(WTB.) Rom. 18. Nov. (Reuter.) Rach Berichten aus verläßlicher Quelle find in den letzten Tagen außer der „Ancona" noch 4 italienische Dampfer durch Unterseeboote versenkt worden. Keine Zeitung hat darüber berichtet.
Vom Kriegsschauplatz in Mesopotamien. !
(WTB.) Frankfurt a. M., 18. Nov. Die „Franks. Zeitg." meldet aus Konstantinopel: Die letzten gut ver-j bürgten Nachrichten vom Kriegsschauplatz in Mesopotamien lauten entschieden hoffnungsvoller. Die Gefahr eines weiteren Vorgehens der englischen Armee gegen Bagdad kann als beseitigt betrachtet wevden. Der eng- § lische Vormarsch südlich Kut (in Luftlinie etwa 170 Kilometer südöstlich Bagdad) ist zum Stillstand gebracht.' Die Lage Bagdads gilt als vollkommen gesichert. Die Agitation der Schiiten-Geistlichen zugunsten des heiligen Krieges entwickelt sich mit einer solchen Kraft, daß in ganz Südperfien, sowie im Schat-el-Arab-Gebiet sich bedeutsame Wendungen zu vollziehen beginnen. Es wurde einwandfrei sestgestellt, daß die Engländer bei mehreren ^ südlich Kut stehenden indischen Bataillonen jeden zehn-, ten Mann hinrichten ließen. Die indischen Soldaten i weigern sich offen, gegen die Erabmoscheen von Sil- mampa und Bagdad, wo mehrere indische Jmame, die als heilig gelten, bestattet liegen, und vor allem gegen' die Türke (?) des von den Indern besonders verehrten § Abde el Kader Gueilani in Bagadad zu marschierend Trotz dieser scharfen Maßnahmen verharren die indi-! schen Bataillone in ihrem Stoizismus.
Die Balkon- und Orienigefahr für die Entente.
Basel 18. Nov. Angesichts der Anwesenheit der hervorragendsten Mitglieder der englischen Regierung in Paris hält es die französische Regierung für klug, das Publikum darauf vorzubereiten, daß die Lage am Balkan sich von Tag zu Tag zuspitze und daß man sich auf schwere Ueberraschungen vor- beveiten müsse. Das weit verbreitete „Journal" hat gestern eine durchaus alarmierende Depesche seines nach Saloniki entsandten Kriegsberichterstatters veröffentlichen dürfen, worin festgestellt wird, daß die Stimmung im ganzen Orient der Entente feindlich ist, daß Griechenland, Rumänien und Albanien sich eher für die Zentralmächte erheben würden, als für den Vierverband, und daß unter diesen Umständen die bisher in Saloniki gelandeten Truppen und deren Kriegsmaterial durchaus ungenügend seien. Frankreich und England würden bester tun. ihre ganze Expedition sofort wieder zurückzuziehen. wenn sie nicht im der Lage seien, schon in den nächsten Stunden soviele Truppen zu landen als für einen großen Feldzug gegen den ganzem Balkan nötig seien. Der Korrespondent des ..Journal" macht wiederholt darauf aufmerksam, daß er aus Rücksicht auf die griechische ebensowohl wie auf die französische Zensur sich mit Andeutungen über die der Entente- Expedition drohenden Gefahren begnügen müffe. Die „Frankfurter Zeitung" giebt zu dieser Andeutung folgendes Kommentar: Im ganzen Orient ist die Gewißheit durchgedrungen, daß Rußland durch die Zentralmächte gründlich geschlagen ist, daß seine Armee für lange Zeit unfähig ist zu einem ernsten Feldzug, daß Rußland also für die nächste Zukunft zur Ohnmacht verurteilt ist. Diese Ueberzsugung führt die Balkanstaaten logischerweise schon aus rein wirtschaftlichen Interessen zu einem Einvernehmen mit den Zentralmächten. Unter diesen Umständen ist die Lage der französisch-englischen Expedition sehr beunruhigend. Sie hat die Vernichtung der serbischen Armee nicht verhindern können und sieht sich jetzt zu einer Diversion gegen Bulgarien gezwungen. Ein Feldzug gegen Bulgarien ist aber unmöglich- wenn die griechische Armee schußbereit hinter der französisch-englischen Armee steht. Es ist also leicht zu erraten, worüber die leitenden Männer der Entente in Paris beratschlagen. Sie mästen entweder ihre ganze Expedition zuriickziehen, oder aber Griechenland zwingen, seine Armee zu demobilisieren, damit die französisch-englischen Trirppen unbehindert den ganzen Norden Griechenlands zrvischen dem Meere und der bulgarischen Grenze besetzen können. Nach den Ankündigungen der Zeitungen muh man also damit rechnen, daß der in Athen zu vollziehende energische Schritt der Entente aus einem Ultimatum besteht, das die griechische Regierung zwingen soll, ihre Armee zu entlassen und ihr Land der Willkür und dem Kriegsglück der englisch-französischen Truppen ausznliefern. Wie selbst der frazosenfveundliche Pariser Korrespondent der „Neuen Zürcher Zeitung" versichert, erwartet man in Paris nicht mehr, daß Griechenland sich unterwerfen wird. Man giebt zu, daß das Eintreffen des französischen Ministers De- nys Cochin kaum mehr etwas nützen wird. Aber man hat trotz akledem nicht den Mut. zuvückzuweichsn angesichts des siegreichen Vordringens der Zentral
mächte und der Gewißheit, den Orient auf Jahrzehnte hinaus dem Einfluß der Zentvalmächte überliefert zu sehen. Der „Temps" bespricht deshelb in seinem gestrigen Leitartikel mit großer Beklemmung die Gerüchte von einem angeblich bevorstehenden Besuche des deutschen Kaisers in Konstantinopel für den angeblich in der Hauptstadt der Türkei eifrige Vorbereitungen getroffen werden.
Die BalLanlage.
Die Haltung der Entente gegenüber Griechenland.
(WTB.) Marseille, 18. Nov. Aus höheren Befehl nimmt der Hafen von Marseille keine Güter- versrachtungen für Griechenland mehr an. — England hält die griechischen Dampfer zurück, Frankreich läßt keine Gäter mehr nach Griechenland, da sind für die Entente nicht mehr viel Mittel gegeben, die Haltung Griechenlands zu beeinflussen, mit Ausnahme der Kanonen, und auf diese Sprache wird Griechenland schon zu reagieren wissen.
Lugano, 18. Nov. Der „Lorriere d'Jtalia" meldet, laut „Bost. Zeitung", aus Athen: Von den Vierverbandsmächten wurde gestern ein gemeinsamer Schritt bei der griechischen Regierung unternommen. Man versichert, daß Italien sich ihm ange- schlossen habe, nachdem der italienische Gesandte die nötigen Weisungen von Rom erhalten hat. Der unternommene Schritt soll in der energischsten Form gehalten sein.
Köln, 18. Nov. Laut der „Köln. Zeitung" hat die Balkanlage gestern abermals einen italienischen Ministerrat nötig gemacht, in dem Sonnino über den neuen Schritt des Bierverbandes in Athen berichtete. Die Zeitung „Secolo" will wissen, daß hinsichtlich der Beteiligung Italiens am Balkanunter- nchmen eine Entscheidung getroffen wurde.
Griechenland. — Belgien.
(WTB.) Luzern, 19. Nov. Heber den zunehmenden ernsten Druck auf Griechenland schreibt das Luzerner „Vaterland" u. a.: Nachdem erst in dem neutralen Land Truppen „zum Schutz Serbiens" ausgeschifft worden sind, geht man jetzt nun so weit, von Griechenland auch Garantien für die Sicherheit dieser Truppen zu ver, langen. Man scheint diesen Schritt für völlig selbstverständlich zu halten, was seitens jener, die sich ein Jahr lang über Deutschlands Terrorismus gegenüber Belgien so sehr entrüstet haben, doch mehr als auffällig ist. I« Belgien fand man einen bewaffneten Widerstand durchaus natürlich. Hier verlangt man außer einem Durchmarsch auch noch Sicherheitsgtrantien von Griechenland. Von einer zu verabfolgenden Entschädigung, wie sie deutscherseits Belgien versprochen und Luxemburg tatsächlich geleistet worden ist, ist nirgends die Rede. Solche groben Widersprüche müssen doch überall Aufsehen erregen.
Die Kriegshetzer in Rumänien.
(WTB.) Bukarest, 18. Nov. Zwischen Filipese« und seinem Sohne einerseits und dem Regierungsblatt „Vittorul" andererseits war es wegen Unregelmäßigkeiten. die beide Filipescu dem Kriegsministerium zum Vorwurf machten, zu einem Zeitungsstreit gekommen. Das Kriegsministerium hatte mit der Eröffnung von Schriftstücken erwidert, die geeignet waren, den Sohn des Filipesc bloßzustellen. Gestern griff der jung« Filipescu den Chefredakteur des „Vittorul", Verlesen, auf offener Straße an. Es kam zu einer Schlägerei. Das Publikum mußte die Gegner trennen. Der alte Filipescu veröffentlicht in einem Blatte den Brief, den er an Vratianu in der Angelegenheit seines Sohnes geschrieben hat, in dem er mitteilt, daß er in der Kammer eine Interpellation einbringen werde.
Die Neutralen.
Berteidigungsmaßnahmen Hollands.
(WTB.) Haag. 18. Nov. Ueber den größten Teil der westfriefischen Inseln und de» dahinterliegenden Küstengebiets ist von heut eab der Belagerungszustand verhängt worden.
Die Schweiz und die Ententepolitik.
(WTB.) Berlin, 18. Nov. Aus der Schweiz wird berichtet, daß die Entente den schweizerischen Spinnereien die Zufuhr von Baumwolle sperrt mit der Begründung, die Baumwolle gehe nach Deutschland weiter, wo sie zur Sprengstoffherstellung benützt werbe. Frankreich habe die feste Ueberzeugung, daß, wenn die schweizerischen Zufuhren wegfielen, Deutschland in aller Kürze wogen Mangels an Baumwolle zur Sprengstoffabrikation den Krieg werde einstellen müssen. Demgegenüber ist festzustellen, daß wir allein an jetzt in Deutschland vorhandener Baum
wolle für den Zweck auf Jahre hinaus genug haben, daß wir ferner über den neuen Donauweg Baumwolle aus der Türkei erhalten werden, und daß selbst, wenn kein Kilogramm Baumwolle mehr in Deutschland wäre, wir noch immer für unabsehbare Zeit genug hätten. Der Gedanke, wir müßten wegen Mangels an Baumwolle zur Spvengstofffabrikation den Krieg einstellen, ist so absurd, daß er als ein bewußt unrichtiger Vorwand aufgefaßt werden kann, die Schweiz dazu zu zwingen, ihre Grenze überhaupt gegen uns zu sperren.
(WTV.)Bern, 18. Nov. Die „Societö Suisse de Sur- veillance Economique", (d. h. Wirtschaftliche Ueber- wachungsgesellschaft für die Schweiz! Sonderlich delikat ist dieser Ausdruck von der Entente gerade nicht gewählt.) eröffnete heute ihre Tätigkeit. Ihre Happtaufgabe ist die Förderung (?) der Einfuhr aus den Ländern der Entente und über diese Länder nach der Schweiz für ihren eigenen Bedarf. Sie übt die Kontrolle aus über die Versendung der einzuführenden Waren für den schweizerischen Verbrauch für die Industrie und für das Gewerbe und über deren Ausfuhr im Rahmen der dafür festgesetzten Bedingungen.
Spanisches Kriegsmaterial für den Bierverband.
Köln 18. illov. Eine Madrider Korrespondenz der „Kölnischen Zeitung" zufolge wird im „Lorriere Lspanol" aus Barcelona mitgeteilt, daß dort seit einiger Zeit eine Anzahl Fabriken zur Herstellung von Kriegsbedarf für den Vierverband eingerichtet worden fei. Die neuen Industrieen seien unter Sicherstellung durch die Käufer, gegen jede Art von Verlust, wie die frühzeitige Beendigung des Krieges oder Schließung der Fabriken durch die spanische Regierung, gegründet worden. Auch außerhalb Kataloniens würde Kriegsbedarf fabriziert. In Mon- dragon bestehe eine Fabrik, die bereits Millionen von Geschossen und 500 00V Handgranaten erzeugt habe.
Amerika und Japan.
Newyork, 18. Nov. In Kalifornien und an der sonstigen Stillen-Meer-Küste wird die japanische Frage wieder mit Leidenschaft erörtert. Es erhebt sich heftiger Widerspruch dagegen, daß die Bundesregierung den Japanern in der Frage der Einwanderung und des Landerroerbes Zugeständnisse machen will. An der Spitze der Bewegung stehen die Senatoren Phelom und Lhamberlains. Sie erklären, die Pacific-Küste sei unerschütterlich gegen jedes Nachgeben.
Vermischte Nachrichten.
Deutsch-russische Rote Kreuz-Konferenz.
(WTB.) Stockholm. 18. Nov. Die Eröffnung der Roten Kreuzkonferenz in Stockholm ist wegen verspäteter Abreise der beiden russischen Vertreter, des Senators Arbuzow und des Herrn Markazow, auf den 21. oder 22. November verschoben worden. Prinz Karl wird als Präsient des Schwedischen Roten Kreuz-Vereins die Verhandlungen eröffnen und der frühere Minister des Aeußern von Lagerheim sie leiten.
Munitionszufuhr für unsere Verbündeten.
Mailand, 17. Nov. Der „Lorriere della Sera" meldet, daß in bulgarischen Donauhäfen mehr als 1VV0 Eisenüahmvaggons mit Munition eingetroffen sind. We für Bulgarien bestimmte Munition wird in Loinpalanka, die für die Türkei bestimmte in Widdin verladen.
Erstickende Gase beim französischen Heer.
(WTB.) Paris, 18. Nov. Der Heeresausschuß des Senats nahm unter dem Vorsitze Clemenceaus einstimmig eine Tagesordnung an die entschieden dafür eintritt, daß die französischen Truvpen ohne Einschränkung erstickende Gase anwenden.
Die »Heldin von Loos".
London, 18. Nov. (WTB. Nichtamtl.) Die „Daily Mail" veröffentlicht das Bild eines 17jährigen französischen Mädchens, der Heldin von Loos, die bei Loos fünf Deutsche getötet hat. (Kommentar überflüssig.)
Rückgang der englischen Kohlenausfuhr.
(WTB.) London. 18. Nov. Das Einigungsamt des Kohlenreviers Südwa-les beschloß eine fünfpro- zentige Herabsetzung der Arbeitslöhne. Der Rückgang des Außenhandels verursachte, daß anfangs der Woche ein Dutzend Gruben stillstanden und 1V VVV Arbeiter feierten. Arbeiter und Arbeitgeber verurteilten gleichmäßig die Beschränkung der Kohlenausfuhr durch die Regierung. Amerikanische Kohle erobere die britischen Absatzmärkte.