8. Jahrgang

Samstag, 18. März 1950

Nummer 43

Politik im eigenen Lande nicht nur den Wind aus den Segeln genommen was mit Rück­sicht auf die kommenden Parlämentswahlen in den USA wohl die Hauptsache war, son­dern auch gezeigt, daß es mit den Sowjets zurzeit keine Verständigung gibt. Acheson will den Beweis führen, daß es notwendig ist, mit allen Mitteln auch weiterhin die demo­kratischen Staaten zu stärken und zu unter­stützen und durch eine solche feste Haltung den Russen die Erkenntnis beizubringen, daß die Demokratien keineswegs Selbstmordkan­didaten, sondern Faktoren sind und bleiben, mit denen Moskau nicht nur ständig rechnen, sondern auch eines Tages sich zwangsläufig wird verständigen müssen.

Allerdings ist \veder für uns, noch für die anderen Opfer der Ost-West-Spannung die Aussicht, daß in nächster Zeit zwischen den Russen und Amerikanern zu keiner Verstän­digung kommen wird, wenig erfreulich. Sie bedeutet, daß es bei der Zerreißung Deutsch­lands sowohl wie Oesterreichs bleiben wird. Das ist für uns bitter. Aber es ist immer noch besser, als eine Vereinbarung zwischen den beiden Mächten, bei der wir die Kosten zu bezahlen hätten. Auch dazu wären gewisse amerikanische Kreise bereit. Nur um mit Mos­kau ins Gespräch zu kommen, zu einem Teil wohl auch aus Haß gegen Deutschland. Die Reden Achesons haben gezeigt, daß die offi­zielle amerikanische Politik zu einem solchen gefährlichen Spiel nicht bereit ist, sondern daß sie glaubt, ihr Ziel der Friedenssicherung mit Festigkeit und ohne weitere Konzessionen an Moskau erreichen zu können. Wi$d ihr das jedoch möglich sein? Die Entscheidung dar­über wird im wesentlichen davon abhängen, für wie stark sich die Sowjets zurzeit halten.

Politik als Lehrfach

Führungsschicht lebensentscheidend

BERLIN. Der Heidelberger Soziologe, Prof. Dr. Alfred Weber, trat in einem Vor­trag in der Berliner Hochschule für Politik dafür ein, daß die politischen Wissenschaften an allen Hochschulengewichtiges akademi­sches Lehrfach würden. Nur so könne Deutsch­land aus dempolitischen Analphabetentum herauswachsen.

Bundesminister Jakob Kaiser erklärte in einer kurzen Ansprache, es sei für die Bun­desrepublik lebensentscheidend, daß sie eine politische Führungsschicht erhalte. Das We­sentliche in der Politik sei vor allem, daß sich Wissen und praktische Erfahrung verbänden.

Gottsieben ausgeschlossen

Neuer Aktionsausschuß der DNVP

DÜSSELDORF. Am Donnerstagabend wurde in Düsseldorf ein neuer Aktionsausschuß der Deutsch-Nationalen Volkspartei (DNVP) ge­gründet. Er besteht aus 13 früheren Angehö­rigen dieser Partei aus der Zeit vor 1933. Der als Gründer der DNVP nach dem Krieg bekannt gewordene Hans Joachim Gottsieben, der zwar eingeladen worden war, aber nicht er­schien, wurde einstimmig ausgeschlossen, weil er, wie es im Protokoll der Versammlung heißt, keinen Auftrag zur Parteigründung ge­habt, die Namen Hugenbergs undPapens miß­braucht, die Presse getäuscht, autoritäre Maß­nahmen ergriffen und falsche Beschlüsse ver­breitet habe.

Oberregierungsrat

2 Jahre Gefängnis für Amtsanmaßung

TRIER. Die Strafkammer des Landgerichts Trier verurteilte am Donnerstag den Schlos­ser Heinemann aus Köln, der auf einer Rundfahrt durch die Eifel bei verschiedenen Landratsämtern alsOberregierungsrat der Bundesregierung sich mehrere hundert DM und größere Mengen Benzin zur Erledigung seinerDienstfahrten erschwindelt hatte, wegen Amtsanmaßung und Betrugs zu zwei Jahren und 1 Monat Gefängnis. Heinemann war nach dem Zusammenbruch zunächst in der öffentlichen Verwaltung in Thüringen tätig.

FRANZ WILHELM KIELINQ (SQät*seL UM A.

32 KRIMINALROMAN

Alle Rechte bei Feuilletondienit MoUndet, Tübingeo-Lustntu

Erstaunt saVt Dorothea ihn an.Was soll das heute noch, Paulchen? Für solche Erwägun­gen ist es ja jetzt zu spät. Warum sich damit noch quälen! Uebrigens hat mir Dr. Berning gesagt, daß nach seiner genauen Feststellung Vater an einer schweren Adernverkalkung ge­litten habe, so daß gegebenfalls ein Schlag­anfall mit Lähmung und allen derartigen Be­gleiterscheinungen zu befürchten gewesen wäre. Wer weiß, was ihm erspart geblieben ist.

Dein Vater und schwere Ademverkalkung? Das ist doch Unsinn! Seine sportliche Figur, seine Beweglichkeit, seine sonstige Frische das ist doch unvereinbar. Im selben Augen­blick fiel ihm ein, daß er eine Dummheit be­gangen hatte. Gewiß hatte der - Gedanke, den ihr Berning eingegeben hatte, ihr einen ge­wissen Trost gegeben, und er hatte sich tö­richterweise bemüht, ihn ihr zu nehmen.

Aber Dorothea Falk hatte etwas ganz ande­res daraus gehört: eine schroffe Kritik an Dr. Bernings ärztlichen Fähigkeiten. Ihr Medizi­nerstolz empörte sich dagegen.

Du kannst versichert sein, daß Dr. Ber­nings Diagnosen zuverlässig sind. Als Laie wirst du dir wohl, kaum in solchem Falle, ein Urteil anmaßen können. Wie hoch übrigens mein Vater den von dir so wenig geschätz­ten Arzt anerkannt hat, kannst du daraus er­sehen, daß er mir empfohlen hat, Berning mit der Leitung des Sanatoriums zu betrauen.

Sie hatte es fast stolz gesagt, um so mehr mußte sie es verbittern, daß ihr Jugend­kamerad völlig ruhig entgegnete:Ich fürchte,

Schiffsbau entgingen große Aufträge

Amerikanischer Plan zur Aufhebung der alliierten Restriktionen

FRANKFURT. Wie aus alliierten Kreisen am Donnerstag verlautet, besprechen west­alliierte Behörden zurzeit einen amerikani­schen Plan, Deutschland den unbeschränkten Bau von Schiffen jeder Größe und Geschwin­digkeit zum Zwecke des Verkaufs' an andere Länder zu gestatten. Die Deutschen könnten für 30 Millionen Dollar jährlich Schiffe ver­kaufen, wenn die bestehenden -alliierten Be­schränkungen gemildert würden.

Nach dem Petersberg-Abkommen ist es der Bundesrepublik verboten, Schiffe über 7500 t und einer größeren Geschwindigkeit als 12 Knoten für den Eigenbedarf wie für fremde Länder zu bauen. Der amerikanische Plan würde den Deutschen gestatten, größere Schif­fe für fremde Rechnung auf Kiel zu legen, doch dürften diese nicht von Deutschland selbst be­nutzt werden.

Der amerikanische Plan hat nach den An­gaben der alliierten Beamten den Zweck, der Arbeitslosigkeit Einhalt zu gebieten und die westdeutsche Wirtschaft anzukurbeln. Es

wurde darauf hingewiesen, daß deutsche Werf­ten allein in den Monaten Dezember und Januar ausländische Aufträge im Werte' von 168 Millionen DM zurückweisen mußten, weil die in Auftrag gegebenen Schiffe mit den alliierten Restriktionen nicht in Einklang standen. Die Bestellungen kamen aus Frank­reich, Argentinien, Norwegen und einigen anderen Ländern.

Die gegenwärtige Baukapazität der west­deutschen Werften beträgt etwa 200 000 t, könnte jedoch ohne Schwierigkeiten auf 300 000 t erhöht werden.

Der unwirtschaftliche Typ der 7000-t- Schiffe mit 12 Knoten Höchstgeschwindigkeit, der von Deutschland gebaut werden darf, ist nach Ansicht alliierter Beamter der Haupt­grund dafür, daß die Werften nicht genügend Beschäftigung finden.

Amerikanischerseits rechnet man mit schar­fem Widerspruch Frankreichs und Englands gegen die Aufhebung der Schiffsbaubeschrän­kungen in Deutschland.

Fliegende Untertassen

Ueberall tauchen sie jetzt auf / Beobachtungen mexikanischer Flieger

MEXIKO CITY. In der letzten Zeit haben sich die Berichte über das Auftauchen soge­nannterfliegender Untertassen gehäuft. Am Donnerstag hat man solche merkwürdigen Gebilde, denen die ersten Beobachter wegen ihrer seltsamen Form den Namenfliegende Untertassen gaben, in Mexiko, Kanada, Pennsylvanien, Guatemala und Bolivien be­obachtet.

Vier mexikanischen Piloten ist es nadi ih­ren Aussagen es handelt sich um vertrau­enswürdige und erfahrene Männer gelun­gen, sich mit ihren Maschinen einerfliegen­den Untertasse - zu nähern, während zu glei­cher Zeit ein Amerikaner diesen seltsamen Himmelskörper mit einem Teleobjektiv auf

den Filmstreifen zu bannen vermochte. Die mexikanischen Piloten berichten, daß sie die fliegende Untertasse in etwa 10 000 Meter Höhe gesichtet haben. Der Körpe* habe sich zunächst nur langsam fortbewegt, sei jedoch plötzlich mit ungeheurer Geschwindigkeit und unter Ausstoß von Flammen und Funken senkrecht nach oben verschwunden, als sich die Flieger näherten. DieUntertasse habe eine metallene Oberfläche und einen Durch­messer von etwa: 30 Meter. In der Mitte der Oberfläche habe sich eine Art Auspuffrohr befunden. Die Piloten glauben nicht, daß die fliegende Untertasse von menschlichen We­sen bemannt war. Sie meinen, daß es sich um ferngelenkte Geschosse gehandelt habe.

Nachrichten aus aller Welt

MÜNCHEN. Die in München tagenden Präsi­denten der Länderparlamente der Bundesrepu­blik bezeichneten in einer am Donnerstagnach­mittag Bundeskanzler Dr. Adenauer übermittel­ten Entschließung die Wahrung der Immunität der frei gewählten Volksvertreter gegenüber der Besatzungsmacht als unerläßlich.

BAD AIBLING. Auf einer Versammlung der Milcherzeugungsgenossenschaft in Bad Aibiing schlug ein Regierungsdirektor vor, den Arbeits­losen einen Teil der Unterstützung in Käse aus­zubezahlen, um die 6000 t überschüssigen Käse, zu beseitigen.

HEIDELBERG. Die Abwehr einesAngriffs auf das amerikanische Besatzungsgebiet im Raum der Flüsse Rhein, Main und Neckar ist die tak­tische Aufgabe der diesjährigen Frühjahrsmanö- ver der amerikanischen Streitkräfte in Europa, die unter dem DecknamenExercise Shamrock am Donnerstagnachmittag begannen. An den Manövern nehmen 11 800 Angehörige der Erd­truppen, der Luftstreitkräfte und der Rhein- Flußmarine teil.

HEIDELBERG. Ein amerikanisches Kriegsge­richt verurteilte am Donnerstag vier Negersol­daten, die zwei Deutsche überfallen und geschla­gen hatten, wobei einer an den erlittenen Ver­letzungen starb, wegen Totschlags zu je 2!i Jah­ren Zwangsarbeit und unehrenhaftem Ausschei­den aus der Armee.

KÖLN. Das Kölner Schöffengericht verurteilte die Verkäuferin Gertrud Risch, die im Novem­ber vorigen Jahres in einer jüdischen Gaststätte nazistische Lieder gesungen und bedauert hatte, daß der Inhaber des Lokals nicht den Gastod gefunden hatte, zu drei Monaten Gefängnis. Die Angeklagte weigert sich, ihre Erklärungen zu­rückzunehmen.

OLDENBURG. Der frühere Gauleiter und Reichsstatthalter von Weser-Ems, Paul Wegener, wurde am Donnerstag auf Antrag des öffentli­chen Klägers als Minderbelasteter eingestuft und zu einer Verfahrensgebühr von 5000 DM verur­

teilt. Wegener war zuletzt Verteidigungskommis­sar im Hauptquartier von Dönitz und bekleidete den Rang eines Staatssekretärs. Er war 1930 in die NSDAP eingetreten und hatte hohe Stellun­gen in der SA und der SS inne.

HAMBURG. Am Freitag wurden sieben Perso­nen in einer Hamburger Villa das Opfer des Selbstmords einer 49jährigen Hausangestellten mit Leuchtgas. Beim Durchsuchen des Hauses fand man die Selbstmörderin in der Küche ne­ben dem geöffneten Gashahn und in den übri­gen Räumen des-Hauses sechs weitere Tote.

LONDON. Das von den de Havilland-Werken konstruierte DüsenflugzeugComet legte am Donnerstag die 3000 km lange Flugstrecke Lon­donRomLondon mit 11 Fluggästen und fünf Mann Besatzung in einer Flugzeit von 4 Stun­den und 12 Minuten zurück.

ROM. Vatikankreise rechnen nach der Aus­weisung des Sekretärs der päpstlichen Nuntiatur, Monsignore Ottavio de Liva, mit dem Abbruch aller Beziehungen zwischen der Tschechoslowa­kei und dem Vatikan.

MOSKAU. Der Ministerrat der Sowjetunion und das ZK der KP beschuldigten am Freitag die Organe der Partei und des Staates in eini­gen Teilen der Sowjetunion derNachlässig­keit bei der Organisierung der Landwirtschaft.

HELSINKI. Da die finnischen Sozialdemokra­ten nach mehrtägigen Verhandlungen bekanntge­geben haben, daß sie sich nicht an einer Regie­rung unter Führung des Vorsitzenden der Ag­rarpartei, Dr. Urho Kekkonen beteiligen wer­den, ist mit der Bildung einer Koalitionsregie­rung aus den Parteien der Mitte in Kürze zu rechnen.

MELBOURNE. Der australische Farmer Dave Butterick, der sich in dem Landstädtchen Wed- derburn 240 km von Melbourne zur Ruhe gesetzt hatte, beutete, wie jetzt erst bekannt wurde, seit drei Jahren in aller Stille eine Goldmine aus, die er auf seinem Hof betrieb. In 18 Monaten för­derte er Gold im Werte von 10 000 Pfund.

daß auch dein armer Vater das wahre Wesen dieses Menschen nicht völlig durchschaut und sich erheblich in ihm getäuscht hat.

Deine, wie ich wohl beinahe glauben muß, lächerliche Eifersucht treibt dich zu Ge­schmacklosigkeiten, die ich nur bedauern kann. Noch immer bewahrte Reuter seine Ruhe. Du magst recht haben, daß aus mir bis zu einem gewissen Grad Eifersucht spricht. Viel mehr aber ist es meine alte Freundschaft und ein Gefühl guter Kameradschaft, die mich zwingen, dich vor dem Mann mit allem Nach­druck zu warnen. Er ist nicht ehrlich und of­fen, er ist ein kalter Streber und Mitgiftjä­ger.

Ich verbiete dir, in meiner Gegenwart in derart häßlicher Weise einen Mann zu schmä­hen, der meines Vaters größtes Vertrauen ge­noß und der sich als Abwesender nicht einmal verteidigen kann. Ich sehe Dr. Berning ganz anders: er ist ein hochbefähigter Arzt, ein wissenschaftlich denkender und ungeheuer fleißiger Mensch, der über die besten Manie­ren verfügt. Hast du nicht das Gefühl, daß es dir recht wenig zukommt, ihn herabzusetzen, vor alfem, wo du mir für deine Behauptun­gen jeden Beweis schuldig bleiben mußt? Aus deinen Worten höre ich deutlich ge­nug, wie du mich einschätzt. Einmal hast du mir ja bereits dein Urteil über mich in ungeschminkter ]*örm gesagt. Glaubst du nicht, daß ein Mensch, beherrscht von einem guten und anständigen Gefühl, sich von Grund aus ändern und über Nacht wandeln kann? Um ganz offen zu sein: glaubst du nicht, daß meine Liebe zu dir ja, ich sage es ehrlich, daß ich mich plötzlich und unsinnig in dich verliebt habe, du brauchst gar nicht so zweifelnd zu lächeln, mich anders gemacht hat? Ich bin ja in deinen Augen wohl so sine Art Hans­wurst gewesen, ein Tagedieb, nur mittelmä­ßig begabt. Wenn das nun heute anders aus­sähe. sag, Dorothea, würdest du es dann nicht doch vielleicht mit mir versuchen?

Es war warm und herzlich gesagt worden,

aber das Mädchen hörte aus seinen Worten etwas ganz anderes.. Sie wollte wohl auch nicht verstehen, der Einfluß, den der Arzt auf sie ausgeübt hatte, war schon zu stark. Wenn du meinst, daß ich an deine innere Wandlung glauben soll, nein, das kann ich nicht. Du darfst es mir nicht verargen, wenn ich dieser so plötzlich auftretenden Liebe etwas zweifelnd gegenüberstehe. Du warst vorhin so geschmackvoll, Dr. Berning einen Mitgift­jäger zu nennen; du wirst es mir dann auch nicht verdenken dürfen, wenn ich mich frage, ob deine mir soeben bekannte Liebe nicht auch in einem gewissen ursächlichen Zusammen­hang mit meinem Gelde steht. Im gleichen Augenblick dachte Dorothea: ,Das hätte ich nicht sagen sollen, das war häßlich? Sie schrak zurück, als sie Paul Reuters Gesicht sah. Er war aschfahl geworden, seine Lippen bildeten einen dünnen Strich, alles Jungenhafte war verschwunden. Hart und kantig schienen mit einemmal die Züge. Ein in Wahrheit verwan­delter Mensch stand vor ihr.

Schon wollte Dorothea mildern, einlenken, da sprach Paul Reuter, und seine Stimme klang anders als sonst:Ich kam heute aus einem ganz anderen Anlaß zu dir und bedaure in deinem Interesse aufs äußerste, daß das Gespräch eine derartige Wendung nahm. Ich betone nur noch, daß das, was ich dir jetzt sage, eine reine Tatsachenfeststellung ist, für deren Richtigkeit ich mit meinem Ehrenwort verbürge. Ich halte es für meine Pflicht, sie dir bekannt zu geben, obwohl ich mir darüber klar bin, daß ich nochmals mißverstanden werde. Meine Behauptung, daß Herr Dr. Ber­ning ein Mitgiftjäger sein dürfte, belege ich damit, daß er mit dem Büro einer Berliner Heiratsvermittlerin in Verbindung steht und nach einer besonders günstigen Partie fahndet. Du kannst dich durch einen neutralen Be­obachter davon überzeugen lassen; sein Bild liegt bei einer Frau von Haack am Nollendorf- platz in Berlin unter den Heiratskandidaten aus.

Eindreifaches Nein

LONDON. Der britische Oppositionsführer Winston Churchill erklärte am Donners­tag im Unterhaus bei der Debatte über den Verteidigungshaushalt, Westeuropa könne ohne die aktive Mitarbeit Westdeutschlands nicht erfolgreich verteidigt werden. Er be­klagte außerdem die Demontage potentieller Rüstungswerke in Deutschland, die verspäte­ten Prozesse gegen deutsche Generale und sprach von einemdreifachen Uebel.

Diese Maßnahmen störten die Versöhnung Frankreichs und Großbritanniens mit Deutsch­land, und spielten der kommunistischen fünf­ten Kolonne in Westdeutschland in die Hände. Außerdem unterstützten sie das Wiederauf­leben des Nazismus. Deutschland müsse sei­nenBeitrag leisten. Den Deutschen könnten keine Garantien gegen die Armee Rußlands und der Ostblockstaaten gegeben werden, es sei denn, man lasse sich in einen Krieg ein, der die europäische Zivilisation vollends zer­störe und unter Umständen mit der Verskla­vung Westdeutschlands durch die Kommuni­sten und nicht nur Westdeutschlands be­ginnen könnte.

Der britische Ministerpräsident nannte. Win­ston Churchills Vorschlag und die damit ver­bundenen Behauptungenunverantwortlich und ungerechtfertigt. In Paris erklärte man, Churchills Aussagen seieninteressant, abei keiner ernsthaften Prüfung wert.

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cz. Man wird es nicht übelnehmen, wenn Angebote wie das, von Churchill, geboren aus der innenpolitischen Opposition zur regieren­den Partei, uns nachgerade ärgern. Es ist der­selbe Churchill, der zu gegebener Zeit über Hitler des Lobes voll war, dann mit der Sowjetunion aus Zweckmäßigkeitsgründen paktierte und heute nichts dagegen hätte, wenn deutsche Landser sich erneut im Osten verbluten würden. Vielleicht möchte er auch die Erfahrung der deutschen Kriegsgefange­nen, soweit sie heimgekommen sind, aus­nutzen. Es dürfte aber leichter sein, in Re­den vor dem Unterhaus vonVersöhnung Westeuropas durch Wiederaufrüstung Deutsch­lands zu reden, als nach den jüngsten bitte­ren Erfahrungen neuerdings als Kanonen­futter gegen den Osten zu krepieren.

Auf Churchillsdreifaches Uebel können wir daher nur mit einemdreifachen Nein antworten. Wir sind abgerüstet, tragen das dreifache Uebel mit Fassung und wollen abgerüstet bleiben.

Di© unechteHeimkehr

Schöffengericht lehnt ab / Zu hohe Vorstrafen

KARLSRUHE. Das Karlsruher Schöffenge­richt erklärte sich am Donnerstag nach vier­stündiger Verhandlung über die beiden an­geblichen Rußlandheimkehrer Thilo Wagner und Siegfried Kluger, die im September vori­gen Jahres in der Bundestagssitzung die Aus­führungen des Vorsitzenden der KPD, Rei- mann, gestört haben, als nicht zuständig, da die beiden auf Grund ihrer Vorstrafen be­deutend höhere Strafen erhalten müßten, als das Schöffengericht sie aussprechen könne.

Aus den Aussagen der beiden ergab sich, daß sie in Heimkehrerkleidern in der Vor­halle des Bonner Bahnhofs von dem Bundes­tagsabgeordneten Dr. Höfler (CDU) ange­sprochen worden waren, der sie gebeten habe, an der Bundestagssitzung teilzunehmen. Auf dessen Veranlassung sei ihnen vom Bundes­tagspräsidenten Dr. Köhler je eine Karte zum Besuch der Sitzung ausgehändigt worden.

Vor der Sitzung seien sie im Bundesre- staurant Gäste des Bundeskanzlers gewesen. Wagner behauptete, verschiedene Abgeordnete hätten ihn aufgefordert, gegen Reimann auf­zutreten. Nach der Sitzung seien sie wieder­um als Gäste verschiedener Bundestagsabge­ordneter bewirtet worden. Schließlich habe man ihnen je 50 DM ausgehändigt, ohne sie während ihres dreitägigen Aufenthaltes ein einziges Mal nach Entlassungspapieren oder sonstigen Ausweisen zu befragen.

Dorothea Falk war in heftiger Erregung auf­gesprungen.Wie gemein von dir, anderen Menschen nachzuspionieren und dann noch mit einem Beweis zu kommen, von dem du genau wissen durftest, daß er sich nie wird antreten lassen, nachdem Frau von Haack tot ist.

Um Gottes willen, was sagst du da: Frau von Haack tot? Paul Reuter hatte es fast herausgesehrien.Nein, das kann ja nicht sein, das wäre ja zu furchtbar! Woher weißt du denn das?

Peinlich berührt sah die Aerztin den maß­los Erregten an.Du kannst es in Berlin an jeder Plakatsäule lesen: sie wurde ermordet.

Ermordet, das ist ja grauenvoll.... Ton­los hatte Referendar Reuter es geflüstert.

Kanntest du denn die Unglückliche?

Nein, das heißt ja, natürlich ..., der junge Mensch stammelte nur noch. Befremdet sah Dorothea ihn an.

Ich bedaure, was ich dir gesagt habe, und bitte dich, es zu vergessen. Es tut mir leid, wenn ich dich kränkte, das war gewiß nicht meine Absicht. Darf ich dich bitten, wenn du in Zukunft einmal Rat und Beistand brau­chen solltest, dich meines Vaters zu erinnern, der dich gewiß nicht im Stich lassen wird und bei dem wohl auch der Verdacht, es auf dein Geld abgesehen zu haben, wegfallen dürfte. Auch meine Mutter hängt sehr an dir, du wirst bei uns immer ein Heim haben, Doro­thea. Mir zu begegnen, brauchst du nicht zu befürchten.

Bevor Dorothea ihn nach dem rätselhaften Sinn seiner Worte fragen konnte, war Reu­ter nach'einer höflichen Verbeugung gegangen.

Noch einmal begab er sich ins Gericht. Der Präsident beglückwünschte ihn zu seinem Er­folg und bewilligte ihm sofort den erbetenen Urlaub zur Teilnahme an der akademischen Preisverteilung in Freiburg und für einen anschließenden Erholungsurlaub.

(Fortsetzung folgt)