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Nr. 285.

Amts- und Anzeigeblatt für den Oberamtsbezirk Calw.

90. Jahrgang.

lm Oberamt»- lLPsg.. Telefon g.

Montag, de» k. Dezembe, ISIS.

Lezugiprei«: I» der Stadt mit Trägerlohn Mk 1.25 nierteljohrltch. bezugSpretS für den Orts- und NachbarortSverkehr Mk. 1.20. im Fern».

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Zur Kriegslage.

Seit Beginn der energischen Offensive aus dein Balkan haben auf den Hauptfronten die Kampf­handlungen lediglich lokalen Charakter angenom­men. Auch die Anstrengungen der Italiener haben anscheinend ihren Höhepunkt überschritten; größere Angriffe werden nicht mehr ausgeführt, dagegen weiß der italienische Bericht seit einigen Tagen von heftigen Gegenangriffen unserer Verbündeten zu sprechen. Ob das Nachlassen der italienischen An­griffskraft auf die Einsicht der Nutzlosigkeit der Riesenopfer zurllckzuführen ist, oder aber auf die Ab­sicht anderweitiger Verwendung größerer Truppen­körper, ist bis heute noch nicht festzustellen. Was man bisher von italienischen Landungen in Albanien ge­hört hat. läßt kaum den Schluß zu, daß auf dem Balkan soviel Truppen abgesetzt worden sind. Das müßte also noch geschehen und ebenso besteht aller­dings auch die Möglichkeit, daß Kitchener sich Hilfe für Aegypten herausgepreßt hat.

Salandra, der am Samstag nach dem Minister des Aeußern sein Sprüchlein sagte, hat sich über ir­gend welche militärischen Maßnahmen Italiens zur Verteidigung seiner Interessen ans dem Balkan be­harrlich ausgeschwiegen. Im übrigen hat Salandras Rede nicht sehr vertrauenerweckend auf die Kammer gewirkt. Warum die Hetzpresse Len Ministerpräsiden­ten so schlecht behandelt, ist aus dem uns vorliegen­den Bericht nicht recht ersichtlich, es müßte denn sein, daß Wesentliches nicht übermittelt werden konnte, oder aber, daß der pessimistische Unterton der Aus­führungen Salandras den Kriegshetzern auf die Nerven gegangen ist. Salandra meinte nämlich, die Regierung gebe sich von dem Ernst der internationa­len Lage vollständig Rechenschaft. Sein Vertrauen auf den endlichen Sieg sei keinesivegs erschüttert, wobei er jedoch voraussetze, daß keine der materiellen und moralischen Energieen fehlen werde. Diese Voraussetzung dürfte aber nach der Rückwirkung der andauernden italienischen Niederlagen auf die Volksstimmung früher oder später nicht mehr zutref- sen. Diesmal hat zwar die Regierung noch ein Ver­trauensvotum von 504 gegen 48 Stmmen erhalten, wobei 20 Abgeordnete sich der Stimme enthielten und verschiedene durch Verlassen des Saales ihrer Meinung Ausdruck gaben. Wenn die unabhängigen Sozialisten, die wir vielleicht als Reformsozialisten in weitherzigster Weise bezeichrken dürfen, für eine Tagesordnung zu haben sind, die jede Anstrengung unterstützt, die geeignet sei,die erhabensten Gründe internationaler Gerechtigkeit und berechtigsten nationalen Bestrebungen triumphieren zu lassen", so will das im Hinblick auf die offensichtliche Raub­politik Italiens und die versöhnlichen Vorschläge Oesterreich-Ungarns schon/ allerhand für Bekenner zu sozialistischen Ideen heißen. Wenn nur Herr Sa­landra, wie er das nachher auf die Rede des unab­hängigen Sozialisten gemacht hat, seiner Freude nicht zu früh Ausdruck verliehen hat, denn man weiß sehr wohl, welche Absichten diese Herren ver- verfolgen, und eines schönen Tages werden die heuti­gen Regierung>männer vielleicht bittere Reuetränen weinen, daß sie ihre eigenen Henker so zur Macht kommen ließen. Auch diesmal durchdrang die Kam­mertagung von Anfang bis Ende der wirkungsvolle Schlachtruf von den heiligen Interessen Italiens. Salandra war in der Lage, feststellen zu können/ d«ch das italienische Volk in allen seinen Schichten s

Monastir besetzt.

jetzt von der Notwendigkeit und Gerechtigkeit seines Krieges überzeugt sei, weit besser als im Mai. Der Verlauf der Ereignisse, gleichviel ob sie gliicklch oder unglücklich seien, überzeuge auch die Regierung im­mer mehr von der Notwendigkeit des Krieges, ohne den Italien rettungslos in seinen Rechten beein­trächtigt worden wäre, und was noch schlimmer sei, in der Würde und Ehre der Ration. Man muß schon ein Salandra sein, um solchen Phrasen Sinn abzu­gewinnen. Sieht man aber näher hin, so bedeuten diese Ausführungen die schärfsten Beschuldigungen gegen die italienische Beschuldigung selbst, die es über sich bringt, Tausende von Menschenleben für einen Ehrgeiz zu opfern, der im Wesentlichen ohne Schwertstreich befriedigt werden konnte, es wird aber auch dem Fernerstehenden immer klarer, daß die Italiener den Raubzug gegen Oesterreich-Ungarn von langer Hand vorbereitet haben, und daß die italienische Regierung ihr verräterisches Spiel schon lange vor dem Krieg begonnen hatte. Hindenburg, der ehrliche Draufgänger hat ganz Recht: Neben dem perfiden Albion und der meuchelmörderischen serbischen Regierung muß auch das verräterische Ita­lien für seine Treulosigkeit gestraft werden.Der Verlauf der Ereignisse hat die Regierung von der Notwendigkeit dieses Krieges überzeugt, und Italien muß nicht nur seine kulturelle Vorherrschaft (!?) an der Adria sondern auch seine materiellen Interessen wahren," diese Sätze haben den italienischen Im­perialismus scharf gekennzeichnet. Italien will die Adria für sich in Anspruch nehmen. Es will nicht nur österreichisches Gebiet, es will auch die grie­chischen Interessen in Albanien bekämpfen. Daher die andauernde Pressehetze gegen Griechenland, das man kalt stellen wollte, um es für Italiens Forderungen gefügig zu machen. Serbien und Montenegro. hat man solange im Stich gelassen, bis sie als militäri­scher Faktor erledigt waren, Griechenland aber wird seine Interessen wohl besser zu wahren verstehen. And die Entwicklung auf dem Balkankrieasschau- platz ist nur geeignet, seine Widerstandskraft zu steigern. O. 8.

Die Lage auf den Kriegsschauplätzen.

Die deutschen amtlichen Meldungen.

(WTB.) Großes Hauptquartier, 4. Dez. Amt­lich. Westlicher Kriegsschauplatz. Die .Kampftätigkeit wurde auf der ganzen Front durch unsichtiges stürmisches Regenwetter behindert.

Oestlicher Kriegsschauplatz. Keine besonderen Ereignisse. Die bereits im deutschen Ta­gesbericht vom 2. Dezember zum Teil richtig ge­stellte russische Veröffentlichung vom 28. November entspricht auch in ihren übrigen Angaben nicht der Wahrheit. Bei dem russischen Ueberfall auf Newel (südwestlich von Pinsk), der nur unter einheimischen und mit dem Sumpf- und Waldgelände gänzlich ver­trauten Führern möglich war, fiel der Divisionskom­mandeur in Feindeshand. Andere Offiziere werden nicht vermißt. Daß sich bei Koslince und Czartorysk deutsche oder österreichisch-ungarische Truppen hätten znrückziehen müssen, ist nicht wahr.

Valkankriegsschan platz. Die Kämpfe gegen versprengte serbische Abteilung» im Gebirge werden fortgesetzt. Gestern wurden über 2VVV Ge­fangene und Ueberläuser eingebracht.

(WTB.) Großes Hauptquartier. 5. Dez. Amt­

lich. Westlicher Kriegsschauplatz. Keine wesentlichen Ereignisse.

Oestlicher Kriegsschauplatz. Keine wesentlichen Ereignisse.

Balkankriegsschauplatz. In erfolg­reichen Kämpfen bei Plevlje und im Gebirge nord­östlich von Ipek wurden mehrere Hunderte Ge­fangene gemacht. Bulgarische Truppen haben süd­westlich von Prizrend den zurückgehenden Feind ge­stellt. geschlagen und ihm über IVO Geschütze und große Mengen Kriegsgerät, darunter 200 Kraft­wagen, abgenommen. Im Zamagebirge (östlich »an Debra), halbwegs Krcova-Ohrida, wurden serbische Nachhuten geworfen. Zn Monastir sind deutsche uM» bulgarische Abteilungen eingerückt und von den Be­hörden, sowie von der Bevölkerung freudig begrüßt worden.

Oberste Heeresleitung.

Der österreichisch-ungarische Tagesbericht.

(WTB.) Wien, 5. Dez. Amtliche Mitteilung vom 5. Dezember, mittags:

Russischer Kriegsschauplatz. Stellen­weise Eeschützkampf.

Italienischer Kriegsschauplatz. Ge­stern beschränkten sich die Italiener an der Isouzo- front auf Eeschützfeuer von wechselnder Stärke. Rur bei Oslavija versuchten sie bei Tag und Pracht tzeH einzelte Angriffe, die alle abgewiesen wurden. An -er Tiroler Front entwickelte die feindliche Artillerie eine lebhaftere Tätigkeit gegen den befestigten Raum von Lardaro.

Südöstlicher Kriegsschauplatz. Bei Celebic kam es neuerlich zu einem größeren Gefechte. Die Montenegriner wurden durch eine von Foca aus augreifende Gruppe an die Grenze zurückgeworfen. Südlich von Plevlje wiesen unsere Truppen heftige montenegrinische Gegenangriffe ab. Unter dem in Plevlje erbeuteten Kriegsmaterial befinde» sich eine Million Iufanteriepatronen und 1000 Artillerie­munitionsoerschläge. Südlich von Novipazar wurden gestern abermals 600 Gefangene eingebracht.

Die ungemütliche Lage der Entenietruppen auf dem Balkan.

Berlin, 6. Dez. Nach einem Rotterdamer Tele­gramm derVossischen Zeitung" meldet der Bericht­erstatter desJournal" in Saloniki, daß das franzö­sische Hauptquartier am 30. -kooember ein Tele­gramm mit der Warnung erhalten habe, die öster­reichisch-ungarischen Truppen hätten die Richtung ihres Aufmarsches verändert und gingen nunmehr eiligst nach Bulgarien (also gegen die Entente­truppen).

Paris. 6. Dez. DerTemps" sagt, es fei die lleberzeugung der französischen Regierung, daß die Aufgabe Mazedoniens einen Fehler darstellen würde. Zur Zeit seien französische politische Persönlichkeiten am Werk, bei Großbritannien dieser Ueberzeugunq Ausdruck zu geben. Es handle sich darum, die Eng­länder zu verpflichten, Verstärkungen zu entsende», die eine Wendung in der durch Ünschlüfsigkeit und Verschleppung allzusehr verschlimmerten Lage Her­vorrufen könnten.

Genf, 4. Dcz. In derEuerre Sociale" schreibt Herv^ u. a. über die Kriegslage auf dem Balkan: Die 7. ren haben sich bereits an Sarrail angeklammert und lu -r nicht mehr los. so dah «ine Einschiffung seiner Ar un­möglich geworden ist. Sarrail mutz dem Feind die Stirne

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