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Nr. 287. _Amts- und Anzeigeblatt für den Oberamtsbezirk Calw. 90. Jahrgang.

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Mittwoch, den 8. Dezember ISIS.

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ArWeiteude VerschW Ms dm WM MMieMauM.

Die Lage auf dem Balkan. Friedens­gespräche überall.

In unserer gestrigen Abhandlung über die Lage auf dem Balkankriegsschauplatze hatten wir die Stellung gekennzeichnet, die heute die amtlichen Berichte der Heeresleitungen der Verbündeten dar­legen. Wir hatten auf die Umgehungsbewegung der Bulgaren gegen die Ententetruppen in Südmaze­donien hingewiesen, die gegen beide Flügel der eng­lisch-französischen Armee eingeleitet morden waren, die aber zu keinem vollen Erfolg führen konnten, weil, wie der bulgarische Bericht heute meldet, der Feind die gefährliche Lage bemerkt hatte, und sich noch rechtzeitig zurückzuziehen vermochte. Die im Raum von NegotinKrivolak (am Zusammenfluß der C-erna mit dem Wardar) stehenden Franzosen haben sich eilig zurückgezogen und werden nun ener­gisch von den Bulgaren verfolgt. Ebenso tatkräftig geht die Verfolgung der Serben in Albanien vor sich, die fetzt auch noch von den von ihnen bisher unterdrückten Albanern bedrängt weiden. Der öster­reichische Vormarsch gegen Montenegro geht eben­falls vorwärts, sodaß sich König Nikita gezwungen sah, seine Bundesgenossen auf die Gefahr hinzu weisen, die dem Zaunkönigtum drohe, falls das mon­tenegrinische Heer keine Hilfe erhalte. Solche Hilfe­schreie lasten aber bekanntlich die Herren Entente­brüder sehr kalt; man hat im Gegenteil dem König der Schwarzen Berge den Bescheid zuqehen lasten, die montenegrinische Armee habe im Interesse des Sieges von Recht und Menschlichkeit" ebenso wie die Serben und Belgier die Pflicht, sich zu opfern, sonst werde man sofort die diplomatischen Beziehun­gen abbrechen und die Unterstützungen einstellen. Was wird Nikita nun auf diese fürchterlichen Drohungen hin tun? Ob er doch noch auf etwaige Hilfe wartet? Die Italiener sollen ja 50 000 Mann in Albanien gelandet haben, und außerdem Zu­fahrtswege zwecks besserer Versorgung der auf dem Rückzug befindlichen Serben gebaut haben. Sonst hört man aber nichts Wesentliches als die Ankün­digung,, daß die Russen erst etwa in 3 Wochen be­reit seien, ihre Balkanexpodition auszuführen. Bis dahin dürsten aber die Verbündeten an der Adria und in Saloniki stehen, wenn nicht schon früher Er­eignisse eintreten, die diese wahrscheinliche Ent­wicklung der militärischen Lage noch beschleunigen könnten. Denn in Griechenland hat die Entente mit ihren unablässigen Gewalttätigkeiten eine solche Erbitterung hervorgerufen, 'daß nicht mehr viel nötig ist. um den berechtigten Zorn des griechischen Volkes über die Vergewaltigung zu gewaltsamem Ausbruch zu bringen. Auch in Rumänien regen sich jetzt wieder die Stimmen, die für ein Eintreten des Landes für die Zentralmächte sind. Man verurteilt die Zauderpolitik Bratianus, und weist darauf hin, daß der angekündigte Sieg der Alliierten niemals kommen werde, vor dem die Regierung so sehr ge­bangt habe, daß sie sich nicht entschließen konnte, den Vertrag Rumäniens mit den Zentralmächten einzu­halten.

Im Hinblick auf die schwierige militärische Lage des Vierverbands, die sich jetzt auch noch auf dem Balkan zu einer schweren Katastrophe mili­tärischer und politischer Natur zu vergrößern droht, und die weiterhin schon bedeutsame Rückwirkungen auf das Ansehen des Vierverbands im Orient zur Jolge gehabt hat, ist es nicht verwunderlch, daß «tinrmen da und dort sich geltend machen, die den

Zeitpunkt für geeignet halten, Friedensoerhandlun­gen einzuleiten. Es wäre töricht, wenn man nicht zugeben wollte, daß bei allen kriegführenden Völ­kern der Eindruck an Raum gewonnen hat, daß des Blutvergießens und der wirtschaftlichen Anstrengun­gen mm eigentlich wirklich genug sei, und Latz man jede Gelegenheit benützen sollte, um zu einem Ende dieses grauenhaften Volkermordens zu kommen. Run hat ja bekanntlich die deutsche Regierung schon ein­mal bekannt gegeben, daß sie geneigt sei, auf jeden Friedensvorschlag einzugehen, der dem deutschen Reich die Gewähr der Sicherheit vor künftigen der­artigen lleberfällen und der wirtschaftlichen Ent­wicklung seiner Volkskraft zu Wasser und zu Lande biete. Es ist klar, daß Deutsch­land, jetzt, nachdem es gegen alle seine Feinde sich siegreich erwiesen hat, niemals sich zu einem faulen Frieden hergeben kann, etwa auf der Grund­lage der politischen und territorialen Besitzverhält- uisse vor dem Krieg, wodurch unsere Feinde nur dazu verlockt würden, die nächste Gelegenheit zu er­greifen, um wieder ungestraft das deutsche Reich an- zug reifen. Das wird jeder wirkliche Deutsche unter­schreiben können: Wir haben den Krieg nicht ge­wollt, deshalb sollen auch diejenigen, die die Ver-. antwvrtung für dieses fluchwürdige Verbrechen trogen, dafür büßen. Außerdem sind wir bis jetzt die Sieger geblieben. Wir haben also sowohl das Recht als auch die Macht, die Feinde zur Rechen­schaft zu ziehen. Es scheint aber bis jetzt nicht, als ob unsere Feinde dieser besseren Einsicht zugänglich wären. Wir können uns der Erklärung des Grafen Andrassy im Ungarischen Abgeordnetenhaus an­schließen. der über die Möglichkeit des Friedens­schlusses folgendes sagte: Es ist Menschcnpflicht, den Frieden in jenem Augenblick zu schließen, in lvel- chem dies luöglich ist. Ich bin vollkommen überzeugt, daß wir im Stande find, den äußersten Widerstand unserer Feinde niederzuringen und den Krieg fort- zusetzcn bis die Gegner gezwungen sind, um Frieden zu bitten. Es wäre jedoch ein Glück, wenn es ge­lingen würde, noch bevor dieser letzte Zeitpunkt ein- tritt, Frieden zu schließen. Wenn ich trotzdem nicht für eine Friedcnsaktion eintrete, so liegt die Ursache darin, daß unsere Gegner sich in das gegenwärtige Ergebnis des Krieges noch nicht gefügt haben, daß sie alles aufbieten, um vielleicht doch noch das Kriegsglück zu wenden, und daß die Erklärungen des französischen Ministerpräsidenten und die Aeuße- rungcn im englischen Unterhaus für den Friedens­schluß unter den gegebenen LKrhältnissen geringe Wahrscheinlichkeit bieten. So oder ähnlich wird wohl auch die Antwort der deutschen Regierung auf die soziademokratische Interpellation lauten, die mor­gen erfolgen wird. Wenn unsere Feinde noch glau­ben oder vorgeben, unbesiegt zu sein, oder gar die Hoffnung zu haben, uns zum Frieden zu zwingen, so müssen und werden wir weiterkämpfen. Wir wissen aber auch, wo der Herd dieses verbissenen Widerstandes liegt, weshalb nach dem Balkan­feldzug der Orientfeldzug kommen wird. England hat sich vor allein als unser Todfeind erwiesen. Es giebt keinen Staat auf der Welt, bei dem Liese wi­derlichen Heuchler es nicht versucht hätten, das deut­sche Voll anzuschwärzen. Jetzt wird o'"^ China be­arbeitet es zum Krieg gege>> Deutschland

zu hetzei.. b also gegen die deutschen ->> eder'.-stun- gcn in - 4 !iw, deren wirtschaftlich. Wettbewerb dieser Krämergesellschaft schon lange eur Don: im

Auge war. Die englischen Anstrengungen dürften allerdings wohl kaum von Erfolg gekrönt sein, selbst wenn man versucht. Unruhen in Ehma zu stiften. Denn die Meuterei chinesischer Seeleute in Shang­hai ist sicherlich nur bezahlte Arbeit von englischer und vielleicht auch japanischer Seite. Solange aber England seine Machenschaften gegen den Frieden fortsetzt, haben auch alle Friedensvorschläge des Papstes keinen praktischen Wert. Der Papst gab an­läßlich des großen Konsistoriums in Rom, an dem die höchsten geistlichen Würdenträger aller Staaten teilnahmen, der Meinung Ausdruck, daß ein direkter oder indirekter Gedankenaustausch zu einem glück­lichen Ergebnis führen könne. Es müsse aber jeder der Gegner etwas nachgeden und Konzessionen zu­billigen selbst um der: Preis gewisser Opfer, um nicht vor Gott und den Menschen die ungeheure Ver­antwortung für die Fortsetzung dieser beispiellosen Schlächterei auf sich zu nehmen, welche, wenn sie noch weiter andauert, für Europas Wohl das Zeichen eines Herabsinkens von dem hohen Standpunkt sei­ner Zivilisation und seines Wohlstandes bedeuten dürfte, auf den es die christliche Religion erhob. Die Worte des Papstes sind beherzigenswert', aber wie wenig sich die Wirklichkeit von frommen Wünschen beeinflußen läßt, das hat der Papst selbst am eige­nen Leibe zu verspüren, und er hat auch Anlaß ge­nommen. darauf hinzuweisen, daß die Lage in die er infolge der Besetzung Roms durch die Italien.^ gebracht worden sei. ihm nicht die volle Freiheit ge­währe. die für die Regierung der Kirche notwendig sei. Vielleicht aber wird auch diese Frage bei der künftigen Friedensverhandlungen geregelt werden.

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Die Verhandlungen

zwischen Griechenland und dem Dierverband.

Athen, 7. Dez. (Reuter.) Es wird mitgeteilt, daß die letzte Borstellunq der Diplomaten der Ver­bandsmächte l>ei der griechischen Regierung über Mazedonien und die militärischen Fragen die Grundlage für eine Verständigung enthält. Die Re­gierung schlägt vor. einen von den Verbandsmächten und Griechenland gebildeten militärischen Ausschuß nach Saloniki zu entsenden, um die beiderseitigen Wünsche festzustellen und die Lage zu besprechen.

Griechenland.

Berlin, 7. Dez. Aus Saloniki meldet dieVoss. Zeitung": Vor dem griechischen Regierungspalast fanden hier lärmende Straßenknndgebungen gegen den Vierverband statt. Die Menge forderte die so­fortige Entfernung der englisch-französischen Trup­pen und zog darauf vor die Konsulate Deutschlands und Oesterreich-Ungarns, wo sic Beifallsk»nch;ebun- gen veranstaltete.

Berlin, 7. Dez. Aus Budapest meldet dieNa tional-Zetung": Einer Konstantinopeler Meldung zufolge berichtet derIkdgm" aus Athen, daß meh­rere Mitglieder der Benizelistenpartej verhaftet wurden. Venizelos habe daraus Athen verlassen.

Berlin, 7. Dez. Aus Budapest meldet dieNa­tionalzeitung":Vilag" berichtet aus Saloniki, die griechischen Flüchtlinge, die aus Serbien hier an­kommen. berichten von der Bildung griechischer Ban­den hinter der englisch-französischen Front. Diese Banden haben fotwährend Gefechte mit den En- tentctruppen. die für sie bis jetzt immer erfolgreich verlaufen sind. Sie besetzten das Städtchen Montsova