OK

Mus dem föe&ink, ( Ylag&&)

Wmtä

und den un^rwi^mdenQjememdm^

r^U<l'

«rv.

:A M

\uV*

mnfl ,ni '

wm

i^TTT ; a>

- Stadtge feil ehen ^

nagrolder fe*

iijfwr 1 ' 11 1 *

Herzlichen Glückwunsch

Heute Mittwoch kann in Nagold Herr Christian Wiedemaier, Platzmeister, Oßwald- halde 1, seinen 75. Geburtstag begehen, wozu wir herzlich gratulieren.

Tagung der Schmiede-Innung

Die Mitglieder der Schmiede-Innung Calw- Nagold trafen sich am Sonntag Nachmittag im Gasthof zurSchwane zu ihrer Früh­jahrstagung. Innungsobenmeister Kraus, Bad Liebenzell, begrüßte die zahlreichen Teilneh­mer aus dem ganzen Kreisgebiet und den Vorsitzenden des Kreisinnungsverbandes, H. Ballmann. Er gedachte des vor kurzem ver­storbenen Innungsmitglieds, Schmiedemeister Lutz, Haiterbach, in ehrenden Worten. Das Hauptthema der Tagung bildete die Bespre­chung der Geschäftslage und das Preisprob­lem. Gerade im Schmiedehandwerk ist die Lage besonders ernst und schwierig; am schlimmsten daran sind die Handwerks­meister auf dem Land, wo das bare Geld überall fehlt. Die Kalkulation der Preise nach den Stundenlöhnen ist hier kaum durchzu­führen. Dabei sind auch die Preise für die Rohstoffe gegenüber früher erheblich ge­stiegen; ein Kilogramm Eisen kostet statt 22 heute 3840 Pfg. und mit den Kohlenpreisen steht es ähnlich.

Kreisinnungsvorsitzender H. Ballmann, Calw, berichtete über die Lage des gesamten Handwerks, das durch Krieg und Währungs­reform alle Reserven eingebüßt hat, obwohl es sofort nach dem Krieg wieder in die Bre­sche gesprungen ist und einen großen Anteil am Wiederaufbau unserer Wirtschaft hat.

Die Versammlung beschloß noch, bei dem für den Sommer geplanten Innungsausflug die Ausstellung in Schwenningen zu besich­tigen.

Kirchengesangstag des Bezirks Nagold

An dem ersten Kirchengesangstag für den Kirchenbezirk Nagold, der am Sonntag Can­tate in der Evangelischen Stadtkirche in Na­gold abgehalten wurde, nahmen außer den Kirchenchören von Nagold und Iselshausen die Chöre von Bösingen, Grömbach, Haiter­bach und Simmersfeld teil. Pfarrer Schlum- öerger, Bösingen, hatte ein reichhaltiges Programm zusammengestellt. Schlichte Wei­sen für kleine Chöre, herrliche Sätze alter Kirchenmusiker (vor allem von J. S. Bach zum Gedenken an seinen 200. Todestag) und die Kantate über den 96. Psalm zeigten, wie die Kirche Gott im Liede preist. Dekan Brezger sprach über Psalm 149,1 und stellte fest, daß Bach sein Singen unter das Motto:Dem Herrn allein die Ehre stellte. So wurde er zum Meister der kirchlichen Musik. In die­sem Geist ist das Singen ein Bestandteil des neuen Himmels und der neuen Erde, denn wir verrichten damit den Dienst der Engel.

Voll Dank und neuer Anregung gingen die Sänger wieder nach Hause, wo sie mit ihrem Singen der Gemeinde dienen. Nächstes Jahr sollen am Kirchengesangstag an Cantate auch die Posaunenchöre mitmachen.

Film-Vorschau

Heute und Morgen bringt das Tonfilm­theater Nagold den dramatischen FilmEines Tages mit Magda Schneider, Kirsten Hei- berg, Fritz Schafheitlin, Karl Dannemann u. a. Eines Tages erfährt eine Frau die große Liebe und die große Enttäuschung. Sie er­trägt die Demütigung mit bitterem Herzen, bis eines Tages der Abenteurer wieder in ihr Leben tritt und die große Liebe, die ihn mit dieser Frau verbindet, erkennt.

Vor den Schranken des Gerichts

Aus der Sitzung des Amtsgerichts Nagold am vergangenen Montag

Neben den üblichen kleinen Fällen kamen in der letzten Sitzung des Amtsgerichts Na­gold drei hochinteressante Straffälle zur Ver­handlung, die weit über das Einzelschicksal hinaus von allgemeiner Bedeutung sind.

Überspannung der Sorgfalts- und Fürsorgepflicht ?

Eine seit 14 Jahren als Kraftfahrerin tätige Frau, die allgemein als gute und vorsichtige Fahrerin bekannt ist, hatte das Pech, daß ihr in der Emminger Straße ein 9-jähriger Knabe mit dem Roller direkt ins Auto fuhr und sich dabei nicht unerheblich verletzte. Der Knabe lief nach dem Zusammenstoß noch ein paar Schritte und wurde dann von seiner 13-jährigen Schwester in das 60 m entfernte Arzthaus gebracht. Die Autofahrerin erkun­digte sich später auf dem Rückweg beim Arzt nach dem Befinden des Verletzten, der vom Arzt ius Krankenhaus gebracht worden war.

Das Gericht warf der Angeklagten nicht so sehr die Schuld am Unfall vor - den Verletz­ten trifft zweifellos die größte Schuld -, son­dern mangelnde Fürsorgepflicht, weil sie ihn nicht bis zum Arzt begleitet hatte. Es ist in diesem Zusammenhang für jedermann, ob Autofahrer, Mitfahrer oder Passant, wichtig zu wissen, daß nach dem Gesetz eine Ver­pflichtung für jedermann zur Hilfeleistung besteht. Die Angeklagte wies darauf . hin, daß der Verletzte ja von der Schwester und gleich darauf von der Mutter zum Arzt ge­bracht wurde. Die Verteidigung betonte die einseitige Überspannung der Sorgfalts- und Fürsorgepflicht zugunsten des Kraftfahrers. Das Gericht verurteilte schließlich die An­geklagte wegen fahrlässiger Körnerverletzung zu 40 DM und wegen mangelnder Erfüllung der Fürsorgepflicht zu 80 DM Geldstrafe. Das ist wieder eine Lehre für jeden Kraft­fahrer, der nach einer Reichsgerichtsentschei­dung mit jede m unverständigen Verhalten des Fußgängers zu rechnen hat und ihm bei einem Unfall unter allen Umständen bei­stehen muß.

Es geht um 350 000 DM

Der Großbrand des Lagerhauses einer Na­golder Firma am Neujahrsabend ist noch in aller Erinnerung. Er fand nun sein gericht­liches Nachspiel, bei dem es letzten Endes nicht auf eine mehr oder weniger harte Be­strafung ankam, sondern auf die Klärung der Schuldfrage, wodurch eventuell in einem nachfolgenden Zivilprozeß die Ersatzleistung für den auf rund 350 000 DM geschätzten Sachschaden in Frage gestellt werden könnte. Der Brand ist zweifellos im Raum der Warm­wasserheizungsanlage entstanden, aber die Frage nach dem Wie? und Wodurch? vermochte auch die Gerichtsverhandlung trotz mehrstündiger Beweisaufnahme nicht ganz zu klären. Es ist höchst wahrscheinlich, daß aus dem schadhaften Abzugsrohr Funken auf herumliegendes brennbares Material fielen (der Schaden am Rohr wurde erst nach dem Brand von der Polzei festgestellt), aber es wäre auch denkbar, daß ein sogenannter Feuerteufel durch die im Kamin befindliche Kaltluft verursacht, das Unheil hervorrief. Es ist wie immer in einem solchen Fall: viele unglückliche Zufälle treffen zusammen. Die Feuerschau hatte 3 f* Jahr vorher einige Be­anstandungen vermerkt, aber der verantwort­liche Geschäftsführer bekam das Protokoll nachweisbar nicht zu Gesicht und konnte sich einer persönlich ausgesprochenen Beanstan­dung durch den ausführenden Beamten nicht entsinnen. Die Frau, welche an diesem Tag

die Heizung besorgte, ist als zuverlässig und gewissenhaft bekannt.

Das Gericht sah den Tatbestand einer fahrlässigen (nicht grobfahrlässigen oder vorsätzlichen) Brandstiftung für erwiesen an und verurteilte den Geschäftsführer zu 300 DM und die Heizerin zu 40 DM Geldstrafe. Die Nutzanwendung: Überzeuge sich jeder­mann öfters von dem Zustand seiner Heiz­anlagen, Öfen und Herde und der möglichen Feuersgefahr!

Gleichheit vor dem Recht

Nicht weniger als 12 Zeugen - fast das halbe Dorf! - waren auf marschiert zur Auf­hellung einer äußerst raffinierten Diebstahls­angelegenheit, in welche 3 Zigeuner verwik- kelt waren, die sich seit 5 Wochen in Unter­suchungshaft befanden. Über ihr seitheriges Schicksal könnte man einen spannenden Zeit­roman schreiben; es sei nur bemerkt, daß sich .2 der Angeklagten über Geburtstag- und Ort lange nicht einig waren. Die Hauptangeklagte, eine Artistin, die teils bei der Mutter, teils im Kinderheim, ja sogar eine Zeit lang im Kloster aufgezogen wurde, lebt in Scheidung mit ihrem Mann und hatte inzwischen mit einem der Angeklagten eineEhe nach Zi­geunerbrauch eingegangen. Auf die Frage des Richters, wer an der Trennung von ihrem

ersten Ehegatten schuldig sei, erklärte sie: Der Ehemann wegen Ehebruchs, und auf den Hinweis ihres eigenen Verhaltens:Davon weiß er nichts! Und das ist ihre feste Über­zeugung, daß eine Tat von der mannichts weiß, kein Unrecht ist.

Sie waren mit einem Auto nach B. gefah­ren, um dort mit Stoffen zu hausieren. Der nicht vorbestrafte Fahrer hielt vor dem Ort und schickte die beiden anderen los. In dem Ort passierten an diesem Tag in 3 Häusern Geld- und Sachdiebstähle, welche .der ange- klagten Frau zur Last gelegt wurden. Frei­lich wurde sie nicht auf frischer Tat ertappt oder des Diebstahls überwiesen, aber alle Indizien ließen mit einer nicht zu leugnenden Eindeutigkeit auf ihr mit einer fast nacht­wandlerischen Sicherheit und Unauffälligkeit ausgeführtes Werk schließen. Sie leugnete aber mit einer beispiellosen Dreistigkeit und Unverfrorenheit bis zum Ende. Den mitan- geklagten Männern war trotz heftigen Ver­dachts einer geradezu vorzüglichen Organi­sation der Diebesfahrt, wie sie heute am laufenden Band Vorkommen, nichts mit Si­cherheit nachzuweisen. Der Richter sprach sie daher mangels Beweises frei, da auch für Angehörige ihrer Rasse - im Unterschied zur Rechtsgebahrung des Dritten Reiches - das gleiche Recht vor dem Gesetz wie für jeden andren Menschen gilt. Die Angeklagte wurde jedoch zu einer Gefängnisstrafe von 5 Mona­ten ohne Anrechnung der Untersuchungshaft verurteilt.

Es tut sich manches in Altensferg

Wir begleiten den Gemeinderat bei einem Stadtrundgang

Im Rahmen der jährlichen Stadtrundgänge unternahmen Bürgermeister und Gemeinderat am vergangenen Samstag nachmittag einen solchen, der die Beteiligten durch die Untere und Obere Stadt führte und dazu diente, per­sönlich sich davon zu überzeugen, was bisher von den Planungen durchgeführt wurde und was noch nötig ist, durch Erneuerung und Verbesserung da und dort einzugreifen.

Die erste Besichtigung galt dem Schlacht­haus, wo die reparaturbedürftige Innenein­richtung eine Erneuerung erfuhr. Der Farren- stall wird am 1. Juni wieder seiner Bestim­mung übergeben. Eine dort notwendige Um­stellung ist bereits abgeschlossen. Beim Gang durch die Poststraße fällt jedem Passanten auf, daß dort zur Zeit die Gehwege instand gesetzt werden, eine wesentliche Hebung des unteren Stadtbildes. Der nächste Besuch galt dem Marktplatz und dem unteren Schulhaus. Der Ausbau eines Schulraumes für die 6. Klasse ist beendet und der Raum bereits durch die Klasse bezogen. Mit Zufriedenheit kann man feststellen, daß der neue Raum wirklich zweckentsprechend ist. Die neuen Schulbänke und die Stühle, wie auch die ganze helle und freundliche Gestaltung ma­chen den denkbar besten Eindruck. Außer­dem wird im unteren Schulhaus zur Zeit eine Verwalterwohnung eingebaut, die in Bälde bezogen werden kann.

Der Stadtgarten verrät heute schon, daß alles getan wird, denselben zu einem Schmuckstück der Stadt werden zu lassen. Die Anlagen erhielten eine gründliche Säu­berung. Zahlreiche Bänke laden zum Aus­ruhen ein.

Beim E-Werk wurde ein Werkstatt-Anbau erstellt, einer dadurch erzielten notwendigen Erweiterung konnte damit entsprochen wer­den. Eine noch durchzuführende Umzäunung wird den Hof um das E-Werk gegenüber dem RAD-Lager abschließen.

Die Baracke beim Sportplatz wird zur Zeit noch umgebaut und neu hergerichtet. Nach

Abschluß der Arbeiten steht sie dann den Sportlern für Umkleidezwecke mit Waschge­legenheit zur Verfügung. Auch die Jugend­herberge kann bald bezogen werden.

Die nächste Besichtigung galt der Karos­seriewerkstätte Wackenhut, bzw. den dortigen Anlagen. Der Weg führte weiter über die Schülerstraße zu den Neubauten, wobei die Gehwege festgelegt wurden. Die beiden Ge­bäude Schilling und Hensler in der Blumen­straße sollen wieder ihre frühere Fassade erhal­ten. Es ist beabsichtigt, an das Landesamt für Denkmalspflege um einen Zuschuß hierfür heranzutreten. Die beiden Fachwerkbauten werden sicherlich zur merklichen Verschöne­rung des oberen Stadtbildes beitragen. Den Abschluß des Rundgangs bildete dann noch die Besichtigung der Siedlung beim Alten Schloß, die sehr gute Fortschritte aufweist .und der Überbergweg, der ebenfalls Verbes­serungen erfahren wird.

Im Anschluß daran fand noch eine nicht­öffentliche Gemeinderatssitzung statt. U. a. wurde dabei beschlossen, daß die Stadt die Bürgschaft für die Darlehen des Siedlungs­haus übernehmen wird.

Verfolgen wir all das, was zur Zeit unter­nommen wird, Altensteig noch schöner werden zu lassen, so können wir mit Genug­tuung feststellen, daß alle zur Zeit bestehen­den Möglichkeiten hierzu, besonders in finanzieller Hinsicht, voll ausgenützt werden. Nicht allein im Hinblick auf den Heimattag, zu dem die Vorbereitungen seitens des Bür­germeisteramts und der Stadtverwaltung im vollen Gange sind, mehr noch deshalb, Alten­steig zu dem Aufenthaltsort zu machen, der allen Besuchern einen bleibenden Eindruck geben soll von der landschaftlichen Schön­heit unserer Heimat. Dazu ist es aber not­wendig, daß auch die Bevölkerung das ihre dazu beiträgt an der Sauberhaltung unseres Stadtbildes. Immer wieder kann man be­obachten, daß, vielleicht mehr aus Unüber­legtheit, da und dort noch manches zu wünschen übrig läßt.

JuOas Maccabäue"

Zur Aufführung am kommenden Sonntag in der Stadtkirche zu Altensteig

Es dürfte bekannt sein, daß Händel in den ersten Jahrzehnten seiner schöpferischen Tä­tigkeit vorwiegend Opern schuf, die bezüglich der musikalischen Form die Vorstufe zu sei­nen Oratorien bilden. Allgemein ist zunächst über diese zu sagen, daß sie trotz mancher epischer Partien dramatische Kunstwerke sind. In musikalischer Hinsicht unterscheiden sie sich von den übrigen Oratorien der da­maligen Zeit vor allem durch die Behand­lung des Chores, den Händel sehr stark her­vortreten läßt. Zweifellos haben auch schon yor ihm verschiedene Komponisten den Chor in den Vordergrund des Oratoriums gestellt, doch zu dessen Kernpunkt wurde er erst bei Händel. Dadurch werden nun auch die Volks- Szenen in den Mittelpunkt der Handlung ge­rückt, wodurch das Oratorium erst richtig seine ethische Wirkung zum Ausdruck brin­gen kann. Händel hat also dieses aus den übrigen musikdramatischen Kunstformen klar herauskristallisiert und es damit zu einer selbständigen Kunstform erhoben, die frei ist von irgendwelchen Bindungen zur Oper und Kirchenmusik. Es ist daher durchaus berech­tigt, wenn Händel als derVater des Ora­toriums bezeichnet wird.

Zu den schönsten Schöpfungen m-uf diesem Gebiet gehört neben demMessias und Israel in Ägypten derJudas Maccabäus, welcher im Jahre 1746 innerhalb weniger Wochen entstanden ist. Schon bei seiner Ur­

aufführung am 1. April 1747 in London war das dortige Publikum von dem neuen Werke unseres großen deutschen Musikers hell be­geistert. Dieser Erfolg dürfte nicht zuletzt auch darauf zurückzuführen sein, daß Händel hier die Freiheit, um welche ja in jener Zeit so erbittert gerungen wurde, in den Vorder­grund der Handlung gestellt hat. Der Stoff ist. der Leidensgeschichte des Volkes Israel entnommen und von einem englischen Geist­lichen namens Thomas Morell für ein Ora- toriumslibretto ausgewertet worden. Beim Durchlesen wirkt der Text zwar ziemlich langweilig, kommt aber bei der musikalischen Gestaltung sehr schön zur Geltung. Durch einfache Verbindung von Solisten und Chor hat Händel in diesem Werk erhebliche Stei­gerungen in Empfindung und Aufbau er­reicht. Was imJudas Maccabäus erklingt, ist kernig, voll und kräftig. Die Verteilung der Stimmen ist äußerst klar, ihr Zusammen­gehen von großer Schlagkraft. Leid und Trauer, Sieg und Jubel sind hier schöner dar­gestellt als es die Bühne je vermag.

Wir wollen nun einen kleinen Gang durch die beiden Akte desJudas Maccabäus machen und dabei auf besondere musikalische Schönheiten hin weisen. Gleich am Anfang des ersten Aktes, dem eine dreisätzige Ouver­türe vorausgeht, wird uns die Lage des israelitischen Volkes Zur Zeit der Römer vor Augen geführt. Während Feinde das Land be­drängen und ein allgemeiner seelischer Zer­fall einsetzt, stirbt der alte Führer des israelitischen Volkes, Matathias, der es schon mehrmals vor dem Untergang bewahrt hat. Wie sehr das Volk den Verlust seines Führers

bedauert, kommt in dem feierlichen und weh­mutsvollen OhorKlagt Söhne Judas, klagt um Zions Leid wunderbar zum Ausdruck. Aber bald nach dem Tode von Matathias sehnt sich das Volk nach einem neuen starken Führer und bringt diesen Wunsch in dem finsteren und erregten GebetschorDu Gott dem Erd und Himmel schweigt vor Jehova. Dieser erhört das Gebet und läßt seinen Prie­ster Simon in einem Rezitativ verkünden, daß Judas Maccabäus der neue Fürst des Volkes sei. Er ruft zum Kampf gegen die Feinde auf, was von den breiten Volksmassen dankbar begrüßt wird. In der begleitenden Musik spürt man deutlich Kriegsalarm und in der Freiheitsarie der Israelitin klingt dieser noch nach.

Mit Beginn des zweiten Aktes ist die Ent­scheidung bereits gefallen. Die Feinde sind ge­schlagen, das Volk begrüßt den heimkehren­den Sieger mit Jubelgesang. Doch der Frieden ist nur von kurzer Dauer;' denn plötzlich bringt ein Bote die Nachricht, daß Israel er­neut von Feinden bedroht sei. Besonders ausdrucksvoll ist in diesem Akt das Rezitativ der IsraelitinDu sinkst ach armes Israel tief hinab, das ein Musterbeispiel für die an­mutige und empfindungsreiche Ausgestaltung der elegischen Stellen in den Händelschen Oratorien ist. Nicht weniger ergreifend ist der SatzBlast die Trompet, erhebt ein Feld­geschrei, in welchem der Todesmut des Judas Maccabäus wunderbar dargestellt wird. Jubelnd und aufgeregt ziehen die Kämpfer den Feinden entgegen. Im Orchester ist das Bild des Krieges in den trefflichsten Farben dargestellt. Das ganze macht einen dämoni­

schen Eindruck. Die in der Heimat Verblie­benen kämpfen indessen gegen den immer größere Formen annehmenden Götzen­dienst. Von den Musikstücken, die diesem Kampf gewidmet sind, verdient die Arie der IsraelitinFalscher Weisheit Hirngespinste besonderer Erwähnung.

Die Gebetsarie der IsraelitinJehova sieh von Deinem ew'gen Thron, die eine der schönsten ihrer Art ist, leitet einen neuen Abschnitt der Handlung ein. Verschiedene Zeichen vom Opferaltar her verkünden, daß Jehova das Gebet erhört hat und auch diesen Krieg für Israel günstig ausgehen läßt. Bald darauf kehrt Judas Maccabäus tatsächlich zumzweiten Male als Sieger nach Hause. Dort wird er mit dem herrlichen ChorSeht er kommt mit Preis gekrönet empfangen, der große Volkstümlichkeit er­langt hat. Der restliche Teil des Aktes ist eine Siegesfeier, deren Musik auffallend kurz gehalten ist. Dies gilt vor allem für den Schlußchor, bei dem wieder einmal die Wor­te Halleluja und Amen Verwendung ge­funden haben.

Es ist ein erfreuliches Zeichen, daß es der Kirchenchor Altensteig gewagt hat, solch ein bedeutendes Werk aufzuführen. Wir alle wissen, daß die Verpflichtung eines Berufs­orchesters und namhafter Solisten heute ein wirtschaftliches Wagnis ist und gerade des­wegen verdient diese Aufführung besondere Anerkennung. Möge sie nun die Besucher innerlich stärken und ihnen Kraft und Mut zur Überwindung all des Schweren unserer Zeit geben.

Diethelm Lütze