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Nr. 298. Amts- und Anzeigeblatt für den Oberamtsbezirk Calw. 90. Jahrgang.

Srschelnungsweise. Smal wöchentlich. Anzeigenpreis: 5lm Vder«mls- Heztrk Ealw für di« einspaltige Vorgiszeile lOPfg.. außerhalb desselben lL Pfg.. Reklamen 25 Pfg. Schluß für Jnseratannahnic lO Uhr vormittag». Telefon v

Die»st«g, de» 21. Dezember 191S.

Bezugspreis: In der Stadt mit Lrägerlohn Mk 1.25 vierteliährlich. PoL- bezugSprelS für den OrtS- und Nachbarortsverkehr Mk. 1.20. im Fernverkehr Mk. ILO. Bestellgeld in Württemberg SO Pfg.. in Bayern und Reich 42 Pfg»

Türkische Offensive auf Gallivoli.

Die Annahme der Vorlage über die Kriegssteuervorbereituny.

Der Reichstag beschäftigte sich gestern init den Borlagen der Regierung für die kommende Kriegsgewinnsteuer. Die Vorlage verlangt bekannt­lich die Verpflichtung der juristischen Personen (Ge­sellschaften und Genossenschaften) zur Rücklage ihrer Gewinne im Kriege, und zwar in Höhe von 50 A, bis zur endgültigen Festlegung des Kriegsgewinn­steuergesetzes, das im März dem Reichstag zugehen soll. Bei der Vorlage dieser vorbereitenden Gesetze war für die Regierung wohl die Betrachtung maß­gebend, daß ohne diese Maßnahmen die Eefähr der Verflüchtigung der gesellschaftlichen Kriegsgewinne vorhanden sei, sodatz in einem späteren Zeitpunkt die steuerliche Heranziehung mit Schwierigkeiten ver­bunden wäre. Man hat zwar eine gewisse Unge­rechtigkeit aus dem Gesetz herauslesen wollen, weil natürlich eine Doppelbesteuerung erfolgen kann, und vielfach auch erfolgen wird. Mer dieser unumgäng­liche Uebelstand dürfte wohl kaum zu großen Härten führen, die zu beanstanden wären, umsoweniger, als wahrscheinlich das endgültige Gesetz eine Fassung erhalten wird, die bei einer etwaigen Doppelbe­steuerung gewisse Erleichterungen zuläßt. Im üb­rigen wurde die vorbereitende Vorlage und die kom­mende Kriegsgewinnsteuer bei der gestrigen Be­sprechung im Plenum von allen Seiten natürlich entsprechend der Parteischattierung und Interessen­vertretung mehr oder weniger von Sonderwllnschen begleitet, sympathisch ausgenommen. Die Sozial­demokraten ließen durch ihren Sprecher Dr. David ihr? Sonderwüusche dahin formulieren, daß sie auch die Landesfürsten zur Gewinnsteuer herangezogen wißen wollen, (wie das materiell zu begründen ist, ist eigentlich nicht gut erfindlich), in Rücksicht auf den Beschluß der Reichstagskommission, die Re­gierung zu ersuchen, unverzüglich geeignete Maß­nahmen einzuloiten, durch welche die Erhebung einer künftigen Kriegsgewinnsteuer auch bei Einzelper­sonen sichergestellt wird, forderte der sozialdemokra­tische Redner auch die Steuerpflicht des Kindeserbes (wie beim Wehrsteuerbeitrag), die unter keinen Um­ständen wieder beseitigt werden dürfe. Das Budget des Reiches brauche auch neue direkte Steuern. Der Redner meinte, man solle sich an dem englischen Budget, das eine Erhöhung der direkten Einkom­mensteuer, Grundbesitzsteuer usw. vorsehe, ein Bor­bild nehmen. Auch ein neuer Wehrbeitrag wurde von den Soziademokraten gewünscht, der als Kriegsbei­trag oder Ehrenpflichtbeitrag bezeichnet werden könnte. Ferner regte der Redner eine Monopoli­sierung der Bergwerke, Versicherungen usw. an. Diese imd ähnliche Fragen werden wohl im Interesse einer guten Grundlage unserer Staatsfrnanzen im Lauf der kommenden Friedensjahre erörtert wer­den müssen. Der Redner wandte sich dann zum Schluß vor allem gegen die Bilanzierung des Etats durch indirekte Steuern. Es war verständlich, daß Staatssekretär Helfferich nicht aus öiesc Anregungen, deren Erörterung, wie er sagte, der Zukunft Vorbe­halten bleiben müßte, weiter entging. Er wies dar­aus hin, daß die englische Politik, die Kriegslasten durch Steuern aufzubringen, gescheiter^ sei; so hoch auch die veranschlagten Summen seien, sie reichten gerade aus. die. Kosten der Kriegsanleihen zu decken. Zu den Kriogskosten selbst würden -diese Steuern keinen Beitrag liefern. Was der Reichsschatzsekretär

dann über die künftige Steuerbelastung sprach, ist zwar nicht sehr tröstlich, wir müssen ihr ober im Hinblick auf die Zukunft des deutschen Volkes mit Ruhe entgegen sehen. Diesen Leitsatz brachte der Staatssekretär auch zum Ausdruck, als er sagte: Mit einer kolossalen steuerlichen Belastung rechnen wir Alle, gleichviel was die Kriegsentschädigung bringen wird. Namentlich werden die Kommunen neue Steuern brauchen. Das öffentliche Leben muß stets als Ganzes angesehen werden. Der Opferwille des kleinen Mannes hat sich gerade bei den Kriegs­anleihen gezeigt. Er hat sich das Brot nnd die But­ter vom Leibe abgeivart, um nur zeichnen zu können. Es ist eine Herabsetzung, zu sagen, daß nur die fünf- prozentige Verzinsung angereizt habe. Jedermann bei uns ist der Ansicht, daß der Krieg durchgehalten werden muß. Mit den Kosten werden wir uns be­fassen, wenn der Krieg vorüber ist. Wir werden dann aus Patriotismus nicht nur Anleihen zeichnen, son­dern auch Steuern zahlen, sonst müßte man tatsäch­lich an der Zukunft des deutschen Volkes verzagen." (Lebh. Beifall.) Da der Sozialdemokrat Hoch eine Antwort über die Entscheidung der Regierung, ob sie künftig neue indirekte Steuern vorschlage werde, wünschte, da sonst eine Beunruhigung in die Ar­beiterbevölkerung getragen werde, so entgegnete ihm der Reichsschatzsekretär, daß die eitlzige feststehende Steuer, die bisher genannt werden konnte, eine weit­gehende Besitzsteuer sei. die eine kolossale Belastung des Besitzes und Vermögeszuwachses bedeute, wie sie in keinem andern Lande existiere. Im übrigen aber solle man, anstatt wegen dieser Fragen Beun ruhigung ins Bolk zu tragen, der.Bevölkerung klar machen, daß, ebenso wie in andern Ländern es un möglich sein wird, allen Ansprüchen aus einer Steuerquelle zu genügen. Es müßten eben alle Kommunen lebensfähig erhalten werden. Von den Vertretern der andern Parteien wurde namentlich darauf hingewiesen, daß die unlauteren Kricgsge- winne nicht in dem Umfange gemacht worden seien, wie diese Meinung verbreitet sei. Es wurde ver­langt. daß namentlich auch der Zwischenhandel, der sich vielfach in schmarotzender Weise bei Len Kriegs­lieserungen eingeniftet hatte, entsprechend herange­zogen wird, besonders diejenigen Elemente, die durch Telephonanruf große Summen verdient haben, oder Schieber, die nicht zum ehrlichen Handelsstand ge­hören. Auch wurde gegen eine Verallgemeinerung des Satzes, daß Landwirtschaft, Industrie und Han­del sich unmäßig bereichert hätten, Stellung genom­men, und hingegen auf die glänzenden Leistungen dieser Erwerbszweige im Kriege hingewiesen. Auch die Meinung, daß die Arbeiterschaft, den größten wirtschaftlichen Schaden in diesem Kriege erleide, sei nicht in dieser allgemeinen Fassung zulässig. Tat­sache ist, und das wird jeder, der hier Einblick hat. bestätigen müssen, daß am schwersten gewisse Zweige des- gewerblichen Mittelstandes getroffen wurden. Das Gesetz wurde dann in 3. Lesung ohne Debatte angenommen, nachdem der sozialdemokratische An­trag betreffend einen neuen Wchrbeitrag aboelehnt worden war. 0.

Die Lage auf den Kriegsschauplätzen.

Die deutsche amtliche Meldung.

«WTB.) krahes Hauptquartier, 2V. Dez. (Amtlich.) Westlicher Ariegvschauplatz. Da» Feuer unserer

Küstenbatterie vertrieb feindliche Monitor«, die gestern «np> mittag Westende beschossen. An der Front »rbeu lrbhaste« Artillerietätigleit mehrere erfolgreiche Sprengungen unsere« Truppen. Eines unserer Flugzeuggeschwader griff de, Ort Poperinghe an, in dem zahlreiche Verbindungen de» Fein» des zusammenlaufen. Ein englischer Doppeldecker wurde t« Luftkampf bei Brügge abgeschossen. Die Insassen find tot.

Oestlicher Kriegsschauplatz. Die Lage ist nn» verändert.

Balkan Kriegsschauplatz. Bei de« Kämpfe« nordöstlich der Tara find, wie nachträglich gemeldet wird, 3Eedirgs- und 2 Feldgeschütze erbeutet worden. Sestern fan­den bei Mozlovac weitere für die österreichisch-ungarische» Truppen günstige Kämpfe statt. Mehrere Hundert Gefangene wurden eingebracht. Bon den deutschen und bulgarische» Heeresteilen nichts Neues.

Oberst« -eeresleitua»

Der österreichisch-ungarische Tagesbericht.

(WTB.) Wien, 20. Dez. Amtliche Mitteilnng vom 2V. Dezember mittag:

Russischer Kriegsschauplatz. Keine besonderen Ereignisse.

Italienischer Kriegsschauplatz. An der ganzen Front mäßige Artillerietätigkeit. die sich nur im Chiese-Abschnitt und im Gebiete des Col die Lana zu größerer Heftigkeit steigerte.

Südöstlicher Kriegsschauplatz. Die Truppen des Generals von Koeveß erstürmten dis stark ausgebauten feindlichen Stellungen am Tara- Knie südwestlich von Vijelopolje und bei Godusa nördlich von Verane. In den Kämpfen an der Taxa wurden drei Gebirgskanonen, 2 Feldkanonen und 12VV Gewehre erbeutet.

Offensive der Türken an den Dardanellen.

(WTB.) Konstantinopel. 20. Dez. Der Bericht­erstatter der Agentur Milli an den Dardanellen meldet: Seit gestern begannen die türkischen Trup­pen bei Anaforta und Ari Burnu mit dem allge­meinen Angriff. Unser Artilleriefeuer brachte dem Feind schwere Verluste bei. Die Soldaten, die seit Monaten auf diese Offensive warteten, schlugen de» Feind vollständig in die Flucht und erreichten bei Ari Burnu das Meer. Die Beute ist unermeßlich groß. Infolge dichten Nebels gelang es dem Feind, zu entkommen, ohne viel Gefangene zurückzulassen.

(WTB.) Konstantinopel, 20. Dez. Der Korre­spondent der Agentur Milli an den Dardanellen meldet: Seit gestern wird an allen Abschnitten der Front wütend gekämpft. Unsere Truppen begannen bei Anaforta und Ari Burnu mit dem allgemeinen Angriff. Der Feind führte, um diese Angriffe zu er­widern, bei Seddul Bahr einen Gegenangriff aus, den unsere Truppen unter außerordentlichen Ver­lusten für den Feind abschlngen. Unsere Truppen nahmen wichtige feindliche Stützpunkte bei Anaforta und Ari Burnu. Unser kräftiges Artilleriefeuer.ver ursachte in den Reihen der Feinde schwere Verluste. In kurzer Zeit wird es bei Anaforta und bei Ari Burnu nur noch feindliche Leichen geben.

(WTB.) London, 20. Dez. Amtlich wird be­kannt gegeben, daß sämtliche Truppen von der Suvla- bai und der Anzaczone, Kanonen und Vorräte mit Erfolg nach einem andern Kriegsschauplatz gebracht wurden.

Bedrängung der Engländer in Sirdarc -n.

Konstantinopel, 20. Dez.Jkdam" zufolge ge­fährden die Operationen der türkischen Truppen um