tersburg ganz ernsthaft, daß Rußland entschlossen sei» würde, die Nord-Bukowina, trotzdem diese von Nüssen bewohnt sei. an Rumänien abzutreten, falls dieses unverzüglich mit einer tatkräftigen Aktion gegen die Zentralmächte beginnen würde.

Die russische Balkanexpedition?

Berlin. 30. Nov. Eine Kopenhagens Meldung de^ Berliner LoknlanzeiHers" beHaHt: Pariser

Militärkreisen wird die Ansammlung von größeren Lrupvemnassen in den bessarabischen Donauhäfen als Unneichen dafür angesehen, daß der Vormarsch dre­ier Truppen gegen Bulgarien unmittelbar bevor­steht Die Landung soll gleichzeitig an mehreren Punkten des bulgarischen Donauufers erfolgen.

Aufdringliche Höflichkeit" der Deutschen.

(WTB.) Bern. 29. Nov. Magrini drahtet dem Secolo" unter dem 23. November aus Monastir, eine höhere serbische Persönlichkeit habe ihm mitae- teilt. daß die Deutschen sich in den besetzten serbischen Gebieten korrekt benehmen und Requirierungen bar bezahlen. In Belgrad seien an die arme Bevölkerung Militärrationen gratis verteilt worden. Die Ge­meindeverwaltungen seien unverändert geblieben. Die unerwartete und ausdringliche Höflichkeit der Deutschen bereite eine politische Falle vor, die dar­auf Hinziele, sich die Sympathien der Serben zu sichern, aber Pasitsch und die übrigen Negierungs­männer seien, wie die Mehrheit der Abgeordneten, entschlossen, dem Verband bis zuletzt treu zu bleiben. Andere serbische Persönlichkeiten hätten jedoch ihre tiefe Verbitterung und Enttäuschung gegen den Ver­band ausgesprochen. Natürlich, die italienischen Kulturathleten finden es unbegreiflich, wenn sich der Sieger dem besiegten Feinde gegenüber edel­mütig erweist.

Der zuversichtliche Nikita.

Köln, 29. Nov. Nach derKölnischen Volksztg." mahnt der König von Montenegro in einem Auf­ruf sein Volk angesichts der dem Lande drohenden Gefahr zur Rühe und erklärt, das montMegrinische Volk werde getreu seiner Ueberlieferungen den Tod der Unterwerfung vorziehen. Die Verbündeten hätten sich verpflichtet, für Lebensmittel zu sorgen. Das Volk werde energisch das Vaterland ver­teidigen. Der König will, falls nötia. seine Haupt­stadt von Berg zu Berg verlegen. Er habe volles Vertrauen auf den Endsieg.,

Der deutsche Kaiser in Wien.

Wien, 29. Nov. Kaiser Wilhelm ist heute um 11 Uhr vormittags zu einem Intimen Besuche des Kaisers Franz Josef hier eingetroffen. Er wurde am Bahnhof vom Erzherzog Thronfolger Franz Josef und den Erzherzögen Franz Salvator und Karl Stephan empfangen. Unter unbeschreiblichem Enthusiasmus des massenhaft herbeigeströmten Pub­likums fuhr Kaiser Wilhelm in das Schönbrunner Schloß, wo er als East des Kaisers Franz Josef ab- stieg. Die Begegnung der beiden Kaiser, die ein­ander seit Ausbruch des Weltkrieges nicht gesehen hatten, trug überaus herzlichen Charakter. Die Monarchen konnten ihre Bewegung kaum meistern. Kaiser Franz Joses geleitete feinen erlauchten Gast in die Fremdenappartements. Bald nach der An­kunft fand ein intimes Dejeuner statt, woran nur die beiden Kaiser und der Erzherzog Thronfolger teilnahmen. In der ganzen Stadt, die erst in den frühen Morgenstunden Kenntnis von dem Besuche des deutschen Kaisers bekam, herrscht größter Jubel und Begeisterung. Die Stadt ist reich beflaggt.

Wien. 29. Nov. Das Wiener K. K. Tel.-Bureau meldet: In den frühen Morgenstunden verbreitete sich in der ganzen Stadt die Freudenbotschaft von der für den Vormittag erwarteten Ankunft des deutschen Kaisers zum Besuche des Kaisers Franz Josef, die öffentlichen und privaten Gebäude legten sofort Flaggenschmnck an. der besonders reich in den Straßen war. die vom Penzinger Bahnhof zum Schönbrunner Schloß führen. Die Nachricht rief in allen Kreisen der Bevölkerung außerordentliche Freude hervor, die in der Besprechung des Tages­ereignisses auf den Straßen und öffentlichen Orten zum Ausdruck kommt.

Wien, 30. Nov. Bei der gestrigen Audienz bei Kaiser Wilhelm hielt Bürgermeister Dr. Weis­kirchner eine Ansprache, in der er an den Besuch des Kaisers im Rathaus in Wien im Jahve 1910 erinnerte nnd an die unvergeßlichen Worte, die der Kaiser damals gesprochen hat und von denen be­sonders das von demBundesgenossen in schimmern­der Wehr" in der jetzigen Kriegszeit tiefe Bedeutung erlangt habe. Zur dauernden Erinnerung an diesen mrkwürdigen Tag habe die Stadt Wien eine Me­

daille prägen lassen und er bitte, däeft- dem Kaiser als Huldigung der Stadt Wien überreichen zu dürfen. Kaiser Wilhelm sprach seine vollste Aner­kennung über die Medaille aus, mit der ihm eine außerordentliche Freude bereitet werde.

Wien, 29. Nov. Kaiser Wilhelm empfing um i/.3 Uhr nachmittags den Minister des Aeußern. Baron Bnrian, und die Ministerpräsidenten Graf Stürgkh und Graf Tisza in besonderen Audienzen. Ferner empfing der Kaiser den gemeinsamen Fi­nanzminister Körber und den Bürgermeister von Wien, Weiskirchner, in Audienz. Den Tee nahm der Kaiser auf der deutschen Botschaft ein. wohin er sich mit dem Erzherzog-Thronfolger Karl Franz Josef inkognito begeben hatte. Kaiser Wilhelm überreichte dem Botschafter von Tschirschky, der im entgegenge­fahren war, persönlich das Eiserne Kreuz. Außer­dem verlieh er das Eiserne Kreuz dem stellvertreten­den Militärattachee Prinzen zu Erbach-Schönberg und dem zur deutschen Botschaft kommandierten Korvettenkapitän Gotting. Nach herzlicher Verab­schiedung von Kaiser Franz Josef im Schönbrunner Schloß reiste Kaiser Wilhelm um 7.10 Uhr abends vom Penzinger Bahnhof ab. Kaiser Wilhelm, der österreichische Felduniform trug, war vom Erzherzog Thronfolger zum Bahnhof begleitet worden, wo er sich herzlich verabschiedete. Auch der deutsche Bot­schafter war auf dem Bahnhof erschienen. Als der Zug schon in Bewegung war, grüßte der Thronfolger den Kaiser, der am Fenster des Salonwagens stand, durch Salutieren.

Vermischte Nachrichten.

Die deutschen Turner im Kriege.

^ Berlin. 29, Nov. 4>er Ausschuß der deutschen -ruruLrschaft trat gestern in Hannover zusammen und fteftle verschobene Richtlinien aus. die dem Kriegsministerium übermittelt werden sollen.

Die Iamiiienmiterstiitzungen.

Berlin, 30. Nov. Nach der dem Reichstag vor­liegenden Denkschrift über die wirtschaftlichen Maß­nahmen aus Anlaß des Krieges beliefen sich die ge­zahlten Mindestsätze an Familienunterstützungen im August 1914 aus beinahe 27 Millionen Mark, im September 1915 auf 94 Millionen Mark. Die Steigerung beruhe zum Teil nuf der erhöhten Her­anziehung der Heerspflichtigen, zum picht geringen Teil aber auch darauf, daß im Wege der Verwal­tungsanordnung der Kreis der unterstützungsbe­rechtigten Familien ständig erweitert worden ist.

Liebknecht und die Reichstagsfraktion.

sWTB.) Berlin, 80. Nov. LautVorwärts" hat die sozialdemokratische Reichstagsfraktion beschlossen, weil Lieb­knecht unter Umgehung der Fraktion durch die Einbringung kurzer Anfragen fortgesetzt seine eigenen Wege gehe, diese Provokation durch Liebknecht aufs schärfste zurückzuweisen und jede Verantwortung abzulehnen.

d Die Bemühungen des Papstes.

Nom, 29^ Nov. Der Vertreter desReuterschen Bureaus" erfährt, daß der Papst wieder versuchen werde, zu Weihnachten einen Waffenstillstand zwi­schen den Kriegführenden einzuleiten.

Italienische Hetzer gegen Deutschland.

Berlin, 29. Nov. DemBerl. Tagebl." wird aus Lugano gemeldet: Angesichts dei^ Kammereröffnung setzen die vom Vieroerband geleiteten Meente alle Hebel an, um die Re­gierung und das Parlament einzuschüchtern und um jeden Preis eine Kriegserklärung an Deutschland zu erzwingen. Namentlich in Norditalien halten die sogenanntenFasci" (Politische Pöbelklubs) Versammlung auf Versammlung ab und setzen lärmende Stratzenkundgebungen ins Werk, um die von England ausgegebene Losung: Krieg gegen Deutsch­land! als Willen des italienischen Volkes erscheinen zu las­sen. Sogar in der Seestadt Genua, die doch am allerwenig­sten Grund zur Erweiterung des Krieges hätte, bildete sich ein Komitee, dem Honoratioren wie der frühere Bürger­meister und mehrere Hochschulprofessoren angehören. Das Komitee berief für heute abend eine allgemeine Volksver­sammlung ein, umnamens der Zivilisation, der mensch­lichen Ideale und der italienischen Interessen" die sofortige Kriegserklärung an Deutschland zu fordern. Ein ähnliches Meeting, das am Sonntag in Rom stattfinden sollte, wurde von der Polizei verboten.

Das französische Kabinett und der Jahrgang 1917.

Berlin, 30. Nov. Aus Genf wird demBerliner Tageblatt" berichtet: Die Einberufung eines neuen Landsturmjahrganges der Territorialreserve und die rasche Einstellung des Jahrganges 1917 hoben in französischen Parlamentskreisen größere Mißstim-

m»»g hervorgerufe». WieLa France" mitteilt, fat das französische Kabinett beschlossen, bei der

Diskussion in der Kammer über die Einberufung des Jahrganges 1917 die Vertrauensfrage zu stellen.

Die Besteuerung

der Kriegsgewinne.

DieMrdldeutsche Allg. Zeitg." veröffentlicht den angekündigten Entwurf eines Gesetzes über vor­bereitende Maßnahmen zur Besteuerung der Kriegs­gewinne. Aktiengesellschaften, Kommanditgesellschaf­ten auf Aktien, Berggewerkschaften und andere Bergbautreibende Bereinigungen, letztere sofern sie die Rechte juristischer Personen haben, Gesellschaften mit beschränkter Haftung und eingetragene Genos­senschaften. die im Deutschen Reiche ihren Sitz haben, sind verpflichtet, 50 vom- Hundert des in einem Kriegsgeschüftsjahr erzielten Mehrgewinnes in eine zu bildende Ämderrücklage einzustellen. Ist der Gewinn bereits verteilt, so sind etwaige freiwil­lige Rückstellungen bis zu dem Betrage von 50 vom Hundert des Mehrgewinnes der Sonderrücklage zu­zuführen. Siird freiwillige Rückstellungen nicht ge­macht worden, oder erreichen sie die Höhe nicht, so ist ein Betrag von 50 vom. Hundert des Mehrgewinnes oder der noch fehlende Betrag aus dem Mehrgewinn der nächsten Kriegsgeschäftsjahre jedesmal vorweg' zu entnehmen und der Sonderrücklage zuzuführen. Außerdem ist daneben die Hälfte des restlichen Mehrgewinnes in die Sonderrücklage eir^zustellen. Rücklagen für Vöyftahrtszwecke sind nicht als frei­willige Rückstellungen im Sinne dieser Vorschrift unzusehen. Gewinnhetrage. zu au»sA'Eüb Ke», meinnützigen Zwecken bestimmt worden sind, und dauernde Verwendung zu solchen Zwecken ge­sichert ist, dürfen in diesem Falle von dem Geschäfts­gewinn des ^üm Inkrafttreten dieses Gesetzes an­gelaufenen Kriegs, PÜchäftsjahres abgesetzt werden. Als Kriegsgeschäftsjahr gerltzn dft drei aufeinander­folgenden Geschäftsjahre, deren erstes Noch den Mo­nat Oktober 1914 umfaßt. Als früherer Durch- schnittsgewinn wird mindestens ein Betrag von 8 vom Hundert des eingezahlten Grund- oder Stammkapitals angenommen, zuzüglich des Mehr­betrages, der zur Verteilung einer etwaigen höheren festen Vorzugsdividende für bevorrechtigte Aktien notwendig gewesen wäre. Gesellschaften, die ihren Sitz im Ausland haben, aber einen Geschäftsbetrieb im Inland unterhalten, sind gleichfalls zur Bildung einer Sonderrücklage verpflichtet. Die Pflicht be­schränkt sich auf den Mehrgewinn aus dem inländi­schen Geschäftsbetrieb. Bon der Verpflichtung zur Bildung einer Sonderrücklage befreit sind inländi­sche Gesellschaften, die ausschließlich gemeinnützigen Zwecken dienen. Die Sonderrücklage ist getrennt von den sonstigen Vermögen zu verwalten, und in Schuldverschreibungen des Deutschen Reiches oder eines Bundesstaates anzulegen. Bleibt der Geschäfts­gewinn eines Kriegsgeschäftsjahres hinter dem durchschnittlichen früheren Gefchäftsgewinn zurück, so ist die Gesellschaft berechtigt, aus der Sonderrück­lage den Betrag zu entnehmen, um den etwa die Sonderriicklage die Hälfte des im Gesamtergebnis der abgelaufenen Krieqsgeschäftsjahre erzielten Mehrgewinnes übersteigt.

In der allgemeinen Begründung heißt es: Der bald nach Kriegsausbruch aufg-etauchte GedanEe einer ausgiebigen Besteuerung der Kriegsgewinne ist heute in Deutschland Gemeingut aller Volks- kreise. Zwingende Erwägungen, sozialethischer nnd finanzieller Natur liegen ihm zugrunde. Die Be­steuerung der Kriegsgewinne läßt sich im Reiche anr besten und zweckmäßigsten in Anlehnung an das Vesitzsteuer-(Vermögenszuwachssteuer-)Gesetz vom 3. Juli 1913 durchführen. Auf diese Weise werden nicht nur mit einer sonstigen durch den Krieg geschaffe­nen günstigen Konjunktur zusammenhängenden Ge­winne betroffen, sondern es wird auch darüber hin­aus die Forderung verwirklicht, daß jeder, der in dieser die Vermögensverhältnisse des weitaus größ­ten Teiles des deutschen Volkes beeinträchtigenden Kriegszeit in der Lage ist. sein Vermögen zu ver­mehren. einen ansehnlichen Teil dieses Zuwachses drm Vaterland zu opfern verpflichtet ist. Die in Aussicht genommene Steuer wird den in der Zeit vom 1. Januar 1914 bis 31. Dezember 1916 ent­standenen Bermögenszuwachs erfassen, soweit dieser nicht ans Erbschaften u. dergl. oder aus der bloßen Umwandelung nicht steuerbaren Vermögen in steuerbare Vermögen herrührt. Daneben werden auch die Veränderungen in den Einnahmeverhält- nissen des Steuerpflichtigen während des Krieges in der Weise zu berücksichtigen sein, daß der Teil des abgabepflichtigen Vermögenszuwachses, dem ein be stimmtes Mehreinkommen gegenübersteht, mit einem erhöhten Abgabesatz belegt wird.