Flucht geschlagen habe. Die glanzenden Erfolge, die die osmanischen Truppen im Irak über die Englän­der errungen haben, haben in Persien große Freude erregt.

Die Engländer in Aegypten.

Wien, 7. Dez. DasDeutsche Volksblatt" be­richtet aus Konstantinopel: Den Mitteilungen tür­kischer Blätter zufolge treffen die Engländer große «ilitärische Vorbereitungen zur Verteidigung Ae- pqptens.Jkd-am"' teilt mit, daß bei Tel El Kebir, westlich von Jsmaila, Befestigungen angelegt wer­den. 30 000 Mann sind dorthin gebracht worden. Es werden neue englische Truppen erwartet, da die bis­her zusammengezogene Streitmacht den Engländern für die Verteidigung Aegyptens als ungenügend er­scheint. Bedenken verursacht auch die innere Lage Aegyptens, was sich in der in Kairo aufgedeckten Verschwörung zeigt. Die Verhaftungen dauern an. Der von den Engländern eingesetzte Sultan lebt in seinem Palast wie ein Gefangener.

Unsere V-Boote.

Marseille, 7. Dez. (Reuter.) Der DampferVille d'Alaer" von Tunis brachte 11 gerettete Matrosen eines englischen Dampfers, der torpediert wurde. Mit dem italienischen DampferBologna" kamen 16 Mann der Besatzung des torpedierten italieni­schen DampfersTrentino" an.

Unsere D-Bootverluste

(WTB.) Berlin, 7. Dez. Nach dem sunkentele- graphischen Bericht der englischen Station Poldhu vom 2. Dezember bringen Newyorker Zeitungen die Nachricht, daß seit dem 18. Februar die britische Flotte 58 deutsche Unterseeboote erbeutete oder ver­senkte, während 26 weitere als höchst wahrscheinlich zerstört angeführt werden (!). Bereits im Oktober wurden in der Auslandspresse ziemlich hohe An­gaben über deutsche U-Bootverluste ausgestreut. So bezifferte Podhu damals unsere U-Bootsverluste auf 60. Diese maßlos übertriebene Behauptung wurde unter dem 8. Oktober mit Ermächtigung von zu­ständiger Stelle dahin richtiggestellt, daß die tat­sächlichen Verluste im U-Bootskrieg weniger als ein Viertel der genannten Zahl betrugen. Wir be­schränken uns. auf diese Veröffentlichung hinzu­weisen, um Wert und Absicht der neueren Nachrich­ten zu kennzeichnen.

Vermischte Nachrichten.

Eine neue Kredilvorlage von 10 Milliarden.

(WTB.) Berlin, 8. Dez. Nach demBerliner Lokal­anzeiger" wird dem Reichstag am Donnerstag auch eine «eoe Kreditvorlage in Höhe von 10 Milliarden Mark zo- gehen, die, wenn sie vorliegt, alsbald dem Hauptausschuß überwiesen werden dürfte.

Baden und das deutsche Eisenbahnwesen.

Karlsruhe, 7. Dez. In der Budgetkommission der zweiten Kammer erklärte der Finanzminister Dr. Rheinboldt auf die Frage eines Mitgliedes, ob Verhandlungen über einen zukünftigen Zusammen­schlug der deutschen Staatseisenbahnen im Gange seien, über diese Frage sei amtlich noch nicht ver­handelt worden. Die badische Regierung verhalte sich nicht grundsätzlich ablehnend gegen den Gedanken der Reichseisenbahnen, für den es verschiedene Lö­sungen gäbe. Ein Verkauf der bundesstaatlichen Bahnen an das Reich sei dafür nicht die unbedingt notwendige Voraussetzung. Was als erwünscht be­zeichnet werde, sei ja nur der einheitliche Betrieb. Line tunlichste Vereinheitlichung des deutschen Ei­senbahnwesens auf dem bisher beschrittenen Wege der gegenseitigen Vereinbarung habe Baden immer zu fördern gesucht, soweit dies ohne allzugroße Be­schränkung seiner Elsenbahnhoheit geschehen konte. Finanzminister Dr. Rheinboldt erklärte hierzu, daß auf dem Wege der gegenseitigen Verständigung un­ter den deutschen Eisenbahnverwaltungen schon sehr viel erreicht sei, wenn auch das Gebiet noch nicht als erschöpft angesehen werden dürfe. Die Eisenbahn­rente sei durchaus nicht als ungünstig zu bezeichnen; außerdem könne das Betriebsergebnis noch verbessert werden; so würde die Einführung der vierten Wa- genklassc ein Mehrerträgnis von 1 Million bringen. Im weiteren Verlauf der Sitzung wird dann der großen Leistungen der Eisenbahnen während des Krieges gedacht. Baden steht, was die Dichtig­keit der Personenzüge betrifft, auch im Krieg an der Spitze der deutschen Eisenbahnverwaltungen. Fi- nanzminister Dr. Rheinboldt teilte sodann noch mit. (daß die Kosten für Militärtransporte vom Reich nur nach Maßgabe der verfügbaren Mittel zu er­

statten seien. Das Reich habe im Anfang des Krie­ges eine Abschlagszahlung von 3,6 Millionen ge­leistet; der Rest betrage noch etwa 7,7 Millionen. Die gestundeten Beträge seien vom Reich mit 4 Pro­zent zu verzinsen.

Der Telegramm-Verkehr PetersburgStockholm unterbrochen.

Köln, 7. Dez. DieKöln. Zeitg." meldet aus Kopen­hagen: Am letzten Freitag wurde plötzlich der telegraphische Berkehr zwischen Petersburg und Stockholm von russischer Seite eingestellt und ist seitdem nicht mehr ausgenommen worden, ohne daß es bisher möglich gewesen ist, den Grund der Unterbrechung zu erfahren, die namentlich von der Han­delswelt als ein Hindernis für die schnelle Abwicklung der Geschäftsverbindungen schwer empfunden wird.

Zmmer noch keine Dumatagung.

Petersburg, 7. Dez. Durch kaiserlichen Erlaß wiod^ der Zeitpunkt für die Wiederaufnahme der Arbeiten des Reichsrates und der Duma, die am 0. Ls. Mts. erfolgen sollte, wegen außerordentlicher Umstände solange hinansgcschoben, bis die Aus­schüsse beider Körperschaften die vorbereitenden Arbeiten für eine vorläufige Beratung des Haus- haltsvorschlags fertiggestellt haben.

Wi'.sonsFriedens^-Programme

(WTB.) Washington, 8. Dez. (Reuter.) Der Kongreß wurde gestern eröffnet. Die Ausgaben werden nach dem neuen Haushalt 1285 858 000 Dollars betragen, ungefähr 179 Millionen Dollars mehr als im letzten Haushalt. Die Vermehrung der Ausgaben ist hauptsächlich auf das neue Flottenprogramm zurückzuführen.

Letzte Nachrichten.

(WTB.) Wien, 8. Dez. Amtlich wird verlaut­bart: Eines unserer Unterseeboote hat am 5. ds. Mts. um 10 Uhr vormittags vor Balona einen ita­lienischen Keinen Kreuzer mit zwei flöten ver­senkt.

Aus Stadt und Land.

Calw, den 8. Dezember 1915.

Das Eiserne Kreuz.

Für Tapferkeit vor dem Feinde bei einem Nachtangriff vom 6.-6. Okt. in der Champagne erhielt das Eiserne Kreuz 2. Kl. Gefreiter Heinrich Essig von Calw.

Das Ergebnis der Viehzählung.

Am 1. Dezember ist im ganzen Reiche eine so­genannte kleine Viehzählung vorgenommen worden. Soweit man bis jetzt übersehen kann, hat sie ein günstiges Resultat gezeitigt. Ein Rückgang der Vieh­bestände ist, wie dieSchwab. Tagwacht" zu berich­ten weiß, nicht eingetreten. Im Gegenteil kann be sonders bei den Schweinen festgestellt werden, daß die Aufzucht wieder zugencmmen hat. Es ist die Hoffnung vorhanden, daß der Auftrieb auf die Schweinemärkte sich in verhältnismäßig kurzer Zeit erheblich steigern wird. Sehr wesentlich hängt das davon ab, ob es gelingt, Futtermittel in ausreichen­der Menge zur Verfügung zu stellen. Die Annahme ist gerechtfertigt, daß das gelingen wird. Damit wäre dann auf dem Fleisch- und auch auf dem Fett- markt eine erhebliche Besserung zu erzielen.

Zugenderziehung im Kriege.

Eine Bekanntmachung des K. Ministeriums des Innern vom 24. November d. I., betreffend die Erziehung der Jugend während des Krieges besagt' Mit der längeren Dauer des Krieges mehren sich die Klagen über wachsende Zuchtlosigkeit nicht nur unter der schulentlassenen, sondern auch unter der schulpflichtigen Jugend. Erscheinungen, die schon unter gewöhnlichen Verhältnissen zu bekämpfen waren, nehmen namentlich in größeren Städten und in Jndustriegemeinden sichtlich zu, so der Be­such von Lichtspielen, Wirtshäusern und Kondi­toreien, das Rauchen besonders von Zigaretten, das Lesen von Schundliteratur, nächtliches Herumtreiben und als Folge von allem ein übertriebener, gerade­zu ^etzt doppelt schwerzunehmender Geldverbrauch. Die Gründe für diese bedauerlichen Erscheinungen, die geeignet sind, die Zukunft unserer Jugend und unseres Volkes ernstlich zu schädigen, liegen zutage. Die Einberufung so vieler Väter und Lehrer und die Arbeitslast, die von den Angehörigen der Kinder zu bewältigen ist, nicht selten freilich auch der Man­gel an Pflichtgefühl bei den Angehörigen haben zu einem Nachlaß der Aufsicht und der erzieherischen Einwirkung geführt. Um Abhilfe zu schaffen, hat die Unterrichtsverwaltung die Schulaufsichtsbehörden

und Lehrer beauftragt, mit den der Schule zustehen­den Mitteln nachdrücklich gegen die Mißstände unter der schulpflichtigen Jugend einzuschreiten und die vorhandenen Vorschriften genau durchzuführen. Auch wurde den Schulvorständen empfohlen, wo die ört­lichen Verhältnisse das nahelegen, sich in einer Zu­schrift oder in öffentlichem Aufruf an die Angehöri­gen und Arbeitgeber der Jugend zu wenden und sie auf ihre Verantwortung hinzuweisen.

Das Ministerium des Innern hat Anlaß, sich seinerseits an die Polizeibehörden und Gemeinde­verwaltungen zu wenden und ihnen nahezulegen, daß sie von den bestehenden gesetzlichen Handhaben zum Einschreiten überall wirksamen Gebrauch machen. Ats durch die Umstände gebotene Maß­nahmen kommen im einzelnen namentlich in Be­tracht :U. Erlassung einer statutarischen Bestimmung, daß der von minderjährigen Arbeitern verdiente Lohn an die Eltern oder Vormünder und nur mit deren schriftlicher Zustimmung oder nach deren Be­scheinigung über den Empfang der letzten Lohn­zahlung unmittelbar an die Minderjährigen gezahlt wird, sowie daß die Gewerbetreibenden den Eltern oder Vormündern innerhalb gewisser Fristen Mit­teilung von den an minderjährige Arbeiter gezahl­ten Lohnbeträgen zu machen haben; 2. strenges po­lizeiliches Einschreiten gegen den Wirtschaftsbesuch junger Leute auf Grund des Polizeistrafgesetzes; 3. rasche und nachdrückliche AbrügWng der Schulver- siiumnisse; 4. wirksame Vollziehung der gesetzlichen Vorschriften über die öffentlichen Lichtspiele. Be­rechtigt erscheinen insbesondere die Klagen über die nicht selten Aergernis erregenden Bilder, die zum Eintritt in die Lichtspielhallen einladen sollen und namentlich auf die Jugend einen - starken Anreiz ausllben. Die Ortspolizeibehörden haben nicht nur das Recht, sondern auch die Pflicht,, die anstößigen Bilder beim Borliegen der gesetzlichen Voraus­setzung zu verbieten; 5. Erlassung ortspolizeilicher Vorschriften gegen das nächtliche Herumtreiben der Jugend. Dabei dürfen übrigens die Schwierigkeiten nicht außer acht gelassen werden, die sich wegen des abendlichen Fortbildungsschulunterrichts und der abendlichen Kviegswndachten, in Jndustriegemeinden auch wegen der Heranziehung der Jugend zu abend­lichen Besorgungen für die Haushaltung bei der Durchführung von Vorschriften dieser Art ergeben können; 6. rechtzeitige Anregung vormundfchafts- gerichtlicher Maßnahmen, namentlich der Fürsorge­erziehung, in den geeigneten Fällen. Als Ein­richtungen, die geeignet sind, der Verwahrlosung der Heranwachsenden Jugend entgegenzuwirken, und da­her für die gegenwärtigen Verhältyrsse besondere Bedeutung haben, sind noch die Kinderhorte zu nen­nen. Sie eignen sich hauptsächlich für größere lüe meinden. Die Gemeidebehörden werden nicht er­mangeln, diese Einrichtungen nach Kräften zu fördern.

Liebenzell, 7. Dez. Im vollbesetzten Saal des Gasthofs zum Lamm fand am Sonntag abend ein Wohltätigkeits­konzert zu Gunsten der hiesigen Ausmarschierten statt, das in der Hauptsache von Angehörigen des hiesigen Lazarett» veranstaltet wurde. Der Liederkranz, sowie einige Musik­freunde von hier hatten sich ebenfalls zur Verfügung ge­stellt. So bot das Programm reiche Abwechslung Ein klei­nes Orchester, bestehend aus zwei Violinen, Viola, Kontra­baß, Klavier und Harmonium, trug u. a. die Ouvertüre zur ZaubSrflöte", zuMarta", eine Phantasie aus derRe­gimentstochter", ein Stück ausLohengrin" vor und man mußte nicht nur die Technik der Mitwirkenden, sondern auch die günstige Eesamtwirkung der vereinigten Instrumente bewundern. Unter den Einzelvorträgen verdienen nament­lich Erwähnung: eineRomanze" für Violine und Klavier von Svendsen, vorgetragen von Unteroffizier Schaller, und Frühlingsrauschen" für Klavier von Sinding, vorgetragen von Einj.-Gefr. Schneider, beide im hiesigen Lazarett. Auch der Kriegschor des Liederkranzes erfreute mit einigen Ge­sängen, u. a. mit Attenhoferstreuem Kameraden" und WengertsBurschenwiederkehr". Besonders ansprechend war das neue Lied von SonnetWir sind des Kaisers tapferes Heer", bei dem Chor und Orchester sich vereinigt hatten. Stadtschultheiß Mäulen begrüßte im Anfang die An­wesenden und wies auf den Zweck des Abends hin. Zwischen den Musikvorträgen benützte der Vorstand des Kriegerver- cins, Haisch, die Gelegenheit, einem Mitglied des Ver­eins, Metzgermeister Seyfried, Ehrenschild und Urkunde für 25jährige Zugehörigkeit zu überreichen. Zum Schluß sprach Stadtpfarrer Sandberger ein Wort des Dankes und knüpfte einige. packende Gedanken an das Wort des letzten Chors anWir sind des Kaisers tapferes Heer". Das er­freuliche, greifbare Ergebnis des Abends waren 127 Mk.

Für die Schrift!, verantwort!. Otto Seltmann, Talw. Druck u. Verlag der A. Oelschläger'schen Buchdruckerei, Ealw.

Sendet dl» Calwer AMtt in; Seid!