6. Jahrgang
Montag, 17. Juli 1950
Nummer 109
zu ungünstig, sodann waren die Widerstandskämpfer geistig und körperlich erschöpft. Endlich: Es widersprach dem Wesen vieler von ihnen, sich in den Vordergrund zu stellen und der neuen, sich mühselig entfaltenden Demokratie eine Rechnung für ihre politische Haltung in Gestalt eines Anspruchs auf Wirken in der Oeffentlichkeit zu präsentieren. Es darf auch nicht verschwiegen, werden, daß mancher Widerstandskämpfer nach 1945 versagt hat: er war an illegales Wirken gewöhnt, dem normalen Leben entfremdet und vermochte es nicht, zu einem freien Schaffen in dig. Breite zu gelangen.
Staatsfreudigkeit — wie soll sie da aufkom- men? In der Erziehung ist es mit guten Mahnungen und Leitsprüchen nicht getan, wenn sie auch nicht wertlos sind. Vorbilder und Taten müssen sichtbar werden. Man muß folgende Erwägung in den Vordergrund rücken. Der heutige Staat ist kein .fremder* Staat, wie es das Dritte Reich war, dessen Einrichtungen man am liebsten aus dem Wege ging, und vor dessen rohem Zugriff man sich eine sichere Zuflucht suchte. Er ist u n s e r, gerade auch der Jugend, Staat, der von uns selbst ausgebaut und verbessert werden kann und soll. Wir haben parlamentarische Einrichtungen und eine Presse, durch die wir Unzulänglichkeiten des Staats, wie sie uns täglich entgegentreten, aufdecken können, ohne in Lebensgefahr zu geraten. Das sind unschätzbare Errungenschaften. Wir haben kaum ein Jahr lang eine Regierung und dürfen Erfolge, die sie errungen hat, nicht übersehen.
Eine einheitliche Weltanschauung, wie sie einige Weltvölker besitzen, wird es in Deutschland nie geben. Die religiösen, sozialen und politischen Unterschiede sind zu tiefe. Dagegen läßt es sich wohl denken, auf dem Wege zu einer einheitlichen Staatsgesinnung Fortschritte zu erzielen, dabei den Mut der Ueber- zeugung zu bewähren und den Eigensinn des Fanatismus beiseite zu lassen. Wer die Schweiz und die Vereinigten Staaten kennt, weiß, daß hier eine solche besteht, daß tiefgreifende Gegensätze eingeschmolzen sind, ohne daß sie in Fragen zweiten Ranges verschwunden wären. Erfolg wird man auf dem Wege zu einem so hohen Ziel nur haben, wenn alle Stände mitarbeiten, wenn sich gerade die Jugend allmählich aus ihrer Zurückhaltung löst und erkennt, daß das Alte nicht wiederkommen kann und darf: nicht weil man es uns verbietet, sondern, weil es sich selbst zerstört hat.
Hohe Zuchthausstrafen
Die Urteile im Güstrower Prozeß
BERLIN. Im Prozeß gegen zehn leitende Persönlichkeiten der mecklenburgischen land- wirtsch.aftlichen Genossenschaften verhängte die Große Strafkammer des Landgerichts Güstrow am Samstagnachmittag hohe Zuchthausund Gefängnisstrafen. Drei Personen (eine in Abwesenheit) wurden zu 15 Jahren, eine weitere zu 12 Jahren Zuchthaus verurteilt. Die übrigen Angeklagten erhielten Gefängnisstrafen von zwei bis acht Jahren.
Auf Grund eines Beschlusses der Ostzonenregierung sind die Preise der Handelsorganisationen. der Ostzone (HO) für eine Reihe von Lebensmitteln und Gebrauchswaren mit sofortiger Wirkung herabgesetzt worden. Die Preissenkung bewegt sich zwischen 15 und 60 Prozent.
Tempelhof in deutsdien Händen
BERLIN. Der Flugplatz Tempelhof im amerikanischen Sektor Berlins, einer der größten Flughäfen Europas, wird jetzt wieder von Deutsdien verwaltet. Oberbürgermeister Prof. Reuter und ein Vertreter des amerikanischen Kommissariats in Berlin Unterzeichneten am vergangenen Wochenende einen Vertrag, wonach Gebäude- und Flugplatzeinrichtungen mit sofortiger Wirkung in deutsche Hände übergehen. _ __
AUE. Nach einem Augenzeugenbericht über das bereits gemeldete Eisenbahnunglück auf der Strecke. Zwickau-Aue sind, entgegen den offiziellen Angaben, mindestens 150 Personen ums Leben gekommen.
15. Fortsetzung
„Es wird schon gehen ... wenn Sie wollen!“ Und nach kurzem Schweigen: „Eigentlich ist es famos, daß wir uns wieder einmal morgens hier trafen! Könnten wir das nicht öfter tun?“
Betroffen sah Lauren sie an.
Wie kam Maud Smith dazu, diesen Vorschlag zu machen?
Hatte sie ihn in letzter Zeit nicht unfreundlich, ja abweisend behandelt und nur noch Augen für den Sänger Kolander gehabt?
Warum mit einem Male diese Liebenswürdigkeit? Wollte sie ihn zum besten halten? Spielte sie mit ihm?
Wieder betrachtete er sie. Als er aber ihren Blicken begegnete, meinte er, eine warme Welle von ihr zu sich strömeh zu fühlen, und plötzlich war etwas von der Vertrautheit, die früher zwischen ihnen geherrscht’ hatte, wieder da.
„Ich würde mich freuen, wenn wir uns fortan wieder öfter sehen könnten!“ gab er zur Antwort und spürte, wie die Fessel, die seit Tagen um sein Denken und Fühlen gelegen hatte, sich löste.
Als sie nachher mit Trude Wenckhaus zum Strand zurückkehrten, sagte diese:
„Wo haben Sie Ihren Ruheplatz, Fräulein Smith?“
Maud wies zur linken Seite hinüber.
„Dürfen wir mitkommen? Meine Mutter ist doch so sehr in ihren Roman vertieft, daß Herr Lauren und ich sie in ihrer Lektüre nur stören würden!“
Sie hatten sich aber kaum im Sand ausgestreckt, als Trude wieder hochsprang.
„Ich will drüben meine Zigaretten holen; gleich bin ich wieder zurück!“ rief sie und entfernte sich rasch.
Frau Wenckhaus sah von ihrem Buch auf, als ihre Tochter bei ihr erschien.
„Da bin ich wieder!“ sagte Trude und ließ
Kampf um Indodima
Im Hintergrund, der „Dritte Mann“
Roger P., Prof, der Rechtswissenschaft i Hanoi, Rechtsanwalt in Saigon und Autor des vielbeachteten Buches ,,Die Entwicklung der französischen Herrschaft in Indochina“, berichtet nach seiner Rückkehr in die USA von den Gründen und Hintergründen der historischen Umwälzungen auf dem „explosivsten Kampffeld in Asien“.
Der Schauplatz des 2. Aktes in dem Drama „Die Herrschaft in Asien“ ist Indochina, wo sich die beiden Helden, Bao Dai und Ho Tschi-minh, in einem unerbittlichen Kampf gegenüberstehen.
Die Anerkennung Bao Dais durch die USA und die des Kommunistenführers Ho Tschi- minh durch den Kreml zeigt die wahren Regisseure in diesem Spiel mit dem Feuer. Aber inzwischen zerbricht man sich auch schon über einen dritten Mann den Kopf.
Wenn irgendjemand, der weder im Lager Bao Dais noch Hos steht, Aussichten hat, der gesuchte neue Führer zu werden, so ist es Ngo Dinh Dziem, der ehemalige Ministerpräsident Kaiser Baos in den dreißiger Jahren, der sein Amt wegen des allzu fühlbaren französischen Drucks niederlegte.
Ngo ist Monarchist und lehnt beide derzeitigen Herrscher ab. Vielleicht ist es das große Unglück für alle Beteiligten, daß Ngo nicht genug Kräfte um sich zu sammeln vermag, um beiden sich bekämpfenden Machthabern seinen Willen aufzuzwingen. Ngo fordert eine Regierung, wie sie Indien und Pakistan erhalten haben. „Der gegenwärtige Kampf“, so sagte er mir bei seinem letzten Besuch, „wird nicht nur um die nationale Unabhängigkeit geführt. Es geht um eine soziale Revolution für die Rechte der vietnamesischen Arbeiter und Bauern, deren Leiden endlich beendet werden müssen.“
Uebrigens war Ngo Dinh Dziem bei der Wahl des Regenten bereits ein ernster Konkurrent Baos, und rfur weil er weniger Aussichten zu haben schien, Ho Tschi-minh aus
'dem Lande zu vertreiben, entschied sich Frankreich für Bao Dai.
Als der rundliche, genießerische Bao Dai, der in Paris erzogene Exkaiser von Annam, im Juni vergangenen Jahres in Saigon ankam, um die Pflichten eines Staatsoberhauptes von Vietnam zu übernehmen, mußte er bald einsehen, daß die Detonationen von Bomben und Handgranaten und die Demonstrationen der Studenten 'nur die Vorläufer jener immer mehr um sich greifenden Unruhen waren, denen sich heute 175 000 französische Soldaten gegenübersehen und die Frankreich bereits 20 000 Tote gekostet haben.
Bao Dai hatte als Voraussetzung für seine Rückkehr die Forderung gestellt, daß Vietnam innerhalb der französischen Union größte Freiheit und Autonomie zugebilligt würde und sowohl Cochin-China im Süden als auch Ton- kin im Norden und Annam längs der Küste zum Südchinesischen Meer seiner Regierungsgewalt unterstände.
Aber den meisten, mit Macht nach Unabhängigkeit drängenden Vietnamesen schienen diese Bedingungen lediglich ein Scheinmanöver und so war es gerade das Mißtrauen der Bevölkerung, das einen Erfolg Bao Dais verhinderte.
Kenner der südost-asiatischen Situation zweifeln daran, daß Bao ein Sieg ohne direkte militärische Intervention Amerikas jemals gelingen wird. Die politische und militärische Situation in Vietnam ist so hoffnungslos verfahren, weil es einerseits Bao Dai unmöglich ist, die Komunisten nur mit französischer Hilfe zu vernichten, und andererseits Ho Tschi-minh nicht in der Lage ist, seine Herrschaft in den .von ihm kontrollierten Gebieten zu sichern. Seine Versuche endeten stets mit blutigen verlustreichen Auseinandersetzungen mit französischen Truppen und wurden nicht zuletzt durch die Furcht
Nachrichten aus aller Welt
TÜBINGEN. Die CDU von Württemberg-Ho- henzollern wird ihren diesjährigen Parteitag voraussichtlich eine Woche vor der Volksbefragung, am 16. und 17. September, abhalten. Der Ort der Tagung steht noch nicht fest.
MÜNCHEN. Der aus drei amerikanischen Rechtssachverständigen zusammengesetzte Gnadenausschuß für die in den 12 Nürnberger Prozessen wegen Kriegsverbrechen verurteilten Deutschen hat nunmehr seine Arbeit aufgenommen und hofft, sie bis zum 1. September beenden zu können. 90 Gnadengesuche liegen bereits vor.
DARMSTADT. Im Stadtzentrum von Darmstadt wurde am vergangenen.Wochenende bei Ausschachtungsarbeiten eine 36 Zentner schwere Luftmine entdeckt und von einem deutschen Sprengkommando entschärft. Sie enthielt 28 Ztr. Sprengstoff.
WETZLAR. Der Kaufmann Sigmund Böhm aus Königsberg (Kreis Wetzlar), hat bei der UN eine Schadenersatzklage gegen die Tschechoslowakei wegen Verlust seines Eigentums im Werte von 78 000 DM, das er 1946 bei seine Ausweisung aus dem Sudetenland zurücklassen mußte, angestrengt.
BONN. Zum 1. Vorsitzenden des „Bundes der versorgungsberechtigten ehemaligen Wehrmachtsangehörigen und deren Hinterbliebenen“ wurde am vergangenen Wochenende Admiral a. D. Gottfried Hansen gewählt. Geschäftsführer wurde Generalmajor a. D. Kurt Linde.
WIESBADEN. In der vergangenen Woche stürzten Kinder im Alter von 10 bis 12 Jahren Grabsteine des jüdischen Friedhofs der Gemeinde Birstein bei Gelnhausen um und beschädigten sie. Es ist dies der dritte Fall in Hessen innerhalb von sechs Wochen.
MÜNSTER. Der zurzeit in Deutschland weilende frühere deutsche Reichskanzler, Dr. Heinrich Brüning, bestritt am Samstag entschieden, daß er, wie 'in der Schweizer Presse vermutet wurde, irgendwelche Ambitionen auf den Außenministerposten der Bundesrepublik habe.
BRAUNSCHWEIG. Einen Tag vor seinem 50. Geburtstag erhängte sich der Arbeiter Wilhelm Kösfeld, nachdem er kurz zuvor seine beiden Töchter im Alter von 9 und 21 Jahren mit einem Beil erschlagen hatte. Als Tatmotiv werden finanzielle Schwierigkeiten angenommen, da Kösfeld schon seit einiger Zeit arbeitslos war.
BREMEN. Das seit über 10 Jahren bei Nordenham in der Weser liegende Wrack des ausgebrannten Schnelldampfers „Bremen“ soll nun endgültig verschrottet werden. Die Bergungsarbeiten werden etwa 15 Monate in Anspruch nehmen.
GOSPORT. In dem dem britischen Marinehafen Portsmouth gegenüberliegenden Hafen Gosport flogen am Freitag acht Munitionsleichter mit mehr als 1000 t Sprengstoff in die Luft. Todesopfer waren keine zu beklagen. Am Samstag wurde eine umfassende geheime Untersuchung eingeleitet, da man die Möglichkeit eines Sabotageaktes nicht ausschließt.
ATHEN. Der griechische Oberbefehlshaber Feldmarschall Alexander Papagos gab am Samstag bekannt, daß mit Rücksicht auf die verschlechterte internationale Lage alle Pläne für eine weitere Demobilisierung der griechischen Truppen zurückgestellt worden seien.
ISTANBUL. Die türkische Nationalversammlung billigte am vergangenen Wochenende ein Amnestiegesetz, durch das rund 20 000 Häftlinge auf freien Fuß gesetzt werden. Außerdem wurde die Todesstrafe abgeschafft.
TEHERAN. Die persische Regierung "hat in einer Note an die Sowjetunion russische Behauptungen, wonach die Oelbohrungen an der persisch-russischen Grenze eine „militärische Maßnahme unter Leitung amerikanischer Fachleute“ darstellen, als „absolut irrtümlich und unwahr“ zurückgewiesen.
QUITO. Im Ecuador ist am Samstag eine Revolte in der Hafenstadt Guayaquil unter Einsatz von Truppen niedergeschlagen worden. Als Anführer der Rebellen wurde von Staatspräsident Plaza Lasso der frühere Innenminister Carlos Moreno bezeichnet.
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sich mit mißmutigem Gesicht neben ihrer Mutter nieder.
„Wo ist Herr Lauren?“
Trude wies in die Richtung, wo sie die beiden anderen zurückgelassen hatte.
„Wo wird er sein? Bei der Amerikanerin!“ „Und dich läßt er allein umherlaufen? ... Das ist ein starkes Stück!“
„Wunderst du dich darüber? Ich bin diese rücksichtslose Behandlung durch den feinen Herrn, nachgerade gewöhnt!“ spielte Trude die tödlich Gekränkte. „Kaum waren wir im Wasser, als er auf Fräulein Smith, mit der er sich wahrscheinlich verabredet hatte, zustürzte. Seitdem war ich Luft für ihn! Das sage ich dir aber, Mama: lange lasse ich mir diese Zurücksetzungen nicht mehr gfefallen! Das habe ich schließlich nicht nötig!“
„Nein — das haben wir, Gott sei Dank, nicht nötig!“ sekundierte ihr erregt ihre Mutter. „Falls Herr Lauren sich einbildet, daß du nur zum Zeitvertreib für ihn da bist, wenn er gerade keine andere zur Verfügung hat, irrt er sich gewaltig!“
Bravo! Bravissimo! jubelte Trude innerlich. Soweit wären wir! Hoffentlich würde auch der nächste Schlag gelingen ...
Verstohlen schaute sie zur Strandpromenade hinauf. Sie erwartete Fritz Völker, der jeden Augenblick erscheinen mußte.
Ob d.er Plan, den sie beide gestern abend geschmiedet hatten, gelingen würde?
*
Da tauchte in der Ferne der Erwartete auf. Jetzt hieß es für sie, schleunigst zu verschwinden; ihre Mutter sollte verabredungsgemäß allein sein, wenn Völker in Aktion trat.
Rasch erhob sie sich.
„Ich gehe jetzt wieder ins Wasser, sonst meint Herr Lauren, wenn er mich hier sitzen sieht, gar noch, ich ärgerte mich über sein rücksichtsloses Benehmen!“
Mit sorgenvoller Miene schaute Frau Wenckhaus ihrer Tochter nach.
Nur zu gut verstand sie, daß Trude über Lafirens Verhalten empört war. Hatte er sich nicht anfangs aufgespielt, als ob er ernsthafte Absichten auf Trude habe — und nun stellte er einer anderen nach und vernachlässigte Trude in schandhafter Weise!
Eigentlich war der Maler Völker doch ein ganz anderer Mann als dieser windige Herr Lauren! dachte sie. es geschah nicht zum ersten Male, daß solche Ueberlegungen sich ihr aufdrängten.
Sie erinnerte sich an die Zeit, als Völker bei ihnen verkehrt hatte; sie hatte ihn seines frischen, offenen Wesens wegen gerne gemocht, er schien ein zielbewußter, charakterfester Mann zu sein... er hätte ihre Tochter jedenfalls nicht derart komprimittiert, wie dies von Laurens Seite geschah!
Sie würde sich zwar fürs erste hüten, Trude gegenüber etwas von diesen Gedanken lautwerden zu lassen; mit ihrem Manne würde
„Volkspolizei-Lied“
BERLIN. Der „SED-Dichter“ Kurt Bartel (genannt Kuba) hat den Text zu einem neuen Volkspolizei-Lied geschrieben, das von allen Volkspolizei-Bereitschaften der Sowjetzone gesungen werden soll. Die erste Strophe dieses „Liedes der Volkspolizei“ lautet:
„Dem Volk gehören Wald und Tiere und die Fische in der See, und was die Erde birgt und was die Erde treibt, das rote Kupfer in den Tiefen, auf dem Feld der weiße Klee, und was der Schreiber in die Kontobücher schreibt: Gehört dem Volk! Das weite Land gehört dem Volk! Das tiefe Meer und meine Hand gehört dem Volk und mein Verstand und mein Gewehr.“
der Bevölkerung vor diesen Operationen erheblich beeinflußt.
Was Frankreich und vielleicht die ganze Welt jetzt in diesem Raume ernten, sind die Früchte einer langen Reihe von Fehlern in der Kolonialpolitik. Mehr als 600 Millionen Francs — beinahe der gesamte Anteil Frankreichs an der Marshallhilfe — wurden ohne einen sichtbaren Erfolg in das Abenteuer von Vietnam hineingepumpt. Für Frankreich wird es angesichts der neuerlichen Erfolge Hos in Kambodscha von Tag zu Tag zwingender, einen Ausweg aus dieser ausweglosen Situation zu finden, nicht zuletzt aus dem Grunde, weil es die in Indochina eingesetzten Truppen heute im eigenen Lande braucht, wenn es seine im Atlantikpakt eingegangenen Verpflichtungen erfüllen will.
Die Zeit drängt. Die Schwierigkeiten, denen sich die französische Regierung in Vietnam gegenübersieht und die gestern nur die französische Union betrafen, sind heute ein ernstes Weltproblem. Werden — so fragt man sich in Paris ebenso wie in New York und London — die nunmehr freigegebenen 75 Millionen Dollar der USA die ersehnte „Lösung des Indochina-Problems“ bringen?
„Ungenau gesdiätzt“
Weitere Mittel für Ausbau von Bonn erforderlich
BONN. Noch mindestens 15 Millionen DM wird der Bund benötigen, um über die bereits geleisteten Ausgaben hinaus alle für die Bundesorgane benötigten Verwaltungsgebäude her- richten und einrichten zu können, geht aus Unterlagen des Bundesfinanzministeriums hervor. Die Kosten für den Wohnungsbau zur Unterbringung von Verwaltungsangehörigen und sonstigen im Zusammenhang mit der Regierung nach Bonn übersiedelten Personen, die dabei nicht berücksichtigt seien, betrügen im Rechnungsjahr 1950/51 über 30 Millionen DM.
Bis zum 30. Juni 1950 wurden vom Bunde aus einem Sonderfonds des Wirtschaftsrats 6,4 Millionen DM für Instandsetzen und Herrichten von Verwaltungsbauten im Raum von Bonn aufgewendet. Für die bereits begonnenen anderen Bauten werden noch 3,5 Millionen aus Bundesmitteln benötigt. Außer diesen sind noch 14 Millionen notwendig, um Vergrößerungen von Verwaltungsgebäuden oder Neubauten für das künftige Außenministerium und das Verkehrsministerium zu ermöglichen.
Der Haushaltausschuß des Bundestags hat sich vorerst geweigert, die vorgenannten 3,5 Millionen zu bewilligen und untersucht, wieso die Kosten für den Ausbau Bonns so sehr viel höher liegen, als ursprünglich angenommen worden war.
Hohe' Bundesbeamte, die den Ausbau der Regierungsbauten in Bonn leiten, erklären, der notwendige Bauaufwand sei nur „ungenau geschätzt“ worden. An den Fehlschätzungen seien weder Zwei-Zonen-, noch Bundesbeamte beteiligt gewesen. Die beim Streit Frankfurt— Bonn genannten Zahlen habe das „Büro Bundeshauptstadt“, eine Dienststelle von Nordrhein-Westfalen, erarbeitet.
Der Vorschlag des Bundestagsabgeordneten Dr. P ü n d e r , leerstehende Baracken aus Watenstedt-Salzgitter nach Bonn zu bringen, und darin die Ministerien arbeiten zu lassen, wird gegenwärtig geprüft.
sie aber, wenn sie heimkam, ein deutliches Wort reden! Schließlich handelte es sich doch darum, daß Trude den Mann bekam, den sie liebhatte, und bei Fritz Völker würde sie sicher in guten Händen sein ...
„Guten Tag, gnädige Frau!“
Bestürzt fuhr Frau Wenckhaus aus ihrem Grübeln auf.
Im ersten Augenblick war sie wie erstarrt, als sie den vor sich sah, mit dem sie sich gerade in Gedanken bechäftigt hatte. Sie fand nicht gleich die Sprache wieder; dann sagte sie hörbar reserviert:
„Guten Tag, Herr Völker!“
„Sie sind mir doch nicht böse, weil ich Sie ansprach, gnädige Frau? ... Als ich von der Promenade aus Sie hier sitzen sah, empfand ich das Bedürfnis, mich wieder einmal nach Ihrem Ergehen zu erkundigen!“
„Sehr aufmerksam von Ihnen, Herr Völker ... danke, es geht mir gut!“
„Sie scheinen sich in Norderney schon ausgezeichnet erholt zu halben; Sie sehen fabelhaft aus, gnädige Frau!“
Welche Frau von fünfzig Jahren hätte da hart bleiben können? Auch Anni Wenckhaus, ohnehin Völker schon freundlicher gesinnt, lächelte geschmeichelt.
„Ja, die Meeresluft bekommt mir vorzüglich!“
Völker redete dann noch von diesem und jenem — nur Trude erwähnte er mit keiner Silbe/
Er scheint das Interesse für Trude verloren zu haben, dachte Frau Wenckhaus mit leisem Bedauern.
„Trude ist im Wasser!" sagte sie wie nach kurzem, innerem Kampfe.
Einen flüchtigen Blick warf der Maler auf das Menschengewimmel in den Wellen, dann wandte er sich wieder Frau Wenckhaus zu.
„Geht es Ihrem Fräulein Tochter gut?“ fragte er, es klang nicht sonderlich interes- siert - (Forts, folgt)