her das Schicksal Rumäniens in den Händen hatte, die Politik des hochseligen Königs Karl. Ich werde mich jetzt insbesondere von diesem Platze aus jeder Kritik enthalten. Wer wenn ich die einfache Tat­sache feststelle, daß leider in der letzten Zeit diese Politik zu schwanken, daß in Rumänien auch ent­gegengesetzte Strömungen aufzutauchen beginnen, und daß infolgedessen Rumänien nicht den Platz in diesem Weltkriege eingenommen hat. den es nach der Auffassung von vielen hätte einnehmen sollen, so enthalte ich mich damit jeder Kritik. Es ist schließ­lich Rumäniens Sache, zu beurteilen, rv-em es sich in seinem eigenen Interesse anschließen soll. Wir können mit der vollen Seelenruhe dem Entschluß Rumäniens entgegensehen, die einerseits das Be­wußtsein giebt, daß zwischen uns und Rumänien eine Gemeinsamkeit von wohlverstandenen Interessen be­steht. und andererseits das sichere Bewußtsein, daß, wie auch Rumäniens Entschluß Ausfallen möge, dieser keinen entscheidenden Einfluß auf das Schick­sal der Monarchie wird ausiiben können. (Lebhafte Zustimmung.)

England.

Auch eine Friedensdebalte.

London, 9. Dez. Reuter meldet: Zm Unterhaus forderte Snowdeu (Arbeiterpartei) Asquith auf, zu versprechen, daß kein durch ein neutrales Land oder eines der kriegführenden Länder gemachter Vorschlag zu Friedensverhandlungen, der die Räumung der eroberten Gebiete zur Basis habe, ohne Wissen des Parlaments zurückgewiesen werde. Asquith ant­wortete, Großbritannien, Frankreich, Italien, Japan und Rußland seien übereingekommen, keinen Sonderfrieden zu schließen. Wenn ernstgemeinte Friedensvorschläge von feind­lichen Regierungen entweder direkt oder durch neutrale Län­der gemacht würden, würden sie zuerst von den verbündeten Regierungen besprochen werden. Vis dahin könne er kein anderes Versprechen geben. Sollten Friedensvorschläge ge­macht werden, so würde es die Regierung für wünschenswert kalten, das Parlament so früh als möglich ins Vertrauen zu ziehen.

Lord Robert Cecil brachte eine Eesetzesvorlage ein, durch die das Verbot des Handels mit Feinden auf Personen aus­gedehnt werden soll, bei denen infolge ihrer feindlichen Na­tionalität oder ihrer Beziehungen zu den Feinden solche Be­schränkungen wünschenswert erachtet werden, auch wenn iie nicht in einem feindlichen Land wohnen oder Handel treiben.

Echt englische Anfragen.

(WTB.) London, 9. Dez. (Unterhaus.) Bellairs stellte die Frage, ob die neutralen Länder England den Dank (?) dafür ausgesprochen hätten, daß es das Meer von den deut­schen (?) Minen gesäubert und den Handelsverkehr zwischen Amerika und Europa durch Beseitigung der Lebensgefahren ermöglicht (?) habe. Grey erwiderte, die Regierung habe teine derartige Anerkennung erhalten. (O Schmerz!) Ste­wart (Unionist) fragte, ob England nicht gegen die Verhaf­tung des englischen Konsuls in Schiras durch die Deutschen Vergeltungsmaßregeln ergreifen, die deutschen Konzessions- gebietc in den chinesischen Häfen besetzen und die deutschen Konsuln in China verhaften wolle, (Aha!) um Verschwö­rungen gegey die englischen Interessen zu verhindern. Grey erwiderte, er übersehe die Gefahren der deutschen Umtriebe nicht, aber die Sache könne nicht so einfach erledigt werden, wie Stewart glaube. Auf eine Anfrage über die jüngsten Ereignisse in Persien sagte Grey, diese bewiesen, daß die per­sische Gendarmerie wenig zuverlässig sei. Allerdings hätten sich bisher nur Schiras und Hamadan offen gegen die Re­gierung erhoben. Er vertraue darauf, daß die neue persische Regierung ernstlich bemüht sei, die Ordnung herzustellen. Sie habe bereits versucht, wirksame Maßregeln in Hamadan zu ergreifen, wo deutsche Beauftragte eine große Menge von Waffen und Kriegsmaterial aufgestapelt hätten. Die rus­sischen Truppen seien nicht in Teheran eingerückt. Der per­sischen Regieung sei mitgeteilt worden, daß dies nur ge­schehen würde, wenn es nötig wäre, das Leben und Eigen-

der Alliierten zu schützen. Inzwischen würden alle mög­lichen Manßahmen gegen die aufständische Gendarmerie er­griffen.

ZumBaralonq"--Fall.

(WTB.) Bern, 9. Dez. DenBaralong"-Fall nennt dasBerner-Tageblatt" einen traurigen und verabscheuenswürdigen Vorfall, bei dem eng­lische Seeleute Deutsche, die siche ergeben wollten, einen nach dem anderen einfach niederknallten. Die englische Negierung werde nicht umhin können, im Interesse des Rufes ihrer Marine die Mörder schwer zu bestrafen.

Amerika.

Wieder ein unfreundlicher Akt Wilsons.

(WTB.) Berlin, 9. Dez. Die Regierung der Bereinigten Staaten hat der deutschen Regierung den Wunsch ausgesprochen, den Militärattachee und

den Marineattachee der deutschen Botschaft in Was­hington abzuberufen. Da Einzelheiten über die Gründe des Ersuchens der amerikanischen Regierung noch ausstehen, liegt die Möglichkeit noch nicht vor, nachzuprüsen, welche Gründe die amerikanische Re­gierung zu diesem Schritte bewogen haben. Wir sind es nun nachgerade gewöhnt, daß stets, wenn unsere Sache gut steht, die amerikanische Regierung die Pflicht zu haben scheint, uns Knüppel zwischen die Beine zu werfen.

EineAncona"--Note Wilsons.

Newyork, 9. Dez. (Reuter.)Eveuing Post" erfährt aus Washington: Die Note an Oesterreich- Ungarn über die Versenkung derAncona" wird, wie man erwartet, heute oder morgen durch den amerikanischen Botschafter in Wien an die öster­reichisch-ungarische Negierung übermittelt werden. Wie schnell da Herr Wilson mit Protesten bei der Hand ist. Bezüglich derVaralona"-Angelegenheit, bei der Amerikas Flagge zum gemeinsten Mord benützt wurde, ist noch nichts bekannt, obwohl Herr Wilson Zeit genug gehabt hätte, sich darüber zu be­sinnen, wie er die Sache am besten regeln könne.

Immer wieder das englische Völkerrecht

Washington, 9. Dez. (Reuter.) Die englischen Behörden haben vor einiger Zeit 1 Million Dollar in Gold bei ihrer Versendung durch eine Newqorker Firma nach Rotterdam ans dem Holland-Amerika- dampferNcordam" beschlagnahmt. Die englische Botschaft in Washington hat jetzt dem Auswärtigen Amt in London Auskünfte über den guten (En­tente-!)Rus der versendenden Firma übermittelt. Es handelt sich dabei um die Frage, ob'Gold, das Dannware ist, aus dem üblichen Wege von einem neutralen Land in ein anderes versandt werden darf, wenn Grund zu der Annahme besteht, daß es schließlich zur Regelung einer Handelsbilanz nach Deutschland gelangen wird. Es ist immer das­selbe. Wenn Englandglaubt", irgend eine Ware könne letzten Endes dem Feinde zugute kommen, so legt cs seine Hand darauf, selbst wenn es sich um Sendungen von einem neutralen Land zum anderen handelt. Wenn solche Uebergriffe sich Deutschland erlauben würde, was würden auch da die Herren Albion und Genossen, nicht ausgeschlossen die heutige amerikanische Regierung, sagen!

Vermischte Nachrichten.

Die Verluste der französischen Armee.

Zürich, 9. Dez. DerTagesanzeiger" giebt einen Bericht der englischen ZeitschriftNew Statesman" wieder, in dem auf Grund angeblich zuverlässiger französischer Angaben die Verluste der französischen Armee an Toten, Verwundeten und Gefangenen mit bisher 2)4 Millionen Mann beziffert sind

Ein kalter Strahl.

(WTB.) Stockholm, 10. Dez. (Svenska Telegram By- rau.) Der Dozent Dr. Böök aus Lund, ein Teilnehmer an der Schwedenfahrt nach Frankreich, begann gestern im Svenska Dagbladet" eine Artikelreihe über seine Erfah­rungen in Frankreich. Die Reise sei, wie ausdrücklich vor der Abreise erklärt worden sei, eine solche privater Natur gewesen. Lekder seien die Wirte in ihrer Gastfreundschaft zu weit gegangen und hätten täglich in den Zeitungen Ar­tikel über den Besuch veröffentlicht, wodurch diesem ein halb­amtlicher Charakter gegeben worden sei. Es seien mehrere Reden gehalten worden, so z. V. von Pichon, in der der Red­ner glaubte feststellen zu können, Schweden wünsche den Sieg der Berbandsmiichte. Dr. Böök betont, die Gesinnung Schwe­dens gegen Frankreich sei niemals unfreundlich gewesen. Daher sei es unsinnig, von einer Aenderung dieser Gesinnung zu sprechen. Die Stimmung sei dieselbe geblieben, d. h. Schweden könne Frankreich wie immer eine ehrenvolle und glückliche Zukunft wünschen. Politisch sei seine Gesinnung aufs strengste neutral. Sie könne nicht anders sein oder werden.

Großer Brand im Hafen von Genua.

Bern, 9. Dez. Die Mailänder Blätter berichten über eine heftige Feuersbrunst, die gestern im H-afen von Genua ausgebrochen ist. Zwei große Anlagen von Schuppen mit ungeheuren Mengen von Stearin, Mineralölen, Wolle, Baumwolle, Natron und Holz wurden vollständig zerstört. Die Ursache des Brandes ist unbekannt. Der Warenschadcn allein beträgt mehrere Millionen. In einer der Anlagen waren 7000 Ballen Stearin, 1500 Kisten Kokosnüsse, Tau­sende Fässer von Mineralölen, die der Regierung gehörten, aufgestapelt.

Japanische Krieqsschiffe in Schanghai.

Frankfurt, 9. Dez. DieFranks. Zeitg." meldet aus Paris: Man versichert, Japan beabsichtige Vorkehrungen

zum Schutz seiner Staatsangehörigen in Shanghai. Mehrere japanische Kriegsschiffe find bereits vor dieser Stadt einge­troffen. Wir haben schon neulich darauf hingewiesen, daß die Meuterei der chinesischen Marine sicherlich von anderer Seite inszeniert worden ist, um Grund zur Verletzung der chinesischen Neutralität zu erhalten.

Aus Stadt und Land.

Calw, den 10. Dezember 1915

Kriegs-Verluste des Oberamts Calw.

Aus der württembergtschen Verlustliste Nr. 318.

Füsilier-Regiment Nr 122, Hellbronn-Mergentheim

Er Hardt, Gottfried, Holzbronn, l. verw.

Höchstpreise

für Gemüse. Zwiebeln und Sauerkraut.

Aus Grund der Verordnung des Bun/vesrats wird über die Regelung der Preise für Gemüse, Zwiebeln und Sauerkraut bestimmt, daß im Groß­handel für 50 Kilogramm frei nächste Verladestelle einschließlich Verpackung folgende Preise nicht über­schritten werden dürfen: Für Weißkohl (Weißkraut) 2,50 -.li. für Rotkohl. Blaukohl, Wirsingkohl (Sa- voyerkohl) 4,50 -K, für Grünkohl (Braun- oder Krauskohl) 3 für Kohlrüben (Steckrüben, Wrucken) 2,50 Nt, für Mohrrüben (rote und gelbe Speisemöhren, auch Eelberüben genannt) 5 -4i, Zwiebeln 6 ^tt, Sauerkraut oder Sauerkohl 12 -4t. Insoweit für Gemüse, Zwiebeln und Sauerkraut Höchstpreise im Kleinhandel festgesetzt werden, dür­fen sie folgende Sätze für das Pfund beste Ware nicht überschreiten: Für Weißkohl 5 F, für Rotkohl 7 F, für Wirsingkohl und Grünkohl 6 -H, für Kohl­rüben 5 -Z, für Mohrrüben 8 F, für Zwiebeln 15 »Z, für Sauerkraut 16 F. Diese Bestimmungen treten mit dem 13. Dezember in Kraft.

Raubmord und Brand.

(SCB.) Eutingen OA. Horb, 9. Dez. Ein 18jähriger Friseurgehilfe namens Hildenbrand, der schon in Ravens­burg einmal lange Finger gehabt haben soll, hat gestern eine hiesige reiche Vürgersfrau, die sich mit ihrem Enkelkind allein zu Hause aufhielt, überfallen, der Frau 1V Messer­stiche in den Kopf beigebracht und das Enkelkind ebenfalls erstochen. Der Täter ritz sodann sämtliche Kästen auf und entleerte sie. Um den Raub zu verwischen, setzte er das Hans und die angebaute Scheuer in Brand. Er wurde gestern abend noch, da er sich bei den Löscharbeiten verdächtig machte, voir der Landjägermannschaft verhaftet. Der Bursche leugnet die Tat.

(SCB.) Eutingen OA. Horb. 9. Dez. Zu der Bluttat erfahren wir weitere folgende Einzelheiten: Die durch zehn Messerstiche am ganzen Körper schwer verletzte Frau ist die 05 Jahre alte Zimmermannsgattin Magdalene Säckler, deren Mann anläßlich des Feiertages während der Tat in einem Wirtshause verweilte. Das Enkelkind ist ein zwei Jahre altes Mädchen, das zu seiner Großmutter auf Besuch gekommen war. Der Täter, der 18 Jahre alte Friseurgehilfe August Hildenbrand, besitzt keinen guten Leumund. Ein Schä­fer, der in der Nähe Schafe hütete, sah den Burschen gestern abend gegen 5 Uhr vom Hause ins Feld weglaufen und schöpfte sofort Verdacht. Auch der Umstand, daß er als Hor­nist die Feuerwehr zuerst alarmierte, machte ihn verdächtig: auch wurde bei ihm ein blutiges Taschentuch gefunden. Er hätte sich heute in Horb zur Musterung stellen müssen, wozu er, wie er selbst sagte, Geld brauchte. Er leugnet immer noch die Tat gegenüber einer großen Anzahl von Zeugen, die heute vormittag vernommen wurden. Das Wohngebäude mit der Scheuer ist vollständig niedergebrannt: eine Reihe Wertpapiere fehlen, die Hildenbrand offenbar gestohlen hat. Es besteht wenig Hoffnung, die Frau und das Kind am Le­ben zu erhalten, da bei beiden der Blutverlust zu groß ist.

Stuttgart, 8. Dez. Für das bulgarische Rote Kreuz halben die Eemeindekollegien in der letzten nichtöffentlichen Sitzung einen Beitrag von 3VVV Ni verwilligt.

Evangelische Gottesdienste.

3. Advent, 12. Dezembr. Dom Turm: 138. Predigtlied: 533. 9'/, Uhr: Vormittags-Predigt, Ltadipfarrrer Schmid. l Uhr: Christenlehre mit der jüngeren Abteilung der Söhne, 8 Uhr: Abcndgoltesdirnst' Dekan Zeller. Donnerstag, 16. Dez. 8 Uhr abends: Kricgsbetstunde, Dekan Zeller. Am 4 Advent muß dir Christenlehre aussallen.

Katholische Gottesdienste.

3. Advent-Sonntag, 12. Dezember. 91, Uhr: Predigt und Amt. l'/r Uhr: Advent- und Kriegsandacht. Werktags Pfarrmesse um 8 Uhr. Mittwoch: Rorateam: um 7 1, Uhr: Freitag: Lazarctlgoitesdienst um' 71/, Uhr. Freilag Abend 6'/, Uhr Kriegsbetstunke.

Gottesdienste der Meihodistengemeinde. Sonntag, 12. Dezember. S'/, Uhr Vormittags: Predigt, Prediger Rücker. Nachmittags 5 Uhr: Predigt, Prediger Rücker. Mittwoch abends 8'/« Uhr: Gebetstunde.

Für die Schrtftl. verantwort!. Otto Seltmann, Talw. Druck u. Verlag der A. Oelschläger'schen Buchdruckerei, Calw.