Sette 2

Schwarzwälder Tageszeitung

Nr. 235

ÄUt / Bon Unteroffizier Heinz Hühner

Wir sind abgesesscu. Die Schützen überprüfen die Fahr­zeuge. Die Reiter stehen lu. ihren Pferden. Der Leutnant geht langsam von Gruppe zu Gruppe. Er gibt letzte Anweisungen. Vor uns zu beiden Seiten der Straße öffnet sich der Wgld. Diese Fläche soll im Galopp überquert werden. Sie liegt unter dem beobachteten Feuer des Feindes.

Ein Melder kommt vom Stab. Der Leutnant geht nach vorn und gibt das Zeichen zum Aufsitzen. Ich reite ani Schluß des Zuges.

Während wir noch Verhalten, fällt die erste Gruppe sofort in Trab. Kurz vor der Lichtung heben sich die Reiter und Fahrer in den Bügeln; sie schwingen die Peitschen wie Säbel. Die Pferde springen an; sie werfen sich ins Geschirr; das Fell auf der Kruppe wellt sich und strafft sich; die Ketten schlagen »nd klirren; und im rasenden Galopp werden sie vor unseren Augen von einem Sandwirbel aufgesogen.

Die zweite und dritte Gruppe fährt an. Die Radreifen wühlen im Sande. Steine in der Fahrspur erschüttern die Wagen. Die Schützen werden hin und her gerissen. Das Lederzeug ächzt.

Vor mir sitzt ein Mann auf dem Gepäck. Er stemmt sich fest gegen einen Protzensack. Den Stahlhelm ins Gesicht ge­zogen, liegt er in halber Wendung, den Blick nach vorn auf Tor­sistern und Kisten. ^ ...

Die Fahrer beugen sich in den Hüften. Sie schieben die Zügel vor und gehen in Galopp über. Die großen Waldbögen der Lichtung öffnen sich. Wir jagen über die riesige Arena. Hinter uns flattert der Sand hoch. Einschläge feindlicher Gra­naten reißen den Boden auf. Gewehrschüsse pfeifen über uns weg. Stürzt hier einer, so ist er verloren. Zu beiden Seiten der rasenden. Fahrt drehen sich gemächlich die Scheiben der

Landschaft. Sie rollen wie Räder längs unseres Weges.

Da erschein! durch den Staubschleier gespenstisch der Um­riß eines Pferdes. Ich traue meinen Augen nicht. Auf der öden Weiten Fläche taucht ein zweites auf. Ein drittes liegt von den Splittern Liner Granate zerissen' am Boden. Die Tiere stehen im rechen Winkel zueinander am Straßenrand. Es sind kleine Ponys, restlos abgeschirrt. Ohne cm Zucken im Auge stehen sie da, das Denkmal einer völligen Erschöpfung, als warteten sie schon leuseits aller Lsbensempfinduug auf das Ende.

Ein Bild erscheint uns im Wirbel der Vernichtung wie absichtslos aus dem Chaos geschleudert und prägt eine schöne, klare Ordnung aus. überraschend und erschütternd wie das plötzliche Aufleuchten eines hohen Gedankens im Alltag.

So steht die Gruppe nach rücksichtsloser Härte in der schwermütigen Schönheit des Sterbens geadelt, wie sich manch­mal Erfüllung und Schönheit wie Wellen begegnen und durchdringen.

Wie gebannt 'chaut der Mann vor mir aus die Pferde. Mit der rasenden Jagd wendet er den Kopf. Den Mund halb

geöffnet, die Augen verkniffen, sucht er die Gruppe ab. Ih> Geheimnis spiegelt sich in seinem Gesicht. Ich kann mich mch rücktvärts wenden und verfolge das schwebende Entschwindet dieser merkwürdigen Begegnung in dem Antlitz des Kameraden

Hinter uns erschüttern schwere Einschläge den Boden. Di, Straße senkt sich; auf den Seiten hebt sich das Feld. Der Man« vor mir fährt sich mit der Hand über das Gesicht. Er schäm mich an und blickt dann zu den Waldrändern hinüber, die lang, sam hinter der Böschung verschwinden.

Wir greifen in die Zügel. Die schnaubenden Pferde faller in wiegenden Trab. Die Bremsen knarren. Dann poltern wi, über eine Brücke im Talgrund.

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Von k^uäoll k'sulssn

Der Krieg Demschlanüs gegen die Pturokraticn bedeutet die Fortsetzung der Revolution der Arbeit wider das Gelb. Auf Seiten der Arbeit steht das Sein, auf der des Geldes das Haben. Jene pochen auf ihr Haben, wir aber stehen »nd bestehen auf unserem Sem. Wenn sie uns Habenichtse nannten und noch nennen, so kann uns das nichts nehmen, uns nicht kränken; denn wir sind etwas. Mögen sie an Geld noch so reich sein, so werden sie davon nicht wesentliche Meu­chen, nicht ganze Menschen. Wir Nichtshabcr jedoch buchen ür uns das Wesensein, das Ganzwerden, die Totalität. Mag der Biel- und Alleshaber sich kaufen, was er will, mag er wähnen, für sein Geld alles kaufen zu können eines kann er so wenig kaufen, wie es im sinkenden alten Rom, wo alles käuflich, auch nicht zu erwerben war: das Wesen.

Uns Deutschen liegt an dem, was für Geld zu haben ist, immer weniger als an dem unverkäuflichen Wesen. Zuerst wollen wir sein, dann auch haben. Und wir wollen gar nicht mehr haben als so viel, daß wir sein und unser Wesen wachsen und darleben können. Wir wissen, daß nur der wirklich hat, der ist, was er hat, indem er es schaffend durchdringt. Was wir hätten, ohne daran, dafür, damit zu arbeiten, das würden wir empfinden, als hätten wir es gar nicht; denn es wäre tot für uns. Dem entspricht es, daß nicht jeder geldreiche Nicht­bauer als sogenannter Landwirt Gutsbesitzer sein kann: wer nicht mit seiner Hände Arbeit baut, ist kein Bauer.

Noch viel mehr aber gilt im Gebiet der Bildung, daß wir ihre Käuflichkeit beseitigt haben. Hier bewies das Haben eines Berechtigungsscheines eiben nichts als das Haben, oft nur das Geldhaben des Vaters. Ob dem Schein ein Sein entsprach, danach wurde nicht gefragt. Hatte ein völlig Ungebildeter den Schein (und wenn er auch gestohlen war), so gedieh er als Hochstapler wohl gar bis zu hohen Posten.

Unsere ganze neue Volkserziehung geht auf wahre Bildung, zielt darauf hin, daß deutsches Wesen sich unverfälscht von der Uebermacht des Geldes entfalte. Bildung ist für uns die Ge­staltung unseres Inbildes, nichts anderes. Gerade Bildung beweist Lm deutlichsten, daß Reichtum ein Sein ist und kein

vtoges Häven. Bon hier aus können wir nur immer wieder­holen: wir verspüren keinerlei Sehnsucht nach einem amerika­nischen Zeitalter. Ta ist alles versratzt, für uns bietet ameri­kanischeBildung" kein Bild. In ihr würden wir das Gesicht verlieren. Wir aber wollen den besten Ahnen ähnlich bleiben. Nur gilt, daß wer alles, was wir erbten, erwerben wollen und müssen, um es wahrhaft zu haben. Dann nur ist unser Haben zugleich ein Sein. Der reichste Erbe hat an sich noch gar nichts, auch wenn er alle.Schätze der Welt hat. Charakter und Genie, Wesensein also und schöpferische Kraft kann er nicht kaufen. Hat er also diese nicht mitgeerbt, dann bleibt er ein lebender Leichnam.

Mag das Geld, mag der Reichtum alle Begriffe verfälschen, so prallt der Versuch, dem Wesen etwas vom Wesen zu nehmen, ohnmächtig ab. Da reicht er nicht heran, und kein dialektischer Scharfsinn täuscht über die Armut des Geldes an Wesensein hinweg.' Es nützt nichts, daß sie unter Vermögen das gegen­über dem Wesen ohnmächtige Geld verstehen. Wahres Ver­mögen liegt hoch über der Potenz des Geldes, weil es Wesen ist. Genie als Ausdrucksvermögen, als Gestaltungskraft des Wesens kann der größte Geldsack nicht kaufen. Deshalb rafft es die Impotenz aus aller Welt zusammen und behängt sich mit ihr nicht Gehörigem. Sie hat es wohl, rein äußerlich ver­standen, aber sie hat es auch wiederum nicht, weil sie es sich nicht innerst anzueignen vermag. Ihr Stehlen und Rauben ist nur der Beweis ihrer inneren Armut. Eine Kultur brin­gen sie auf diese Art nimmermehr zustande. Sie bilden sich ein» desto mehr zu sein, je mehr sie haben. Aber ihre Kulturlosig- keit offenbart ihre schamlose Armut an Wesensein. Wesenlos bleiben sie im unermeßlichen Reichtum/kulturlos mitten unter dem gehäuften Kulturgut.

Dem Menschen kann nur ein Sein wahrhaft seines wer­den, nicht ein internationales Haben. Indem wir das mit voller Sicherheit erkannten, fanden wir den Weg vom Schein zum Sein, vom Haben zum Wesen, vom Geld zur Arbeit. Unser Reichtum ist das Reich, das äußere und innere, und das Reich muß uns doch bleiben.

Die innere Linie

Deutschlands Vorteil derinneren Linie" ist oft schon, oon unseren Gegnern anerkannt und beklagt und es ist ge-' sagt worden, daß sich dieser deutsche Vorteil voraussichtlich gerade im entscheidenden Abschnitte» des Krieges ungünstig für dieAlliierten" bemerkbar machen werde.

Das bewahrheitet sich jetzt in vollem Maße. Denn es ist ausgesprochenermaßen eine Folge der inneren Linie, baß trotz aller durch den feindlichen Ansturm bedingten Schwie­rigkeiten die deutsche Führung die Lage in der Hand behält und die notwendig werdenden GebieiSanfgaben erst nach hin­haltender, zeitgewinnender Verteidigung und im Rahmen ganz bestimmter strategischer Planungen erfolgen.

Wir haben bisher die Festung Europa in einem weit- auögedehnten Vorfeldgelände verteidigt, bas schon durch seines Große notwendigerweise einen großen Menschen- und Mate­rialaufwand und eine starke Kräfteverzettelung erforderte. Wenn uns der Feind nun gezwungen hat, uns auf einen viel cngergezvgenen BerEiüignngsring, gewissermaßen auf das' europäische Kerngehäuse, znrückznziehen, so soll er «ns fanatisch entschlossen finden, durch konzentrierte Kraftzusam- menballnng, dichte Besetzung und wirksame Verteidigung die­ser inneren Linie die volle Freiheit des Handels wieder s zurückzngewinnen und in da? Antlitz des Krieges miede:. andere Züge zu zeichnen.

Mit den. vom Gegner selbst zugcgebenen militärischen Vorteilen der inneren Linie allein ist es nicht getan. Zr dieserinneren Linie" gehört auch die unzerbrechliche Hai tung des in keiner Kriegslage zu entmutigenden deutsche: Volkes, sein zäher Wille zu Widerstand und Ausdauer, tu volle Einigkeit zwischen Führung und Volk und der uniibc windbare Entschluß, niemals schwach zu werden und z, kapitulieren, sondern im unbeugsamen Geist der Zuversicht uyd des Zukunftsglaubens diesen Kampf ums Leben zu seinem guten Ende zu führen.

Aus deriMcren Linie" heraus muß und wir- sich jener unübersteigbare Wall der starken Herzen and Arme erheben, chst dem lebten Endes der Vernichtung?" : :: unserer Feinde zerbricht.

Einfach und unbürokratisch!

Auch die sieben neuen Anordnungen des Neichsbevoll- mächtigten für den totalen Kriegsetnsatz sind durch die Ab­sicht gekennzeichnet, zu vereinfachen, einzusparen, unzeitge­mäße Einrichtungen zu beseitigen und neue Kräfte für unse­ren Lebenskampf zu gewinnen.

Es kann nicht jeder gleich erkennen, welche Tragweite die einzelnen Maßnahmen, haben. Nehmen wir aber einmal ein Beispiel, um das gegenständlich zu machen: Durch die Verlängerung der Laufzeit der Raucherkarte werden mW weniger als 10 640 Arbeitsstunden eingespart. Das entspricht! der Zeit, die für die Herstellung einer Million Stück Jnfan- teriemunition notwendig ist. Ueber die Berechtigung der Neuerung braucht damit wohl kein Wort mehr verloren zu werden.

Ein Hanptschwergewicht kommt den Vereinfachungen im Bermaltungsapparat zu. Nicht wahr, wir wissen ja alle, daß es, nicht immer zur Freude des Bürgers, an der Sorgfalt und Kompliziertheit der bürokratischen Durchorganisiernng nicht gefehlt hat? Sv viel in der Vergangenheit auch von Verwaltnngsreformen die Rede war, es ist noch mehr als genug übriggebliebcn, um die Klagen über dm Amtsschim­mel und St. Bürokratius nicht aussterben zu lassen.

Jetzt wird aus der Not eine Tugend gemacht. Die ver­öffentlichten Maßnähmen sind nämlich nur die ersten einer ganzen Reihe von weiteren Verwaltimgsvereinfachungen, die systematisch nnd in zäher Kleinarbeit auf allen Gebieten der Verwaltung die notwendige Konzentration der Kräfte herbciführen sollen. DerPapierkrieg" wird eingeschränkt und sozusagen zu einer Durchforstung des gesamten Staats­apparats geschritten.

Wir möchten den vernünftigen Manschen sehen, der dazu nicht ein lautesBravo!" rust. Es versteht sich von selbst, daß Vcrwaltnngsvereinfachungen nur da vorgenommen wer­den, wo sie auch zweckdienlich und sinnvoll sind, der Behörde selbst und dem Publikum Erleichterung schaffen und mit Gewohnheiten und Vorgängen aufräumen, die heute keine Daseinsberechtigung mehr haben. Auch hier ist die entschei­dende Frage die:Kommen wir damit dem Endsieg näher?" And wenn Sie Antwort ein Ja sein muß, dann kann es nur eine energische Durchführung und eine unverhohlene Zu­stimmung dazu geben!

Jlonka und der Hirtenhund.

Erzählung von Annie France-Harra r.

Weil das Mädchen Jlonka so viel allein war, brachte der Vater ihr eines Tages einen ganz jungen Pnli zum Geschenk mit. Man muß wissen, daß ein Pnli einer jener berühmten ungarischen Hirtenhunde ist, die mit größter Hochachtung be­handelt werden und über deren Klugheit man zehntausend Wundergeschichten erzählt und glaubt. >

Das Mädchen setzte sich auf den kleinen Küchenbalkon, von dem aus man schief gegen die Donau zu hinaussehen konnte, nahm den Hund auf den Schoß und hielt die erste Anrede an ihn:Ich werde dich Pajtas nennen, denn du sollst ja von jetzt an mein Gefährte sein. Du wirst sehen, es geht uns hier gar nicht besonders gut. Seit die arme Mama tot ist, kann man mit dem Papa überhaupt nichts mehr anfangen. Ich habe keine Freundin, ich darf nirgends hingehcn, und andere Mäd­chen in meinem Alter sind schon verheiratet. Aber wie soll ich einen Mann kriegen, wenn der Papa die Haustüre zusperrt! Jetzt habe ich wenigstens einen Grund, daß ich auf die Gasse komme, denn ein Hund muß doch spazieren gehen. Und über­haupt habe ich dich schon ganz schrecklich gern, und du sollst mich auch schrecklich gern haben."

Und damit strich sie chm die aschengrauen Zotteln zur Seite und küßte ihn auf die kleine, warme Hundestirn, mitten zwischen die ernsthaften, bernsteingelben Augen, die sie unent­wegt anblickten.

Pajtas lernte viel und lernte nichts. Er wußte weder mit gesunden noch mit kranken Schafen umzugehen, und er hellte, wenn er Lust hatte, Tag nnd Nacht, während ein Pult in Ser Dunkelheit überhaupt den Mund zu halten hat und tags nur bellt, wenn sein Herr es der Herde wegen befiehlt. Dafür war er von seiner Herrin nicht zu trennen und bewachte sie wie der weiland Drache die weiland Jungfrau.

Trotzdem bekam es den beiden sehr gut, daß Herr Szönyi in den ersten heißen Iulitagen erklärte, er habe dieses staubige Budapest einmal gründlich satt und brauche überhaupt eine Erholung. Die Familie die Köchin Susi mit inbegriffen möge sich bereit halten, in etwa einer Woche für einen Monat aufs Land zu gehen.

Ueber alle Maßen freute sich Pajtas. Endlich konnte er na-' Herzenslust rennen. Endlich roch er die Luft der Ebene ui ? Weite des Himmels. Dann hatte er den denkwürdigen nenüoß

cm anständiger Pnli weiß natürlich ganz genau, wie er sic' nem Pferd gegenüber zu benehmen hat. Er wird niemals a: w, in die Höhe springen oder nach seinen Fesseln schnappen. Ab>. Bastas hatte sehr wenig Erfahrung mit solchen Tieren ...

Der Herr, der auf dem Pferd saß, wunderte sich entschieden üb-- ten Hund, der sich wie ein Verrückter anfführte. Ein Pnli wen das. ein sehr scböncr, reinrassiger Pult sogar, aber gänzlich ohne Zucht uns Sic'-

Der Reiter erhob dc'rum, die Zügel kurznehmend, die Peitsche gegen ihn, denn wc ^ sollte er sonst tun?

In dem Augenblick aber ries ihn eine Mädchenstimme an: Wie kommen Sie dazu, mein « Hund zu schlagen?"

Wenn das Ihr Hund ist, so rufen Sie ihn doch endlich zurück! Ich habe in meinem Leb-» keinen ,o trrstnnigen Pult gesehen."

Pajtas ist durchaus nicht irrsinnig, sondern sogar sehr gescheit. Gehen Sie ihm aus dem Wege und erschrecken Sie ihn nicht. Pajtas, hierher, komm!"

Das Gebell hörte auf, und Pajtas stand knurrend neben seiner Herrin, die noch immer mit sehr schönen und sehr ent­rüsteten Augen zu dem Mann hinaufsah.

Der Mann sprang ab, und sie gingen nebeneinander her. Zum Schluß erklärte der junge Gutsbesitzer, daß er dajtas gerne kaufen würde, um aus ihm wieder einen richtigen Bult zu machen.

Denn, sehen Sie, gnädiges Fräulein, er ist bis jetzt doch nur ein Hanswurst von einem Hund. Er kann nichts. Er weiß nichts. Was hat er in Budapest zu suchen? Viele Pulis müssen vor ihm da sein, bis so ein schöner wie der Ihrige dar­aus wird. Sie tun ihm nur einen Gefallen damit, lind wenn Sie wollen, können Sie ihn gerne besuchen. Ich habe eine unglaublich nette, lustige, alte Mama! Geben sie mir den Hund! Ich werde ihn Pflegen wie meinen besten Zuchthengst. Und Sonntags hole ich Sie mit dem Papa, damit das Tier nicht zu unglücklich ist. Denn ein Pnli vergißt nichts, müssen sie wissen."

Es gingen noch viele Worte hin und her. An diesem Tage erreichte er nichts und an einigen folgenden auch nichts. Als er aber soweit war, mit Ilonkas Vater über die Weizenpreise »nd mit der Köchin Susi über ein besonderes Gulaschrezept seiner Mutter zu sprechen, knurrte ihn der Hund nicht mehr im, und der Sommeraufenthalt war zu Ende.

^ Als die Familie abreiste, blieb Pajtas wirklich auf dem

Kastell. Was dann sich in Briefen und einem Besuch in Buda­pest ereignete, darum kümmerte er sich nicht. Die Sachlage begann für ihn erst wieder bedeutsam zu werden, als Jlonka aus dem besagten Kastell eiuzog und da blieb, weil sie dort die Herrin geworden war.

Sämtliche Schafhirten erklären, aus diesem Pajtas werde im Leben kein richtiger Puli mehr. Aber Jlonka findet, daß -t mehr für sie getan hat, als alle Hunde und Hirten der Pußta jusammen ... ___ , , .... .

Noch während der Arbeiten an der Kohleverslüssigunt beschäftigte sich Bergius mit dem Hydrolyscversahreu, das ihm eine nahezu^estlose Verwertung des Holzes ermöglichte. Viels Millionen Tonnen Abfallholz' werden alljährlich verbrannt. Bergius kann 60 v. H. in Kohlehydrate, also in hochwertiges Viehfutter verwandeln. Das Holz wird zunächst in rohen Holzzucker übergeführt, der als wertvollstes Schwcinefutter Verwendung findet. Aus diesem rohen Holzzucker lassen sich durch Gärungsprozesse weiterhin Spiritus, Milchsäure, Glyze- rine und Futterhefe gewinnen. Nach weiterer Verarbeitung des rohen Holzzuckers fallen als Nebenprodukte außerdem noch Harze, Gerbstoffe, Essigsäure und Lignin an. Durch Raffina­tionsprozesse wird auch der sogenannte Traubenzucker gewon­nen. Alle grundsätzlichen Fragen sind gelöst, eine großindu- strielle Produktion läuft an. Der Rohstoff Holz ersetzt Gerste, Mais und Hafer.

Zwei große Etappen kennzeichnen das Werk des Sechzig- jährigen: Oel aus Kohle, Rührung aus Holz. Intuition, geniale Begabung und fanatischer W^le sind in seltenem Maße in diesem Manne vereint, dessen Taten das deutsche Volk dankbar anerkennt.

Der Tchafstall. Der bekannte Architekt Gottfried Semper War ein Verehrer der Renaissance, deren Wiederbelebung er in Wort und Tat verfocht. Natürlich fehlte es nicht an Gegnern seines Baustils, die immer wieder versuchten, ihre Ansichten m mehr oder minder witziger Form zu vertreten. Als Semper einmal in kleinerem Kreise über die Probleme der Baukunst stirach und sich für seine Ideen einsetzte, unterbrach einer der Zuhörer seine Ausführungen und rief ihm mit ironischem Lächeln zu:Sagen Sie, bitte, Herr Professor, können Sie überhaupt einen richtigen Schafstall entwerfen?" Semper be­hielt die Fassung. Er sab den Zwischenrufer ruhig an und gab, Natürlich kann ich das! Aber wieso denn?/ Wollen Sie umziehen?"