»Glöckchen des Eremiten" und der drei Regerlieder. Fräulein Trumpp brachte ihre Lieder feinfühlig, mit einer wohlgeschulten, schönen Stimme zu Gehör und erweckte starken Beifall besonders mit ihren Regerletdern, van denen die »Waldeinsamkeit" noch lange in den Ohren der Feldgrauen nachklingen wird. Nicht endenwollender Beifall zwang die jungen Künstlerinnen zu Zugaben. Zum Schlich brachte Herr Hauptmann Herzog in beredten Worten den tiefgefühlten Dank aller Verwundeten und Kranken zum Ausdruck und überreichte jeder der Damen ein Blumenangebinde.
Kohlengasvergiftung.
" Ein schwerer Unglückcsall wurde gestern im Hause des Mcmusatturwarengeschästs Steudle aus dem Marktplatz entdeckt. Als die beiden Ladenfräuleins um die gewohnte Zeit nicht zum Frühstück erschienen, wurde nach ihrem Verbleib gesehen. Man fand die Türe verschlossen und erhielt auch keinerlei Antwort auf Anruf. Es wurde nun eines der nach dem Flur gehenden Fenster eingeschlaaen und so der Weg ins Innere des Schlafzimmers gewonnen. Man fand die beiden Mädchen bewußtlos in ihren Betten unter allen Anzeick)en einer Kohlengasvcr- giftung, die auch nachher von den schnell herbeigerufenen Aerzten festgestellt wurde. Das eine der beiden verunglückten Mädchen, die etwa 19jährige Helene Molventer aus Aalen gab nur noch kurze Zeit Lebenszeichen von sich, und war beim Erscheinen ärztlicher Hilfe schon verschieden, während die ankere, die etwa 22jährige Agnes Mettenleiter aus Weilderstad-t, die wohl eine kräftigere Natur als die etwas schmächtige Molventer hatte, obwohl bewußtlos, noch starke Lebensäußerungen gab. Die sofort angestellten Wiederbelebungsversuche hatten deshalb bei dieser Verunglückten den Erfolg, daß sie zur weiteren Behandlung ins Bezirkskrankenhaus (von Mitgliedern der hiesigen S-anitätskolonne) transportiert werden konnte. Wie wir erfahren, ist Frl. Mettenleiter wieder zum Bewußtsein gelangt, und es besteht Hoffnung, sie am Leben zu erhalten. Ueber die Ursache des Unglücks kann vor Befund der Gerichtskommission nichts Bestimmtes gesagt werden. Wie uns von fachmännischer Seite mitgeteilt wird, hat der Dauerbrandofen, der in dem geräumigen von 5 Fenstern ventilierten Schlafzimmer steht, keinerlei Merkmale irgend welchen Schadens Hezeigt, und auch die Leitung eins Bügelofens, die
durch dieses Zimmer geht, zeigte keinerlei Beschädigung. Uebrigens war sin Ausströmen von Kohlengas aus der Bügelofenleitung unmöglich, da der Ofen um 6 Uhr abends ausgegangen war, die Mädchen also abends unbedingt etwaigen Gasgeruch gespürt haben müßten. In dem Dauerbrandofen wurden noch Kohlenreste vorgesunden. Es ist also wahrscheinlich. daß die Mädchen morgens früh Feuer gemacht hatten, um später beim Ankleiden ein warmes Zimmer zu haben, und sich dann wieder niederlegten. Die Regulierung des Ofens wurde dann wahrscheinlich nachlässig behandelt, die Mädchen sind wieder eingeschlafen, und so konnte das Unglück geschehen. Für diese Annahme spricht auch die Tatsache, daß die Verunglückten noch um 9 Uhr Lebenszeichen von sich gaben, wenn die Kohlengase länger auf den Organismus eingewirkt hätten, so wären wohl beide Mädchen, als man nach ihnen schaute, schon tot gewesen.
Verteilung der Arbeiterstiftung von Georgii-Georgenou im Georgenüum
Um die alljährlich zu vergebende Stiftung hatten sich eine größere Zahl von Arbeitern beworben. Zugelassen wurden nach den Stiftungsbestimmung- en 22 Arbeiter. Der Vorsitzende des Auffichtsrats des Georgenäums, Rektor Dr. Knödel, leitete die Verteilung mit einer packenden Ansprache ein. in der er auf die allgemeine politische Lage hinwies, zur hilfsbereiten Opserwilligkeit aufforderte und die Notwendigkeit des Zusammenhaltens zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern aufs dringendste betonte. Von den Bewerbern erhielten 11 eine Gabe zu je 10 und 11 eine Entschädigung von je 1 °^t.
Keine neue Anleihe vor März.
Der Reichsschatzsekretär hat bekanntlich im Reichstage die Bewilligung eines weiteren Kredites oo« 1» Millionen Mark beantragt. Im Anschluß hieran ist vielfach im Publikum die Meinung verbreitet, daß der Genehmigung des Kredits durch den Reichstag alsbald die Ausgabe einer neuen Kriegsanleihe folgen wird. In der Presse ist zwar diese Auffassung bereits widerlegt worden. Es erscheint indes angezeigt, nochmals darauf hinzuweisen, dah der Reichs- schatzsekretär im Reichstage mit voller Deutlichkeit erklärt hat, vor dem März nächsten Jahres sei keinesfalls die Ausgabe einer weiteren Kriegsanleihe zu erwarten. Auf Grund der für
die bisherigen Kriegsanleihen festgesetzten Emissionsbeding- ungen läßt sich aus dieser Erklärung folgern, daß, wenn im neuen Jahre eine weitere Anleihe an den Markt kommt. Einzahlungen auf diese nicht vor dem April nächsten Jahre» zu leisten sein würden.
FleischloseKüche.
Suppe von Gerste mit gedörrten Zwetschgen. Nachdem die Gerste verlesen worden ist, bringt man sie frühzeitig mit heißem Wasser und einem Stückchen Butter zum Kochen, da sie mindestens 3—4 Stunden kochen muß. Alsdann gibt man einen Teller voll eingeweichte Zwetschgen hinzu (je nach d»r Menge Suppe) und läßt sie darin weich kochen. Wer eine Kochkiste hat, benützt natürlich dieselbe. Schön abgekühlt bringt man die Suppe zu Tisch. — (Ein vorzügliches Abendessen.)
Milchkartoffln. Die Kartoffeln werden 1v Minuten vorgelocht und dann geschält. Hierauf setzt man sie nebeneinander in einen Topf, gießt soviel Milch dazu, daß sie gut halb bedeckt find, salzt sie und gießt einen Rest Bratensoße oder statt dessen etwas Butter dazu. Dann deckt man den Topf gut zu und läßt die Kartoffeln auf dem Herd so lange dämpfen, bis die ganze Milch eingezogen ist, das dauert etwa 20—30 Minuten. Zu dieser sehr empfehlenswerten Speise eignen sich nur mehlige Kartoffeln. Sie bildet mit grünem Salat ein vollständiges Gericht.
(SCB.) Stuttgart, 18. Dez. Der volksparteitiche Landtagsabgeordnete Johannes Fischer, Sekretär des alten ErsenbaHnerverbands, ist seit Mitte dieser Woche als Kanonier zum dritten Ersatzbataillon des Fsldartillerie-Regiments Nr. 28 in Ludwigsburg eingezogen.
(SCB.) Ebingen, 18. Dez. Im Alter von 50 Jahren ist gestern vormittag 11 Uhr der Redakteur und Herausgeber des »Reuen Albboten", Paul Kienle, verhältnismäßig rasch nach längerer Krankheit gestorben, die ihn aber nicht gehindert hatte, bis vor wenigen Tagen seinem Berufe mit gewohnter Umsicht nachzugehen. Von Haus aus Lehrer, hat sich Kienle späterhin ganz der Parteitätigkett gewidmet. Er war sechs Jahre Sekretär der Volbepartei und übernahm, nachdem er bereits früher einem kleinen Zeitungsunternehmen vorgestanden hatte, im Herbst 1907 die Redaktion des „Neuen Albboten". an dessen Spitze er eine äußerst fruchtbare und für seine Partei ersprießliche Tätigkeit entfaltet hat.
Für die Schlisst, verantwort!. Otto Seltmann. Calw. Druck u. Verlag der A. Oelschläger'schen Vuchdruckerei, Calw
Amtliche und Privat-Anzeigen.
K. Amtsgericht (Lalw.
3u das Handelsregister für Einzelfirmen wurde heute eingetragen: die Firma: Karl Schlag, Hauptatederlaffang: Liebrnzell, Zuhaber der Firma: Karl Schlag, Kaufmann in Liebenzell. Den 17. Dezember 1915.
Amtsrichter Jrio«.
Lalw.
Die städt. Eislaufbahn
beim Oaiüuderie ist eröffnet
«d e» wird zu deren fleißigen Benützung etngeladea.
Der zur Instandhaltung der Eisbahn ausgestellt« Fr. Mögle, Maurer, ist zur Erhebung eine» Eiutrittsgeldes von 8 Pfg für ein Kind und von tll Pfg. für die erwachsene Person berechtigt.
Den 17. Dezember 1915.
Stadtschultheitzenamt.
A. B. Dretß.
Taaaea, Fichten uad Forche«: m'l Fm. Langholz 1335 l./IIl. Kl. 730 IV /VI. Kl.
Abschnitte: 60 1./IH. Kl.
Schriftliche Angebote wollen spü» testens bis Donnerstag, den 80. Dezember ds. Is. beim Forstamt etngerelcht werden. Dl« Bietenden bleiben bis 5. Januar il. 3» an ihre Gebote gebunden. Losoer,«Ich» niste unentgeltlich von der K. Fort». dir»ktion. Geschäftsstelle für Holz- verkauf, Stuttgart, Mtlitärstr. 15.
^ kottt Aeur Lalw.
Beiträge
sör das WWW Rote Kreuz
»immt entgegen die Spar- und Borschutzbank Cal».
Catch, den 11. Dezember Isis.
Der Bezirk-Vertreter Oberamimann Rippmann.
. Forftamt Laugenbrand. FrethSudtger
RÄklftcm-hlllz. Verkauf
auf dem Stock.
Au» Staatswald ll.. NI., IV., VI. und VN.: Geschätzter Anfall: Notforchen mit Fm. Langholz 205 I./IV. KI.
Abschnitte: io i.,ili. Kl.
Calw, den 19. Dezember 1915.
Statt besonderer Anzeige.
Unsere innigst geliebte, Ireusorgende Mutter
Äklöll, geh Wagner, Obrramtsarztr-Witwe,
ist heute früh im 66. Lebensjahre nach längerem Leiden sanft in dem Herrn entschlafen.
In tiefem Schmerz namens der trauernden Hinterbliebenen
die Kinder:
Alfred Ilion mit Frau Helene, geb Iosenhaus, Schoffhausen;
Else R Neri geb. I'ion mit Gatten Gotthold Retnert, Wels Ob.-Oest: Sigmund Iron, Amtsrichter;
Auguste Irtov;
Hans Irtv", Apotheker, mit Frau Hilda peb. Rupp, Ludwigsburg. Hermann I.ioa, z. It. Landsturmmann in Belgien.
Die Beerdigung findet am Mittwoch, 22. Dezember, nachmittag '/-2 Uhr, in Nagold vom Bezirkskrankenhaus aus statt.
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wurde eine
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mit größerem sowie eia Klemer G ldschein
Eigentumkan'p-Lche mo^enbeim Stat»schulth«ißenamigell,»d gemacht werden.
Calw, den 18. Dezember 1915. _A. V. Dreitz.
Waldhonig
WM' kaust jederzeit "WA Paul Waetzel, Kretburg i. v.
Angabe des Bonals sowie Preises erforderlich.
Calw, den 20. Dezember 1916.
Todes - Anzeige.
Freunden und Bekannten die traurige Nachricht, daß meine treue Stütze
Fräalein
Helene Mollventer
Sonntag früh infolge eines Unglücks- salles verschieden ist.
Frau Karl Steudle.
Die Beerdigung findet ia Aalen statt.