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Schwarzwälder Tageszeitung
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Einer stand gegen ein Bataillon
Bom Heldenkampf eines schwäbischen Obergefreitev
10V. Panzerabschutz Hauptmann Rudels ! DNB Berlin, 31. Okt. Hauptmann Rudel, Gruppcnkomman- ideur in einem Sturzkampfgeschwader und Träger des Eichenlaubes, meldete am 30. Oktober seinen 100. Panzerabschutz.
Hauptmann Rudel ist nicht nur auf dem Gebiete des Panzer- abschusses der erfolgreichste deutsche Stukaflieger, sondern steht auch mit der Zahl seiner Feindflüge an der Spitze aller deutschen Flieger. Er konnte vor kaum zwei Wochen seinen 1800. Feindflug melden und vor wenigen Tagen neun Panzerabschüsse an einem Tag.
Japanische Erfolge bei der Insel Mono
DRV Tokio. 1. Nov. Die Ergebnisse, die von den japanischen Marineflugzeugen Lei den Angriffen gegen die feindlichen Truppen erzielt wurden, die auf der Insel Mono, südlich von Bou- gainville, gelandet waren, sind noch glänzender, als sie zuerst, vom japanischen Hauptquartier gemeldet wurden. Vis jetzt! wurde sestgestellt, daß bei den Angriffen auf die Insel Mono! die japanischen Marineflugzeugeinheiten zwei feindlich^ Kreuzer der B-Klasse sofort versenkten und einen Kreu-' zer der A-Klasse leicht beschädigten. Sofort verseilt wurde fer-! ner ein großes Transportschiff und ein kleines 2' rnsportschiffl Außerdem wurde ein weiterer kleiner Transx ndampfer ins Brand groorfen. Einer der beiden Kreuzer der B-Klasse, die» sofort versenkt wurden, wurde später beobachtet, wie er Kiel' oben im Wasser trieb.
Aufbau der national-chinesischen Armee
Nanking, 1. Nov. (Oad.) Die militärische Zentralakademie und die Ausbildungskurse für höhere Offiziere sind die Grundlage für den Aufbau der chinesischen Armee unter der Nationalregierung. Die Heranbildung erfolgt in der militärischen Zentralakademie.
Die Armee der Nationalregierung umfaßt 6000 bis 7000 Offiziere, von denen 2600 bereits ihre Kurse absolviert haben. Die chinesische Armee in Ausbildung folgt dem japanischen Vorbild und der Technik mit Unterstützung von japanischen Beratern. Am 1. November wurden in einer feierlichen Zeremonie weitere 40 höhere Offiziere und 300 Leutnants nach Vollendung ihrer Kurse zur Armee entlassen.
Shigemitsu über Großostasien
DNB Tokio, 1. Nov. (Oad.) „Mit dem Abschluß des japa- nisch-chinesischen Paktes ist der Rahmen für den Bau Grogsostasiens vollendet", erklärte Japans Außenminister Shigemits»! i,,Die Unterzeichnung dieses Vertrages bringt uns der Verwirk Eichung unseres Kriegszieles, die ostasiatischen Länder gegen alle Aggression zu verteidigen, einen weiteren Schritt näher"? lkhigemitsu betonte, daß Japan keinerlei territoriale Ambitionen verfolge. Während sich auf politischem Gebiet Raum genug für eine scharfe Abgrenzung verschiedener Sphären biete,! sei die Welt, wirtschaftlich gesehen, verhältnismäßig eng ge* sworden. Aus diesem Grunde müßten alle Erdteile durch erst «Lichtes Netz wirtschaftlicher Beziehungen miteinander verbunden werden. Auch dieses Netz wirtschaftlicher Beziehungen miteinander verbunden werden. Auch dieses Prinzip des gegenseitigen Gebens und Empfangens trifft auf den Widerstand »der Anglo-Amerikaner, die versuchen, die Rohstoffquellen und den Handel der Welt zu monopolisieren und durch einen Sieg 'über Japan ganz Ostasten auf den Status einer Kolonie herab- rudrücken. Um diese Ambitionen zunichte zu machen, setze Japay Heine gesamte Volkskraft ein. Sein erstes Kriegsziel fei damitzs Ostasten vor dem Angriff der Anglo-Amerikaner zu schützen und damit das Leben der ostasiatischen Völker zu sichern.
Roofevelt droht mit
DNB Stockholm, 1. Nov. Wie in einer United Preß-Meldung Hervorgehoben wird, ist der erwartete Großstreik der nordameri? Tonischen Kohlengrubenarbeiter nun eine Tatsache geworden« Mund 830 000 Arbeiter hätten die Arbeit niedergelegk. Ach Wonntag beschlossen John Lewis und die übrigen Leiter des, Wewerkschaftsverbandes, daß man an der Lohnforderung fest- Halten müsse und nicht der Aufforderung der Regierung folget» «solle, die Arbeit in den bereits vom Streik ergriffenen Gruben ^wieder aufzunehmen. Im Gegenteil, es wurde beschlossen, best Streik weiter auszudehnen.
Man erwartet, daß Roosevelt drastische Maßnahmen ergreifen wird, um den Streik niederzuschlagen. Es wird als höchstwahrscheinlich angesehen, daß er den Befehl geben wird, die Gruben militärisch zu besetzen.
Als Haupt der plutokratischen anglo-amerikanischen Ausbeuter Meint. Roosevelt gewillt zu sein, mit rücksichtsloser Eummi-
(PK.) Der, von dem hier die Rede ist, blieb inzwischen vor dem Feind und ruht irgendwo in diesem weiten Land. In seinem Regiment galt Eugen Schick aus Wüstenrot, Kreis Heilbronn, als einer der Tapfersten; er war ein stiller, bescheidener Mensch, nicht sehr gesprächig, aber immer bei der Hand, wenn es zuzufassen galt. An seiner Ruhe und lleberlegtheit richtet« sich in kritischen Stunden — und deren waren nicht wenige die ganze Gruppe auf, die Jungens suchten und fanden Hali im geklärten Wesen ihres Gruppenführers und ließen sich mit« reißen von seinem Schwung, wenn es darauf ankam, einen tollkühnen Handstreich durchzuführen.
Immer wieder trieb ihn sein heißes Herz zu Besonderem, sei« kämpferisches Sinn stand danach, und nie konnte er abssitii stehen, wenn im Kompaniebereich irgend ein „gefährlich Dinj. gedreht wurde". Er war Soldat aus ganzer Seele, ein echter Schwabe, der wie ein Felsblock dastand, wo er auszuhalten gedachte. Dreimal war der Obergefreite schon verwundet gewesen, als er in den schweren,'vergangenen Sommertagen durch ein« wahrhaft glänzende Tat erneut von sich reden machte. Die Kompanie konnte nachher das Wunder kaum fassen, so unwahrscheinlich schien alles.
In einer Nacht waren die Bolschewisten mit weitaus überlegenen Kräften beim Nachbarbataillon eingebrochen. Sie kamen so in Rücken und Flanke der links liegenden Kompanie des 2. Bataillons, dem Schick angehörte, und überwältigten die schwachen deutschen Gruppen. Die Gruppe Schick wiederum war .ebenfalls am linken Flügel eingesetzt. An sie mutzte der Gegner beim Aufrollen der Stellung zunächst geraten.
Schick, längst aufmerksam geworden durch den Schlachtenlärm, die Schießerei und das Geschrei, entdeckte im Morgengrauen in jseiner Flanke acht sowjetische Panzer, die von einem Bataillon Infanterie begleitet, im Vorgehen begriffen waren. Noch war der ,Obergefreite mit seinen wenigen Männern nicht gesehen worden. Kurze Befehle ... die Grenadiere faßten das MG., die Munitionskästen . . . rannten nach links zu einer vorher vorsorglich ausgebauten Stellung. Durch gutgezieltes MG.-Feuer brachte Schick den angreifenden Feind zunächst mal zum Stehen. Erbost über das unerwartete Hindernis überschütteten die Bolschewisten die wenigen Verteidiger mit einem heftigen Feuer aus Panzerkanonen, Maschinengewehren und Karabinern. Dabei wurden die beiden Gewehrschüßen der Gruppe verwundet. Schick war mit seinem ME.-Schützen allein — — gegen eine Panzermeute und mehrere hundert Mann. Schon griff der Bolschewist erneut an. 200 Mann stürmten brüllend auf das Maschinengewehrnest los, während die Panzer Feuerunterstützung gewährten. Schick schob den ME.-Schützen beiseite, legte sich selbst hinter das Gewehr und wies diesen ersten Angriff in erbittertem' Kampf ab. Einige der Angreifer waren wenige Schritte vor dem MG. erst umgskippt, verschiedentlich von den eigenen Handgranaten zerrissen, die zu werfen sie sich gerade noch anschickten.
Die Lage war verzweifelt. Wohl hatte die Kompanie die Gefahr, die ihr und der Gruppe Schick von links drohten, erkannt, da sie aber an ihrer rechten Flanke gleichfalls durch schwere Kämpfe gebunden war, war im Augenblick nicht daran zu denken, selbst unter rücksichtsloser Entblößung der frontalen Stellung nicht, dem Obergefreiten Schick Verstärkung zu schicken. Zwei Stunden mochten darüber mindestens hingehen. Zu allem Un-
dem Gummiknüppel
knüppcltaktik gegen die USA.-Bergleute vorzugehen und so der verlogenen „Freiheits"-Phrase eine weitere schöne Illustrierung zu geben, was sich neben Indien, Nordfrankreich usw. ganz besonders gut macht. Während des Streiks wird eine strenge Rationierung des elektrischen Stromes in den ganzen Vereinigten Staaten erwartet.
Stalin erteilte Weisungen für Nordafrika
DNB Genf, 1. Nov. „Stalin ist es, der die Weisungen für dis Säuberung in Nordafrika erteilt", stellt „L'Echo de Tanger" fest. Es ist Moskau, welches die politische Grundlinie de Gaulles bestimmt. Die Interviews des Kommunistenführers Marty, der gerade aus der Sowjethauptstadt zurückgekehrt ist, machen das klar. Hoffentlich verstehen die Franzosen in Frankreich das, solange es noch Zeft ist, wie es jetzr ihre Brüder in unseren afrikanischen Besitzungen zu spät verstehen.
giUlk konnte sich reiner von ihnen'aufrecht stehend sehen lassen, alle Bewegungen mußten kriechend ausgeführt werden. Es kam darauf an, daß Schick mit seinem Maschinengewehr den Feind unter allen Umständen solange aufhielt, bis die Flankenstellung verstärkt werden konnte. Die Aufgabe schien unlösbar; wenn sie aber jemand bewältigte, dann der Schick, das wußte man. Und der Obergefreite ahnte, daß mit seinem Ausharren, seinem Widerstand das Schicksal der ganzen Kompanie verknüpft war. Da gab es überhaupt keine Bedenken und keine lleberlegungsn mehr für ihn . . .
Innerhalb zwei Stunden rannten die Bolschewisten, wütend über das winzige, einzelne Hindernis, das ihnen noch im Wege stand, viermal gegen Schicks Stellung an. Erbitterung und Verzweiflung im Herzen, rasend vor Zorn und doch im entscheidenden Augenblick kühl bis ins Mark, lauerte Schick hinter seinem treuen Maschinengewehr, umzrscht von tausenden von Geschossen und Splittern, eingehüllt in Dreck und Staub, die ihn immer wieder blendeten. Es war ein Wunder, daß ihnen beiden nichts geschah . . . daß keine dieser unzähligen Kugeln traf. Es war mehr als ein Wunder. Viermal lief das bolschewistische Bataillon Sturm und jedesmal schmolz der stürmende Haufen mehr zusammen. So ein Maschinengewehr ist unersättlich. Immer, wenn sich die Panzer in Bewegung setzten, legte Schick mit wohlgezielten ME.-Serien dis begleitende Infanterie restlos um . . . ritz hastig den Verschluß auf . . . neuen Gurt rein... und lauerte . . . lauerte. Ohne Infanterie aber trauten sich die Panzer nichts zu; sie kehrten jedesmal um, sobald sie sich allein wußten. Viermal lief der Haufen gegen den Eckpfeiler der verzweifelt kämpfenden Kompanie an. Zwei Stunden lang knallte alles, was Schick gegenüber lag, mit Panzerkanonen, mit Maschinengewehren und Karabinern auf das winzige, allen sichtbare Hindernis. Und viermal raste der erbitterte Schwabe mit seinem ME. in den Reihen der Feinde, fällte sie zu Dutzenden, die ihm und seinen Kameraden ans <eder wollten . . . und hielt . . . und hielt die Stellung, bis nach zweieinhalb Stunden noch einige eigene Maschinengewehrtrupps auftauchten und die Flanke verstärkten.
Sprechen konnte der Obergefreite auch jetzt nicht viel. Zunächst war er mal „fertig". Sie sahen sich nur ungläubig an . . sie waren nicht tot, nicht mal verwundet . . . wie hat sich das zugetragen? Allein rund um den ME.-Stand, in nächster Entfernung, zählen sie 38 tote Bolschewisten. Der Himmel mag wissen, wieviele noch im Kornfeld erwischt wurden. Dutzende von Verwundeten konnte man zurückkriechen sehen. Der Gegner halt» eine furchtbare Schlappe erlitten. Ein einziger todesmutiger Soldat hatte wieder einmal das Schicksal so vieler Kameraden in seinen starken Händen gehalten. Ein einziger hatte es gemeistert. Kein einziges Geschütz, kein Granatwerfer hatte den Obergefreiten in seinem schweren Kampf auf Leben und Tod beistehen können. Er stand allein gegen ein Bataillon und eine Handvoll Panzer, und bewies seinen unvergleichlichen Mut und' seine Treue aufs neue. Was der Tod damals verschmähte, hat er sich nun doch genommen: Eugen Schick blieb da, wo schon so viele der Vesten geblieben sind. Sein Name aber wird immer mit vnksibrbirr-m Lorbeer geschmückt sein.
Kriegsberichter Hermann Löhlein.
Die italienische Negierung hat beschlossen, die Besitzungen des Exkönigs Viktor Emanuel wegen seines Hochverrats ohne Entschädigung zu enteignen.
Graf Sforza, der von englischer Seite stark in den Vordergrund geschoben wird, sich aber immer deutlicher als gefügiges Instrument bolschewistischer Bestrebungen im Mittelmeerraum erweist» hat einem Reutervertreter erklärt, er wäre mit jedem beliebigen Posten in Vadoglios „Regierung" zufrieden. Sforza bezeichnet« den Meister des Wortbruches, Badoglio, als „brauchbarsten Füh^ rer", um Italien „durch Wahrheit, Klarheit und Treue" zu regieren. >
Weihe eines Ehrenmals in Bukarest. In Gegenwart König! Michaels und der Königinmutter Helene sowie unter Teilnahme! des Vizeministerpräsidenten Professor Mihai Antonescu, des! deutschen Gesandten Freiherrn von Killinger, des deütschen Generals beim Oberkommando der rumänischen Wehrmacht General der Kavallerie Hansen und des rumänischen Landesverteidigungsministers General Pantast vollzog sich Sonntag di»! Weihe eines Ehrenmals für die Gefallenen des rumänischen! Rosiori-Regiments Nr. 4. )
Auf dem Kärntner Zollfeld.
Von Michelangelo Freiherr von Zors.
Zu den Stätten, deren Namen man in den Handbüchern der Geschichte vergeblich suchen wird, die aber die Entwicklung der Menschheit auf eine noch yeuie erkennbare Weise widerspiegeln, gehört bas Kärntner Zollfeld, ungefähr in der Mitte des Landes nördlich von Klagensuri gelegen. Es ist nicht sonderlich groß. Es mag etwa 20 Kilometer Länge und drei Kiloineter Brette haben. Seine Landschaft ist lieblich, ernst, ohne besondere Schaustücke der Natur, der Boden aber karg. Wer es aut der Reichsstraße von St. Veit a. G. nach Klagen- surt flüchtig durchniitzt, wird nichts Auffallendes bemerken, vielleicht als Pfeiler der Landschaft den Magdalensberg im Osten, den Ulrichsberg im Westen, die Schwursinger der Türme des Domes von Maria-Saal. Und doch bedeutet hier fast jeder Quadratmeter Boden Geschichte!
An die graue Vorzeit erinnert der sogenannte Maria- Saaler-Berg, eine Kuppe südlich von Maria-Saal, wo eine vorgeschichtliche Fliehburg ausgegraben wurde. Ten vorgeschichtlichen Einwohnern folgten die Kelten, die auch zur Zeit der Römerherrschaft, wenigstens zum Teil, dem Glauben ihrer Väter treu blieben. Sie haben mancherlei Spuren hinterlassen: in den Namen, die sie auf den Grabplatten verzeichnten.
Zwischen Maria-Saal und Töltschach erstreckte sich am Osthange des Zollfeldes die römische Stadt Virunum. Ihr Theater faßte 2000 Personen. Ihr Villenviertel erklomm Len Magdalensberg. Zwei ganz hervorragende griechische Plastiken haben sich hier gefunden: der berühmte Ephebe von Virunum und eine verwundete Amazone. Aber auch eine antike Reliefdarstelluug des guten Hirten wurde ausgegraben, ferner — auf dem sogeuannien Grazer Kogel — eine frühchristliche Kirche; schließlich — auf dem Gipfel des Ulrichsberges — ein Heiligtum der Isis Noreja und ein Almdors des Altertums.
Tann sah man sich genötigt, das wieder dem Heidentum verfallene Land neuerlich dem Christentum zu gewinnen In diese vorkarolingische Zeit dürfte der Herzogstuhl gehören, während der mit Karnburg geschichtlich eng verbundene Fürstenstein ein römisches Werkstück ist, das einst im Beringe der Pfalz stand, Mittelpunkt der schon im Sachsenspiegel überlieferten merkwürdigen Gebräuche, die sich an die Einsetzung
des Herzogs knüpften. Doch nahm der neue Herrscher erst nach den entscheidenden Zeremonien in Karnburg auf dem Herzogsstuhle Platz, um die Lehen zu vergeben und Recht zu sprechen. . ,
Karnburg selbst war Pfalz. Hier hat der tatkräftige Kaiser Arnulf von Kärnten das Weihnachtsfest des Jahres 888 gefeiert und dort geurkundet. Man hört auch von de: Stadt der Ckarantaner, die am Fuße des Ulrichsberges in dm Nähe von Karnburg gelegen haben muß. Während sie uocl nicht gesunden wurde, kennt man die Lage der Pfalz, deren Freilegung 1939 begonnen hat. Die Ortskirche stammt aus karolingischer Zeit und ist möglicherweise einst die Pfalzkapelle gewesen.
Das Mittelalter schuf am Nordrande des Zollfeldes als Residenz der Herzöge die Stadt St. Veit. Die Stelle war aber nach Ausweis eines dort gefundenen Flechtwerksteines schon früher besiedelt. In St. Veit weilte auch Walther von der Vogelweide. Hier schrieb Heinrick von dem Türlin feine Epen. Hier tiostierte der Minnesänger Ulrich von Liechtenstein ans feiner ritterlichen Fahrt. Hier entstand eine prächtige romanische Kirche, die ein lebendes Geschichtsdenkmal ist, das durch das Ortsbild im allgemeinen, durch den Hauptplatz im besonderen ergänzt wird, da auf ihm eine der schönsten Barockfassaden der Ostmark steht, die mit farbigen Stukkos übccsponnen ist. In den Schmuck einbezogen ist eine Bronze- tafel des 15. Jahrhunderts, mit der dem deutschen Rechte entstammenden Inschrift: „Eines Mannes Red ist keine Red, man soll sie hören bed." St. Veit hat zwar seine Tore verloren, doch stehen noch die alten Wehrmauern, ist der, heute meist als Garten dienende, Graben in großen Teilen vorhanden. Es gibt Römersteine (die Brunnenschale am Hauptplatze ist römische Arbeit), gotische Häuser, prächtige Höfe.
Auch die Gotik Hai auf dem Zollfelde Werke hinterlassen. Die Kirchenburg in Maria-Saal, außen mit Römersteineu inkrustiert, ist mit ihren Spitzbogen, Schreinaltären, Fresken, Stückarbeiten, Grabplatten, unzähligen Einzelheiten ein lebendes Museum. Tie Befestigungsanlagen versetzten den aufmerksamen Beobachter in jene Zeiten, da das Abendland vor dem Anstrume der Osmanen zitterte. Krain, Kärnten und die Steiermark hatten dem ersten Anprall standzuhalten. Der in den Fels gehauene Graben ist völlig vorhanden: ebensogut erhalten sind die Türme, von denen aus die Front der Wehrmauern bestrichen werden konnte. Ein Stück von
über zwanzig Bieter Länge bei acht Meter Höhe steht noch unversehrt mit Schießscharten und den Löchern, in denen die Balken des hölzernen Wehrganges steckten.
Klagenfurt wurde im 16. Jahrhundert von den Ständen als Festung gegen die Osmanen ausgebaut. Zinnen, Türme, Waffenplätze, Mannslöcher, Pechnasen, Zug- und Kippbrücken. Fallgatter, Gußöffnungen, Flankierungsanlagen — alles, was den Weg zur Höhe erschweren kann, findet sich hier vereint.
Das Barock hat seine Spuren hinterlassen wie das Biedermeier. Manches steht noch nicht fest. So die Lage der keltischen Siedlung Noreja, bekannt durch den Sieg der Zimbern und Teutonen über das römische Heer. Man darf sie irgendwo am Zollfelde vermuten, sie kann aber auch in Steiermark gewesen sein. Von dem Augenblicke aber, in dem wir geschichtlich festen Boden haben, ist die Reihe ununterbrochen. Und kräftig wre vor Jahrtausenden ist der Pulsschlag, der aus dem Herzen Kärntens kommt.
Friedrich -rächt einen Scherz
Als der nicht wenig eitle Voltaire im Jahre 1752 in Potsdam weilte, spielte ihm der König einmal einen gutinszenier» ten Possen. Voltaire trug eines Tages — wie kurz vorher von ihm «ngekünidigt — im Zimmer des Königs ein neu gefertigtes Gedicht vor. Als er geendigt, sagte Friedrich mit gemachter Kühle, er müsse zu seinem Erstaunen bemerken, daß jener sich neuerdings mit fremden Federn schmücke. Voltaire protestierte und versicherte, das Poem sei soeben erst von ihm selbst gedichtet worden. „Ich werde den Beweis erbringen, daß es von einem andern verfertigt worden ist", sagte Friedrich. Darauf ließ er einen etwas fremdländisch aussehenden Herrn hevbeirufen und dieser rezitierte nun. nach Aufforderung des Königs, das vor wenigen Minuten erkluügene sehr lange Gedicht auswendig Wort für Wort. Voltaire geriet fast außer sich. Endlich erklärte der König lachend den Zusammenhang: Der Fremde war ein damals in Europa herumreisender Ee- dächtniskünstler, der gerade zu Besuch am Potsdamer Hof aw> gekommen war. Er hatte während des Vortrags Voltaires hin» ter einem großen Wandschirm gestanden. Die Wiederholung de» Gedichtes war übrigens keine besondere Leistung ftir ihn, den» er vermochte z. V. gaeze Predigten, denen er zugehört hatt«, wörtlich wieherherzuisagen.