grenzzwischenfälle mit den chinesischen Kommunisten zu vermeiden.
Die amerikanischen Verluste in Korea betrugen bis 13. Oktober 26 083 Mann. Davon sind 4036 Tote, 17 711 Verwundete und 4336 Vermißte. Seit der Vorwoche sind damit die Gesamtverluste um 1920 Mann gestiegen.
Truman und McArthur einig
Sicherheitsgesetz „pro-kommunistisch"
WASHINGTON. Zwischen ihm und General McArthur bestünden keinerlei Unstimmigkeiten über Formosa, erklärte Präsident Truman am Donnerstag auf seiner allwöchentlichen Pressekonferenz. Bei dem Treffen auf der Insel Wake seien Asienprobleme einschließlich des japanischen Friedensvertrags, des Wiederaufbaus Koreas und der Lage in Indochina besprochen worden.
An einen Rücktritt General McArthurs sei überhaupt nicht zu denken. Daher wolle er diese Frage auch gar nicht erst aufkommen lassen. McArthur sei ernsthaft am Abschluß eines japanischen Friedensvertrages interessiert. Es sei zwar ungewiß, wieviel Zeit bis dahin noch vergehen werde, doch seien die USA bereit, das Problem mit den anderen elf interessierten Mächten zu besprechen.
Das neue amerikanische Sicherheitsgesetz, das sich eigentlich gegen die Kommunisten richten soll, könne eher als eine „prokommunistische“ Maßnahme bezeichnet werden. Die Regierung werde das Gesetz buchstabengetreu anwenden. Nicht sie habe versucht, das Gesetz in Verruf zu bringen, sondern durch den Kongreß sei das geschehen.
Der Bund braucht mehr Geld
Berliner Notopfer erhöht / Neue Steuer vom Kabinett beschlossen
BONN. Auf seiner Sitzung am Freitag verabschiedete das Bundeskabinett einen Gesetzentwurf über die Erhöhung des Notopfers für Berlin und eine Reihe Steuergesetzentwürfe. Neu eingeführt werden sollen eine Autobahnbenutzungsgebühr und eine Treibstoffsteuer. Die beiden Steuern, so wurde erklärt, seien notwendig geworden, um das am Donnerstag vom Bundestag verabschiedete Kriegsopferversorgungsgesetz durchführen zu können. Der Regierungssprecher deutete an, daß weitere neue Steuern sowie Steuererhöhungen zu erwarten sind. Der Sprecher der Regierung erklärte, mit einer verstärkten Besatzungstruppe seien auch zusätzliche neue Lasten für die deutsche Bevölkerung verbunden. „Wir werden unsere Lebenshaltung einschränken müssen, wenn nicht ein Wunder geschieht“, sagte der Regierungssprecher.
Das Notopfer ist in der Weise erhöht worden, daß Arbeitnehmer mit einem Monatseinkommen bis zu 300 DM je angefangene 100 DM 75 Pfg. zahlen, für je 100 DM zwischen 300 und 500 sollen 1 DM, für je 100 DM zwischen 500 und 1000 DM 2 DM und für je 100 DM über 1000 DM sollen 3 DM bezahlt werden. Für veranlagte Personen ist eine entsprechende Regelung vorgesehen. Körperschaften sollen für je 100 DM 3 DM bezahlen.
Die Autobahnbenutzungsgebühr soll für Motorräder mit und ohne Beiwagen 20 DM jährlich betragen, für Personenzugmaschinen und Zugmaschinen und Dreiradwagen 40 DM, für Lastkraftwagen ohne Anhänger 80 DM, mit einem Anhänger 120 DM, mit 2 Anhängern 200 DM, für Omnibusse mit 15 festen Sitzplätzen 120 DM.
Es soll kein Zwang ausgeübt werden, die
Autobahngebührenmarken zu kaufen. Es steht jedem Autofahrer frei, die Autobahn nicht zu benützen. Verstöße würden jedoch, so sagte der Regierungssprecher, scharf bestraft. Beim ersten Verstoß werde die dreifache Gebühr bei jedem weiteren Verstoß fünffache Gebühr nachgefordert.
Die Treibstoffpreiserhöhung sieht vor, daß der Preis für Benzin und anderer Vergasertreibstoffe um 15 Pfg. pro Liter auf 70 Pfg. und für Dieselkraftstoff um 10 Pfg. pro Kilogramm auf 40 Pfg. erhöht wird.
Der Gesetzentwurf geht unverzüglich über den Bundesrat an den Bundestag. Die Regierung, so wird erklärt, müsse einen ausgeglichenen Haushalt erreichen und gleichzeitig im neuen die nicht veranschlagten Ausgaben für die Kriegsopferversorgung und Berlin zahlen können.
CDU-Parteitag
GOSLAR. Hier hat am Freitag der Parteitag der CDU aus dem ganzen Bundesgebiet begonnen. Aus Großbritannien, den Vereinigten Staaten, Italien und anderen europäischen Ländern sind 35 Delegierte eingetroffen.. Auch die Hohen Kommissare haben sich vertreten lassen. Bundeskanzler Dr. Adenauer ist bereits am Freitag in Goslar eingetroffen
Keine Entflechtung mehr
FRANKFURT. Von zuständiger Seite des amerikanischen Hohen Kommissariats verlautete am Donnerstag, daß die Alliierten nach dem 31. Dezember 1950 keine neuen Maßnahmen oder Verfahren zur Entflechtung von Industrieunternehmen im Bundesgebiet mehr einleiten werden.
Mahnungen
o. h. Mit allen Stimmen, mit Ausnahme der kommunistischen, hat der Bundestag am Donnerstag das Kriegsopfergesetz angenommen. Es erfordert, wie bereits berichtet, einen Betrag von mehreren Milliarden DM jährlich. Zugegeben, daß sich alle Parteien bemüht haben, den rund 4 Millionen Opfern des letzten Krieges zu helfen. Trotzdem wird niemand behaupten wollen, daß mit den jetzt beschlossenen Sätzen die Versorgungsberechtigten auf Rosen gebettet sein werden. Mehr als ein Kompromiß zustande zu bringen, ist dem Bundestag jedoch nicht möglich gewesen und man kann ihm nicht einmal einen sehr großen Vorwurf aus der Unzulänglichkeit der getroffenen Regelung machen.
Natürlich könnte noch an der oder jener Stelle am Bundeshaushalt eingespart werden. Auch treiben gewisse Kreise noch immer einen Luxus, der weder mit der Tatsache in Einklang zu bringen ist, daß wir alle den Krieg verloren und seine Kosten darum auch gemeinsam tragen sollten, noch mit der Klage sich vollständig decken läßt, daß das Finanzamt jeden Pfennig wegsteure. Aber im großen und ganzen zeigt das Gesetz den guten Willen des Staates, seiner Pflicht zu helfen wenigstens einigermaßen und nach seinen besten Kräften nachzukommen.
Aber die Verabschiedung des Gesetzes gerade zum jetzigen Zeitpunkt scheint uns noch aus einem anderen Grunde bedeutsam und wohl einer Ueberlegung wert. Wer wagt es angesichts der Lasten, die sich aus dem Gesetz ergeben und unter Berücksichtigung der Unzulänglichkeit des Erreichten leichten Herzens schon wieder von einer Remilitarisierung, und wäre es auch nur in der Form einer Beteiligung Deutschlands an einer europäischen Streitmacht, zu sprechen? Der Bundeskanzler hat bis heute noch nicht dementiert, daß er es gewesen ist, der den Alliierten deutsche Divisionen für eine europäische Wehrmacht ange- boten hat. Adenauer hat aber auch bis jetzt nicht gesagt, woher er das Geld für diese Divisionen nehmen will. Denn daß die Besatzungskosten nicht in dem gleichen Umfang gesenkt werden, ist uns bereits zu verstehen gegeben worden. Ja es besteht sogar die Absicht, uns auch noch für die verstärkte „Schutztruppe“ bezahlen zu lassen. Zweifellos würden Steuererhöhungen kommen müssen. Wären sie dann nicht besser angebracht, den Kriegsopfern höhere Leistungen zukommen zu lassen? Würden wir mit den Divisionen die Sicherheit erkaufen, die es uns ermöglichen würde, auch in Zukunft die jetzt so bescheidenen Renten zu bezahlen? Der Realpolitiker Adenauer sagt, sein Weg sei die einzige Chance dafür. Der Idealist Niemöller dagegen glaubt, daß wir mit einer Remilitarisierung alles verlieren würden und den Benachteiligten des zweiten Weltkrieges erst recht nicht helfen könnten. Von den Folgelasten eines dritten Weltkrieges gar nicht zu reden. Es ist das deutsche Dilemma, daß weder der Kanzler noch der streitbare Pastor die Richtigkeit ihrer Thesen beweisen können.
Die Gegner einer Wiederaufrüstung Westdeutschlands können aber gerade heute außer dem Kriegsopferversorgungsgesetz, das als der beste Beweis für die Gefährlichkeit und Unrentabilität einer deutschen Remilitarisierung wenigstens für die jüngste Vergangenheit angesehen werden kann, auch noch den sowjetischen Protest als gewichtiges Argument anführen. Er scheint Niemöllers Annahme recht zu geben, wonach Rußland nie eine deutsche Aufrüstung, gleichgültig ob in der Form eines Bestandteiles einer europäischen Armee oder nicht, dulden werde. Es spricht aus dem Tenor der sowjetischen Note manches vielmehr dafür, daß aus der deutschen Aufrüstung überhaupt erst der Casus belli, der Funke für das Pulverfaß, entstehen würde. Man braucht die russischen Behauptungen, die ostzonale Polizei habe lediglich Sicherheitsaufgaben und erhalte keine militärische Ausbildung, nicht ernst zu nehmen. Sie stehen mit den Tatsachen allzusehr in Widerspruch. Aber zweifellos wäre es eine gefährliche Schlußfolgerung, zu behaupten, die Sowjets würden sich, weil sie selbst das gleiche tun, nicht im Ernste und nicht mit anderen als papierenen Protesten gegen eine Wiederaufrüstung der Bundesrepublik wenden. Jedenfalls zeigt die sowjetische Protestnote, daß Moskau die Vorgänge bei uns sehr aufmerksam verfolgt.
Je weiter die Dinge um die deutsche Wiederaufrüstung mit oder ohne -unser Zutun treiben oder getrieben werden, desto unbehaglicher muß uns Deutschen zumute werden. Es mag noch angehen, wenn etwa eine Würzburger Zeitung bekannt macht, daß in der ehemaligen X-Kaserne die/ 589. deutsche Signalbaukompanie stationiert ist und hinzufügt: „Der Zutritt zum gesamten Gelände ist verboten. Bei Zuwiderhandlung wird ohne Anruf geschossen.“ Drohungen mit scharfen Schüssen sind immer eine zweifelhafte, mindestens aber eine unangenehme Sache. Trotzdem sind Vorgänge wie die Annahme des Kriegsopferversorgungsgesetzes und die Moskauer Protestnote noch viel gewichtigere Gründe zum Nachdenken und Bedenken. Beide sind eine nicht zu überhörende Mahnung an die Bundesregierung, sich jeden weiteren Schritt mehr als nur einmal zu überlegen.