fc Jahrgang

Freitag, 7. Juli 1950

Nummer 101

Fleiß unö Wagemut fchaffen ein großes Werk

Inbetriebnahme Öee Fabrihneubaucß Der Firma Guftao Digel, Kleiöerfabrihen Nagolö

echt schwäbischem Wagemut hat der Inhaber Der Rohbau wurde von dem über den Be- der Firma Digel dieses Risiko nie gescheut zirk hinaus bekannten Hoch- und Tiefbau- und zusammen mit einem ausgedehnten Ver- geschäft Schaible Söhne, Schönbronn, im Ver­treterstab einen Kundenkreis aufgebaut, der ein mit Ph. Haselmaier. Rotfelden, erstellt, vom Bodensee bis zur holländischen Grenze Die umfangreichen Zimmererarbeiten wur- reicht. den von W. Luginsland, Mötzingen. die Dach-

Ein Werkbau der Arbeit deckerarbeiten von Dachdeckermeister Haas,

Viele fleißige Hände haben mitgewirkt, um Nagold, ausgeführt. Die Firmen R. Hafner und einen modernen Werkbau der Arbeit zu K. Kächele, Nagold übernahmen die Gipser­schaffen. Nach den Plänen des Architekten- arbeit, E. Hespeler und J. Walz, Nagold, die büros Kühnle, Herrenberg, wurden die Er- Malerarbeit, J. Theurer, Nagold, die gesamte

Der Fabriluieubau Foto-Schwarzmaier Nagold

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Der in der Calwer Straße im Nagoldtal er­richtete Neubau der Firma Gustav Digel ist nicht nur äußerlich ein stattlicher Werkbau geworden, sondern auch im Innern eine allen Erfordernissen einer modernen wirtschaft­lichen Betriebsführung entsprechende Anlage mit gesunden und freundlichen Arbeitsrijumen.

Der Betrieb, der vor etwas mehr als einem Jahrzehnt mit nur wenigen Arbeitskräften und in kleinem Raum von der Firma Diegel eröffnet wurde und der heute mit seinen 3 Zweigbetrieben in Effringen, Nufringen und Unterjettingen 370 Arbeitskräfte beschäftigt, bedeutet für den industriearmen Schwarzwald und für die aufwärts strebende ehemalige Ober­amtsstadt Nagold mit den umliegenden Ge­meinden eine willkommene Bereicherung der Wirtschaft und trägt mit seinem Namen und Ruf, den er sich in Westdeutschland zu schaf­fen verstanden hat. auch den Namen der Heimat hinaus. Freilich wissen die wenigsten, welche Riesensummen von rastloser Arbeit und zäher Energie nötig sind, um ein solches Werk aufzubauen und ihm trotz der starken Konkurrenz, welche den Vorteil der Tradition und alter Beziehungen besitzt, einen Platz an der Sonne zu verschaffen. Aber der Betriefos- inhaber hat, wie man wohl sagen kann, hier seine Meisterprüfung abgelegt. Er hat auch stets ein großes soziales Verständnis bewiesen und so im Laufe der Jahre eine Betriebs­gemeinschaft erhalten, die zum Betrieb steht und stolz auf ihre Betriebszugehörigkeit ist. Dadurch - hat sich der Betrieb Digel im Lauf der Jahre zu einem der größten Herren- oberbekleidungs-Industriebetriebe in Südwest­deutschland entwickelt.Hohe Qualität und niedere Preise sind der Leitspruch der Firma, der aber nur verwirklicht werden kann, wenn der Herr im Hause so in der Arbeit mit gutem Beispiel vorangeht und seine Mitarbeiter mitzureißen versteht, wie es hier der Fall ist.

In der Bekleidungsindustrie, dem letzten Glied der Textilwirtschaft vor dem Verbrau­cher, ist der Wunsch des Kunden der Maß­stab für die gesamte- Fertigung. Modische Einflüsse, saisonbedingte Umstellungen, Än­derung der Maße und noch viele andere Fak­toren müssen in der Großkonfektion einge­hend berücksichtigt werden. Hier gibt es kein gleichmäßiges Weiterarbeiten tagaus, tagein. hier muß man größte Wendigkeit und An­passungsfähigkeit an die immer wieder ver­änderte Situation beweisen. Hier liegt auch das große Risiko eines solchen Betriebs, das der Unternehmer ständig eingehen muß. Mit

fahrungen der Betriebsleitung auf dem Gebiet der Bekleidungsindustrie ausgewertet und so eine rationelle und zweckmäßige Fertigung ermöglicht, gleichzeitig aber auch Arbeits- räume geschaffen, wie man sie sich nicht schöner und idealer vorstellen kann. Im Unter­geschoß befinden sich säubere Waschräume, ein Aufenthaltsraum, die Autoschlosserei und daran anschließend der Garagenbau. Unter dem Untergeschoß sind noch Räume für Hei­zung und Lagerung. Im Erdgeschoß kommen wir durch das geschmackvolle Empfangszimmer in die verschiedenen Büroräume. Außerdem ist hier noch der große Versandraum, der Raum für die letzte Ausrüstung und die Büg­lerei. Im I. Stock finden wir den Nähsaal nebst einer Wohnung für den Heizer und im II. Stockwerk die Zuschneiderei und die Lehrwerkstätte, in der männliche und weib­liche Lehrlinge von einem besonderen Mei­ster ausgebildet werden. Im Dachstock sind Lagerräume eingebaut.

Schmiede-, G. Broß, Nagold, die Schlosser- und E. Saur, Nagold, die Flaschnerarbeit. Die Firmen J. Gauß und G. Kübler, Nagold, führ­ten mit G. Roller. Effringen. die Glaser­arbeiten aus. Die Böden wurden von K. Schühle, Nagold, verlegt, der auch sämtliche Werktische herstellte. G. Broß, Nagold, baute die sanitären Anlagen ein, auch Kupfer­schmiedmeister E. Werner war dabei tätig. Die Firma Conzmann u. Co.. Freudenstadt, installierte die modernen Heizungsanlagen. Die Isolierungsarbeiten wurden von der Fa. O. Kienzle. Pforzheim ausgeführt. Die elek­trische Installation des Betriebs besorgte die Firma H. Wohlbold, Nagold. Eine Klimaanlage der Firma Teufel, Nagold, reguliert die gleichmäßige Be- und Entlüftung des Be­triebs. Die Firma E. Braun, Nagold verlegte die Linoleumböden, die Treppengeländer stammen von der Firma Fleck, Nufringen, der Plattenbelag von der Firma Büchsen­stein, Oschelbronn. Schließlich ist noch der

große Aufzug zu erwähnen, den die Spezial* firma Zaiser, Stuttgart-Zuffenhausen, dem­nächst einbaut. Der Firma M. Koch, Nagold, gestaltete die Büroräume zu einer Muster­anlage aus. *

Man sieht an dieser Aufzählung, welch große und vielseitige Arbeit von einheimischen und auswärtigen Handwerkern geleistet wer­den mußte. Sie haben alle ihr Bestes getan und dürfen mit dem Bauherrn auf ihr Werk stolz sein. Bei der Einweihungsfeier sprachen die anwesenden Inhaber und Vertreter gro­ßer Textil- und Handelsfirmen Westdeutsch­lands übereinstimmend ihre Anerkennung über die geleistete Arbeit aus.

Die Einweihungsfeier

Rund 60 Vertreter von Behörden. Fachver­bänden, Liefer- und Kundenfirmen nahmen am Mittwoch an der Einweihungsfeier des Neubaues der Firma G. Digel teil. Nach ei­nem Gang durch den arbeitenden Betrieb begrüßte Herr G. Digel im großen Nähsaal des II. Stocks Gäste und Betriebsangehörige U. a. waren erschienen: Regierungsrat Dr. Lehmann vom Landratsamt Calw., Bürger­meister Breitling mit dem 1. Beigeordneten Köbele und den Stadträten Harr, Ilg, Hespeler, Schühle und Stadtbaumeister Knöller. Regierungsrat Dr. Wildermuth vom Arbeitsamt in Nagold und Dr. Schnabel von der Fachabteilung Bekleidungs­industrie. Herr Digel gab seiner großen Freude Ausdruck, daß er aus den engen ge­mieteten Räumen nun in das eigene schöne' Haus einziehen konnte, und erklärte, daß diese Verwirklichung seines Lebenswerkes nur durch die treue Mitarbeit seiner Betriebs­angehörigen, des Architekten, der Bauhand­werker und dank der eigenen Arbeitskraft, die eine 15-iährige Arbeit ohne Urlaub zuließ, möglich geworden sei. Das Ziel sei, weiterhin in Qualität und Preis konkurrenzfähig zu bleiben.

Bürgermeister Breitling übermittelte im Namen des Gemeinderats die Glückwünsche der Stadt Nagold, die stolz auf die groß­artige Entwicklung des Betriebs Digel sei. Mit seiner persönlichen Bescheidenheit und seinem sozialen Verständnis habe Herr Digel eine Leistung vollbracht, die bewunderns­wert sei. Gott möge seine schützende Hand über dem Werk halten. Regierungsrat Dr. Lehmann sprach den Glückwunsch des ganzen Kreises aus. Dr. Schnabel, Reutlingen, brachte die Grüße der Fachabteilungsvorsitzenden

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