6. Jahrgang
WIRTSCHAFT
Nummer 136
Wieder Steuerausschüsse
Entscheidende Funktion im Einspruchsverfahren
Wi. Der Steuerpflichtige kann sich meist schlecht des Gefühls erwehren, daß das Finanzamt in seinen Entscheidungen irgendwie unkontrollierbar oder unkontrolliert sei. Nach seiner Vorstellung, vor allem wenn er keinen Steuerberater hat, liegt es weitgehend im Belieben des zuständigen Steuerbeamten, ob er so oder so entscheidet und ob im besonderen bei Schätzungen die Steuer um einiges höher oder niederer ausfällt. Die steuerrechtlichen Bestimmungen sind unübersichtlich, die Finanzämter haben ihre eigenen internen Weisungen und Anordnungen, die der Oeffentlichkeit nicht bekannt sind, und die Ermessensgrenzen, innerhalb deren der Einzelfall zu entscheiden ist, erscheinen weit. So hält der durchschnittliche Steuerpflichtige es aus einem Gefühl der Unsicherheit heraus oft für angezeigt, „es mit dem Finanzamt nicht zu verderben“ und lieber einmal eine ungünstige Entscheidung hinzunehmen, als einen Streit zu beginnen, in dem er vielleicht Recht bekommt, mit dem er sich aber für später das Wohlwollen des entscheidenden Beamten zu verscherzen fürchtet.
Der Steuerbeamte nicht mehr allein
Diese Besorgnis braucht der Steuerpflichtige in Zukunft nicht mehr zu haben. Das Gesetz über die Organisation der Finanzverwaltung bringt die Wiedereinführung der Steuerausschüsse, die berufen sind, ein wichtiger Vertrauensfaktor für die Stellung der Steuerverwaltung gegenüber der Allgemeinheit zu sein. Bereits in der bevorstehenden Einkommens-, Umsatz- und Gewerbesteuerveranlagung 1948/49 werden bei den Steuerfestsetzungen wieder Steuerausschüsse mitwirken.
Die Wirksamkeit der Steuerausschüsse nach dem neuen Gesetz ist gegenüber den Aufgaben der früheren Steuerbeiräte wesentlich verstärkt worden. Der Steuerausschluß hat nicht nur beratende, sondern auch entscheidende Funktionen. Bei den Steuerfestsetzungen,
Baugewerbliche Innungsverbände warten Frankfurter Ergebnis ab
REUTLINGEN. Zu den Bauarbeiterstreiks in Frankfurt und anderen Großstädten der früheren Bizone stellen die baugewerblichen Innungsverbände von Württemberg-Hohenzollern fest, daß die in Württemberg-Hohenzollern zurzeit gültige Lohnvereinbarung von der Gewerkschaft Bau-Steine-Erden zum Ende vergangenen Monats gekündigt worden ist. Neue Lohnverhandlungen haben bisher noch nicht stattgefunden; Arbeitgeberverbände und Gewerkschaften sind übereingekommen, Lohnverhandlungen auszusetzen, bis ein Verhandlungsergebnis in der Bizone vorliegt.
also bei der eigentlichen Veranlagung, steht dem Ausschuß ein beratendes Mitwirkungsrecht zu, das in Fällen von allgemeiner Bedeutung von den Finanzämtern in keiner Weise zur Seite geschoben werden kann. Ist der Steuerpflichtige aber mit der Steuerfeststellung oder der Steuerfestsetzung nicht zufrieden und legt er gegen den Steuerbescheid Einspruch ein, dann entscheidet über dieses Rechtsmittel nunmehr nicht mehr der Finanzamtsbeamte, sondern allein der Steuerausschuß.
Die Berufsvertretungen schlagen vor
Der Steuerausschuß entscheidet mit Stimmenmehrheit. Er besteht aus einem gewählten Vertreter der Gemeinde, in der der Steuerpflichtige wohnt oder in der der umstrittene Vermögensgegenstand gelegen ist, und mindestens 4, höchstens 8 anderen gewählten Mitgliedern. Vorgeschlagen werden diese anderen Mitglieder von den Berufsvertretungen, z. B. den Gewerkschaften, Bauernverbänden, Handwerkskammern, Industrie- und Handelskammern und Vertretungen der freien Berufe. Gewählt werden sie von den Organen der Selbstverwaltungen bzw. den Gemeindevertretungen..
Daß der Steuerausschuß geeignet ist, den Finanzamtsbeamten wertvolle Aufschlüsse und Hinweise bei den Steuerfestsetzungen zu geben, liegt auf der Hand. Der Finanzamtsvorsteher oder ein von ihm beauftragter Finanzamtsbeamter führt in dem Ausschuß den Vorsitz und ist auch stimmberechtigt. Seine Stimme zählt aber nur wie die Stimmen der anderen Mitglieder auch. Nur bei Stimmengleichheit entscheidet die Stimme des Beamten. So darf erwartet werden, daß durch
eine verantwortungsbewußte und unparteiische Tätigkeit der Steuerausschüsse künftig Entscheidungen „vom grünen Tisch“ aus und mit bürokratisch-einseitiger Betrachtungsweise vermieden werden. Auch von den Finanzgerichten, die mit zwei beamteten und drei ehrenamtlichen Laienrichtern besetzt sind, ist anzunehmen, daß sie wirtschaftlichen Gesichtspunkten Raum geben und eine verständnisvolle Arbeit entfalten.
Steuerterminkalender
für
die Hauptsteuer» in Württemberg-Hohen- zoliein im Monat September 1950
10. 9. Einkommensteuer. Steuerpflichtige mit Ausnahme der nichtbuchführenden Landwirte, die nur Einkünfte aus Land- und Forstwirtschaft und neben diesen Einkünften andere von nicht mehr als 600 DM beziehen: Vorauszahlung für das 3. Kalendervierteljahr 1950 nach den Festsetzungen des Finanzamts.
Notopfer Berlin. (Abgabe der Veranlagten und Abgabe der Körperschaften). Derselbe Personenkreis: Vorauszahlung für das 3. Kalendervierteljahr 1950 nach den Festsetzungen des Finanzamts.
Lohnsteuer. Monatszahler: Anmeldung und Abführung der im Vormonat einbehaltenen Lohnsteuer.
Notopfer Berlin (Abgabe der Arbeitnehmer) wie Lohnsteuer.
Umsatzsteuer. Monatszahler: Abgabe der Voranmeldung und Abführung der Umsatzsteuer für Vormonat.
Beförderungssteuer. Monatszahler: Nachweisung und Abführung der Beförderungssteuer für Vormonat, soweit nicht mit dem Verband abgerechnet wird.
15. 9. Gewerbesteuer. In Gemeinden mit Monatszahlung: Monatsrate.
Grundsteuer. In der Regel Monatsrate.
Wichtines in Kürze
Verschärfte Kreditprüfungen
FRANKFURT. Nach dem Julibericht der Bank deutscher Länder soll alles geschehen, um eine spekulative Ausnutzung der Auftriebstendenzen zu verhindern. Kreditpolitisch — so wird erklärt — sei in diesem Zusammenhang vor allem die Verweigerung von Hortungskrediten unerläßlich.
Das Zentralbanksystem hat die Geldinstitute ersucht, jede Kreditgewährung sorgfältig daraufhin zu prüfen, ob sie nicht einem ungerechtfertigten Durchhalten von Vorräten dient; für solche Transaktionen soll jede Refinanzierungshilfe versagt werden.
Schon wieder Rohstoffengpässe DUISBURG. Nach einem Bericht der Industrie- und Handelskammer Duisburg machen sich bei einigen Firmen der Ruhrindustrie infolge der starken Exportbelebung die ersten Rohstoffeng-
Landwirtxchn.lt
Ernteaussichten
Pässe bemerkbar. Nach Ansicht der Kammer ist dies vor allem darauf zurückzuführen, daß es den Firmen bei dem Abruf einfuhrverfahren in den vergangenen Monaten nicht möglich war, größere Lager anzulegen. Zur Ueberwindung der Rohstoffengpässe sei eine planvolle Einfuhr notwendig.
Mehr als 14 Millionen Beschäftigte
FRANKFURT. Die Zahl der Berufstätigen in der Deutschen Bundesrepublik hat die 14-Millio- nen-Grenze überschritten und damit — wie es in dem Bericht heißt — „eine mutmaßliche Rekordzahl" erreicht. Die Zahl der Arbeitslosen, jetzt noch 1 409 156, ist wieder auf den Stand vom November letzten Jahres zurückgegangen. Der Bericht ist vom Amt für Arbeitsangelegenheiten der alliierten Hohen Kommission herausgegeben worden; es wird in ihm gesagt, daß die neue Beschäftigtenzahl einen Vor- und Nachkriegsrekord für Westdeutschland darstelle.
Billige amerikanische Rindfleischkonserven
B O N N. Es Hegen nunmehr die offiziellen Schätzungen der diesjährigen Ernte der Bundesrepublik an Brot- und Futtergetreide vor. Sie kommen den bereits als vorläufig gemeldeten Ergebnissen nahe; mit über 10 Mill t Brot- und Futtergetreide bleibt der Ertrag nicht wesentlich unter der vorjährigen Rekordernte; nach den Schätzungen wird Brotgetreide mit etwa 5,7 Mill. t etwa 150 0001 unter dem Vorjahrsertrag liegen, und zwar 2,6 Mill. t Weizen und 3,2 Mill. t Roggen.
Der Ertrag an Futtergetreide soll etwa 4 350 000 t betragen, auch die Heu- und Futterrübenernte ist durch genügende Niederschläge gut ausgefallen. — Trotz der weiten Verbreitung des Kar-
DM» Wechselkurse
Die zu Jedem Wochenende erscheinende Tabelle weist das Umrechnungsverhältnis von 100 DM zu den wichtigsten fremden Währungen aus, und zwar nach den Kursen im Züricher Freihandel.
Schweiz. Franken
31. 8.
79.25
30. 8.
79.25
USA-Dollar . . .
18.26
18.26
Engl. Pfund . .
7.40
7.42
Franz. Franken .
7 013.—
7 013.—
Belg. Franken . .
856.75
921.51
Holl. Gulden . .
75.47
75.47
Span. Peseten . .
885.47
885.47
Port. Eskudos . •
536.56
537.28
Schwed. Kronen .
117.41
117.27
Argent. Pesos
304.80
282.85
Bras. Milreis . .
572.20
533.67
Oesterr. Schilling
535.47
525.16
ttal. Lire . .
12 007.—
12 007.—
Tschech. Kronen .
7 406.—
7 204.—
toffelkäfers rechnet man damit, daß die diesjährige Kartoffelernte gut sein wird. Intensive Bekämpfung des Schädlings und die für seine Ausbreitung ungünstige nasse Witterung hat zu einer Eindämmung der Plage geführt.
Obst- und Gemüseerzeugerpreise 40 ®/o unter Vorkriegsniveau
MANNHEIM. Die Erzeugerpreise für Obst und Gemüse in Nord- und Südbaden liegen gegenwärtig um 40 unter den Vergleichspreisen des Jahres 1939, erklärte der Geschäftsführer des Badischen Gartenbauverbandes auf einer Pressekonferenz. Die Ernte sei sehr gut, der Absatz hingegen unbefriedigend. Es gehe nicht an, daß man den deutschen Gartenbau durch unzweckmäßige Importe ruiniere; wenn heute, wie es der Fall sei, 1 Zentner Gurken 1 DM koste, so könne man damit nicht einmal die Pflücker bezahlen.
Mehr Kleinbauern im Westen als im Osten
DÜSSELDORF. Der Rheinische Landwirtschaftsverband kam in einer Untersuchung über die Struktur- und Eigentumsverhältnisse in der Bundesrepublik und in . der Sowjetzone zu der überraschenden Feststellung, daß es in der Bundesrepublik im Verhältnis zur landwirtschaftlichen Nutzfläche mehr bäuerliche Klein- und Kleinstbetriebe gibt als in der Sowjetzone. Danach waren in der Bundesrepublik im Jahr 1949 32,9 •/• aller Betriebe bis zu 2 ha groß, in der Sowjetzone aber nur 29 Die Betriebe von 2 bis 5 ha machten im Bundesgebiet 27,5 •/• aus, in der Sowjetzone dagegen nur 16,2
BONN. Seit zwei Wochen wird im Bundes- ernährungsministerium über ein Sonderangebot amerikanischer Rindfleischkonserven verhandelt. Das Angebot stammt von der amerikanischen Regierung. Die Ware soll unter dem amerikanischen Marktpreis und zu rund einem Drittel des innerdeutschen Marktpreises abgegeben werden. Sie wird als erste Qualität bezeichnet und ist mit einer zehnjährigen Lagergarantie versehen. Eine Entscheidung ist deutscherseits noch nicht getroffen worden; nach Ansicht des deutschen Fici-cherverbandes und der mit der Einfuhr befaßten Stellen besteht durch das Zögern des Ernährungsministeriums die Gefahr, daß die amerikanische Regierung ihr Angebot zurückzieht. Ein erster Posten dieser Fleischkonserven sei bereits für die Truppenversorgung nach Korea verschickt worden.
Britische Luftfahrtgesellschafte’n mit Verlust LONDON. Die staatlichen britischen Luftverkehrslinien haben in dem am 31. März zu Ende gegangenen Geschäftsjahr mit einem Verlust von 9 155 4SI Pfund (über 108 Mill. DM) gearbeitet. ln den vorausgegangenen 12 Monaten hatte die Gesellschaft sogar ein Defizit von über 9,7 Mill. Pfund Sterling.
Verhandlungen mit Griechenland und Ungarn FRANKFURT. Die griechische Regierung läßt wissen, daß demnächst mit einer Wiederaufnahme der im Juni in Frankfurt unterbrochenen Handelsvertragsverhandlungen, die seinerzeit an der Frage der Tabakeinfuhren scheiterten, ge-
Nach der Biersteuersenkung
TÜBINGEN. Das Gesetz zur Aenderung des Biersteuergesetzes tritt, wie bereits kurz gemeldet, mit Wirkung vom 1. September in Kraft. Daraufhin hat das Wirtschaftsministerium von Württemberg-Hohenzollern am 25. August angeordnet, daß die Bierpreise wesentlich gesenkt werden. Die neuen Ausschankpreise betragen in einfachen Gaststätten: drei Zehntel Lagerbier 30 (bisher 37) DPfg., Spezialbier 36 DPfg. Die 0,5 1- Flasche wird über die Straße für 44 DPfg. (bisher 55 DPfg.), bei Spezialbier für 52 DPfg. verkauft. Diese Preise entsprechen in etwa den Richtsätzen, die bei der Behandlung des Gesetzes genannt worden sind, und nach denen der Preis für einen Liter Konsumvollbier betragen soll: In Norddeutschland DM 1.18 bis DM. 1.28 (bisher 1.66 DM), in Mittel- und Südwestdeutschland etwa 1 DM (bisher 1.17 bis 1.27 DM) und in Bayern 0.78 bis 0.80 DM. (bisher 1 DM.).
Die Steuersenkung, die pro Liter 0.12 DM beträgt, ist also nur ein Teil der Bierpreissenkung; der Rest geht zu Lasten der Brauereien und des Schankgewerbes. Fiskus und Gewerbe rechnen in gleicher Weise mit einer wesentlichen Erhöhung des Bierkonsums als unmittelbare Folge der Steuer- und Preissenkung. Nach den Statistiken betrug bisher der durchschnittliche Jahresverbrauch pro Kopf der Bevölkerung rund 26 Liter, in den Jahren vor dem Kriege aber weit über 50 Liter. Um das Vorkriegsniveau zu erreichen, womit Fiskus und Gewerbe im stillen wohl rechnen, müßte sich der Bierkonsum somit verdoppeln.
Ob diese Rechnung aufgeht, ist aber eine andere Frage. Daß die Kaufkraft noch nicht den Vorkriegsumfang erreicht hat und auch sobald nicht erreichen wird, steht außer allem Zweifel. Wenn aber der Bierkonsum auch nach den Steuer- und Preissenkungen ungenügend bleiben würde, ergäbe sich für Schankgewerbe und Brauereien — insbesondere für die letzteren — aber eine recht prekäre Situation. Es sind nämlich nicht nur die Löhne erheblich gestiegen, sondern auch die Preise für die zur Bierbereitung dienenden Grundstoffe Gerste und Hopfen. Für die Braugerste allgemein gilt dabei nach der Erhöhung der Erzeugerpreise ein Satz von 32 DM je Doppelzentner, aber für Spitzenqualitäten wird, wie unser gestriger Bericht der Landesproduktenbörse zeigt, bereits mehr bezahlt. Ganz unübersichtlich haben sich die Verhältnisse am Hopfenmarkt gestaltet, obschon das Bundesernährungsministerium versprochen hatte, ein wachsames Auge auf die Preisentwicklung zu haben und keine Bemühungen zu scheuen, um die zu erwartenden größere Ernte sowohl der Versorgung des Braugewerbes wie auch der Erfüllung der Exportverpflichtungen aus dem Handelsabkommen zugute kommen zu lassen. Trotzdem wurden in Tettnang, woher die Brauer unseres Landes ihren Qualitätshopfen zu beziehen pflegen, Preise von 1000 bis 1050 DM je Zentner gefordert — und bezahlt. Wenn man bedenkt, daß die Hopfenpreise vor dem Weltkrieg bei 180—250 DM gelegen haben, dann hat man eine Erklärung für die auch nach der Steuer- und Preissenkung immer noch hohen Bierpreise, kann aber auch den Umfang der Schwierigkeiten ermessen, die auftreten würden, wenn sich die Hoffnungen auf eine wesentliche Bierkonsumerhöhung nicht erfüllen würden.
rechnet werden darf. — Ungarn hat eine westdeutsche Regierungsdelegation zu Verhandlungen über den Abschluß eines neuen Handelsvertrages nach Budapest eingeladen; das Warenaustauschabkommen läuft am 30. September ab.
Halle III in Friedrichshafen bleibt erhalten TÜBINGEN. Nach einer Mitteilung des französischen Landeskommissars an das Staatsmini- slerium von Württemberg-Hohenzollern ist nunmehr endgültig entschieden, daß die noch vorhandene Halle III der in Liquidation befindlichen Luftschiffbau GmbH, erhalten bleibt. In diesem Gebäude befindet sich seit einiger Zeit eine Eisenbahninstandsetzungswerkstätte.
Weinkontrollen gegen Weinfälschungen BAD KREUZNACH. Im Aufträge des deutschen Weinhandelsverbandes überprüfen seit einiger Zeit Weinkontrolleure in Gaststätten und Weinverkaufsstellen des gesamten Bundesgebietes unauffällig die Beschaffenheit des Weines. Der Weinhandel will dadurch erreichen, daß die Weinfälschungen, die dem guten Ruf des deutschen Qualitätsweines schaden, ein Ende nehmen.
Aus der christlichen Welt
Wer ist wie Gott?
Von allen guten Geistern verlassen zu sein, ist nach dem Volksmund ein bedauernswerter, heilloser Zustand. Ist es da nicht ein Trost, wieder zu wissen, daß wir im Kampf des Lebens gegen sichtbare und unsichtbare Mächte wirklich nicht allein gelassen sind, sondern den Schutz helfender guter Geister erfahren können! Am Schutzengelsonntag erinnert man sich gern wieder aller Geschichten, die vom erlebten Schutz guter Geister erzählen. „Ich hab einen guten Schutzengel gehabt“, hört man bisweilen sagen. Wenn wir dabei bedenken, daß nicht nur unser Leib, sondern vor allem das Heil der Seele gesichert werden soll durch das treue Walten unserer guten Schutzgeister, dann werden wir der in der Heiligen Schrift begründeten Wahrheit von den Schutzengeln eher gerecht.
Es ist nicht nur einmal geschehen, daß begnadete Menschen den Engel an ihrer Seite sehen durften. Wenn wir ihn auch nicht sehen dürfen, so ist er doch um uns, der treue Begleiter, der „immerdar das Antlitz des Vaters im Himmel“ schauen darf, dessen Auge aber auch sehr intensiv auf das Antlitz seines Schützlings gerichtet ist, daß er ein Gleiches erreiche wie er. Was könnte ihm schon verborgen bleiben? Ist er nicht der stumme Zeuge unserer Zähren wie unserer Freuden, der sehr wohl unser Fürsprecher am Throne Gottes sein kann und hoffentlich nie unser Ankläger dort sein wird!
Nur wenige Namen aus den Engelscharen sind uns durch die Heilige Schrift bekannt. Den Anführer und Mächtigsten aus ihnen, Michael, haben just die Deutschen zu ihrem Engel erwählt. Seit vielen Jahrhunderten wird er als solcher verehrt. Und daß wir von seinem Schutz gerade in diesem kritischen Augenblick unserer Geschichte erfahren, ist unsere Hoffnung auf ihn, der vor Gott steht. Aber auch hier gilt: er ist nicht ausschließlich zum Schutz der irdischen Vielt bestellt, sondern viel mehr für die Welt der Seele. Vom Verteidiger könnte er sogar schnell zum Ankläger werden, wenn die Hoheitsrechte seines Herrn und Gottes nicht beachtet werden. Sein Name besagt es: Wer ist wie Gott?
„Keine Union zwischen beiden Konfessionen“
Die im Auftrag des evangelischen Bischofs von Berlin, D. D i be 1 i us, herausgegebene Wochenzeitung „Die Kirche“ veröffentlicht unter der Ueberschrift „Entweder — Oder“ den evangelischen Standpunkt zur Una-Sancta-Bewegung.
Die protestantischen Befürworter der Bewegung hätten sich nicht irre machen lassen durch jenes Monitum des Vatikans vom 5. Juni 1948, das doch eigentlich hätte genügen sollen, um sie zur Besinnung zu bringen: „Es gibt keine Union zwischen den beiden Kirchen. Es gibt nur ein Hier oder ein Dort: evangelisch oder katholisch. Eine „dritte Konfession“ als Vereinigung beider ist unmöglich. Und alle Versuche zu „Unionen“ oder „Annäherungen“ theologischer Art sind von verneherein zum Scheitern verurteilt, mögen sie sich anfangs noch so verheißungsvoll ausnehmen; hier gilt die Wahrheitsfrage, und da gibt es kein Sowohl-Als-auch, sondern nur ein Entweder-Oder. Entweder wird das evangelische .Christentum das katholische überwinden oder umgekehrt. Rom und Wittenberg können nicht zueinanderkommen, es sei denn auf jenem Wege, den die Aufklärung ging (dem der Vernachlässigung des Bekenntnisstandes), und den wird niemand wollen. Nur eines gibt es: Jeder ist sich seines Standortes bewußt und sucht im anderen den Bruder. Er läßt sich nicht irre machen in seiner eigenen Haltung und in der Bekämpfung der des anderen. Aber er vergißt, wie es Spener einmal ausgedrückt hat, über dem „Haß der Sache“ nicht die „Liebe der Person“. Nur diesen Weg ist die Una-Sancta-Bewegung gewiesen, wenn sie Erfolg haben will.“
Die Forderung des Passauer Katholikentages
Ein tiefes innerliches und lebendiges Christentum sei die Forderung des Passauer Katholikentages, sagte Bischof Simon Konrad Landersdorf e r von Passau am Mittwoch bei der Eröffnung der Beratungen der Delegierten des Katholikentages. Materialismus und Naturalismus haben das moderne Leben verflacht. Dies sei auch auf religösem Gebiet festzustellen. Was uns heute vielfach als Christentum entgegentritt, sei nichts anderes als eine mehr oder minder abgetrocknete Kruste, eine leere Schale und das Produkt einer rein gewohnheitsmäßigen
Haltung. Man habe versucht, dem Christentum seine Lebenskraft zu rauben und es dadurch auszuschalten, daß man das Reich Gottes in die zweite Linie zurückgesetzt und in die Sphäre des Privaten verwiesen habe. Das säkularisierte Leben müsse wieder verchristlicht und die Religion Christi wieder zutiefst in den Herzen der Menschen verankert werden.
Erzbischof Dr. Rauch 65 Jahre alt
Der Erzbischof von Freiburg, Dr. Wendelin Rauch, der sich nach überstandener Operation zurzeit in Erholung befindet, vollendete am 30. August sein 65. Lebensjahr. Dr. Rauch, der aus Zell am Dendelsbach stammt, wurde 1910 in Rom zum Priester geweiht und war dann am Theologischen Konvikt in Freiburg i. Br. tätig. Nach dem ersten Weltkrieg, den er als Divisionspfarrer mitmachte, kam er als Professor der Moraltheologie an das Priesterseminar nach Mainz und im Jahre 1938 als Direktor des Theologischen Konvikts wieder nach Freiburg. 1947 wurde Dr. Rauch als Nachfolger des verstorbenen Erzbischofs Dr. Konrad G r o e b e r zum Erzbischof von Freiburg und damit zum Metropoliten der oberrheinischen Kirchenprovinz gewählt.
BERLIN. Der Ratsvorsitzende der evangelischen Kirche in Deutschland, Bischof D. Dr. D i- b e 1 i u s , hat dem katholischen Bischof von Berlin, Kardinal Graf von Preysing, zu seinem 70. Geburtstag am Mittwoch ein Telegramm übermittelt, in dem er zum Ausdruck bringt, daß er seiner „in herzlicher Fürbitte um Gottes Kraft und Segen“ gedenke.
FRIEDRICHSHAFEN. Evangelische Pfarrer aus Bayern, dem württembergischen Oberland, Baden, .der Schweiz und voraussichtlich auch Österreich werden am 18. September an einer Bodensee-Konferenz evangelischer Theologen im Gustav-Werner-Heim von Friedrichshafen teilnehmen. Auf der alljährlich stattfindenden Zusammenkunft werden in Vorträgen innerkirchliche Fragen behandelt.
KÖLN. Während seines Aufenthaltes in Köln .wurden dem einheimischen Bischof von Uganda, Mgr. K i w a n u k a, die Eheringe des Kölner Ehepaares überreicht, das die Kosten für seine
Erziehung und priesterliche Ausbildung getragen hatte. Aus den beiden Ringen soll ein Bischofsring für Mgr. Kiwanuka geschmiedet werden.
CASTEL GANDOLFO. Papst Pius XII. ist gegenwärtig mit der Ausarbeitung einer „Konstitution“ des Dogmas der Himmelfahrt Mariens beschäftigt. Sie wird am 1. November bei der Proklamierung des Dogmas vom Heiligen Vater verlesen werden und ist in lateinischer Sprache geschrieben und wird unmittelbar nach der Verlesung in allen Sprachen veröffentlicht werden.
ROM. In einem Kommentar zu der neuen päpstlichen Enzyklika „Hurnani generis“ schreibt das Organ der katholischen Aktion Italiens, „Quotidiano“: „Man kann das Gefühl der Stärkung nicht verschweigen, das die Leser des Dokuments erfüllt, denn es vertreibt wie ein Windstoß die Vernebelung, die wissentlich oder unwissentlich angehäuft wurde, um selbst die notwendigsten Gewißheiten zu verhüllen. Die Enzyklika muß als Dienst an der Wahrheit und an der Wissenschaft erkannt werden, einer Wahrheit, die jedes Denken und Suchen des menschlichen Intellekts charakterisieren muß.“
WARSCHAU. Das Warschauer Politbüro, das den „Verband der Kämpfer für Freiheit und Demokratie“ kontrolliert, hat eine Reihe von Priestern, die dieser Organisation angehore , gezwungen, eine antiamerikanische Erklärung zum Krieg in Korea zu unterzeichnen. Die Erklärung wurde von der gesamten polnischen Presse auf der ersten Seite veröffentlicht.
5RONTO. 5000 Delegierte aus 62 Nationen nen an der Tagung des Weltrates für Christ- i Erziehung teil, die im Anschluß an die of*u- ische Tagung in Toronto stattfand. Das Tiefstand unter dem Motto „Jesus Christus, Leh-
_a tt „„„a ...«**] ief Hoe PrctP spit HPU Osloef
NEW YORK. Eine von Prof. James L. K el s o, Pittsburgh, geführte Expedition hat in Palästina einen größeren Palast ausgegraben, von dem man annimmt, daß er um die Zeit von Christi Geburt durch Herodes den Großen oder seinen Sohn Archelaus erbaut wurde. Es ist der erste große Winterpalast aus römischer Zeit, der bisher im Nahen Osten festgestellt werden könnt*