Probleme eröffne sich also für Italien, sobald es von Worten zu Taten übergehe, und die Aussichten verdüsterten sich zusehends, nun es seine ohnehin zu- sammengeschmolzenen Kräfte zersplittern müsse. Der Artikel schließt: Der Nalkanunternehmung Italiens, die in dem Augenblick eingeleitet worden ist. da Serbien vernichtet ist, kann man, ohne Prophet zu sein, beute schon nur ein trauriges Ende Voraussagen.
Bon unseren Feinden.
Russisches Mißtrauen gegen Schweden.
Köln, 8. Dez. Einer Kopenhagener Depesche der „Kölnischen Zeitq." zufolge teilt die Zeitung „Npa Dagligt Allehanda" mit. daß glaubwürdigen Mel-, düngen zufolge alle Kasernen Finnlands bis in den hohen Norden hinauf mit russischen Truppen angefüllt seien. Mindestens 100 000 Mann ständen gegenwärtig in Finnland. Gleichzeitig würden große Befestigungsarbeiten vorgenommen, die kaum auf die Furcht vor einem Einfall der Deutschen zurückzuführen seien. Das Blatt sagt weiter, es habe den Anschein, als ob alle schwedischen Konfulatsberichte, die von Amerika vor Ausgang Dezember in Stockholm einlaufen sollen, unterwegs aufgefangen worden seien und zurückgehalten würden.
Die persische Gefahr für England und Rußland.
Kopenhagen, 8. Dez. „Rußkoje Slowo" berichtet laut „Lokal-Anzeiger" aus Teheran: Die Lage verschlechtert sich für dir Russen und Engländer immer mehr. Der Einfluß der persischen Nationalisten nimmt täglich zu. Die offizielle Regierung Persiens ist machtlos. Zahlreiche hervorragende Persier, die rusfenfeindlich sind, gewinnen an Macht. Der große Haufen des persischen Volkes ist mit ihnen solidarisch. Die Gendarmerie mit ihren schwedischen Offizieren an der Spitze spiele die Hauptrolle. Biele Irreguläre schloffen sich ihnen an. Wenn die Russen nicht diese Strömungen mit aller Kraft niederschlaqen könnten, würden unabsehbare Folgen daraus entstehen.
Italien und England.
Mailand. 8. Dez. „Corriere d'Jtalia" verweist darauf, daß Exminister Luzzatti den finanziellen Egoismus und die schlechte Behandlung kranker und invalider italienischer Arbeiter in England geschildert hat und wegen der jetzt bestehenden Allianz sofortige vollständige Beseitigung dieser Zustände verlangt. — Die deutschen „Barbaren" aber haben die italienischen Arbeiter den Segen ihrer sozialen Versicherung mitgenießen lassen.
Die italienischen Tripoliskosten.
Lugano, 8. Dez. Aus Rom wird gemeldet: Die Kesten der italienischen Tripoliscrpedition. die bisher vorschußweise bestritten waren, sind nunmehr ni der Kammer mit 635 Millionen Lire bekannt gegeben worden. — Und jetzt wird es sich darum handeln. ob nicht alles wieder verloren geht.
Japanisches. "
Stockholm, 8. Dez. Petersburger Blätter melden aus Tokio, daß Japan Maßnahmen treffe zur Erweiterung seiner politischen Machtsvhiire im Stillen Ozean und in den chinesischen Gewässern. Das dritte japanische Geschwader wurde ständig in chinesischen Gewässern stationiert und durch eine große Anzahl neuer Einheiten aus der japanischen Heimatflotte verstärkt.
Vermischte Nachrichten.
Zur neuen Kreditvorlage.
Berlin. 9. Dez. Bei der neuen 10 Milliarden- kreditvorlage handelt es sich, wie in verschiedenen Morgenblättern gesagt wird, um sine vorsorgende Maßnahme mit Rücksicht darauf, daß der nächste Tagungsabschnitt des Reichstages erst im März 1916 zu erwarten sein dürste. — Im übrigen sei es gut, heißt es in der „Vossischen Zeitung", unseren Feinden durch die neue 10 Milliardcnbewilligung schon jetzt vor Augen zu führen, daß es Schwierigkeiten finanzieller Art für uns in diesen: Kriege nicht giebt und nicht geben wird.
Zur sozialdemokratischen Friedensinterpellation.
(WTB.) Berlin, 9. Dez. Das „Berliner Tageblatt" meldet? In der heutigen Reichstagssitzung geben die bürgerlichen Parteien eine gemeinsam, Erklärung ab. Die Sitzung des Reichstages wird voraussichtlich nicht allzulange Zeit in Anspruch nehmen. In einer gestern Nachmittag abgehaltenen Sitzung der Fraktionsführer hat man sich endgültig dahin geeinigt, daß bei Besprechung der sozial
demokratische» J«terpellatio« nach der Reichskanzlerrede die sämtlichen bürgerlichen Parteien sich auf die Abgabe einer gemeinsamen kurzen Erklärung beschränken werden. — Die 10 Milliardenkreditvorlage wird ohne Aussprache dem -Haushaltsausschuß überwiesen werden.
Deutsche Aufträge in Amerika?
(WTB.) London. 8. Dez. Die „Times" erfährt aus Newyork, daß Deutschland, wie dort verlaute, in den Bereinigten Staaten Waren im Betrage von lüü Millionen Dollars bestellt habe, die KV Tage nach Ablauf des Krieges in Deutschland abgrliefert werden sollen. Die Aufträge umfaßten Kupfer, Baumwolle, Wolle, Speck, Weizen, landwirtschaftliche Geräte usw. An der Vorbereitung zur Durchführung der Aufträge wird bereits gearbeitet. Die angekauften Waren sollen in der Nähe der Atlantischen Häfen, wo zahlreiche deutsche Handelsschiffe liegen, aufgestapelt werden.
Der göttliche d'Annunzio.
Berlin, 8. Dez. Aus Lugano meldet das „Berliner Tageblatt": Der Versuch, Len peinlichen d'An- nunzio-Zwischensall in der Kammer totzuschweigen, ist mißlungen. Gestern veröffentlichte der Dichter im „Corriere della Sera" ein allgemein gehaltenes Dementi. Daraus erklärte heute der „Avanti", die in L-er Kammer mitgeteilten Indiskretionen stammen von keinem Geringeren als vom Bürgermeister von Genua, der sich ärgerte, daß die Stadt dem Dichter auch noch die Hotclkosten für „zwei Damen" bezahlen mußte. Der „Avanti" fügt hinzu, daß sich in der ganzen Kammer keine einzige Stimme für d'Annunzio erhob, vielmehr seien die Klagen gegen den Dichter von allgemeiner lebhafter Zustimmung begleitet worden. — Die „Aaenzia Nazionale" bemerkt ihrerseits, die in' der Kammer so übel behandelten Freundinnen und Reisegefährtinnen d'An- nunzios, die auf Kosten der Stadt Genua alle beide mit dem Dichter zusammen wohnten, seien die eine eine russische große Dame, die andere eine italienische Gräfin (Ilmso schöner!). Beide seien in der italienischen und französischen Aristokratie sehr bekannt. D'Annunzio sei übrigens über die Angriffe dermaßen entrüstet, daß er nach dem Kriege Italien, diesmal für immer, den Rücken kehren werde.
Aus Stadt und Land.
Calw, den 9. Dezember 1915.
Das Eiserne Kreuz I. Klaffe.
Wie uns mitgeteilt wird, hat der Unteroffizier d. Res. Eugen Wenz im Res.-Jnf.-Regt. 119 das eiserne Kreuz 1. Klaffe erhalten. Wenz ist in Grii- senhausen. Oberamt Neuenbürg wohnhaft.
Kriegs-Verluste des Oberamts Calw.
Aus der württembergischen Verlustliste Nr. 317.
Landwehr-Infauterie-Reoiment Nr. 11V.
Lorch, Friedrich, Calw, v rletzt (Nachtr. gem.) Infanterie-Regiment Nr. «27, Nim.
Talmov, Heinrich, N eu h en g stet t, l. verw.
q ^ ^ Derwundetenarbeiten
im Calwer Vereinslazarett.
* Die Verwundeten im hiesigen Vereinslazarett haben unter Anleitung von Fräul. Eidenbenz, Tochter des Pfarrers Eidenbenz von Altburg, wieder eine Anzahl hübscher Arbeiten verfertigt, die gestern und heute im Ee- orgeniium ausgestellt sind. Die gediegene, geschmackvolle Ausführung der Gegenstände verrät nicht, nur anerkennenswerte Ausdauer und liebevolle Vertiefung in die Arbeit, sic zeigt auch auf die Urheberin der Vorwürfe, und die An- lciterin zur Erlernung dieser bisher wohl wenig geübten Künste. Weil sich auch in dem „kleinsten" Stück Mühe, Liebe, Pünktlichkeit und künstlerische Erfassung ausdrücken, so möchten wir uns nicht vermessen, irgend eine der Arbeiten besonders hervorzuhcben. Da waren wirklich schöne Holzschnitzarbeiten aller Art, Brandmalersten, hübsch geflochtene Zierkörbchen, geknüpfte Damentaschen feinster Ausführung, reizende Wollgeflechte zartester Art, Stickereien und Häkelarbeit, bei deren Anblick sich der Berichterstatter über die Geschicklichkeit seiner Eeschlechtsgenoffen nicht wenig wunderte. Wie wir beobachten konnten, erfreuen sich die Gegenstände eines guten Absatzts; wer also noch etwas von der sehenswerten Ausstellung erhaschen will, der möge sich schnell aufmachen, sonst ist dem Besucher nur noch der Anblick vergönnt. Und jetzt vor Weihnachten, der zweiten Kriegsweihnachten, würde ein solches Geschenk doch noch ein besonders wärmespendendes Gefühl auslösen, schon im Hinblick auf unsere braven Feldgrauen, von deren tapferer Hand eine solche Erinnerung auch als Autogramm wirken sollte. Die Leiterin aber dieser Verwundetenkurse, Fräul. Eidenbenz. wird den ihr gebührenden Dank wohl in dem so schönen Erfolg ihrer Bemühungen erblicken.
Butter- oder Fettkarren.
Der Bundesrat hat eine Verordnung über den Verkehr mit Butter beschlossen. Die Verordnung bezweckt in der Hauptsache, einen Ausgleich zwischen
Butterüberschußgebieten und Butterbedarssgebieteu
zu schaffen. Eine Vermittlungsstelle erhält das Recht, von Molkereien, die im Jahre 1914 mindestens 500 000 Liter Milch oder eine entsprechende Menge Rahm verarbeitet haben, bis zu 15 Prozent ihrer monatlichen Butterherstellung abzurufen und diesen Butterbedarfsgebieten zuzuweisen. Die Vermittlungsstelle, als die zunächst die Zentraleinkauss- gesellschaft m. b. H. in Berlin in Aussicht genommen ist, soll in erster Linie solche Buttermengen in Anspruch nehmen, über die noch keine Lieferungsvertrüge abgeschlossen sind. Reichen diese Mengen nicht aus, so sind die durch Verträge verschlossenen Mengen entsprechend zu kürzen. Die Vermittlungsstelle gibt die Butter nur an Gemeinden oder vom Reichskanzler bestimmte Stellen ab. Die Verordnung enthält ferner Vorschriften über die Ausgabe von Butteroder Fettkarten. Darnach sind die Gemeinden berechtigt, und auf höhere Anordnung verpflichtet, Butter- oder Fettkarten auszugeben und zu bestimmen, daß die billigere Butter und das billigere Fett der minderbemittelten Bevölkerung Vorbehalten bleibt. Die Verordnung tritt am 1. Januar 1916 in Kraft.
Die Besteuerung der Kriegsgewinne.
Der Hauptausschuß des Reichstages nahm die zweite Lesung des Gesetzes über vorbereitende Maßnahmen zur Besteuerung der Kriegsgewinne vor. Der Staatssekretär des Reichsschatzamtes stellte fest, daß das vorliegende Gesetz lediglich ein Sperrgesetz für Aktien- und andere Gesellschaften zur Sicherung der späteren Kriegsgewinnabgaben sei. Dem kommenden Besteuerungsgesetz für Kriegsgewinne soll damit keineswegs vorgegrissen werden. Das Prinzip des Gesetzes sei, den Gewinn da zu erfassen, wo er in Erscheiung trete. Bei Doppelbesteuerungen in übermäßiger Höhe solle im endgültigen Gesetz Entgegenkommen gezeigt und geprüft werden, inwieweit die Steuer herangezogen werden könne.
8 1 wurde in der Req-ierungsfaffung wieder hergestellt. In 8 2 wurde bestimmt, daß als Kriegsgeschäftsjahre die drei aufeinanderfolgenden Ge- jchäftsjahre gelten, deren erstes noch den Monat August 1914 mit umfaßt. 8 5 wurde in seinem ersten Absatz wie folgt gefaßt: Der Durchschnitt früherer Eeschäftsgewinne ist nach den Ergebnissen der fünf den Kriegsgeschäftsjahren vorangegangenen Geschäftsjahre, oder, wenn eine Gesellschaft noch nicht solange besteht, nach den' Ergebnissen der kürzeren Zeit, für die Jahresabschlüsse vorliegen, zu berechnen. Besteht eine Gesellschaft schon 5 Jahre, so hat für die Berechnung der Durchschnittsgewinne das Geschäftsjahr mit den besten und den schlechtesten Geschäftsergebniffen auszuscheiden. In 8 7 wurde die Entscheidung darüber, ob eine inländische Gesellschaft ausschließlich gemeinnützigen Zwecken dient und demgemäß von der Verpflichtung zur Bildung einer Sonderrücklage befreit ist, auf konservativen Antrag dem Bundesrat übertragen, während der Entwurf die Entscheidung der obersten Landes- ffnanzbehörde oder einer von dieser bestimmten Behörde vorsieht. Der 8 9 (Strafen bei Zuwiderhandlung gegen die Vorschriften über Bildung und Verwaltung der Sonderrücklage) wurde auf Zentrums- autrag unter Ausmerzung des Wortes „grob" in der Regierungsverfassung wiederhergestellt. Der Rest des Gesetzes wurde unverändert angenommen.
Die Sozialisten beantragten in einer Resolution: 1. eine Feststellung des Vermögensstandes nach Maßgabe des Wehrbeitragsgesetzes von 1913, mit dem Stichtag des 31. Dezember 1915 schleunigst in die Wege zu leiten. 2. Alsbald einen Gesetzentwurf vorzulegen, der die Erhebung eines erneuten Wehrbeitrags im Laufe des Steuerjahres 1916/17 vorsieht. Eine konservative Resolution will ''unverzüglich geeignete Maßnahmen getroffen wissen, durch die die Veranlagung und Erhebung einer künftigen Kriegsgewinnsteuer auch bei Einzelpersonen sichergestellt wird. Nachdem der Reichsschatzsekretär die Resolution der Konservativen als einen gangbaren Weg bezeichnet hatte, wurde unter Ablehnung der sozialdemokratischen die konseroatoe Resolution angenommen.
Calwer Diehmarkt.
Aus dem gestrigen Markt waren zuaesüint 295 Stück Rindvieh und zwar 116 Stück Ochsen und Stiere, 98 Stück Nähe, 66 Stück Jungvieh und 15 Köcher. Trotz starken Regenweiters ging der Handel ziemlich lebhaft: es wurde kaup'sächlich Feitsieh begehrt. ' E, wurden verkauft 40 Paar Ochsen und Stbre zum Preis von 1100—2010 Mk.. 54 Stück Kühe zum Preis von 366—650 Mk.. 44 Stück Jungvieh zum Preis von 160—540 Mk. 15 Kälber zum Preis von 54-140 MK. Auf den Schweiuemarkt wurden zugeführt 42 Stück Läufer und 139 Stück Milckffchweine: es wurde beinahe alle« abgesetzt und wurde bezahlt für 1 Paar Läufer 85—150 Mk., für 1 Paur Milchschweine 45—80 Mk.
Für die Schrift!, verantwort!. Otto Settmann, Ealw. Druck «.Verlag der A.Oelfchläger'schen Buchdruckerei, Ealw.