6. Jahrgang

UMSCHAU IM LANDE

B

Nummer 4?

Angebot und Nachfrage

AH. Warum soll nicht auch das Arbeitsamt einmal eine gute Idee haben! In Hamburg kam man kürzlich auf den Gedanken, die stellenlosen Musiker auf einer Gastwirtsmesse zu offerie­ren. Das Arbeitsamt sicherte sich zwischen Tas­sen und Tellern, Bierhebern und ganzen Hotel­einrichtungen einen Ausstellungsstand, wo man allerlei Auskünfte über seine Tätigkeit bekom­men konnte, und ließ vor demselben Stand nacheinander arbeitslose Musikkapellen aufmar­schieren, die früher in Hotels und Gaststätten für Unterhaltungsmusik gesorgt hatten. Die flot­ten Weisen, die durch die Ausstellungsräume hallten, übertrumpften jede andere Werbung akustischer Art und konnten darum ihre Wir­kung auf die Tausende von Hoteliers, Gastwir­ten und Cafetiefs, die während der Ausstel­lungswoche zwischen den Ständen promenierten, nicht verfehlen. Die Kapellen, die in edlem Wettbewerb ihre Kunst zeigten, wurden von den Wirten denn auch laufend wegengagiert, und als die Ausstellung zu Ende war. konnte der Sachbearbeiter im Arbeitsamt 27 Kapellen mit 144 Musikern als stellungsuchend aus sei­ner Kartei streichen. Wenn es auch keine lang­fristigen Verträge sein werden, die mit den Musikern geschlossen wurden, so waren sie doch fürs erste einmal untergebracht und hatten außerdem die Chance, bereits auf dem Notiz­block eines anderen Unternehmers des Gast­stättengewerbes vorgemerkt zu sein. Man sieht: es kommt nur darauf an, Menschen und Dinge in jene lebendige Beziehung zueinander zu set­zen, daß esfunkt.

Unser Städte-Theater auf neuen Wegen

Gastspiele vor Arbeitern auf Einladung von Industriefirmen

Sh. Tübingen. Gleich drei Fliegen auf einen Schlag sollen mit einer neuen Unternehmung des Städtetheaters getroffen werden: Industrie­betriebe wollen ihren Werksangehörigen eine Freude machen, die wirtschaftliche Basis des Städtetheaters soll eine Stärkung erfahren und schließlich, das Fernziel: auf diesem Wege sol­len Bevölkerungskreise, die keinen oder nur wenig Kontakt mit der Schauspielkunst besit­zen, an das Theater herangeführt werden und es in seiner Eigenart schätzen lernen.

Als erste Aufführung wurde auf Einladung der Firma Gebr. Burckhardt am Samstag in Pfullingen das VolksstückDas Kuckucks­ei gezeigt, ihr folgte am Mittwoch die mecha­nische Weberei Pausa, Mössingen. Weiter wird die Firma Wanger und Stoll, Reutlingen, dem Beispiel folgen. SpeziellDas Kuckucksei eignet sich ganz besonders für diesen Zweck, zunächst einmal wegen seiner todsicheren Büh­nenwirksamkeit (in Mössingen erlebte es seine 32. Aufführung), sodann auch wegen seiner An­spruchslosigkeit hinsichtlich der Ausstattung. Die Szenenfoige macht nur einen einzigen Umbau erforderlich, und das Bühnenbild kann so be­grenzt werden, daß das Stück auch auf kleinem und kleinstem Raum gespielt werden kann, ohne an Wirkung zu verlieren

Wir hatten Gelegenheit, der Aufführung im Saalbau zumLamm in Mössingen beizu­wohnen. Die Firma Pausa hatte in großzügiger

Wie kam der Krokus auf den Zavelstein?

Kreuzfahrer brachten ihn nach Deutschland / Verbreitung über die Klostergärten

Alljährlich um die Osterzeit zeigen die Berg­wiesen um die Burg Zavelstein eine botanische Merkwürdigkeit, die im Schwarzwald einmalig ist: Tausende und Abertausende blauer und weißer Krokusblüten leuchten aus dem frischen Wiesengrün und werden von den zahlreichen Besuchern Jahr um Jahr neu bewundert. Und jedesmal taucht unter den Gästen die verständ­liche Frage auf: wer hat bloß dieses einzig­artige Blütenmeer hierher verpflanzt?

Der Krokus oder Frühlingssafran, auch Ge- birgssafran (Crocus vernus) genannt, wurde mit den Kreuzzügen aus dem Orient nach Deutsch­land gebracht, weniger um seiner Schönheit wil­len, sondern seiner Nützlichkeit wegen. Man glaubte daraus das Safranöl und einen gelben Farbstoff gewinnen zu können. Aber nicht der Gebirgssafran ist dazu geeignet, sondern der Crocus sativus, der im Herbst blüht und heute noch in Spanien und Südfrankreich feldmäßig angebaut wird, früher auch in der Gegend von Krems und Melk. Seine Blüten gaben nämlich den Backwaren ihre gelbe Farbe, wie es in dem bekannten Kindervers heißt:Safran macht den Kuchen gel (gelb).

Der Gebirgssafran, den man auch vielfach auf Schweizer Almen und in den österreichischen Alpenländern antrifft, wurde über die Kloster­gärten einstmals auch im Burggarten von Za- velstein angepflanzt. Zavelstein war ursprüng­lich eine Feste der schon Ende des 13. Jahr­hunderts ausgestorbenen Grafen von Calw; dann ging der Besitz an einen Paul von Gültlingen über und bald darauf an die Pfalzgrafen von Tübingen. Diese verkauften Burg und Herr­schaft Zavelstein 1345 um 5000 Pfund Heller an die gemeinschaftlich regierenden Grafen Eber­hard II., den Greiner (oder Rauschebart ge­nannt) und Ulrich IV. zu Württemberg. Die Burg erlangte eine gewisse Berühmtheit als Zu­fluchtsort des vorerwähnten Grafen Eberhard nach dem Ueberfall der Schlegler im Wildbad 1367 (von Uhland besungen). Fast 100 Jahre lang gehörte die Burg den Herren von Bouwinghau- sen-Wallmerode, die 1710 das Schloßgut mit Zu­behör an Herzog Eberhard Ludwig verkauften. Unter württembergischer Regierung wurde aus der Herrschaft Zavelstein ein Amt gebildet, das meist der Vogtei Calw untergeordnet war.

Aus dem Burggarten hat sich der Krokus seit den 1. Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts in wei­tem Umkreis verbreitet. Er kündet heute noch von der Blumenliebe einer unbekannten Schloß­frau und bewirkt, daß alljährlich Tausende von Besuchern Leben in dies kleinste schwäbische Städtchen bringen. Es zählt nur 265 Einwohner und erhebt sich ziemlich keck auf einem schma­len, steilabfallenden Bergrücken hoch über dem Teinachtal. Die meisten Häuser des anmutigen Städtchens sind auf der alten Stadtmauer er­richtet und schauen mit ihren Staffelgiebeln in diesen Tagen auf das buntbewegte Leben in der

einzigen Ortsstraße herab. Nicht weit davon ist die efeuumrankte Ruine mit dem 28 m hohen Bergfried, der als Aussichtsturm eingerichtet ist. Die Burgruine ist seit dem 1. Januar 1904 an den Württ. Schwarzwaldverein verpachtet.

Unterbezirk Schwarzwald" Freudenstadt. Hier wurde dieser Tage der Un­terbezirk Schwarzwald der Holzarbeitergewerk­schaft als Untergruppe der Gewerkschaft Garten­bau, Land- und Forstwirtschaft, Sitz Stuttgart, gebildet. Er umfaßt die württembergischen Teile des Schwarzwaldes. Zum Vorsitzenden wurde Fischer, Freudenstadt, gewählt. In Württem- berg-Hohenzollern sind 7000 Waldarbeiter ge­werkschaftlich organisiert. Der neugebildete Un­terbezirk Schwarzwald wird weitere 700 Wald­arbeiter gewerkschaftlich erfassen.

Weise ihren 180 Betriebsangehörigen je zwei Freikarten zur Verfügung gestellt. Die Auf­nahme, die den Künstlern bereitet wurde, war überaus herzlich, war es doch für Mössingen das erstemal, daß das Städtetheater dort gastierte. Die Begeisterung war ehrlich und aufrichtig und es entsprach der Meinung aller, als die Trägerin der Hauptrolle, Traute Rose, für ihr unüber­treffliches Spiel wie auch für die Leistung ihrer Kollegen am Schluß von der Betriebsleitung einen herrlichen Blumenkorb überreicht erhielt. Gar mancher der Zuschauer faßte seine Bewun­derung auf schwäbisch kurze Art in der tref­fenden Feststellung zusammen:'s isch halt doch ebbes anders als Kino!

Es ist zu hoffen, daß recht viele Firmen den hier eingeschlagenen Weg ebenfalls beschreiten. Sie tragen damit nicht nur wesentlich zur Er­haltung des noch einzigen Theaters des Landes bei, sondern erwerben sich auch Verdienste um unsere schwerkämpfende Schauspielkunst über­haupt und damit letzten Endes um unsere Kul­tur. _

7000 neue Wohnungen für Süd^ürttemberg

Tübingen. Auf einer Sitzung des Gesamtvor­standes des Gemeindetags Württemberg-Hohen- zollern am Dienstag in Ehingen a. D. berichtete Oberbürgermeister Kalbfell, Reutlingen, als Präsident des Gemeindetags über den Entwurf des ersten Wohnungsbaugesetzes der Bundes­republik. Kalbfell, der dem Bundestagsausschuß für Wiederaufbau und Wohnungswesen angehört, hob- hervor, daß man nur dann billig und erfolg­versprechend planen, der Bauwirtschaft die not­wendigen Sicherungen für Rationalisierungsmaß­nahmen und Investitionen geben und die Bau­preise weiter senken könne, wenn man in einem Sechsj ahres- Bauprogramm mindestens 1.8 Millionen Wohnungen vorsehe. Das Land Württemberg-Hohenzollern rechne für 1950 mit einem Bauvolumen von etwa 70 bis 80 Millionen DM und rund 7000 Wohnungen. Darunter befän­den sich eine große Zahl zweckgebundener Woh­nungen, die für Flüchtlinge bestimmt seien.

Zu der in der letzten Zeit bestandenen Span­nung zwischen dem Gemeindetag und der Ge­meinnützigen Wohnbau- und Siedlungsgesellschaft von Südwürttemberg, dem Bauträgerunterneh­men des Verbandes der Körperbeschädigten und Hinterbliebenen, wurde bei der Sitzung erklärt, daß sich die Städte und Gemeinden des Landes stets der staatspolitischen und sozialen Bedeu­tung des Verbandes und seiner Siedlungsgesell­schaft bewußt waren und daß sie dem Verband jede vertretbare Unterstützung ideeller und fi­nanzieller Art gewähren wollen.

Südwestdeutsche Chronik

Rif den

Der Wohnungsbau in Württemberg-Baden th. Stuttgart. Im Jahre 1949 sind in Württem­berg-Baden 32 000 Wohnungen erstellt worden. Mit staatlichen Mitteln konnten zwar' 39 000 Woh­nungen gefördert werden, 15 000 davon waren aber am Jahresende noch nicht bezugsfertig; der Anteil der mit privaten Mitteln aufgebauten Wohnungen beträgt 8000.

Feiertagsregelung zu Ostern Tübingen. Nach dem Gesetz über Sonntage, Festtage und Feiertage vom 11. 1. 1949 sind in Württemberg-Hohenzollern Karfreitag und Oster­montag Festtage, an denen der Lohnausfall durch den Arbeitgeber zu vergüten ist. Muß an diesen Festtagen ausnahmsweise gearbeitet werden, so beträgt der Lohnzuschlag 100 Prozent.

Das Arbeitsangebot steigt Tübingen. Nach einer rückläufigen Entwick­lung in den letzten Monaten brachte der Februar in Württemberg-Hohenzollern erstmalig wieder eine Zunahme der Zahl offener Stellen. Gegen­über 2928 offenen Arbeitsplätzen zu Beginn des Februar waren nach Feststellung des Landes­arbeitsamtes Tübingen bis Ende Februar 3446 freie Arbeitsplätze gemeldet worden.

Die Nachfrage nach Hausgehilfinnen erhöht sich auch weiterhin. Wie bisher werden jedoch ausschließlich jüngere und perfekte Arbeits­kräfte gesucht, die nur in geringer Zahl zur Verfügung stehen. So erklärt es sich, daß trotz 763 angebotenen Stellen Ende Februar 424 Haus­gehilfinnen als arbeitslos gemeldet waren.

In Württemberg-Hohenzollern stehen auch weiterhin Maßnahmen zur Arbeitsbeschaffung im Vordergrund. Ende Februar waren 48 Not­standsarbeiten im Gange. Der Arbeitsvorrat einschließlich der bereits genehmigten Not­standsarbeiten belief sich auf etwa 70 000 Tage­werke. Inzwischen ist im Laufe des März der Arbeitsvorrat auf über 100 000 Tagewerke ge­stiegen und bietet für etwa 1400 Arbeiter auf die Dauer von etwa 5 Monaten Beschäftigung.

Fahrzeugdiebstähle nehmen zu

Tübingen. Seit Monaten ist die Kriminalität in Württemberg-Hohenzollern nach der Zahl der Straftaten gemessen in stetem Rückgang begrif­fen. Nachdem die Zahl der Straffälligen im De­zember 1949 knapp unter 3000 lag, sank sie im Februar auf 2518 ab. Durchschnittlich vier von fünf der Täter konnten bereits im Laufe des Mo­nats Februar ermittelt werden. Fast alle Straf­arten sind an dem allgemeinen Rückgang betei­ligt. Wenn gleichzeitig andererseits die Zahl der Auto- und Motorraddiebstähle von 33 im Januar auf 57 im Februar stieg, verdient diese Tatsache die besondere Aufmerksamkeit aller Fahrzeug­halter. Auch die Zahl der Mord- und Totschlag­fälle stieg von 4 im Januar auf 7 im Februar an.

Ueber moderne Fertigungstechnik

Sigmaringen. Um die Fragen moderner Ferti­gungstechnik und echter Betriebsrationalisierung zum Wissensgut aller leitenden Kräfte wie Unternehmer, Unternehmernachwuchs, Betriebs-, Werksleiter usw. werden zu lassen, wird in der Zeit vom 1.7. bis 22. April 1950 im Volks- hochschulheim Inzigkofen ein Lehr­gang für rationelle Fertigung und neuzeitliche Arbeitsvorbereitung in der Metall- und Maschi­nenindustrie veranstaltet. Unterkunft und Ver­pflegung im Heim. Anmeldungen an: IFEA, In­stitut für Fertigungstechnik und Arbeitsvorberei­tung, Reutlingen, Helenenweg 9.

Vieh-, Pferde- und Schweinemarkt

Munderkingen. Am Donnerstag wurden z u ge­führt: 10 Farren, 12 Ochsen, 11 Kühe, 96 Kal- beln, 123 Rinder, 14 Mutterschweine, 40 Läufer, 180 Milchschweine, 30 Pferde, 4 Fohlen. Ver­kauft wurden: 4 Farren, 12 Ochsen, 3 Kühe, 56 Kalbeln, 77 Rinder, 8 Mutterschweine, 40 Läu­fer, 180 Milchschweine, 5 Pferde, 0 Fohlen. Er­löst wurden: Farren 350' bis 460, Ochsen 700 bis 1300, Kühe 630 bis 930, Kalbeln 700 bis 1050, Rin­der 270 bis 560, Mutterschweine 320 bis 400, Läu­fer 60 bis 80, Milchschweine 50 bis 70, Pferde 700 bis 1100 DM. Handel lebhaft.

Sammler

Bad) baa matte beeidetet

In Ostdeutschland sind 2 Sondermarken zu 12 und 24 Pfg. für die 1 . Deutschen Wintersport­meisterschaften in Schierke 1950 ausgegeben wor­den. Die Marke zu 12 Pfg. in dunkelblauer Farbe zeigt einen Skifahrer beim Abfahrtslauf, die Marke zu 24 Pfg. in hellblauer Farbe eine Eiskunstläu­ferin. Die Marken sind im Querformat gehalten und in der Ausführung gut gelungen.

In Westdeutschland soll im Juli dieses Jahres zum 200. Todestag von Johann Sebastian Bach eine Sondermarke ausgegeben werden.

Im Saargebiet wird anläßlich der Internatio­nalen Briefmarkenausstellung in Saarbrücken (22. April bis 1 . Mai 1950) eine Sondermarke ausge­geben, die im Großformat eine Postkutsche mit Stadtansichten von Saarbrücken zeigt. Ferner soll noch eine Kolping-Sondermarke und eine Marke für das Rote Kreuz ausgegeben werden. Am Ende des Jahres soll wieder eine Volkshilfeserie erschei­nen, so wie schon in den Jahren vor 1935.

In Oesterreich ist nun der 10 Schillingwert der schönen Trachtenserie ausgegeben worden. Die Marke ist im Stichtiefdruck ausgeführt und zeigt eine schöne Wienerin mit blühenden Rosen aus der Zeit um 1850. Mit dieser Marke sind noch 4 wei­tere Werte der Trachtenserie erschienen und zwar zu 3 Gr. grau (Tirol. Inntal), 30 Gr. violett (Farb­änderung), 1 Sch. rot (Farbänderung), 1.70 Sch. blau (Osttirol, Kais). Die Gültigkeit dieser 3 Marken hat am 13. 3. 50 begonnen.

Nach vier mißglückten Selbstmordversuchen nahm ein Rentner im Altersheim Ebingen zehn Tabletten Veronal ein und starb nach sei­ner Ueberführung ins Krankenhaus, ohne das Bewußtsein wiedererlangt zu haben.

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In S c h w a i kh e im , Kreis Waiblingen, muß die für Sonntag vorgesehene Konfirmation auf die Zeit nach Ostern verlegt werden, weil die Zahl der am Queenslandfieber erkrankten Per­sonen inzwischen auf 150 angestiegen ist. Bis auf weiteres dürfen keine Gottesdienste mehr abge­halten werden. Die Schule, der Kindergarten und das Kino sind schon vor einiger Zeit geschlossen worden.

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Am Mittwochnachmittag stürzte sich eine 32- jährige Frau in den Karlsruher Rheinhafen. Hafenarbeiter konnten die Frau vor dem Ertrin­ken retten. Eine Stunde später gebar die Ge­rettete in einem Karlsruher Krankenhaus einen Jungen. Mutter und Kind sind wohlauf. Das Mo­tiv zu dem Selbstmordversuch der Frau ist nicht bekannt.

Aus dem Wildpark auf Schloß Heidenheim warep, vor einigen Wochen zwei Rehe ausgebro­chen. Am Montag gingen nun die beiden Rehe in Boiheim in eine dort aufgestellte Wildschwein­falle. Eine achtköpfige Expedition aus Heiden­heim unter Führung des Försters rückte an und wollte die Ausreißer einfangen. Beim Erscheinen der Fänger sprangen die beiden Rehe über die 1,80 m hohe Palisade und verschwanden im Wald.

Zwei Radfahrer wurden auf der Landstraße hei Dierdorf (Rheinland-Pfalz) von zwei schweren Keilern angefallen. Sie konnten den vmtenden Tieren nur mit Mühe durch die Flucht entgehen.

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Von der Behörde erhielt eine Geschäftsfrau aus Pfaffenhofen (Bayern) einen Frage­bogen, den sie für ihren Mann ausfüllen sollte, der bereits lange vor dem Kriege gestorben ist. Der Fragebogen enthielt die schreckliche Dro­hung, man werde ihr die Lebensmittelkarten entziehen, wenn sie ihn nicht sofort ausfülle.

Zuchthaus für die Autoschieber

Hechingen. Der Prozeß gegen den früheren Leiter des Verkehrsamts beim Landratsamt He- chingen, Josef H o d 1 e r, und seine Kumpane, die in der Zeit vom Juni 1948 bis Februar 1949 22 Kraftfahrzeuge verkauft hatten die in Mün­chen und Umgebung gestohlen und nach Hechin- gen verbracht worden waren, ging am Donners­tag mit dem Urteilsspruch zu Ende. Hodler, dem die Beteiligung an 19 Kraftfahrzeugverkäufen nachgewiesen werden konnte, wurde wegen ge­werbsmäßiger Hehlerei, Betrug, Urkundenfäl­schung und Urkundenbeseitigung zu drei Jahren sechs Monaten Zuchthaus verurteilt. Fritz Barth, der der Beteiligung an 18 Kraftfahrzeugverkäu­fen überführt werden konnte, erhielt zwei Jahre Zuchthaus. Ernst Fritz Michaelis bekam für die Beteiligung an sechs Fällen ein Jahr zwei Monate Zuchthaus. Wilhelm Kaiser kam mit einer Gefängnisstrafe von neun Monaten weg. Dem Hauptangeklagten Hodler wurden sechs Mo­nate Untersuchungshaft angerechnet.

Für die meisten der verkauften Wagen fehlte Erwerbsnachweis, der für die vom Kreisstra­ßenamt Hechingen ausgestellten Zulassungs­papiere unerläßlich war. In Kaufverträgen und Kraftfahrzeugbriefen waren falsche Namen ein­gesetzt, Vorbesitzer, die gar nicht existierten. Der Angestellte Barth hat die Kraftfahrzeug­briefe vorbereitet; Hodler hat sie unterschrie­ben. Der Staatsanwalt gab für die einzelnen Wagen Kaufpreis und Verkaufspreise an. Einen in München gestohlenen NSU-Fiat, den Hodler für 2500 DM kaufte und in Hechingen weiter­veräußerte, kostete 6000 DM. Ein NSU-Fiat, ent­wendet am 7. August 1948 in München, wurde von Hodler für 3000 DM verkauft. Aehnlich war der Sachverhalt in den übrigen Fällen.

Antifa-Leiter belastet Kiefer

Ravensburg. Nach der Vernehmung des 50. Zeu­gen wurde am Donnerstagabend die Beweisauf­nahme im Prozeß gegen den früheren Hauptfeld­webel und jetzigen Kaufmann Arthur Kiefer aus Riedlingen a. D. vor der Großen Strafkam­mer des Landgerichts Ravensburg abgeschlossen. Kiefer wird beschuldigt, in der Kriegsgefangen­schaft als Polizeichef eines Straflagers Kamera­den mißhandelt zu haben. Die Staatsanwaltschaft beantragte die vorläufige Einstellung des Ver­fahrens in fünf der insgesamt 36 Fälle, in denen sie Anklage erhoben hatte.

Die Verhandlung erreichte ihren Höhepunkt, als der frühere Leiter der Antifa-Gruppe des Lagers als Zeuge ausdrücklich feststellte, das Schlagen sei durch russischen Befehl verboten ge­wesen und dieses Verbot sei den Lagerfunktio­nären in den wöchentlichen Zusammenkünften der Gruppe immer wieder eingeschärft worden. Der Angeklagte erklärte darauf, nie an einer solchen Versammlung teilgenommen zu haben. Auch diesem Zeugen gelang es nicht, den Cha­rakter der guten Beziehungen zu klären, die der Angeklagte offensichtlich zu russischen Stellen hatte. Kiefer durfte unter anderem das Lager auch nachts verlassen, was selbst dem Lagerlei­ter nicht gestattet war.

Im übrigen schränkten die meisten Zeugen ihre Aussagen gegenüber den ersten polizeilichen Ver­nehmungen stark ein oder stellten sie richtig. Andererseits bestätigten verschiedene Mitglieder der Antifa-Gruppe des Lagers, daß der Ange­klagte die ihm von russischer Seite erteilten Be­fehle stets mit voller Strenge durchgeführt hat. Am Freitag hielten der Staatsanwalt und die Verteidigung ihre Plädoyers.

/CfJD*

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Zwei Kinder tödlich überfahren Rastatt. Zwei Jungen im Alter von zwölf und neun Jahren wurden am Donnerstagmorgen bei Rastatt von einem Lkw. mit zwei Anhängern überfahren und getötet. Der neunjährige Junge hatte versucht, auf das Fahrrad des 12jährigen zu springen. Dadurch verlor dieser das Gleich­gewicht. Beide stürzten in dem Augenblick vom Fahrrad, als der Lkw. die Jungen überholte. Sie wurden von den Hinterrädern des Motorfahr­zeuges und von beiden Anhängern überfahren.

Wie wird das Wetter?

Vorhersage bis Sonntagabend: Weiterhin mild, meist bewölkt, nur vereinzelt leichter Regen. Schwach windig, vorwiegend aus südlichen Rich­tungen.

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