6. Jahrgang
FREITAG, 13. OKTOBER 1950
Nummer 159
Aufwendungen für Geschäftsreisen
Was erkennt das Finanzamt an?
Wl. Immer wieder bestehen Zweifel, in welcher Höhe Aufwendungen für Geschäftsreisen von den Finanzämtern anerkannt werden. Manche Steuerpflichtige schöpfen die gegebenen Möglichkeiten nicht aus. Andere wieder erleben unliebsame nachträgliche Ueberraschungen, um so mehr als sich in verschiedenen Punkten die Bestimmungen über die Nachweispflicht zuungunsten der Steuerpflichtigen verändert haben.
Pauschbeträge
Ohne Nachweis und Belegzwang für die Aufwendungen im einzelnen läßt das Finanzamt folgende Pauschbeträge für Unterkunft und Verpflegung zu:
a) bei einem vollen Reisetag (Abwesenheit vom Sitz des Betriebs oder der Betriebsstätte, die ununterbrochen mehr als 12 Stunden gedauert hat)
bei Einkünften aus Gewerbebetrieb oder selbständiger Arbeit im Kalenderjahr von nicht mehr als 3000 DM oder bei einem Verlust daraus 10 DM
von mehr als 3000 DM, aber nicht mehr als 4000 DM 12 DM
von mehr als 4000 DM bis 5500 DM 15 DM
von mehr als 5500 DM bis 10 000 DM 18 DM
von mehr als 10 000 DM bis 20 000 DM 22 DM
von mehr als 20 000 DM 25 DM
b) bei einer Reisedauer von mehr als sechs Stunden, aber nicht mehr als acht Stunden 3 /io
von mehr als acht Stunden, aber nicht mehr als zwölf Stunden . 8 /io
der unter Buchstabe a) bezeichneten Beträge. Voraussetzung für die Gewährung dieser Pauschbeträge ist der Nachweis:
1. der einzelnen Reisetage nebst — was bisher nicht gefordert wurde — der Reisedauer;
2. die ausschließlich betriebliche Veranlassung der Reise;
3. daß der Steuerpflichtige die Ausgaben für Unterkunft und Verpflegung tatsächlich selbst getragen hat, was bisher auch nicht gefordert wurde.
Bei der Einstufung in die Pauschbeträge darf der Steuerpflichtige dem Gewerbegewinn auch die Beträge hinzurechnen, für die die Sondervergünstigungen der §§ 7a bis 7e des Einkommensteuergesetzes in Anspruch genommen worden sind. In welcher Form und Strenge die Nachweisanforderungen gestellt werden, hängt im wesentlichen vom Einzelfall ab. Der Nachweis der Unterkunft (Uebernachtung) wird regelmäßig
durch Hotelbeleg erbracht werden müssen. Dies bedeutet bereits eine erhebliche Einengung der Pauschalierung.
Einzelnachweis
Will ein Steuerpflichtiger höhere Beträge als die vorstehend genannten Pauschbeträge als Betriebsausgaben ansetzen, so können die tatsächlichen Aufwendungen für die Geschäftsreisen (Kosten der Fahrt, Verpflegung, Unterbringung usw.), wenn sie im einzelnen nachgewiesen werden, als abzugsfähig anerkannt werden. Einzelnachweis ist auch stets für Auslandreisen erforderlich und — was bisher nicht der Fall war — dann, wenn die Reisetätigkeit üblicherweise so ausgeübt wird, daß der Steuerpflichtige täglich an seinen Wohnort oder Betriebssitz zurückkehrt. Im letzteren Fall kann vom Einzelnachweis der Aufwendungen abgesehen werden, wenn der Steuerpflichtige für seine Reisetage nur zwei Drittel der Pauschbeträge geltend macht.
Das Finanzamt kann auch dort Nachweis der Aufwendungen im einzelnen verlangen, wo eine Anwendung der Pauschbeträge offensichtlich zu einer unzutreffenden Besteuerung führen würde, z. B. wenn bei umfangreicher Reisetätigkeit oder bei überwiegender Ausübung des Gewerbebetriebes im Umherziehen oder außerhalb des Betriebssitzes infolge der Anwendung der Pauschbeträge kein angemessener Gewinn verbleiben würde. Auch dies bedeutet gegenüber bisher eine Veränderung zuungunsten des Steuerpflichtigen.
Eine Trennung der Aufwendungen mit Rücksicht darauf, daß auch Beträge für die persönliche Verpflegung in den Aufwendungen enthalten sind, ist nicht vorzunehmen; es sind jedoch von den im einzelnen nachgewiesenen Aufwendungen für eine Geschäftsreise die Haushaltsersparnisse abzusetzen. Dies hat nach den einschlägigen Vorschriften der Lohnsteuer zu geschehen (20 v. H. des Tagegelds des vergleichbaren Beamten), es kommt dies aber nur dann in Betracht, wenn der Steuerpflichtige im Jahr insgesamt mehr als 50 Reisetage aufzuweisen hat.
Geschäftsreisen im eigenen Kraftwagen
Bemerkenswert, weil ebenfalls abweichend gegenüber der bisherigen Handhabung, ist die Geltendmachung der Aufwendungen für die Benutzung eines eigenen Kraftwagens. Die Aufwendungen für das Kraftfahrzeug könnenn nicht in Form von Pauschsätzen (Kilometergeldern) geltend gemacht werden, weil sämtliche Ausgaben für das betrieblichen oder freiberuflichen Zwecken dienende Kraftfahrzeug im einzelnen nachzuweisen und in der nachgewiesenen Höhe als Betriebsausgaben abzugsfähig sind.
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Brennstoffversorgung bestimmt Stahlproduktion
Für 3,2 Millionen t Rohstahl sind 4,2 Millionen t feste Brennstoffe notwendig
DÜSSELDORF. Die für das vierte Quartal dieses Jahres geplante Stahlproduktion im Bundesgebiet. von 3,2 Millionen t hängt im wesentlichen von der ausreichenden Brennstoffversorgung der Hütten- und Stahlwerke ab. Für die Produktion der veranschlagten Menge Rohstahl sind 4,2 Millionen t feste Brennstoffe erforderlich. Sie werden nach Ansicht unterrichteter Kreise zur Verfügung gestellt werden können, wenn die Steinkohlenförderung zunimmt und die hohen Exportanforderungen herabgesetzt werden.
Die Hüttenwerke in der Bundesrepublik verfügen zurzeit über Koksvorräte für durchschnittlich neun Tage. Dagegen reichen die Erzbestände der Werke für 2*/s bis 3 Monate und die Schrottvorräte für rund 8 Wochen aus. Der Bedarf an Zukaufschrott für das vierte Quartal 1950 wird
auf rund 600 000 t geschätzt. Erwartet werden Engpässe in der Gasversorgung, da infolge der starken Auslandsnachfrage nach Koks die Gasgewinnung zurückgehen wird.
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MANNHEIM. Die schwierige Versorgung der Industrie mit Kohle läßt in maßgeblichen Kreisen der süddeutschen Kohlewirtschaft die Wiedereinführung von Dringlichkeitsstufen für die Belieferung der Industrie in den Mittelpunkt der Erörterungen treten.
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BONN. Das Bundeswirtschaftsministerium hat eine 20prozentige Erhöhung der Kontingente für Dieselkraftstoffe im vierten Quartal des laufenden Jahres angeordnet. Es wird jedoch nicht daran gedacht, die Kontingente für Vergaserkraftstoff ebenfalls zu erhöhen.
Entspannung auf den Rohstoffmärkten
Aussichten auf verbilligte Einfuhren
FRANKFURT. Die durch den Umschwung in Korea ausgelöste Entspannung auf den internationalen Rohstoff märkten macht nach neuesten Berichten aus Zürich weitere Fortschritte. Die übersteigerte Kauftätigkeit hörte auf; Handel und Spekulationen nahmen auf verschiedenen Marktgebieten Glattstellungen vor, durch welche die im September erzielten Preissteigerungen wieder abgebaut wurden. An den Terminmärkten für Rohwolle, Zucker, Kakao, Kaffee, Schmalz, Weizen und Fleisch sanken die Notierungen sogar unter den Stand von Anfang September.
Nach Schweizer Auffassungen bieten sich damit neue verbilligte Einfuhrmöglichkeiten, da das an den Weltmärkten vorhandene Angebot an Getreide, Zucker, Fetten und Oelen sowie anderen Produkten groß genug ist, um auch eine zeit-
Weinernte am Bodensee unbefriedigend
FREIBURG. Die diesjährige Weinernte in Südbaden ist, wie der badische Weinbauverband erklärte, im allgemeinen befriedigend ausgefallen. Die Mostgewichte bewegen sich durchschnittlich zwischen 85 und 100 Grad Oechsle. Das Mengenergebnis kommt etwa dem des Jahres 1948 gleich, liegt also höher wie im vergangenen Jahr. Im Bodenseegebiet ist die Weinernte bereits beendet! Hier liegt das Mengenergebnis hinter den anderen Gebieten zurück; auch die Qualität scheint nicht zu befriedigen.
Landesproduktenbörse Stuttgart
10. Oktober 1950
In Brotgetreide Anden nur geringe Umsätze statt zu den in der Anordnung Pr. 59/50 festgesetzten Erzeugerfestpreisen für Weizen 32.15 DM, für Roggen 28.15 DM, je 100 kg ab Erzeugerstation'bei Oktober- beferung.
Bas Braugerstengeschäft bewegt sich in engsten Grenzen bei unveränderten Preisen. Die Anfuhren haben stark nachgelassen. Erst nach der Einbringung der Hackfruchternte wird der Drusch wieder verstärkt elnsetzen.
Inländische Futtergerste fehlt am Markt, während ausländische Ware keine Rechnung läßt.
In unserem Gebiet ist der Anfall von Futterhafer gering. Der erforderliche Bedarf kann aus den Nachbarländern, sowie aus Importen gedeckt werden. Die Erzeugerfestpreise liegen zwischen 24 und 25 DM je 100 kg je nach Beschaffenheit ab Verladestation.
Für Weizen- und Roggenmehl besteht bet reichlichem Angebot wenig Nachfrage. Es werden notiert für Type 550 51.50—51.75 DM; Type 812 48.33—48.60 DM: Type 1050 46.60—46.85 DM; Type 1600 42.80—42.85 DM: Type 1150 40—40.25 DM je 100 kg brutto für netto cinschl. Sack frei Empfangsstation.
Bei Mühlennachprodukten überwiegt das Angebot.
Den Tierhaltern steht genügend wirtschaftseigenes Futter zur Verfügung.
In Speisekartoffeln ist das Einkellerungsgeschäft nach wie vor schleppend. Das starke Angebot hält immer noch an. An den Großhandelspreisen von 7.80 ms 8 DM je 100 kg lose, waggonfrei Empfangsstation hat sich nichts geändert.
Das Rauhfuttergeschäft ist unbedeutend. Die Preise “leiben unverändert.
weise größere Nachfrage zu vorteilhaften Preisen zu befriedigen. Eine Sonderstellung nehmen alle kriegswichtigen Materialien, in erster Linie Metalle, ein. Von diesen wurden auf Grund anhaltender Vorratskäufe einige neuerdings heraufgesetzt.
2 Millionen t Eier
BONN. Nach vorläufigen Berechnungen wird die Eiererzeugung der 17 Marshallplanländer im Jahr 1950 rund 2 Millionen t betragen. Der Vorkriegsdurchschnitt lag bei rund 1,84 Millionen t.
Nach Angaben des Bundesernährungsministeriums ist das Eierangebot in den westeuropäischen Marshallplanländern noch nicht befriedigend. Die durchschnittlichen Eiergroßhandelspreise betrugen im September im Bundesgebiet 0,21 DM je Stück gegenüber 0,10 RM im Jahre 1938.
Beratung in Preis- und Lohnfragen
KÖLN. Der Präsident der Hauptgemeinschaft des deutschen Einzelhandels, Schmitz, schlug Mitte der Woche auf der dritten ordentlichen Delegiertenversammlung die Bildung eines Ausschusses vor, der die Bundesregierung in Preis- und Lohnfragen beraten soll. Aufgabe dieses Ausschusses wäre es, die Weltmarktlage eingehend zu analysieren und sorgfältig zu prüfen, wie sich die Erhöhungen der Rohstoffpreise auf die Kosten und die Kalkulation von Industrie und Handel auswirken würden. Außerdem solle der Ausschuß darüber beraten, was zu geschehet! habe, um bestimmte unvermeidbare Preissteigerungen in erträglichen Grenzen zu halten.
Deutscher Krankenkassentag
MÜNCHEN. Anfang der Woche trafen sich in München über 900 Delegierte von 396 Ortskrankenkassen im Bundesgebiet zum deutschen Krankenkassentag, der zum erstenmal nach 25 Jahren wieder stattfand. Auf der Tagung wurde festgestellt, daß von den 20 Millionen Sozialversicherten im Bundesgebiet 14 Millionen von den Ortskrankenkassen betreut werden. Davon sind 3,9 Millionen Rentner. 80 Prozent der Bevölkerung des Bundesgebiets genießt Sozialversicherungsschutz.
Die Ortskrankenkassen hatten 1949 pro Mitglied 116,14 DM Reineinnahmen und 105,22 DM Reinausgaben.
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WASHINGTON Um die amerikanische Inlandsversorgung mit Rohbaumwolle zu sichern, hat die amerikanische Regierung die Baumwoll- ausfuhr nach allen Ländern, mit Ausnahme von Kanada gekürzt.
NEW YORK. Die Weltrohölproduktion hat mit einer täglichen Erzeugung von 10 574 000 Fässern einen neuen Höchststand erreicht. Allein die USA benötigen rund 5.5 Millionen t. Die Produktion der UdSSR, und Osteuropas wird auf rund 860 000 Fässer täglich geschätzt
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