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Nr. 297. »«-- «!->>.» Amts- und Anzeigeblatt für den Oberamtsbczirk Calw.
90. Jahrgang.
m Oberamis* ekben 12 Pfg., Telefon 9.
Montag, den 20. Dezember 1918.
Bezugspreis.- In der Stadt mit rriigerlohu Mk l.2S vlerteljührltch, Po».
kür den OrtS- und NachbarortSaerkehr Mk. t.SÜ, im Fernverkehr Bestellgeld in Württemberg S0 Pfg., in Bagern und Reich «L Pfg.
Die mi'.itärische usd politische Lage.
* Wohl schoit die nächste Zeit wird die Entscheidung darüber bringen müssen, ob die Entente unter Preisgabe ihres Ansehens auf dem Balkan Saloniki auf den Einspruch Griechenlands verlassen wird oder ob sich die verbündeten Zentralmächte und vielleicht auch Bulgarien veranlaßt sehen sollten, die Ententetruppen in ihren befestigten Stellungen in Saloniki anzugreifen. Man kann es verstehen, daß die griechische Regierung sich einen schweren Entschluß abzuringen haben wird, denn auf der einen Seite würde sich Griechenland den Zorn Englands zuziehcn lind hätte die sichere Zerstörung seiner Küf- tcnstädte zu gewärtigen, auf der andern Seite aber ist es gezwungen, sein mazedonisches Gebiet samt der blühenden Hafenstadt zum Tummelplatz der Kriegführenden herzugeben. Bon Bulgarien ist nun wohl die letzte nicht mißzuverstehende Mahnung an die Adresse des Bieroerbands abgeqanqen, Saloniki zu räumen. Es ist wohl aber kaum anzunehmen, daß sich die Alliierten diesen wohlgemeinten Ratschlag zu Herzen nehmen, denn sie sollen sich ja fieberhaft für eine Verteidigung vorbereiten. Emstweilen aber nehmen die Verfolgungskämpfe gegen die Montenegriner ihren Fortgang, und auch hier zeigt sich dasselbe Bild vergeblichen Widerstandes des Feindes. Die Entente hat auch diesen Bundesgenosten schmählich im Stich gelasten. Je mehr die österreich-ungarischen und bulgarischen Heere in Albanien vorrücken, verstärkt durch großen Zuzug aus dem Lager der Albaner, umsomehr röird die Frage in den Vordergrund treten, ob und wieviel Italiener zur Verteidigung der Interessen Italiens auf dem Balkan eingesetzt worden sind und noch eingesetzt werden sollen. Man ist in Italien nicht mehr so optimistisch gestimmt, sonst könnten nicht Stimmen laut werden, wie die der „Jdea Nationale", die manchmal als halbamtliches Sprachrohr benützt wird, die die Leser vor rosigen Illusionen warnt bezüglich der Erschöpfung des Gegners. Offiziell aber bleibt vorerst alles beim Alten. Salandra hat sich vor dem Senat in fürchterlichen Bewegungen gekrümmt wegen der letzten Reden, die dort gehalten wurden, und erhielt darauf hin sein einstimmiges Vertrauensvotum weg. Auch der „Temps" sieht sich veranlaßt, den freanzösischen Kannegießern den Marsch zu blasen. Wie Salandra weist auch er auf den „schlechten Eindruck" im feind- lchen Ausland hin, den gewisse Redeschlachten und Pressepolemiken Hervorrufen können. In Rußland wird die „heilige Einigkeit" auch nur noch durch strengste Maßnahmen aufrecht erhalten und in ganz England, herrscht starkes Orientfieber. Wir aber warten einstweilen mit Ruhe die neuen Pläne unserer Generalstäbe ab, deren Ausführung wohl mit dazu beitragen wird, daß die bisher schon im Ententelager herrschende „heilige Einigkeit" noch offensichtlicher zu Tage tritt.
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Die deutschen amtlichen Meldungen.
(WTV.) Großes Hauptquartier, 18. Dezember. (Amtlich.) "Westlicher Kriegsschauplatz. Keine wesentlichen Ereignisse. Auf Metz wurde ein feindlicher Fliegerangriff ausgeführt, bei dem das Stadtmuseum schwer beschädigt, sonst aber kein Schade« angerichtet wurde.
Oestlicher Kriegsschauplatz. Die Zahl der zwischen Rarosz- und Miadziol-See eingebrach-! ten Gefangenen hat sich auf 2 Offiziere'und 235 Mann erhöht. Die" Lage ist an der ganzen Front unverändert. Es fanden nnr kleine Patrouillen- gefschte statt.
Balkankriegsschauplatz. Beim Kampf um Bijelopolje wurden im ganzen 1950 Mann, darunter eine geringe Zahl Montenegriner gefangen genommen. Das Gebiet nordöstlich der Tara abwärts von Mojkovac ist vom Feind gesäubert. Den österreichisch-ungarischen Truppen sind bei den erfolgreichen Kämpfen der letzten 5 Tage in dieser Gegend 13 500 Gefangene in die Hände gefallen.
(WTB.) Großes Hauptquartier, 19. Dezember. (Amtlich.) Westlicher Kriegsschauplatz. Von der Front find keine Ereignisse von Bedeutung zu berichten. Metz wurde nachts von feindlichen Fliegern abermals angegriffen. Es ist nur Sachschaden angerichtet.
Oestlicher Kriegsschauplatz. Kleinere russische Abteilungen, die an verschiedenen Stellen gegen unsere Linien vorfühlten, wurden abgewiesen.
Valkankriegsschauplatz. Bei Mojkovac und Bijelopolje sind erneut etwa 750 Serben und Montenegriner gefangen genommen worden.
Oberste Heeresleitung.
Der österreichisch-ungarische Tagesbericht.
(WTB.) Wien. 19. Dez. Amtliche Mitteilung vom 19. Dezember mittags:
Russischer Kriegsschauplatz. Stellenweise Eesckützkampf.
Italienischer Kriegsschauplatz. Die Lage ist unverändert. Am Nordhang des Monte San Michele wurden in den Abendstunden zwei vereinzelte Vorstöße italienischer Infanterie abgewiesen.
Südöstlicher Kriegsschauplatz. Die Verfolgungskämpfe in Montenegro nehmen einen günstigen Verlaus. Wir brachten gestern etwa 800 montenegrinische und serbische Gefangene ein. Bei Kämpfen gegen die Montenegriner ist es oorgekom- men, daß uns der Feind, Ergebung vortäuschend, mit aufgehobenen Armen und mit Tücherschwenken entgegenlief und so zu vorübergehendem Einstellen des Feuers bewog, daß er dann aber unsere Linien plötzlich aus nächster Nähe mit Handgranaten zu bewerfen anfing. Es ist selbstverständlich, daß solche schmähliche Kriegslisten eine entsprechend scharfe Ahndung gefunden haben und im Wiederholungsfälle auch weiter finden werden.
Ein Kleiner Kreuzer und ein Torpedoboot verloren.
(WTB.) Berlin, 18. Dez. Am 17. Dezember nachmittigs wurden S. M. Kleiner Kreuzer „Bremen" und eines seiner Begleittorpedoboote in der östlichen Ostsee durch Unterseebootanarifs zum Sinken gebracht. Ein erheblicher Teil der Besatzung wurde gerettet.
Der Chef des Admiralstabes: v. Behacke.
(Der kleine Kreuzer „Bremen" war 1903 vom Stapel gelaufen, hatte eine Wasserverdrängung von 3250 Tonnen, entwickelte bei 10 000 Pferdestärken eine Geschwindigkeit von 32 Knoten und zählte eine normale Besatzung von 303 Mann.)
Unsere Flotte in der Nordsee.
(WTB.) Berlin. 19. Dez. (Amtlich.) Teile unserer Flotte suchten in der letzten Woche die Nordsee nach dem Feind ab und kreuzten dann zur lleber- wachung des Handels am 17. und 18. Dezember im Skagerrak. Hierbei wurden 52 Schiffe untersucht, ein Dampfer mit Bannware aufgebracht. Währen^ der ganzen Zeit liehen sich englische Seestreitkräfte ^nirgends sehen.
Ein englischer Hilfskreuzer ausgelaufen.
Berlin, 19. Dez. Wie w der Zeitung „Hestta" ln Athen vom L7. November 1918 em. ' -ren, ist nach einem
Telegramm der griechischen Behörden auf Kreta an die grt«» chische Regierung bei der Insel Eranta, Bezirk Dassithi, auf Kreta, ein englischer Hilfskreuzer, der znr Verfolgung ,»» U-Booten verwendet wurde, auf eine Klippe gelanfe». Das Schiff wurde seinem Schicksal überlassen, nachdem eng« lische Kreuzer sich vergeblich bemüht hatten, es flott pl machen.
Die englischen Verluste in Mesopotamien.
(WTB.) Konstantinopel, 19. Dez. Ein Telegramm aus Bagdad meldet: Von zwei engli^e» Monitoren, die die türkische Belagerungslinie um Kut-el-Amara zu durchbrechen versuchten, wurde sofort einer durch das Feuer der türkischen ArtilleÄe versenkt, während der andere zur Rückkehr gezwungen wurde. Die Verluste der Engländer während der letzten türkischen Angriffe werden auf 1000 Mann geschätzt.
Die Baikanlage.
Saloniki.
(WTB.) London, 19. Dez. Wie Reuter erfährt, hat die griechische Regierung bei den Ententemächten formell gegen die Befestigung von Saloniki dnrch die Truppen der Verbündeten protestiert.
(WTB.) Bern, 19. Dez. Magrini drahtet dem Mailänder „Secolo" aus Saloniki, an der Befestigung Salonikis werde fieberhaft gearbeitet. Bis jetzt seien mehr als 160 000 Mann gelandet. Gegebenenfalls nehme an der Verteidigung Salonikis auch die Flotte teil. 10 Kriegsschiffe der Alliierten seien im Hafen anwesend. Die andauernd sonderbare Lage der Alliierten werde gekennzeichnet durch die tägliche freie Durchfahrt des Personenzugs nach Bulgarien durch das nene Lager der Alliierten.
Indier für Saloniki.
(WTB.) Haag. 19. Dez. Der „Nieuwe Courant" erfährt aus Saloniki, daß die Alliierten die Ankunft von 48 000 Mann indischer Truppen erwarten. Eine große Zahl von Zugtieren sei bereits angekommen. Die Alliierten schienen fest entschlossen zu sein, in der Umgebung der Stadt Befestigungen anzulegen. — Aus Mitylene wird demselben Blatt berichtet, daß die Engländer dort Kasernen zur Unterbringung von 40 000 Mann bauen.
Bulgarische Warnungen an die Entente.
(WTB.) Sofia, 19. Dez. „Echo de Bugarie" schreibt: Der auf allen Fronten siegreiche Vierbund hat seine Heere an der griechischen Grenze ungehalten, um Griechenland die Leiden des Krieges zu ersparen. Indessen ist die Macht der Tatsachen so groß, daß der Vierverband angesichts der Unmöglichkeit, Griechenland zu zwingen, ihm die Kastanien aus dein Feuer zu holen, gezwungen sein wird, den Balkan zu verlassen. Der Stillstand in der Verfolgung gewährt den Regierungen der Entente Muße, darüber i""bzudenken. und einen Entschluß zu fassen, den so,^,. die Verbündeten und wir ihnen aufzuzwingen bereit sind.
(WTV.) Sofia, 19. Dez. „Mir", das Blatt Ge- schows, schreibt: Der Verband sollte Saloniki freiwillig verlassen und die Neutralität Griechenlands achten, das dann Saloniki hüten würde. Sollten wir und die Mittelmächte uns gezwungen sehen, die Engländer und Franzosen aus Saloniki gewaltsam zu vertreiben, so haben wir ein Recht, Maßregeln zu treffen, um zu verhindern, daß die Feinde sich neuerlich dort festsetzen. Deutschland und seine Verbündeten versprachen, die Hoheitsrechte Griechenlands zu achten, - ich können sie nicht gleichgültig Zusehen- was