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Nr. 265. Amts- und Anzeigeblatt für den Oberamtsbezirk Calw. 90. Jahrgang.

Srschelnungrwetse: 6 mal wöchentlich. Nnzeigenprel«: Im Oberamt«- »ezirk Lalw für die einspaltige Borgiszeil» 10 Pfg., außerhalb desselben 12Psg-, Neklamen 25 Pfg. Schluß für Jnseratannahme 10 Uhr vormittag«. Telefon g.

Freitag, den 12. November 191S.

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Landungsabsichten der Alliierten in Albanien.

Zur Lage.

Im englischen Unterhaus wurde die Regierung gefragt, ob es richtig sei, datz man die Worte Ereys von der unbedingten Unterstützung Serbiens durch England nicht hätte militärisch auffassen dürfen, und ob die Zusage nur unter der Bedingung gemacht wor­den sei, datz Griechenland seine Vertragspslichten er­fülle. Krey erklärte daraufhin, datz er Ende September der serbischen Regierung Mitteilung gemacht habe, datz die Landung der englischen Truppen in Saloniki und ihre weiteren Bewegungen von der Zustimmung der griechischen Regierung abhängen. Es sei der serbischen Regierung mitgeteilt worden, datz die Alliierten Grie­chenland Truppenunterstützung angeboten haben, um ihm zu helfen, seine Vertragspflichten einzuhalten. Die englische Regierung habe aber für den Fall, datz Griechenland Serbien nicht zu Hilfe komme, kei­nerlei Verpflichtungen übernommen, obwohl die Alli­ierten sich alle Mühe gegeben hätten, Serbien alle mögliche Hilfe zu leisten. Aber, so sagte Erey wörtlich: Meine Wovte, datz wir Serbien unbeschränkte und unbedingte Hilfe versprochen haben, hatten nur po­litische Bedeutung, nämlich, datz die Bulgarien früher gemachten Versprechungen hinfällig werden. Die Worte hatten keine militärische Bedeutung." Und es hätte auch, so fuhr dieser ehrenwerte Meister der Ver­drehungskunst pathetisch fort, doch wahrlich niemand verlangen können, datz die Regierung alle britischen Armeen nach dem Balkan senden würde, ohne Rück­sicht auf die Bedürfnisse in Frankreich und Flandern. Diese Krey'sche Erklärung mutz als weiteres historisch wertvolles Belegmaterial dafür in Anspruch genom­men werden, wie England seine Rolle als Beschützer der kleinen Nationen auffatzt, die cs als Werkzeug für seine Zwecke bis zum äußersten ausnützt, um sie dann, wenn sie dem perfiden Albion keine Dienste mehr zu leisten vermögen, oder ihre Hilfsbedürftigkeit ihm unbequem wird, einfach ihrem Schicksal zu überlassen. Serbien war als Hindernis gegen die Zentralmächte auf dem Weg nach dem Orient nicht mehr zu verwen­den, moralische Erwägungen werden im englischen auswärtigen Dienst nur angestellt, wenn sie Vorteile versprechen, was sollte man sich also weiter in Unkosten stürzen, da England doch mit der Verteidigung seines eigenen Besitzes vollauf beschäftigt ist. Die englischen Versprechungen hatten doch nur den einzigen Zweck, die Serben zum letzten verzweifelten Widerstand zu ermu­tig , denn dadurch wurden starke Kräfte des Feindes gebunden. Wir erleben also zum zweiten Mal das traurige Spiel der englischen Regierung, deren Weg ohne Zaudern über die Leichen durch englische Schuld vernichteter kleiner Nationen geht. Angesichts des tra­gischen Schicksals Serbiens mutz das Verhalten Grie­chenlands und Rumäniens nur als der Ausfluß ihres Selbsterhaltungstriebes angesehen werden, wenn sie sich nicht dazu verstehen wollen, die unausbleibliche Niederlage des Vierverbandes auf dem Balkan noch etwas aufzuhalten.

Wahrscheinlich, um diesen Staaten die militärische Schwäche der Entente nicht zu offensichtlich zu ent­hüllen, will man nun aber doch noch auf dem Balkan eingreifen. Von Italien wird aus angeblich zuver­lässiger Quelle gemeldet, datz in Albanien Entente­truppen gelandet werden wollen, die über Koritza auf Monastir den bedrängten Serben zu Hilfe kommen sol­len. Es sollen auch italienische Truppen herangezogen werden. Wenn die Entente noch etwas ausrichten will, da mutz sie aber schnell machen. Asquith hat zwar im Unterhaus angekiindigt, dah der Beschluß, eine schnelle und kräftige Fortsetzung des Krieges durch Ver­

stärkung des britischen Generalstabes und durch enges Zusammenarbeiten der militärischen Stellen der Alli­ierten bereits in die Tat umgesetzt worden sei. Es werde jetzt bald ein gemeinschaftlicher Kriegsrat kom­men, in dem das französische und englische Kabinett vertreten sein werden, und er hoffe, daß auch Italien und Rußland sich anschlietzen. Der gemeinsame Kriegs­rat wäre auf diese Weise geschaffen, aber in der Aus­führung der Beschlüsse dürfte die Gemeinsamkeit doch etwas notleiden, denn jeder der Vierverbandsstaaten möchte die militärische Seite der Forderungen gern auf den andern abschieben. Italien kann trotz des drin­genden Appells der französischen Presse und der War­nung, datz mit der Besetzung Valonas durch Oesterreich- Ungarn und Bulgarien die Oberherrschaft Italiens an der Adria für immer verloren sei, sich gar nicht recht zu einerDiversion" auf dem Balkan entscheiden, über Rußlands Hilfeabsichten kann man vorerst auch nur Vermutungen anstellen, und England, ja England braucht jetzt seine ganze Kraft zur Verteidigung seines Orientbesitzes. Auch die andyrn Staaten, namentlich aber Italien sollen für diese englischen Interessen ge­wonnen werden. Es verlautet mit Bestimmtheit, datz aus diesem Grunde Lord Kitchener nach dem Orient geht, da er als der tüchtigste englische Heerführer als Oberbefehlshaber für die gesamten Streikräfte in Aegypten ausersehen sei. Der ganze Suezkananl werde unter gewaltigen Anstrengungen zu einer einzigen Festung ausgebaut, und es soll ein großes Heer zu seiner Verteidigung bereit gestellt sein. Die Engländer wollen wissen, wie dieKölnische Ztg." erfährt, datz auf dem Donauweg Massentransporte von deutschen Truppen und Munition nach Konstantinopel gingen, um das türkische Heer in Syrien zu verstärken. Wir können das Kopfzerbrechen über die Zuverlässigkeit dieser Nachricht ruhig den Engländern überlassen, die Aufregung in englischen Kreisen beweist aber schon ihre heillose Angst vor der Zukunft. 0. 8.

Die Lage auf den Kriegsschauplätzen.

Die deutsche amtliche Meldung.

(WTB.) Großes Hauptquartier, ll. Noo. Amtlich. Westlicher Kriegsschauplatz. An verschiede­nen Stellen der Front Artilleriekämpfe, sowie lebhafte Minen- und Handgranatentätigkcit. Ein englisches Flugzeug mußte nordwestlich von Bapaume landen. Die Insassen sind gefangen genommen.

Oestlicher Kriegsschauplatz. Heeresgruppe des Eeneralfcldmarschalls von Hindenburg: Bei Kemmern (westlich von Riga) wurden gestern drei An­griffe, die durch Feuer russischer Schisse unterstützt wur­den, abgeschlagen. Zn der Nacht sind unsere Truppen planmäßig und ungestört vom Feind aus dem Waldge- ländc westlich und südwestlich von Schlock zurückgezogen worden, da es durch den Regen der letzten Tage in Sumpf verwandelt ist. Bei Bersemiinde (südöstlich von Riga) kam ein feindlicher Angriff in unserem Feuer nicht zur Durchführung. Bei einem kurzen Gegenstoß nahmen wir über Ivü Russen gefangen.

Heeresgruppe des Eencralfeldmarschalls Prinz Leopold von Bayern: Die Lage ist unver­ändert.

Heeresgruppe de» Generals v. Li ns in gen: Unterstützt von deutscher Artillerie warfen österreichisch­ungarische Truppen die Russen aus Kosciuchnowka (nördlich der Eisenbahn KowelSarny) und ihren südlich anschließenden Stellungen. 7 Offiziere, über 2VV Mann und 8 Maschinengewehre wurden eingebracht. Südlich der Bahn scheiterten russische Angriffe.

Balkankriegsschauplatz. Die Verfolgung der Serben im Gebirge südlich der westlichen Morava hat gute Fortschritte gemacht. Ueber 4VÜV Serben wur­den gefangen genommen. Die Armee des Generals Bojadjieff hat die Morava an mehreren Stellen überschritten. Oberste Heeresleitung.

Der österreichisch-ungarische Tagesbericht.

(WTV.) Wien, ll. Nov. Amtliche Mitteilung vom ll. November mittags:

Russischer Kriegsschauplatz. Westlich von Czartorysk wiesen wir einen russischen Angriff ab. Westlich von Rafalowka warfen österveichisch- ungari­sche Truppen, vom Feuer deutscher Batterien begleitet, den Feind an den Styx zurück, wobei 7 Offiziere, 2VÜ Mann und 8 Maschinengewehre in unseren Händen blieben. Sonst nichts Neues.

Italienischer Kriegsschauplatz. Die Ztaliener nahmen ihre Anstrengungen, Görz zu gewin­nen, von neuem aus. Zn der Pause nach der dritten Jsonzojchlacht hatten sie Ersatzmannschasten eingereiht und weitere Truppen im Görzischen zusammengezogen. Gestern setzten sie nach mehrstündiger heftiger Artil­lerievorbereitung an der ganzen Front von Plava bi» zum Monte Dei Sei Bufi mit starken Kräften zum all­gemeinen Angriff an. Wieder schlugen die tapferen Verteidiger alle Stürme teils durch Feuer, teils im Handgemenge unter schwersten Verlusten des Feindes ab, dessen Angriffslust in einem abendlichen Unwetter für diese« Tag vollends erlahmte.

Südöstlicher Kriegsschauplatz. Oestlich von Trebinje schlugen wir einen starken montenegri­nischen Angriff ab. Der Feind erlitt große Verluste. Die von Uzice südwärts vordringenden österreichisch­ungarischen Truppen hatten gestern den halben Weg nach Nova Baros zuriickgelegt. Nordöstlich vo» Zoanjica warfen wir den Feind aus mehreren Stellungen a«s dem Cemero-Riicken. Die deutschen Divisionen des Ge­nerals von Koeoeß drängen die Serben im Eerbiete der Stolovi Planina zurück. Oestlich davon erkämpften sich K. u. K. Streitkräfte den Aufstieg auf die Krnja Zela und den Pogled. Zn Trstenik fielen Ivvv Serben in unsere Hand. Zn Vranjacka-Banja, südwestlich Trste­nik. haben die Serben ein Fcldspital mit 1000 verwun­deten Soldaten und Offizieren und einen Arzt zurück- gelassen. Die Armee des Generals von Gallwitz kämpft nordöstlich von Brus und an den Nordfiißen des Za- strebac-Gebirges. Bulgarische Streitkräfte überschreiten bei Aleksinac die Morava.

Die Lage in Serbien.

Berlin, 12. Nov. Aus dem Kriegspressequartier wird demBerliner Lokalanzeiger" gemeldet: Die Armeen Koevetz und Gallwitz sind derart in Gebirgs­gegenden tätig, datz auf ein fließendes Vorgehen nur dann zu rechnen ist, wenn der Feind rasch zurückgeht, oder wenn größere Unternehmungen einander unter­stützen, Beim linken Flügel der Armee Gallwitz wird sich die aus dem Raum AleksinacNischLeskovac vor­wärts getragene Offensive der Bulgaren geltend machen. Für diese bulgarische Front öffnet sich an meh­reren wichtigen Einbruchsstellen das Land, sodatz nur der Widerstand des Feindes niederzuringen ist. Seit dem Zusammenschluß mit der Armee Gallwitz find bul­garische Truppen frei geworden, die mit Erfolg bei dem bevorstehenden Angriff eingesetzt werden können. Je weiter die Bulgaren gegen Westen in das Toplica- tal vorstotzen, um so schwächer mutz der Widerstand des Feindes um Iastrebac werden. Die Serben werden danach trachten müssen, den Rückzug gegen Prischtina fortzusetzen. Die Armee Koevetz steckt mit ihrem rechten